In Dänemark auf der Ostseeinsel Bornholm entsteht Europas größtes Ökostromprojekt.

Dänemark plant das größte Ökostromprojekt in Europa. Auf der Ostseeinsel Bornholm entsteht ein Sammelpunkt für die Energie, die mehrere Windparks liefern. Von dort fließt der Strom über Unterwasserkabel außer nach Dänemark in weitere interessierte Länder. Am Anfang stehen zwei Gigawatt zur Verteilung bereit.

Eine zweite Energieinsel wird in der Nordsee errichtet. Sie muss eigens angelegt werden. Mit welcher Technik ist noch offen. Sie könnte aufgeschüttet werden oder schwimmen. Anfangs wird sie drei Gigawatt sammeln und weiterleiten. Mit Belgien und dem deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50 Hertz hat der dänische ÜNB Energinet bereits Verträge für Unterwasserkabel abgeschlossen. Die beiden Energieinseln sollen 2030 startbereit sein. Sie könnten fünf Millionen Haushalte versorgen, deutlich mehr als es im 5,8-Millionen-Einwohner-Land Dänemark gibt.

Langfristig sollen von der Energieinsel in der Nordsee stolze zehn Megawatt verteilt werden. Dazu ist der Bau von weiteren Windenergieanlagen in der nördlichen Nordsee vorgesehen. Das sie dann über eine große Fläche verteilt sind und der Wind im Norden stärker und regelmäßiger weht als im südlichen Teil wird die Versorgungssicherheit dadurch stark erhöht. Die Kosten für die beiden Energieinseln und die nötige Infrastruktur werden auf 210 Milliarden Dänische Kronen (knapp 30 Milliarden Euro) geschätzt.

Bisher liefern wenige Windparks Strom an eine schwimmende Zentrale in der Nähe. Von dort fließt er über Kabel an Land. Davon profitiert natürlich nur das Land, in dem das Kabel endet. Das dänische Projekt ist dagegen viel flexibler. Alle angeschlossenen Länder können, so weit es geht, nach ihrem Bedarf mit Strom versorgt werden. Dänemark will seinen Anteil vor allem nutzen, um fossile Energieträger abzulösen. Wärmepumpen sollen vermehrt eingesetzt werden, um Wohnungen zu heizen und Warmwasser zu bereiten. Außerdem soll die Elektrifizierung des Straßenverkehrs vorangetrieben werden. Überschüssiger Ökostrom aus den beiden Energieinseln kann in Wasserstoff und klimaneutrale Kraftstoffe umgewandelt werden, die in Flugzeugen, Schiffen und der Schwerindustrie eingesetzt werden.

Die künstliche Nordseeinsel wird 445 m x 270 m groß sein. Sie bietet Platz für die komplexe Elektrotechnik zur Sammlung des Stroms, seine Umformung in Transformatoren sowie Gleich- und Wechselrichtern, seine Weiterleitung sowie für die Unterbringung der Mannschaft. Auch ein Hafen ist eingeplant. Ob auf der Insel auch Stromspeicher installiert werden, die Flauten zu überbrücken helfen, ist noch nicht ausgemacht. Sie könnten auch da aufgebaut werden, wo der Windstrom in Deutschland, Belgien und möglicherweise noch anderen Staaten auf das Festland trifft.

Der Bau der Inseln und der Infrastruktur für das Ökostromprojekt ist eine große Herausforderung. Es muss sichergestellt sein, dass die Insel in der Nordsee auch Unwetter übersteht, die wegen des Klimawandels heftiger ausfallen können als früher. Außerdem müssen Lösungen und fortschrittliche Softwaremodelle entwickelt werden, die die Systeme gegen extreme oder seltene Ereignisse, einschließlich Cyberangriffe, die immer häufiger auftreten, absichern.

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