Was ist „Param Advaita“? Die Definition sagt: „Jenseits von Einheit und jenseits von Vielheit.” Besser: Jenseits von Konzepten über dies und das, Einheit, Zweiheit, Mehrheit, Nullheit, ­Keinheit. Nicht dies und nicht das (neti neti), und sowohl als auch (kennen wir vom Tantra). Wieder andere nennen es „den gewöhnlichen Zustand“, oder, poetischer und „nach etwas ­klingend“ ausgedrückt: Sahaja-Samadhi. Osho meinte „beyond enlightenment“, Aurobindo sprach von „bringing it down to earth“.

 

Letztlich ist es völlig egal, wie man es nennt. Man muss es nicht einmal benennen. Es ist auch kein definierter Zustand. Es ist eben überhaupt kein Zustand. Oder eben jeder x-beliebige Zustand. Und ja, in vielen modernen westlichen Satsangs wird auch genau davon gesprochen. Nicht so sehr von Advaita, von „Einheit“, von „Nicht-Zweiheit“ – auch wenn das so schön spirituell klingt und nach etwas „Höherem“, etwas Erreichbarem“. Es wird letztlich von Param-Advaita gesprochen, von dem, was kommt, wenn man die Erleuchtung endlich loslässt (!). Ein „Erwachen aus der Erleuchtung“ sozusagen, ein Loslassen des „mythischen Zustandes“, ein Loslassen der „Identifikation mit der Nicht-Identifikation“.

Es ist…. „mu“. Es ist der Baum, der wieder ein Baum ist. Das Holz, das wieder gehackt wird, das Wasser, das wieder getragen wird. Oder fallen gelassen wird. Oder getrunken wird. Oder verschüttet wird. Whatever. Völlig ohne Bedeutung, völlig ohne jedes „richtig“ und ohne jedes „falsch“.

Okay, da war „Einheit“. Da war „Gott“. Das war daaas alles. Und daaaas alles war „eins“. Und war gleichzeitig „keins“. War Nirvana, und dieses Nirvana war Samsara, immer schon. Und umgekehrt…. – und irgendwann kommt da einfach nur ein großes „so what“ dazu!! Wen kümmert’s.

 

Nur noch Mensch sein

Advaita ist „jenseits von Vielheit“. Es ist sozusagen Einheit (mit Gott, mit dem Ganzen, mit allem-was-ist), verweist auf die Nicht-Zweiheit (A-Dvaita) von „Ich und Gott“, von „Seele und Brahman“, und auch von „Gott und der Welt“. Alles: Nicht-Zwei. Gott ist die Welt, die Welt ist Gott. Gott ist das Nichts, und das Nichts ist gleichzeitig auch diese Welt der Erscheinungen. Ein Nichts, das so tut, als würde es existieren.

Schön. Und dann gehen wir verloren, als individuelles Ich, und sehen uns nicht mehr getrennt, und überall nur dieses eine unsagbare „Es“, existierend und nichtexistierend gleichzeitig. Und mal schimpft man vielleicht auf den bösen Verstand, und ein andermal auf das böse Ego.

Und dann kommt Param-Advaita und sagt dir, all das kannst du wieder vergessen. Du kommst runter auf die Erde und lässt die Einheit auch noch los.  Bist…. Mensch. Einfach nur Mensch. Das ist völlig heilig genug. War zuvor die „Gottwerdung des Menschen“, erfährst du nun die Menschwerdung Gottes. Mit allen Kanten und Ecken, mit allen Schwächen und Stärken. Mit allem, was Mensch ausmacht. Ja, auch Gefühle, ja, auch Gedanken, ja, auch „Ego“ (was ja nichts anderes als „Ich“ heißt. Und es ist „das Ich Gottes“, weil es immer „das Ich Gottes“ ist).

Als Osho zum Beispiel von so einem „Schwachsinn“ zu erzählen begann, waren die Leute verwirrt. Was heißt das nun? Wo sollen wir dann hin? Was wollen wir dann erreichen? Wenn das Ende gleich dem Anfang ist? Osho sagte: “Jetzt bin ich kein Erleuchteter mehr, ich bin jetzt euer Freund.” Das war wohl ein Schock. Ich meine: Da setzt man ihm bunte Häubchen auf und steckt ihn in bunte Kleidchen, und dann sagt er so was. Daraufhin machte er einen Rückzieher. Er sagte: “Aus meiner Sicht bin ich ein Freund; aus eurer Sicht ist es wohl besser, weiterhin einen Meister in mir zu sehen.” Und noch schlimmer: „Kümmert euch nicht um ‚jenseits der Erleuchtung‘, sondern findet erstmal besser die Erleuchtung, dann reden wir weiter.” Sinngemäß. Und das Schlimmste: Er hat(te) recht!

 

Param Advaita: Der Kreis hat sich geschlossen

Aber es will halt gesagt werden. Und angedeutet werden. Obwohl das ja völlig nutzlos ist. Nichtmal eine Info ist. Gar nichts ist. Was soll man damit anfangen? Aber soll man überhaupt mit irgendetwas etwas anfangen? Wer denn? Warum denn? Wozu denn? Und vor allem: Wozu denn nicht? Die Uhr zeigt einfach wieder zwölf. Sie ist einfach einmal im Kreis gegangen; Ende und Anfang eins, der Kreis hat sich geschlossen.

Aber es ist auch eine “frohe Botschaft”. Es ist die Botschaft: “Leute, hey, es ist egal. Ob ihr euch als erleuchtet erfahrt oder als normale Menschen, ob ihr jemals so eine spirituelle Erfahrung habt oder einfach nur fernsehguckt, es ist einfach sch…egal.“ Letztlich. Absolut gesehen. Auch wenn man mit solchen Aussagen natürlich gern aneckt. Vor allem dort, wo es darum geht, besser zu werden. Schöner zu werden. Spiritueller zu werden. Achtsamer zu werden. Liebevoller zu werden. Egoloser zu werden. Denn wenn man den Leuten das wegnimmt, was dann?? Heilige Scheiße noch mal!! Dann wäre ja jetzt schon alles perfekt. Und das soll eine frohe Botschaft sein??

Die Uhr zeigt einfach wieder zwölf. Sie ist einfach einmal im Kreis gegangen. Es ging immer nur um den Weg und nie ums Ziel. Weil alle Wege nicht nur nach Rom führen, sondern in Rom geschehen. Denn es gibt nur Rom; und Rom geht viele Wege.


Abb: © Jeanette Dietl – Fotolia.com

In der Zeit vom 31. August bis zum 2. September treffen sich 27 aufgewachte  Lehrer auf dem 1. Berlin Kongress des forum erleuchtung. Fachvorträge und ­gemeinschaftlich angeleitete  Satsangs bieten einen konzentrierten Einblick in Methodik und Haltung der Szene. Die Zahl der Publikumsplätze ist auf 150 begrenzt. Eine frühzeitige Anmeldung auf www.forum-erleuchtung.de ist darum sinnvoll (Frühbucherrabatt 210 €, Normaltarif 260 €).

Zur Veranstaltung erscheint das Buch „Erleuchtung – Phänomen und Mythos“, in dem spirituelle Lehrer sehr ehrlich und offen Beiträge zu dem Kongressthema  „Nach dem Aufwachen – Vertiefung und Lehre“ publizieren. Darin erscheint auch der hier veröffentlichte Artikel des spirituellen Lehrers OWK Edgar Hofer sowie der Auszug aus dem Text von Sascha Jaksic, der seine Lehrtätigkeit vor einigen Jahren aufgab.

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