Im Jahr 2021 werden die CO2-Emissionen um 4, 9 Prozent gegenüber dem Corona-Jahr 2020 steigen.

Die Corona-Pandemie hat den Klimawandel nur kurz gebremst. Der weltweite Ausstoß des Treibhausgases CO2 ist schon annähernd wieder so hoch wie vor der Krise. Während auf dem Weltklimagipfel in Glasgow um globale Lösungen im Kampf gegen die Erderwärmung gerungen wird, hat der Forschungsverbund Global Carbon Project in seinem Klimaschutzbericht besorgniserregende Zahlen vorgelegt: Nachdem der globale Ausstoß von Kohlendioxid aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas im Vorjahr infolge der Pandemie gesunken war, prognostizieren die Forscher für 2021 einen Anstieg um 4,9 Prozent. Die weltweiten CO2-Emissionen würden damit wieder annähernd das Niveau von 2019 erreichen.

Der weltweite Ausstoß von klimaschädlichem Treibhausgas geht damit weiter nach oben. Ein weiterer Anstieg der Emissionen sei auch für 2022 nicht auszuschließen, so der Bericht. Um das Ziel von netto null CO2-Emissionen bis 2050 zu erreichen, müsste der gesamte CO2-Ausstoß jedes Jahr um 1,4 Milliarden Tonnen sinken. Im Corona-Jahr waren es minus 1,9 Milliarden Tonnen. Von der Erreichung dieses Ziels sei die Welt aber weit entfernt, so der Bericht: Um den Anstieg der globalen Mitteltemperatur wie angestrebt auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau mit einer 50-prozentigen Erfolgswahrscheinlichkeit zu begrenzen, dürften insgesamt künftig nur noch 420 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Legt man den Emissionslevel von 2021 von 36,4 Milliarden Tonnen CO2 zugrunde, wäre dieses CO2-Budget bereits in elf Jahren aufgebraucht.

China, seit Jahren der mit Abstand größte Verursacher von CO2-Emissionen – war nach den Berechnungen des Global Carbon Project im Jahr 2020 für 31 Prozent der fossilen Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Chinas Anteil am weltweiten Treibhausgasausstoß stieg nochmals deutlich, weil die Emissionen beim zweit- und beim drittgrößten Verursacher, den USA und der EU, wegen der coronabedingten Einschränkungen deutlich zurückgingen: in den USA um 10,6 und in der EU sogar um 10,9 Prozent.

Bei den Prognosen zum verbleibenden Klimabudget bleibt ein Unsicherheitsfaktor, weil neben der künftigen Entwicklung der CO2-Emissionen auch die Aufnahmefähigkeit der sogenannten natürlichen Senken zu berücksichtigen sind: Ozeane und Landpflanzen, vor allem Wälder. Sie schlucken gemeinsam rund die Hälfte der jährlichen weltweiten CO2-Emissionen. Doch nach den Berechnungen des Global Carbon Project nimmt die Aufnahmefähigkeit der natürlichen CO2-Schlucker ab. Die Aufnahmefähigkeit der Landpflanzen sei bereits um 15 Prozent gesunken.

Der Ozean sei in der Lage, 25 Prozent des menschengemachten CO2-Ausstoßes aufzunehmen. Gegenstand von Modellrechnungen sei deshalb auch die Frage, ob man die Aufnahmefähigkeit beschleunigen und den marinen Bereich dazu anregen könne, künftig mehr CO2 aufzunehmen. Das Global Carbon Project sieht im aktuellen Bericht Signale dafür, dass der Einbruch der Wirtschaft durch die Corona-Pandemie den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigt hat. Die bisherigen Investitionen in nachhaltige Wirtschaft in den Konjunkturprogrammen der meisten Länder reichten aber nicht aus, um die Trendwende beim CO2-Ausstoß zu schaffen.

Der Report vom Global Carbon Project https://essd.copernicus.org/preprints/essd-2021-386/

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