Das 1,5-Grad-Ziel könnte durch die für die kommenden Jahre weltweit geplanten Öl- und Gasprojekte in Gefahr geraten.

von Oliver Bartsch

Große Konzerne weltweit investieren trotz aller Warnungen von Klimaschützern Milliarden Dollar in die klimaschädlichen Rohstoffe Öl und Gas, auch um unabhängiger von russischen Lieferungen zu sein.

Die weltweit führenden Öl- und Gaskonzerne planen eine massive Ausweitung ihrer Öl- und Gasprojekte: Allein in den nächsten sieben Jahren sollen Förderprojekte starten, die rund 192 Milliarden Barrel der klimaschädlichen Rohstoffe aus dem Boden holen sollen. Das entspräche umgerechnet rund 97 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente und damit so viel wie China nach heutigem Stand innerhalb eines Jahrzehnts ausstößt.

Längerfristig könnten diese Projekte sogar bis zu 646 Milliarden Tonnen Kohlendioxid produzieren. Das ist mehr als das noch verfügbare weltweite Kohlendioxid-Budget , was noch bleibt, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten. Zum Vergleich: Aktuell geben alle Staaten der Welt rund 37 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in die Atmosphäre ab.

Die Öl- und Gas-Firmen planen rund 195 neue Kohlenstoffbomben. So werden Förderprojekte von Öl und Gas genannt, die während ihrer gesamten Lebensdauer mindestens eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid verursachen. Rund 60 Prozent der Bohrungen haben bereits begonnen, für eine Mehrheit gibt es auch schon endgültige finanzielle Zusagen. Laut den Recherchen vom Guardian geben die größten Öl- und Gaskonzerne für die Erschließung der Rohstoffe rund 103 Millionen US-Dollar pro Tag bis 2030 aus.

Die Journalisten vom Guardian erklären, dass es dabei nicht nur um Unternehmen aus dem Nahen Osten oder Russland geht. Auch Konzerne aus den USA, Kanada und Australien gehörten zu den Ländern mit riesigen Expansionsplänen. Zwei Drittel der kurzfristigen Öl- und Gasprojekte befinden sich laut der Recherche im Nahen Osten, in Russland und Nordamerika. Die meisten dieser Unternehmen nutzen für ihre Förderung zudem umstrittene Technologien wie Fracking, Bohrungen in der Tiefsee und in der Arktis sowie die Ausbeutung von Ölsanden.

Die Macht der Öl- und Gaskonzerne zeigt sich auch an der Börse: In der vergangenen Woche überholte der saudische Konzern Saudi Aramco den Technologiekonzern Apple als das wertvollste Unternehmen der Welt. Die teilstaatliche saudi-arabische Gesellschaft, die als größtes Öl-produzierendes Unternehmen der Welt gilt, wurde auf der Grundlage des Aktienkurses bei Börsenschluss mit 2,3 Billionen Euro bewertet.

Unterstütze SEIN

Vielen Dank an alle, die den Journalismus des SEIN bisher unterstützt haben.
Die Unterstützung unserer Leser trägt dazu bei, dass wir unsere redaktionelle Unabhängigkeit behalten und unsere eigene Meinung weiter äußern können. Wir sind sicher, dass unsere redaktionelle Arbeit und unsere Themenvielfalt und Tiefe den gesellschaftlichen Wandel beflügeln. Wir brauchen Deine Unterstützung, um weiterhin guten, kreativen "Lösungs-Journalismus" zu liefern und unsere Offenheit zu wahren. Jeder Leserbeitrag, ob groß oder klein, ist wertvoll. Wenn Du unsere Arbeit wertschätzt, unterstütze SEIN noch heute - es dauert nur wenige Minuten. Vielen Dank.
SEIN unterstützen

Dieser Artikel ist Teil der Themenseite(n):





Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*