Die Klima- und Umweltbilanz der Viehzucht ist schlecht, weil Fleisch zu billig ist. Immer mehr Experten fordern eine Fleischsteuer.

Dass die landwirtschaftliche Tierhaltung erheblich zur Erderwärmung beiträgt, steht außer Frage: Ein Großteil der Methan-, Lachgas- und Kohlenstoff­emissionen entstehen durch die Viehzucht und ihre Versorgungsketten. Darüber hinaus werden großflächig Wälder gerodet, um Platz für Weiden und den Anbau von Tierfutter zu schaffen. Immer mehr Experten fordern angesichts von zu niedrigen Fleischpreisen deshalb eine Fleischsteuer, um so die Massentierhaltung und den Konsum zu reduzieren.

Billigfleisch hat seinen Preis. Die Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung, die sehr günstige Fleischpreise ermöglichen, sorgen leider dafür, dass es Kühen, Hühnern und Schweinen schlecht geht. Dazu kommt, dass die Tierzucht auch für Umwelt und Klima negative Folgen aufweist: Die Viehzucht ist für 13 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, da Rinder bei der Verdauung das klimaschädliche Gas Methan freisetzen. Zudem sorgen große Weideflächen für nachlassende Artenvielfalt, Gülle aus der Tierhaltung gilt als Hauptursache für hohe Nitratwerte im Grundwasser.

Rechnet man all diese Faktoren zusammen, ist Fleisch zu billig – ein Kilogramm Rind, Schwein, Lamm oder Geflügel müsste eigentlich ein Vielfaches von dem kosten, was wir gegenwärtig zahlen. Forscher von der TU Berlin und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sowie Kollegen der Uni Oxford haben nun in einer Modellrechnung ermittelt, wie teuer Fleisch sein müsste, damit es eine ausgeglichene Klima- und Umweltbilanz aufweist. Gleichzeitig fordern sie in ihrer Studie eine Fleischsteuer.

Bei unterschiedlichen Produktionsketten ergibt sich für Rindfleisch in Ländern mit hohem Einkommen durch die Fleischsteuer eine Preissteigerung im Einzelhandel von 35 bis 56 Prozent. Lamm- und Schweinefleisch wäre um 19 Prozent teurer und Geflügel um 25 Prozent. Dabei sind in diesen Preisen nicht einmal die Schäden durch den Verlust der biologischen Vielfalt oder die negativen Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Gesundheit der Menschen enthalten.

Laut den Forschenden habe eine Fleischsteuer den Vorteil, dass auf diese Weise Einnahmen generiert werden, die Landwirte unterstützen können. Das würde Viehzüchtern helfen, weniger auf die Fleischproduktion und mehr auf alternative Einkommensquellen zu setzen. Zudem könnten höhere Tierschutzstandards umgesetzt werden, denn auch dafür müssen allein in Deutschland Milliarden investiert werden.

Auch ärmere Familien könnten bei der Nahrungsmittelbeschaffung von einer solchen Steuer profitieren. Die Forscher schlagen vor, die Einnahmen aus der Fleischsteuer zur Unterstützung einkommensschwacher Haushalte umzuverteilen oder Obst und Gemüse zu subventionieren. Da sowohl importiertes Fleisch als auch heimische Produkte von der Fleischsteuer betroffen sind, wird verhindert, dass heimische Erzeuger von Produkten aus Ländern mit geringeren Umweltauflagen unterboten werden. Das schützt die heimischen Landwirte vor Wettbewerbsnachteilen.

Infos zur Studie: www.inet.ox.ac.uk/publications/no-2022-01-is-meat-too-cheap-towards-optimal-meat-taxation/

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