Eine aktuelle Studie hat festgestellt, dass sich die Finanzierung der Green Wall in der afrikanischen Sahelzone aus ökonomischer Perspektive auf jeden Fall lohnt.

Eine Studie der Universität Bonn und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, hat nun festgestellt, dass sich die Finanzierung der Green Wall aus ökonomischer Perspektive jedenfalls lohnt.

Bäume binden CO2 und sind deshalb ein wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen die Klimakrise. Doch vielerorts, wie etwa in Afrika, sind viele der ehemals fruchtbaren Regionen heute nahezu unbewachsen. Gründe dafür sind Dürren, die durch die Erderwärmung zunehmen. Aber auch ineffiziente landwirtschaftliche Anbaumethoden und Übernutzung des Bodens tragen in Afrika dazu bei, dass in den Regionen nur wenig Bäume aus dem Boden ragen. Im Jahr 2007 beschloss die Afrikanische Union das mit dem ambitionierten Projekt Green Wall zu ändern.

Dieses sieht vor, 100 Millionen Hektar Land in der Sahelzone nach und nach zu renaturieren. Das Projekt, das vor 15 Jahren gestartet wurde, geriet jedoch ins Stocken. Die ambitionierten Ziele wurden bisher aufgrund fehlender finanzieller Mittel noch nicht erreicht. Daher bekundete die internationale Gemeinschaft beim Pariser Umweltgipfel Anfang 2021, das Umweltprojekt mit fast zwölf Milliarden Euro stärker voranzubringen.

Die Studie unterteilte die Sahelzone in 40 Millionen Parzellen von jeweils 25 Hektar. Für jede Parzelle analysierten die Forscher dann, welche Renaturierungsmaßnahmen dort möglich wären und wie viel diese kosten würden. Dieser Kalkulation stellten sie den dadurch erzielbaren ökonomischen Nutzen gegenüber. Dazu zählen etwa Dinge, die durch das Ökosystem erzeugt werden: Nahrungsmittel und Trinkwasser, aber auch Rohstoffe wie Holz oder Heilpflanzen.

Wirtschaftlich und ökologisch am vorteilhaftesten sei laut den Forschenden in der Regel eine Wiederaufforstung. Bis aus ein paar hundert Setzlingen ein Wald entsteht, vergehen aber schnell 30 Jahre, wodurch sich das Investment erst langfristig lohnt. Kurzfristige Effekte sind jedoch zu erzielen, wenn degradierte Gebiete in Ackerland umgewandelt werden. Bei diesem Basis-Szenario wirft jeder aufgewendete Dollar im Schnitt eine Rendite von 20 Cent ab. Jedoch seien die erzielbaren Gewinne und Umwelteffekte deutlich geringer als bei langfristigen Szenarios.

Zumindest in der Theorie fällt die ökonomische Bilanz für Teile Nigerias, Eritreas und Äthiopiens am positivsten aus. Hier lohnt sich die Investition in die Green Wall den Studienautoren zufolge am meisten. Um sämtliche vorgeschlagenen Maßnahmen zu finanzieren, wäre eine Summe von 44 Milliarden US-Dollar nötig – weit mehr, als die Weltgemeinschaft zugesagt hat. Mit der berechneten Summe ließen sich theoretisch knapp 28 Millionen Hektar Land renaturieren. Doch die Forschenden schätzen, dass davon nur 14,1 Millionen Hektor für die Initiative übrigbleiben. Grund dafür ist die Sicherheit: Viele der Regionen, in denen der Bau der Green Wall sinnvoll wäre, sind aufgrund bewaffneter Konflikte für solche Maßnahmen einfach zu unsicher.

Infos zur Studie: www.nature.com/articles/s41893-021-00801-8

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