Der 6. Weltklimabericht hat es in sich: Es gibt keinen Kontinent, der von den Folgen des Klimawandels verschont bleiben wird.

Der 6. Weltklimabericht kann dramatischer nicht sein: Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann alle Regionen in der Welt so heiß sein werden, dass man dort nicht mehr wohnen kann. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir auf eine Erwärmung von vier Grad zusteuern. Das wiederum würde bedeuten, dass die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht wäre.

Schon heute sind wir bei einer Klimaerwärmung von 1,2 Grad und sehen uns zunehmenden Wetterextremen gegenüber. Das Zeitfenster für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel wird immer kleiner. Einige Ökosysteme wie zum Beispiel die Korallenriffe sind schon an ihrem Limit und werden ab einem bestimmten Temperaturlevel schlicht kollabieren, auch wenn man sie regional zu schützen versucht. Und auch die technologische Anpassung – etwa Deiche oder Klimaanlagen – kommt an ihre Grenzen, wenn es ständig extreme Wetterverhältnisse gibt.

Beim Waldsterben beispielsweise ist die Welt derzeit noch im gelben, moderaten Bereich – obwohl in Deutschland bereits großflächig Fichten abstarben und zwei Drittel der Bäume dauerhaft krank sind. Steigen die Durchschnittstemperaturen weiter – und erreichen global dauerhaft über 1,5 Grad – wird auch der Wald zum Risikopatient. Mit dem drohenden Ökokollaps verringert sich auch unser Schutz. Ohne die kühlende Wirkung der Wälder, die Fische im Meer oder Mangroven und Korallen, die Wellen an Küsten abpuffern, reitet sich die Menschheit immer tiefer ins Klimadesaster, warnen die Wissenschaftler. Bei zwei Grad globaler Erwärmung könnten bis zu 18 Prozent aller Arten an Land aussterben.

In dem 6. Weltklimabericht geht es darum, was die Politik jetzt gegen diese ganzen Missstände und für den Schutz von Menschen und Arten machen müsste. So seien die Möglichkeiten von armen Ländern, sich anzupassen, begrenzt. Sie bräuchten Unterstützung von Industrieländern. Außerdem müssen die Länder zur Kenntnis nehmen, dass sie sich um mehr Naturschutzgebiete kümmern oder auch ihre Kraftwerke und Stromsysteme klimagerecht umbauen müssen. Auch damit steigt der Druck auf die Regierungen. Die Menschheit muss ihre Anstrengungen zur Anpassung verdoppeln und die Häuser, Brücken, Straßen, Gesundheitssysteme und Nahrungsmittelsysteme, auf die wir angewiesen sind, klimaresistent machen.

Auch die Ampelkoalition in Deutschland hat bereits im Koalitionsvertrag mehr Anstrengungen bei der Anpassung gefordert. So soll demnächst ein Klimaschaden-Kataster eingerichtet werden. Damit sollen Risikogebiete in Deutschland kartiert und zu erwartende Kosten erfasst werden. Auch einige Programme für Kommunen laufen bereits. Auch sei höchste Zeit, die Klimarisiken auch in Deutschland in allen Bereichen mitzudenken – egal ob es um die Kühlung von Altenheimen bei Hitzewellen oder den Hochwasserschutz von Siedlungen und Fabriken an Flüssen geht.

Der 6. Weltklimabericht: www.ipcc.ch/assessment-report/ar6/

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