Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg hat in einer Studie den ökologischen Fußabdruck von 200 alltäglichen Lebensmitteln ermittelt.

Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) hat in einer Studie den ökologischen Fußabdruck von 200 alltäglichen Lebensmitteln ermittelt. Welches Essen ist besonders gut für Klima und Umwelt? Häufig ist es mehr die Hülle als der Inhalt. Die Umwelt- und Klimabilanz hängt oft weniger am Produkt, als daran, wo und wie diese Produkte angebaut und danach transportiert und verpackt wurden. Das ifeu hat dazu verschiedene Produktgruppen untersucht, darunter zum Beispiel Obst, Gemüse oder Fleisch- und Milchprodukte.

Eine Flug-Ananas etwa schneidet demnach 25 Mal schlechter ab als dieselbe Frucht, die mit dem Schiff nach Deutschland kommt. Ähnlich verhält es sich oft bei heimischem Gemüse. Wenn zum Beispiel Champignons oder Bohnen frisch im Gemüseregal liegen, sind sie deutlich besser für Umwelt und Klima als eingepackt in Glas oder Dose. Natürlich spielt es aber auch eine Rolle, wo Lebensmittel angebaut werden: Wenn tropische Regenwälder für den Anbau von Palmöl gerodet oder wie in Deutschland Moore für die Landwirtschaft zerstört werden, verschlechtern sich die Klimagasbilanzen laut ifeu-Studie erheblich.

Viele Menschen halten Bioprodukte insgesamt für klimafreundlicher als konventionell erzeugte Lebensmittel. Das stimmt aber nicht immer. Überraschend ist, dass Fleisch, Milch und Eier aus Biolandwirtschaft beim Klimaeffekt manchmal schlechter dastehen als tierische Produkte aus konventioneller Landwirtschaft. Nach Worten des ifeu liegt das daran, dass Biobetriebe mehr Fläche benötigen, weil sie geringere Erträge erwirtschaften. Das kann zu stärkeren CO2-Emmisisionen führen. Die etwas höheren Werte werden aber durch den deutlich geringeren Pestizideinsatz, nachhaltigere Bodenbewirtschaftung und größere Artenvielfaltviel mehr als wettgemacht.

Grundsätzlich haben Fleisch und andere tierische Produkte eine deutlich schlechtere Klimabilanz als pflanzliche Lebensmittel. Der CO2-Fußabdruck gibt an, welche Menge an klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid bei der Herstellung der gleichen Menge eines Produktes entsteht. So fallen bei der Produktion von einem Kilo Rindfleisch durchschnittlich 13,6 Kilo CO2 an, bei Hähnchen 5,5 Kilo und bei Schwein 4,6 Kilo. Bei Eiern sind es 3,0 Kilo. Zum Vergleich: Bei der Produktion von einem Kilo Karotten werden nur 0,1 Kilo CO2 frei.

Der erste Platz der klimafreundlichsten Lebensmitteln geht an Karotte und Weißkohl. Frisch und unverpackt haben sie den niedrigsten CO2-Fußabdruck von allen 200 untersuchten Lebensmitteln: Bei der Produktion von einem Kilo Gemüse entstehen 0,1 Kilo CO2. Wer weder Weißkohl noch Möhren mag, kann bedenkenlos bei vielen anderen heimischen Obst- und Gemüsesorten zugreifen. Ob Apfel oder Erdbeere, Brokkoli oder Lauch, Zucchini oder Spinat, Kartoffeln oder Kürbis: Frisch haben alle einen CO2-Fußabdruck von höchstens 0,3 Kilo. Auch Blattsalat und Rucola schneiden zum Beispiel gut ab.

Mit 0,6 Kilo CO2 zählt auch Brot zu den klimafreundlichen Lebensmitteln. Gleiches gilt für andere Getreideprodukte wie Nudeln oder Bulgur. Landen tierische Produkte wie Butter (etwa 10 Kilo) oder Käse (im Schnitt 7,2 Kilo) auf dem Brot, sieht es direkt deutlich schlechter aus. Veggie-Burger liegen im Trend: Pattys auf Soja- oder Erbsenbasis haben mit etwa 1,5 Kilo CO2 eine viel bessere Ökobilanz als Rinder-Buletten mit rund 9,0 Kilo. Noch klimabewusster ist Sojagranulat (1,0 Kilo) statt Rinderhackfleisch (9,2 Kilo).

Infos unter www.ifeu.de/publikation/co2-fussabdruck-ausgewaehlter-obst-und-gemuesekulturen/

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