Wir sind alle mangelversorgt mit Nährstoffen. Was eine gesunde Ernährung ausmacht, erklärt uns Illian Sagenschneider…

Wenn es um die richtige Ernährung geht, gibt es so viele Konzepte, Strategien und Systeme, dass man schnell den Überblick verliert. Mal muss man alles roh essen oder darf keine Tiere mehr anrühren, mal muss man auf Kohlenhydrate verzichten und mal – das genaue Gegenteil von all dem tun. Und das Verrückte dabei ist, dass man mit all diesen widersprüchlichen Konzepten Erfolg haben kann… wenn… ja, wenn zufällig bei dieser Zusammenstellung der konkreten Lebensmittel all jene dabei sind, die uns die wichtigsten Bausteine für unsere Gesundheit liefern.

Was nämlich häufig bei den verschiedenen Konzepten nicht ausreichend betont oder schlicht übersehen wird, ist, dass es am Ende „nur“ um die richtige Versorgung unseres Körpers mit bestimmten Nährstoffen geht. Unsere Aufgabe ist es, ihm das zu liefern, was er selbst nicht herstellen kann. Und das sind 47 Mikronährstoffe, die unser Stoffwechsel und unser Immunsystem dringend brauchen. Sie sind lebensnotwendig und durch nichts zu ersetzen. Unser Körper besteht aus 70 Milliarden Zellen, die alle gern optimal versorgt werden möchten. Eine Zelle, die alles hat, was sie braucht, kann richtig arbeiten, sich perfekt schützen und vermehren – und uns Energie und ein langes Leben schenken.

Umgekehrt kann sie, wenn sie unterversorgt wird, degenerieren, zu schnell altern, absterben oder unkontrolliert zu wuchern beginnen und uns vorzeitig umbringen. All das hängt mit ihrer Versorgung zusammen, mit den Stoffen, die wir ihr zum Funktionieren zur Verfügung stellen.

Nährstoffmangel

Schaut man sich einmal all die köstlichen und vielfältigen Nahrungsmittel in unseren Supermärken an oder wirft man einen Blick auf die großartigen Speisekarten der Cafés und Restaurants, so kommt man auf viele Gedanken – nur auf einen sicherlich nicht: Mangel! Und dabei sind wir genau das – mangelversorgt! Es fehlt uns vor allem an diesen 47 lebenswichtigen Nährstoffen, die unser Körper nicht selbst synthetisieren kann! Dazu gehören 33 Mikronährstoffe, darunter 13 Vitamine, sechs Mineralien und 14 Spurenelemente. Zusätzlich kommen noch zwei Fette hinzu (Omega3 und Omega6, siehe letzten Artikel vom März) und acht lebenswichtige Aminosäuren, aus denen unsere Eiweiße aufgebaut werden. Nur wenn all diese Stoffe in optimaler Menge vorhanden sind, können unsere Zellen richtig gut funktionieren. Leider sind wir in der Realität von einer solchen Optimalversorgung weit entfernt!

Das Wissen im Bereich der Vitamine und Spurenelemente ist in den letzten Jahrzehnten fast explodiert. Viele Forscher fordern mit ihren umfassenden Studien eine deutlich bessere Versorgung der Bevölkerung mit Mikronährstoffen. Trotzdem gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) immer wieder extrem niedrige Werte als Tagesdosis für diese Stoffe zur Vermeidung von Mangelerscheinungen an. Bei der Nationalen Verzehrstudie in Deutschland (Vera) mit 23.000 Teilnehmern sah es bei den Frauen beispielsweise so aus: 49 Prozent hatten einen Mangel an Vitamin C, 66 Prozent an Vitamin B12, 99 Prozent waren nicht ausreichend mit Folat versorgt, 76 Prozent fehlte ausreichend B6 und 90 Prozent hatten nicht genug Vitamin D. Bei Folat, Jod und Zink kam kaum ein deutscher Bundesbürger auf die ohnehin schon minimalen Werte, die uns die DGE vorgibt. Und dabei wird beispielsweise Zink für die Bildung von über 200 Enzymen im Stoffwechsel benötigt! Wir verhungern buchstäblich an vollen Kochtöpfen. Und die Zahlen in den USA oder gar Frankreich sehen nicht anders aus. Wie kommt so ein Mangel zustande?!

Ausgelaugte Böden und Ernten von unreifen Früchten

Bei einigen Mikronährstoffen hat es schlicht mit der Auslaugung der Böden zu tun – andere, darunter Zink und Selen, kamen in den Böden hier nie sonderlich häufig vor. Viele wichtige Vitamine werden zudem durch lange Lagerung zerstört oder durch das Ernten von unreifem Obst und Gemüse in ihrer Entstehung blockiert: Ein frischer Apfel vom Baum enthält zehn Milligramm Vitamin C pro hundert Gramm. Nach elf Wochen Lagerung hat er nur noch fünf Milligramm – also ist die Hälfte seines Vitamin-C-Gehaltes bereits verloren gegangen. Der unreif geerntete „Transportapfel“ aus Chile oder Neuseeland enthält noch weniger Vitamine. Spinat verliert nach drei Tagen Lagerung 70 Prozent seines Folatgehalts. Diese Aufzählung könnte man jetzt beliebig lang fortsetzen.

Der Qualitätsverlust durch den weiten Transport, die lange Lagerung und die hinzukommende starke Verarbeitung der meisten Lebensmittel ist massiv. Was verloren geht, sind eben genau diese 47 essentiellen Mikronährstoffe, die nicht zu ersetzen sind. Wenn ich ein Haus baue und einer der (vielen) Bauarbeiter mal krank wird, kann ich den normalerweise einfach durch eigenen Einsatz ersetzen, auch wenn meine Kenntnisse der Arbeit auf dem Bau nur rudimentär sind. Ich kann vielleicht sogar mal für einen der LKWFahrer einspringen. Dann läuft es vielleicht nicht so schnell, aber fahren kann ich ja, wenn ich den entsprechenden Führerschein besitze. Nur – fallen der Architekt oder der Elektriker aus, bin ich aufgrund mangelnder Spezialkenntnisse überfordert. Sollte ich dennoch einen Versuch wagen, sie zu ersetzen, käme sicherlich nur Murks heraus und bei Statik oder Stromleitungen drohte Gefahr!

Und wenn ich ein richtig großes, tolles Haus bauen will, wären dann nicht auch zwei oder drei Architekten, die sich die Arbeit teilen, deutlich hilfreicher als die „Minimalvariante“ mit nur einem? Bei den Antioxidantien zum Beispiel – dem „Rostschutzmittel“ für unsere Zellen – geben die meisten Experten drei- bis fünffach höhere Optimalwerte als die DGE an, um die Gesundheit zu erhalten. Und genau das will doch der einigermaßen bewusste „Normalmensch“ mit seiner Ernährung erreichen. Er möchte fit alt werden, möglichst keinen Krebs, keine Demenz und keinen Herzinfarkt bekommen. Doch die gesundheitliche Realität der meisten Menschen sieht leider anders aus. Mehr als die Hälfte aller Erkrankungen sind dabei ernährungsbedingt und könnten durch eine nährstoffreiche Ernährung verhindert werden.

Studien an über 100.000 Frauen und Männern zeigen eindeutig, dass eine optimale Versorgung mit den Antioxidantien Vitamin C und E das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 30 Prozent senken kann. Allein, wenn man mit diesen beiden der 47 elementaren Mikronährstoffe optimal versorgt ist! 129 weitere Studien belegen, dass es möglich ist, mit Hilfe von Antioxidantien das Krebsrisiko für 13 verschiedene Krebsarten deutlich zu senken. Des weiteren sind niedrige Vitamin-Dund Folat-Blutspiegel mit einer erhöhten Häufigkeit von Demenz, Alzheimer und Depressionen verbunden.

Optimale Versorgung

Es wird bei manchen Ernährungskonzepten der Eindruck vermittelt, es wäre unendlich wichtig, hundert Prozent Veganer, hundert Prozent Rohköstler, hundert Prozent Paleo zu sein. Aber für mich ist es mittlerweile viel wichtiger, mit all diesen essentiellen Mikronährstoffen zu hundert Prozent optimal versorgt zu sein. Dann kann mein Körper nämlich auch „Ausnahmen“ wunderbar ausgleichen. Dann sind meine Zellen gut geschützt gegen Stress und Umweltgifte. Es kommt dann nicht mehr so sehr drauf an, ob man ab und an mal Junkfood oder „Müll“ futtert. Der Körper kann das effizient abpuffern, wenn er ansonsten optimal versorgt wird. Was er offensichtlich aber nicht ausgleichen kann, ist eine monate- oder gar jahrelange massive Unterversorgung mit diesen essenziellen Substanzen. Hier kommt es dann irgendwann zu Fehlfunktionen und letztlich zu Krankheiten.

Doch dem kann man relativ leicht entgegenwirken. Um für den eigenen Körper eine optimale Versorgung an Mikrornährstoffen zu gewährleisten, muss man natürlich zuerst wissen, was das überhaupt für Stoffe sind, die man so dringend braucht (alle 47 auf www.bioenergetic.cc/files/rte/Bioenergetic. pdf). Als nächstes sollte ein gutes Labor messen, an welchen dieser 47 Mikronährstoffe man einen Mangel hat. Danach kann man dann mit den entsprechenden Lebens- oder Ergänzungsmitteln schnell Abhilfe schaffen. So einfach ist das. Es gibt mittlerweile fast überall eine gute Labordiagnostik in Deutschland, die es leicht macht, sich einen Überblick über sein „Inneres“ zu verschaffen. Und ja … man muss sich dann schon einmal mit diesen Vitaminen und Nährstoffen ein paar Tage lang befassen. Aber es lohnt sich.

Ich meine – wie viele von uns schauen gern „Game Of Thrones“?! Mit 37 Hauptfiguren und mehr als hundert (!) Nebencharakteren. Verwirrend? Ja, ein wenig, aber trotzdem gucken wir alle fleißig weiter. Da sollte es doch auch möglich sein, sich einmal über 47 Mikronährstoffe schlau zu machen, oder? Abgesehen davon finde ich das Thema der Mikornährstoffe ähnlich spannend wie die Fantasy-Serie – schließlich geht es hier ebenfalls um Leben und Tod. Und wenn ich dann noch die Sendezeit von einer Staffel als Lesezeit für ein oder zwei Bücher investiere, dann habe ich schon einen sehr guten Überblick über meine 47„neuen Freunde“. Aber das Beste ist: Wenn ich meinen Körper wieder mit diesen „Lebens-Bausteinen“ optimal versorge, habe ich auf lange Sicht mehr Spaß mit ihm als mit jeder TV-Serie!

Vorträge zum Thema in Berlin bitte beim Autor erfragen:

Die Vorträge sind kostenfrei.

Info und Anm. bei Illian Sagenschneider unter Tel. 0176-844 843 33 oder schneeschwinge@yahoo.de www.abenteuer-ernährung.com

 

Literatur:
Andreas Jopp: Risikofaktor Vitaminmangel: Hochleistungsstoffe für Nerven und Immunsystem – Schutz gegen Krebs, Trias 2017

4 Responses

  1. Bianca
    Liste der 47 Nährstoffe

    Hallo Illian, ich würde sehr gerne wissen, um welche Nährstoffe es sich handelt, leider funktioniert der Link „www.bioenergetic.cc/files/rte/Bioenergetic. pdf“ nicht. Gibt es die Liste noch woanders oder könntest du die 47 Nährstoffe hier posten? Ansonsten ein toller Artikel! Bianca

    Antworten

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