Bild: Nord Stream 2 Rügen von Jürgen Mangelsdorf Lizenz: cc-by-ndDie Auswirkungen des Krieges auf die deutsche Energiepolitik 27. Februar 2022 Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine hat auch massive Auswirkungen auf die deutsche Energiepolitik. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine wird auch massive Auswirkungen auf die deutsche Energiepolitik haben. Zunächst einmal ist das umstrittene Projekt Nord Stream 2, das Erdgas von Russland nach Deutschland liefern sollte, auf Eis gelegt worden. Das ist auch in klimapolitischer Hinsicht ein richtiger Schritt. 23 Jahre vor der von der Bundesregierung angepeilten vollständigen Klimaneutralität des Landes im Jahr 2045 steht jede milliardenschwere Investition in fossile Energieinfrastruktur auf schwachen argumentativen Füßen. Nicht nur hätte diese Pipeline die ohnehin zu große Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen weiter erhöht, auch die Notwendigkeit einer neuen Röhre stand bis zuletzt in Zweifel. Der Thinktank Agora Energiewende ging noch Anfang letzten Jahres von einem leichten Anstieg des Gas-Importbedarfs in Deutschland für die nächsten zehn Jahre aus – allerdings ließe sich dieser laut den Experten wahrscheinlich auch mit der bestehenden Import- und Speicherinfrastruktur decken. Die Eignung als klimaschonender Übergangsstoff ins Zeitalter der erneuerbaren Energien steht bei Erdgas ohnehin infrage: Erdgas ist in der Verbrennung zwar emissionsärmer als Kohle, verursacht aber hohe Methanemissionen vor allem bei der Förderung. Jedes Methanmolekül erwärmt die Luft vielfach stärker als Kohlendioxid, je nach veranschlagtem Zeithorizont ist der Treibhauseffekt 34- bis 86-mal so hoch. Durch eine verstärkte Nutzung von Gas als Energieträger würden diese Emissionen steigen. Um von der Abhängigkeit russischer Gaslieferungen wegzukommen, hat die deutsche Bundesregierung den Bau von Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven beschlossen. Die Gewinnung und der Transport sind allerdings klimaschädlicher als Pipeline-Gas. Besonders für den Transport von Flüssiggas über die Weltmeere ist viel zusätzliche Energie notwendig. So wird das Gas auf minus 163 Grad Celsius heruntergekühlt, bis es flüssig wird und nur noch ein Sechshundertstel seines ursprünglichen Volumens hat. Anschließend muss es wieder in Pipeline-Gas umgewandelt oder regasifiziert werden. Das Ende von Nord Stream 2 und eine schleichende Abkehr von Russland als größten Gasversorger könnte also mindestens kurzfristig zu mehr Kohlendioxid-Emissionen und zu höheren Preisen führen. Im schlimmsten Fall eines Lieferstopps von russischem Gas, Erdöl und Kohle drohen sogar Versorgungsengpässe. In dem Fall muss man über die Ausweitung der Kohleverstromung und sogar die längere Nutzung der Kernenergie wieder nachdenken. Auch wenn mit kurzfristig höherer Kohleverstromung und zusätzlichem Import von Flüssiggas die Klimabilanz Europas leiden könnte, ist mittelfristig ziemlich klar, wohin der Weg der deutschen Energiepolitik gehen wird: Die Energiewende muss noch schneller vorangetrieben werden. Auch dürften die Pläne von Wirtschaftsminister Habeck, die Wind- und Solarenergie drastisch auszubauen, angesichts der neuen Preissprünge mehr Unterstützer finden. Und nicht zuletzt sind die Befürworter der Energiewende nun um ein brandaktuelles Argument reicher: Jedes neue Windrad, jede neue Photovoltaikanlage bedeuten ein Stück mehr Unabhängigkeit vom Aggressor Putin. Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.