Die Menschheit kann ab Anfang 2020 noch ein CO2-Budget von 500 Milliarden Tonnen ausstoßen, um mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit unter 1,5 Grad zu bleiben.

Die Gesamtmenge des seit Beginn der Industrialisierung ausgestoßenen Kohlendioxids bestimmt weitgehend das Ausmaß der Erderwärmung. Das liegt daran, dass der größte Teil der Erwärmung durch CO2 verursacht wird, und dass CO2 sehr lange in der Atmosphäre verbleibt – zum Teil Zehntausende von Jahren. Nach dem aktuellsten Klima-Bericht von 2022 hat die Menschheit ab Anfang 2020 noch ein CO2-Budget von rund 500 Milliarden Tonnen CO2, um mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit unter 1,5 Grad zu bleiben. Bis 2020 hat die Menschheit schon 2400 Milliarden Tonnen ausgestoßen, mit einer Unsicherheit von plus oder minus zehn Prozent.

Da aktuell pro Jahr rund 40 Milliarden Tonnen CO2 emittiert werden, hätte die Menschheit dieses CO2-Budget bei konstant hohen Emissionen bereits in zehn Jahren aufgebraucht, bei einer linearen Abnahme in 20 Jahren. Bis 2030 sollten die Emissionen laut Weltklimarat IPCC deshalb weltweit halbiert werden.

Was bedeutet das für Deutschland? Im Pariser Abkommen haben sich alle Länder zu Bemühungen verpflichtet, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Wir sind bereits bei 1,2 Grad globaler Erwärmung angelangt und haben den stabilen Temperaturbereich des Holozäns hinter uns gelassen. In Paris wurde es aber den einzelnen Ländern überlassen, ihren Beitrag zu 1,5 Grad selbst zu definieren.

Das Abkommen spricht nur vage von der „gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung der Staaten“, womit die größere Verantwortung der reichen Industrieländer gemeint ist. Deutschland liegt bei den kumulativen Kohlendioxid-Emissionen auf Rang sechs aller Länder der Erde, hinter den USA, China, Russland, Brasilien und Indonesien, die alle eine viel größere Bevölkerung haben. Deutschland gehört im Weltmaßstab zu den Ländern mit der größten Verantwortung für die zunehmend gefährliche Destabilisierung des globalen Klimas.

Deutschland stehen ab 2022 nur noch 3,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß zu, für eine 50prozentige Chance, die Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten. Beim aktuellen Emissionsniveau würde dieses CO2-Budget nur noch vier Jahre reichen. Bei linearer Minderung immerhin bis 2031 – dazu müssten die Emissionen aber rund doppelt so schnell sinken, wie bislang im deutschen Klimaschutzgesetz vorgesehen.

In der EU gibt es Länder mit wesentlich geringeren Pro-Kopf-Emissionen als bei uns. Die EU müsste für das 1,5-Grad-Ziel bei linearer Minderung daher erst 2039 und nicht schon 2031 bei Nullemissionen ankommen. Doch leider reichen auch die bisherigen EU-Ziele nicht aus, um dies – und damit einen fairen Beitrag zur Einhaltung von 1,5 Grad – zu erreichen. Daher sollte nach den neuen Berechnungen des Umweltrats nicht nur Deutschland ambitioniertere Klimaziele anstreben, sondern sich außerdem für stärkere EU-Ziele einsetzen, wofür übrigens auch das Europaparlament gestimmt hat.

Infos unter www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/downloads/report/IPCC_AR6_WGIII_SPM.pdf

Verfasser: Oliver Bartsch – Dieser Beitrag spiegelt nicht die Meinung der gesamten SEIN-Redaktion wieder.

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2 Responses

  1. christoph
    Propaganda ohne wirklich wissenschaftlichen Hintergrund (es geht wieder mal nur ums Geld)

    Jetzt wollte ich gerade eine (großzügige) Spende überweisen und muß diesen sehr einseitigen propagandistischen Klimablödsinn (vom IPCC gefördert ?) lesen. Sehr schade – aber für mich absolut nicht akzeptabel. Spende fällt aus. … Da habe ich doch etwas mehr Recherche und vor allem auch wohlbegründete Stimmen der „Gegenseite“ erwartet. (weltweit sind tausende renommierte „Klimaforscher“ darunter auch Nobelpreisträger absolut gegenteiliger Meinung. Die sog. „Hockeystick – Kurve“ auf der dieser gesamte Dummsinn aufbaut ist gerichtlich geklärte Lüge. Googled das doch mal …

    Antworten
    • Aman
      Propaganda ??

      Lieber christoph,
      das mit der „Hockeystick-Kurve“ ist in der Tat Humbug. Allerdings liegen mittlerweile neuere Erkenntnisse vor.
      (Siehe Artikel https://www.sein.de/warum-der-klimawandel-menschengemacht-ist/ )

      Hier zwei Auszüge aus meinem Artikel:
      Das Gas bildet in der Atmosphäre eine schützende Decke, die verhindert, dass die Erde zu viel Wärme in den Weltraum abstrahlt. Ähnlich wie in einem Gewächshaus wird so ein optimales Klima für die Pflanzen und Tiere auf unserem Planeten geschaffen. Ohne CO2 und andere Spurengase wäre es um 33 °C kälter und wir hätten auf der Erde statt der gegenwärtigen +15 °C eine globale Durchschnittstemperatur von -18 °C.

      Der radikale Abfall des Sauerstoffanteils vor Millionen Jahren ist möglicherweise ein Hinweis auf die Freisetzung großer Mengen an Methan. Methan reagiert mit Sauerstoff. Das heißt: Wenn die Temperatur der Atmosphäre und der Meere weiter steigt, löst sich Methanhydrit. Methanhydrit ist ein zu Eisklumpen unter Kälte und hohem Druck verfestigtes Methan, das in tieferen Meeresschichten und im Boden der gefrorenen Tundra lagert. Es löst sich durch Wärme auf, steigt nach oben und reagiert mit dem Sauerstoff in der Atmosphäre und „verzehrt“ ihn, wobei neues Kohlenstoffdioxid und Wasser entsteht.

      Fakt ist, die Meere versauern. Dabei ist das eingelagerte CO2 die Hauptursache der Versauerung.

      Infolge des menschlichen Kohlenstoffdioxidausstoßes, der zu etwa einem Viertel von den Weltmeeren aufgenommen wird, stieg der Säuregrad der Ozeane seit Beginn der Industrialisierung um knapp 30 % an (Stand 2016). Ohne Reduzierung der gegenwärtigen CO2-Emissionen würde sich der Säuregehalt der Weltmeere bis 2100 mehr als verdoppeln. Die Versauerung verläuft nach dem Fünften Sachstandsbericht des IPCC schneller als alle ähnlichen Versauerungen der vergangenen 65 Mio. Jahre, eventuell der vergangenen 300 Mio. Jahre. Einer 2005 erschienenen Studie der Stanford University zufolge, die einen vorindustriellen pH-Wert des oberflächennahen Meerwassers von durchschnittlich 8,25 annimmt, verringerte sich der pH-Wert durch die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid auf den damaligen Wert von durchschnittlich 8,14. Eine gemeinsame Übersicht aus den USA von der National Science Foundation (NSF), der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und dem United States Geological Survey (USGS) kommt zu dem Schluss, dass vor der Industrialisierung der durchschnittliche pH-Wert bei 8,16 lag, während er heute 8,05 beträgt.

      Lieben Gruß – Aman – Herausgeber

      Antworten

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