Steigende Meeresspiegel, Erderwärmung und Extremwetter sind eine Gefahr für das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer.

Schweinswale und Robben leben im Wattenmeer – und Zehntausende andere Arten auch, von Algen über Würmer bis Muscheln. Das komplexe Ökosystem erstreckt sich über 11.500 Quadratkilometer zwischen Dänemark, Deutschland und den Niederlanden. Jetzt ist das Wattenmeer, ein Unesco-Weltnaturerbe, durch den Klimawandel bedroht.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) warnt, dass das Überleben der Artenvielfalt von der Umsetzung von Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen abhängt. 180 Wissenschaftler aus den Anrainerstaaten haben beim International Scientific Wadden Sea Symposium über die Klima-Auswirkungen etwa auf die Biodiversität beraten.

Millionen Vögel sind jedes Jahr bei ihren Wanderungen von den Brutgebieten in der Arktis zu ihren Winterquartieren in Afrika zu Gast im Wattenmeer. Sie kommen immer dann vorbei, wenn sie genug zu essen finden. Durch den Klimawandel kann diese Synchronisierung durcheinandergeraten, heißt es bei der Nationalparkverwaltung.

Ein gut erforschtes Beispiel ist der Knutt, ein Watvogel, der das Wattenmeer als Zwischenstopp nutzt: Wenn die Küken in den arktischen Brutgebieten schlüpften, sind viele ihrer Nahrungstiere schon nicht mehr da. Die schlecht ernährten Jungvögel entwickelten kürzere Schnäbel. Dadurch haben sie als erwachsene Vögel Nachteile in ihren afrikanischen Winterquartieren, weil sie dort in Feuchtgebieten nach Bodenlebewesen stochern. Bei Vögeln, die im Wattenmeer brüten, zerstören immer häufiger Sturmfluten die Gelege.

Durch die Erwärmung der Meere können im Wattenmeer zudem mittlerweile auch Arten leben, die sich hier vor einigen Jahrzehnten noch nicht wohlfühlten. Einige fremde Arten sind schädlich, verdrängen heimische Tiere und Pflanzen oder schleppen Parasiten ein. Andere können sich aber auch positiv auswirken. So dient die Amerikanische Schwertmuschel als Nahrung für einheimische Vögel. Auf Sylt haben sich mehr als hundert eingeschleppte gebietsfremde Arten im Wattenmeer angesiedelt, ohne ursprüngliche Bewohner zu vertreiben. So wächst die Vielfalt sogar.

Ein besonderer Lebensraum innerhalb des Ökosystems Wattenmeer sind die Salzwiesen. Diese entstehen an flachen, von Gezeiten beeinflussten Küsten, wenn sich dort nach jeder Flut Sedimente ablagern und sich eine Schlickschicht bildet. Ist diese Schicht dick genug, siedeln sich dort erste Pflanzen wie der Queller an. Salzwiesen sind mehr als nur ein Lebensraum für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen, sie schützen nach Angaben des Landesbetriebs für Küstenschutz die Küste und Deiche bei Sturmfluten, weil sie heranrollende Wellen dämpfen. Und sie dienen als Kohlendioxid-Speicher. Doch wenn die Temperaturen im Zuge des globalen Klimawandels steigen, könnte das System aus dem Gleichgewicht geraten.

Unterstütze SEIN

Vielen Dank an alle, die den Journalismus des SEIN bisher unterstützt haben.
Die Unterstützung unserer Leser trägt dazu bei, dass wir unsere redaktionelle Unabhängigkeit behalten und unsere eigene Meinung weiter äußern können. Wir sind sicher, dass unsere redaktionelle Arbeit und unsere Themenvielfalt und Tiefe den gesellschaftlichen Wandel beflügeln. Wir brauchen Deine Unterstützung, um weiterhin guten, kreativen "Lösungs-Journalismus" zu liefern und unsere Offenheit zu wahren. Jeder Leserbeitrag, ob groß oder klein, ist wertvoll. Wenn Du unsere Arbeit wertschätzt, unterstütze SEIN noch heute - es dauert nur wenige Minuten. Vielen Dank.
SEIN unterstützen

Dieser Artikel ist Teil der Themenseite(n):





Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*