Regenwälder erholen sich innerhalb von 20 Jahren, wenn man sie lässt, das ist sogar besser als gezieltes Bepflanzen.

Wenn der Mensch sie lässt, kann die Natur erstaunliche Dinge vollbringen: Regenwälder sind zum Beispiel in der Lage, sich innerhalb von rund 20 Jahren beinahe vollständig zu erholen und zuzuwachsen. Das zeigt eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Science erschienen ist.

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deuten die Ergebnisse ihrer Untersuchung so, dass es noch es nicht zu spät sei, die Schäden rückgängig zu machen, die die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten in den Tropenwäldern verursacht hat. Diese Fähigkeit zur Regeneration lässt sich auf einen bereits erforschten Mechanismus zurückführen: Alte, bestehende Flora und Fauna des Waldes kann eine neue Generation beim Wachstum unterstützen – ein natürlicher Prozess, der als sekundäre Sukzession bekannt ist.

Im Jahr 2020 holzte die Menschheit tropische Wälder auf mehreren Millionen Hektar Land ab, insgesamt ging rund die Fläche der Niederlande an Wald verloren. Vor allem in Brasilien nahm die Rodung stark zu. Häufig müssen die Ökosysteme Platz für Plantagen oder Viehweiden machen, doch oft bleiben die Gebiete anschließend auch ungenutzt.

Für die Studie hatten mehr als 90 Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Ländern Daten zur Wiederaufforstung von 77 Standorten und 2275 Parzellen in Nord- und Südamerika und Westafrika untersucht. Mithilfe einer Modellierung über die Zeit konnten sie langfristige Trends bei der Erholung der Wälder ableiten. Dabei berücksichtigten sie unter anderem Daten zu Artenvielfalt, Struktur des Ökosystems, Biomassezuwachs oder Bodenrichtwerten. Die Zeitspanne, in der sich die Natur wieder erholen durfte, reichte von einem bis zu 120 Jahre nach der Abholzung.

Das Ergebnis zeigt: Verschiedene Bestandteile eines Waldsystems benötigen unterschiedlich viel Zeit, um das Niveau eines alten, gesunden Waldes zu erreichen. Während sich der Boden in durchschnittlich zehn Jahren erholt, erreichte die Artenvielfalt in der Pflanzengemeinschaft und der Tierwelt erst nach rund 60 Jahren ihren ursprünglichen Zustand. Die Gesamtbiomasse regeneriert sich innerhalb von 120 Jahren. Nach nur 20 Jahren würden tropische Wälder etwa 78 Prozent ihres ursprünglichen Zustands wiedererlangen. Das Verständnis davon, wie Sekundärwälder auf aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen entstehen, sei für den Erhalt der biologischen Vielfalt von entscheidender Bedeutung, so die Forscher. Die Ergebnisse könnten künftige Klimaschutzmaßnahmen beeinflussen. Denn gerade Sekundärwälder binden sehr viel Kohlenstoff.

Infos zur Studie: www.science.org/doi/10.1126/science.abh3629

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