Der Solar-Boom auf deutschen Dächern hält an: 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen erzeugten im ersten Quartal 2022 rund 8,8 Milliarden Kilowattstunden Strom.

von Oliver Bartsch

In das deutsche Stromnetz ist zum Jahresbeginn 2022 ein Drittel mehr Solarstrom eingespeist worden. Schon mehr als zwei Millionen Photovoltaikanlagen sind auf deutschen Häusern und Grundstücken dank Solar-Boom installiert.

Immer mehr private Haushalte und Unternehmen in Deutschland nutzen Sonnenenergie zur Stromerzeugung. Im März 2022 waren auf Dächern und Grundstücken in Deutschland 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 58.400 Megawatt installiert. Damit nahm die Zahl der Anlagen im Vergleich zum März des Jahres 2021 um 10,1 Prozent zu. Die installierte Leistung kletterte dank Solar-Boom um 9,7 Prozent. Mit diesen Photovoltaikanlagen konnten im ersten Quartal des Jahres 2022 rund 8,8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Sonnenenergie ins Netz eingespeist werden – gut ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.

Trotz der erheblich gesteigerten Produktion von Solarstrom lag der Anteil von Photovoltaik an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland in den ersten drei Monaten nur bei 6,3 Prozent. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass ein Großteil des Quartals im kalendarischen Winter mit einer niedrigen Sonneneinstrahlung lag. Im ersten Quartal des Vorjahres hatte der Sonnenstrom noch einen Anteil von 4,7 Prozent. Für viele private Haushalte ist Solarstrom nicht nur Energie-, sondern auch Einnahmequelle. Die Einnahmen dieser Haushalte aus dem Stromverkauf lagen zuletzt bei durchschnittlich 174 Euro im Monat und damit in etwa gleich hoch wie im Vorjahr (177 Euro). Gegenüber dem Jahr 2014 sanken sie aber um 39 Prozent.

Eine Ursache der gesunkenen Einnahmen trozu Solar-Boom ist wahrscheinlich die sinkende Einspeisevergütung für neu installierte Photovoltaikanlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Derzeit liegt die Vergütung bei weniger als sieben Cent pro Kilowattstunde. Zu Beginn der Förderung vor rund 20 Jahren hatten Solaranlagenbetreiber noch mehr als 50 Cent je Kilowattstunde erhalten – bei damals erheblich niedrigeren Strompreisen am Markt. Angesichts von Strompreisen für Endkunden von teilweise mehr als 40 Cent je Kilowattstunde gilt inzwischen eher der Eigenverbrauch als die Einspeisung in das Stromnetz als attraktiv für Hausbesitzer.

Photovoltaikanlagen auf Privathäusern lohnen sich in vielen Fällen dennoch. Dafür ist es entscheidend, dass der Besitzer möglichst viel von seinem Strom auch selbst verbraucht. Denn dann spart er direkt an seiner Stromrechnung, und die wird ja derzeit immer höher – aufgrund der gestiegenen Marktpreise für Strom. Solarfirmen melden derzeit deshalb eine ungebrochen hohe Nachfrage im Einfamilienhaus-Segment.

Doch ein Problem bleibt: Weil sich einerseits der Eigenverbrauch von Solarstrom immer mehr lohnt, andererseits das Einspeisen ins Netz immer weniger, ergibt sich in vielen Fällen ein Anreiz dafür, die Solaranlagen kleiner zu planen als eigentlich möglich wäre. Denn vom Solarstrom einer Anlage, die das ganze Dach füllt, können Familien oft nur einen kleineren Anteil selbst verbrauchen. Das schmälert dann die Rendite.

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