Die Menschheit hat erstmals die Schwelle von 8 Milliarden Menschen erreicht. Der Höhepunkt wird für 2080 erwartet.

Von Oliver Bartsch

Laut Berechnungen der Vereinten Nationen (UNO) hat die Weltbevölkerung die Schwelle von 8 Milliarden Menschen erreicht. Damit leben so viele Menschen auf der Erde wie nie zuvor. Doch die Dynamik hat sich verändert. Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen liegt das Bevölkerungswachstum unter einem Prozent pro Jahr und wird in Zukunft weiter zurückgehen. Wie sich die Weltbevölkerung nach der achten Milliarde weiter entwickeln wird, hängt vor allem von der Entwicklung in Ländern mit einem hohen Bevölkerungswachstum ab.

„Subsahara Afrika wird nach aktuellen Prognosen noch deutlich weiterwachsen. Ein Großteil des künftigen Wachstums der Weltbevölkerung wird in dieser Region und in einigen Ländern in Asien stattfinden“, so Dr. Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Der Höhepunkt der Weltbevölkerung wird mit rund 10,4 Milliarden Menschen in den 2080er Jahren prognostiziert. Mit einer weiter steigenden globalen Bevölkerung gehen Chancen, aber auch Herausforderungen einher.

Das Wachstum der Weltbevölkerung mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang zu bringen, ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen für Mensch und Umwelt. „Mehr Menschen bedeuten dabei nicht zwangsläufig auch einen größeren ökologischen Fußabdruck“, betont Swiaczny. Fast die Hälfte der globalen CO2-Emissionen werden von den zehn Prozent der Weltbevölkerung mit dem höchsten Einkommen verursacht, während der Beitrag der ärmsten Hälfte zu vernachlässigen ist. Bei anhaltendem Bevölkerungswachstum die weitere Steigerung des Index menschlicher Entwicklung vom ökologischen Fußabdruck zu entkoppeln, sei eine gemeinsame globale Herausforderung.

Besondere Bedeutung komme dabei der Unterstützung von Ländern in Afrika südlich der Sahara zu, denn dort lebe die größte Jugendgeneration aller Zeiten, 43 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre alt. In diesen jungen Menschen stecke ein großes Potenzial, das, wie einst in den ostasiatischen Tigerstaaten, zu einer demografischen Dividende und damit wirtschaftlichem Aufschwung führen könnte. Voraussetzung dafür wäre aber ein deutlich schnellerer Rückgang der Geburtenraten, als das bislang in den meisten afrikanischen Staaten südlich der Sahara der Fall sei.

„Fehlende sexuelle Aufklärung, Zugang zu Sekundarbildung für Mädchen und der Mangel an Verhütungsmitteln führen dazu, dass die Frauen in vielen Regionen sehr viel mehr Kinder gebären, als sie sich wünschen und vor allem auch versorgen können“, erklärt Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Gerade in den benachteiligten Regionen gelten Kinder immer noch als Altersversicherung. Hinzu kommen traditionell und patriarchalisch geprägte Familienstrukturen, in welchen die Mädchen auf die Rolle der Mutter reduziert werden und oft schon im Teenageralter die ersten Kinder bekommen. Spätestens dann werden sie in der Regel von der Schule ausgeschlossen und die Armutsspirale ist vorprogrammiert.

„Mit einer gezielten Demografiepolitik und Investitionen in die Gesundheitsversorgung, Mädchenbildung und Familienplanung können afrikanische Staaten den Bevölkerungswandel weiter vorantreiben,“ meint auch Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 2,5 Milliarden Menschen in Afrika leben. „Dies mag dramatisch klingen, doch in den letzten Jahrzehnten hat sich das Bevölkerungswachstum in Afrika bereits verlangsamt. Länder wie Äthiopien, Senegal und Tunesien haben große Fortschritte in Sachen Gesundheit, Bildung und Gleichberechtigung gemacht, was auch dazu geführt hat, die Geburtenrate zu senken.“

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