Schon mal ein Verschwörungsbuch gelesen? Über Illuminaten, böse Banker oder Außerirdische, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen? Ganz schön abgefahren bis paranoid solche Vorstellungen, doch nichts gegen das, was ich heute mit dir teilen will.

In unserer Gesellschaft gibt es tatsächlich eine viel mächtigere Verschwörung und es ist allerhöchste Zeit, sie aufzudecken.

 

Sie ist schwer, sehr schwer zu greifen, denn sie hat sich ein freundliches und wohlwollendes Gesicht zugelegt. Sie wird von Millionen von Menschen unbewusst unterstützt, finanziert und fortgepflanzt. Sie wirkt in unseren Kleinfamilien, an den Stammtischen, den Schulen, bis in die Politik hinein. Sie hat Einfluss auf alles. Auf unser Denken, unsere Kommunikation, unsere Handlungen. Sie ist so weit verbreitet, dass sie normal geworden ist. Etwas, was Norm ist, wird nicht mehr hinterfragt. Es ist bereits so sehr mit dem Hintergrund der Kultur verwoben, dass es nicht mehr auffällt. Doch wenn wir diese Verschwörung nicht bald aufdecken und zerschlagen, kommen wir aus dem Schlamassel, den wir auf diesem Planeten angerichtet haben, nicht mehr heraus.

Ich schreibe von der Verschwörung des Mittelmaßes.

Mittelmaß bedeutet, dein wundervolles Leben gegen eine banale Geschichte einzutauschen.

Mittelmaß hindert dich daran, die Möglichkeiten deines menschlichen Seins zu erweitern. Es gebietet dir, dich mit dem zu begnügen, was du hast. Mittelmaß versagt dir, kreativ, frei, frech, groß und für dich selbst überraschend zu denken. Stattdessen verdaust du einfach wieder und wieder die bereits vorgekauten Gedanken der Gesellschaft, deiner Eltern oder deines Gurus. Mittelmaß bedeutet, das Abenteuer des Lebens zu vermeiden und stattdessen auf Nummer sicher zu gehen. Du tust so, als würdest du am Leben teilnehmen, aber in Wirklichkeit verharrst du in der sicheren Komfort-Zone.

 

Die Vernunft des Mittelmaßes

Als Verschwörer des Mittelmaßes vermeidest du präzise, dich wirklich anturnende Ziele und hast nur vage Ahnungen von deiner Gegenwart und Zukunft. Mittelmaßler sind zwanghaft mit dem Leben anderer Menschen beschäftigt. Sie sind süchtig danach, andere Menschen zu beurteilen. Sie spielen leidenschaftlich gern Opfer und suchen nach jemandem, der ihnen sagt, wo es langgeht. Den können sie dann bewundern bzw. verdammen. Ihr Leben läuft in Wiederholungsschleifen ab. Denn jeder Ausbruch aus der Routine bedeutet unnötiges Risiko. Deshalb können sie auch nur schwer etwas abschließen und schieben Vorhaben gern vor sich her. Doch unvollendete Kreisläufe blockieren unsere Evolution.

Mittelmaßler benutzen ihre Beziehungen, um sich zu verstecken und sich gegenseitig kleinzuhalten. Sie spielen gern „Der Blinde führt den Lahmen im Kreis herum.“ Sie unterstützen die Süchte der anderen – bewusst oder unbewusst –, denn Süchte bedeuten Kontrolle. Sie haben schreckliche Angst vor Veränderungen. Sie schwimmen nicht im Fluss des Lebens mit, sondern krallen sich am Rand fest. Jede Krise wird als Bedrohung betrachtet. Sie benutzen Worte wie „Nullwachstum“ und „konjunkturbedingte Erholung“, um sich einzureden, dass ihre heile Welt noch existiert.

Sie verwenden Worte wie „Bescheidenheit“ und „Vernunft“, um ihre Angst vor dem Leben zu verschleiern. Sie haben Angst vor Fehlern, vor Sichtbarkeit, vor Ablehnung und vor Enttäuschung. Sie verzichten lieber auf Ekstase, wenn es ihnen hilft, so auch intensiven Schmerz zu vermeiden. Sie leiden unter niedrigem Selbstbewusstsein, denn sie wissen nicht, wer sie sind. Sie hassen Paradoxien. Denn jedes Paradox erinnert sie daran, dass sie das Leben nicht in kleine Schachteln packen und einfrieren können.

 

Im Gefängnis der Angst

Obwohl sie sich selbst nie getraut haben, nach Exzellenz zu streben, das Beste und Wunderbarste aus ihrem Leben zu machen, urteilen sie über jene, die es wenigstens versucht haben. Bunte Vögel, selbstbewusstes Auftreten, kühne Visionen, lautes Lachen, großkotzige Amerikaner, chaotische Italiener, Lust und Sex, wilde und mutige Handlungen,… all das drückt ihre Knöpfe.

Ihr Neid zerfrisst sie, doch sie verstecken ihn hinter „kompetenten“ Urteilen und wohlmeinenden Ratschlägen. Sie empfinden Schadenfreude, wenn jemand anderes zum Flug ansetzt und versagt. Besonders gruselig ist Mittelmaß in Kombination mit spirituellen Dogmen. Denn nun wird Gott oder eine andere absolute Wahrheit missbraucht, um die eigene Feigheit vor dem Leben zu rechtfertigen.

Da Mittelmaßler nie wirklich versucht haben, herauszufinden, wer und was sie alles sind, fürchten sie sich vor sich selbst und letztendlich vor allem, was unbekannt ist.

Sie leben nicht wirklich, sondern warten auf das Ende. Da sie so viel ungelebtes Leben in sich tragen, fürchten sie sich vor dem Tod. Vieles von dem, was sie tun, dient dazu, die Angst vor dem Tod zu vermeiden.

 

Das Leben als Wunder

Ich weiß, das klingt deprimierend, doch es gibt auch gute Nachrichten. Es kursieren Gerüchte über eine Untergrundbewegung, die seit Anbeginn aller Zeiten existiert – die Rebellen des Geistes. Die Rebellen des Geistes leben im Wissen um das Wunder. Sie sehen in jedem einzelnen Tag die Chance für ein weiteres Abenteuer, eine weitere Grenzüberschreitung.

Lustvoll zerstören sie wieder und wieder ihre eigenen Konzepte. Sie treten voller Passion an den Rand des Bekannten und darüber hinaus. Sie bejahen die Fähigkeit ihres Geistes, durch eine großartige Idee die Landkarte ihrer Wirklichkeit zu erweitern. Sie empfinden Lust und Freude, wenn ihr Geist von einem neuen Wort, einer überraschenden Frage, einer ungewöhnlichen Überlegung befruchtet wird. Pessimismus ist ein Luxus, den sie sich nicht leisten können. Denn dafür wissen sie einfach zu wenig.

Sie kultivieren auch die Fähigkeit ihres Geistes, still zu werden und zu staunen. Sie lieben den bewussten und lauschenden Zustand des Nichtwissens, und den Rest der Zeit widmen sie den leuchtend-klaren Visionen ihres Herzens. Sie stehen gern im Rampenlicht des Spielfeldes. Denn hier tobt der Bär und hier können sie am besten dienen. Ablehnung, Neid, Kritik, Meckern, Schadenfreude von den Zuschauerrängen – manchmal dringt es durch und mag auch schmerzen, doch meistens ist das Spiel selbst viel zu spannend.

Sie widmen ihre Beziehungen der größten im Augenblick verfügbaren Version ihres Menschseins und… sie geben sich nicht damit zufrieden.

 

Den Wandel reiten

Fehler sind für sie die Hefe der Evolution. Da sie naturgemäß ständig Fehler machen, entwickeln sie Humor als die Königslösung, um die Paradoxien des Lebens zu transzendieren. Sie streben danach, Dinge zu vollenden, zu verzeihen, um so bewusst die Gegenwart zu erfüllen. Wandel ist nichts, was bekämpft wird. Wandel ist die Luft, in der das Leben atmet. Wandel ist erregend.

Rebellen des Geistes heben gern ab und gerade deshalb achten sie darauf, dass es in ihrem Leben immer eine klare, saubere, stabile Landefläche gibt. Diese Landefläche heißt Integrität. Integrität basiert auf klaren, bis zum Ende durchdachten ethischen Grundsätzen und der Bereitschaft, diese auch unter Bedrohung aufrechtzuhalten. Rebellen des Geistes wissen, dass es möglich ist, voll in der Gegenwart zu leben und ihr Handeln nach einer Vision in der Zukunft auszurichten. Sie streben nach Exzellenz und Vollendung. Wohlwissend, dass sie sich auf einer ewigen Reise befinden.

Sie geben dem Leben in sich selbst Raum – den erleuchteten und den dunklen Aspekten, den weisen und den kindischen Facetten, dem Loser und dem Winner. Indem sie das Leben jeden Tag testen und sich vom Leben jeden Tag testen lassen, reift Vertrauen. Kein blinder Glaube, keine Hoffnung, sondern Vertrauen. Vertrauen in ihren Körper, in ihren Geist, in ihre Beziehungen – in alles.

Sie haben kein Problem damit, sich lächerlich zu machen, denn sie wissen um die Lächerlichkeit ihrer menschlichen Bestrebungen und um die Unantastbarkeit ihrer Würde.

Sie erleben sich zur gleichen Zeit als nichtigen Sternenstaub und großartiges Wunder.

 

Was ist Rente?

Sie haben vor langer Zeit das scheinbar sichere Ufer verlassen und sind eins mit dem Fluss geworden, ohne ihre Individualität zu verlieren. Krisen sind für sie die natürlichen Stromschnellen des Lebens. Wenn die nächste Stromschnelle kommt, pinkeln sie noch einmal ins Wasser, denn das bringt Glück. Dann atmen sie tief durch und suchen die bewusste Vereinigung mit dem Wirbel.

Rente ist ein Konzept, das ein Rebell des Geistes einfach nicht versteht. Wie kann man Leben in ein Leben vor und ein Leben nach der Rente einteilen? Soweit wir sehen können, sind wir bis zu unserem Tod 100 Prozent Vollzeitangestellte. Wir tun bis zum Ende nur das, was wir lieben. Denn nur darin können wir richtig gut sein. Wenn wir doch etwas tun müssen, was wir nicht mögen, zum Beispiel die Kacke unseres Kindes wegwischen, unsere Steuerabrechnung schreiben oder physisch altern, dann wählen wir, das zu lieben.
Rebellen des Geistes wissen instinktiv, dass es keine Garantie für ein Leben danach gibt.

Ihr Spiel ist jetzt. Deshalb streben sie jetzt nach dem Höchsten. Deshalb spielen sie das Spiel des Lebens jetzt zu 100 Prozent.
Und wenn sie einmal Lust haben, auf der Couch zu sitzen, Chips zu futtern und sich die Birne mit einem guten Film berieseln zu lassen? Dann machen sie das voller Enthusiasmus und exzellent. Rebellen des Geistes haben natürlich auch Angst vor dem Tod. Doch sie erlauben der Angst, da zu sein und sich in freudige Erregung zu verwandeln. Sie warten nicht wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf den großen Tod. Sie sterben jeden Tag kleine Tode – immer dann, wenn sie die Komfortgrenze überschreiten. Sie trainieren das Loslassen jeden Tag.Sie ahnen, dass das Ende den Geschmack der ganzen Reise haben wird. Deshalb leben sie jetzt so, wie sie einmal sterben möchten. Und wenn sie es wieder einmal vergessen haben? Wenn die Verschwörung des Mittelmaßes sie wieder einmal geschluckt hat? Dann verschwendet ein Rebell des Geistes keine Zeit für Schuld und Scham.Er steht auf, schüttelt den Kopf, lächelt über sich selbst und korrigiert. Denn er weiß, dass er in jedem Augenblick wieder neu wählen kann und neu wählen muss.


Abb: © Martin Valigursky – Fotolia.com

Veit Lindau in Berlin auf dem Rainbow Spirit Festival
(mehr Informationen: www.rainbow-spirit-festival.de):
12.11.2010, 17-18.30 Uhr: Think Big Evolution. Erfolg für Alle. Vier erleuchtende Perspektiven auf Erfolg.
13.11.2010, 15-16.30 Uhr: Rebellen des Lebens – Befreie deine innere Kraft. Das Abenteuer des Lebens. Die Bedeutung von Initiationsriten in der postmodernen Welt.

Workshop
16.11. 2010, 18 Uhr: The Call – deinen inneren Ruf in beruflichen Erfolg verwandeln.
Ort: GLS Campus Berlin, Kastanienallee 82, Prenzlauer Berg. 20 €.

Infos unter Tel.: 07221 – 992 98 28 oder willkommen@lifetrust.info
www.veitlindau.com

Über den Autor

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gilt im deutschsprachigen Raum als der Experte für die integrale Selbstverwirklichung des Menschen und erreicht mit seinen wachrüttelnden Vorträgen, Seminaren und Videos ein großes, sehr gemischtes Publikum. Gemeinsam mit seiner Frau hat er eine große Life-Coaching-Community aufgebaut (homodea.com), mit derzeit über 20.000 Mitgliedern. Für sein Buchwerk wurde er mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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14 Responses

  1. Stephan

    Stephan (60 Bio-Jahre)

    Von Herzen Dank für diesem kräftigenden Mutimbiss. Ich verteile ihn freudig weiter.

    Doch etwas verdutzte mich sehr: Gibt es keine Rebellinnen des Geistes? Absicht, nur vergessen dran zu denken oder reduzierte Weltsicht? Es gibt keine Zufälle

    Ich segne den Autor

    Antworten
  2. tjaja

    „…das Gesetz der Mittelmäßigkeit.“ „Ich kann den ganzen Wind …nur…interpretieren.“ ,,,, genau! interpretiere mal den Wind.

    „Wäre schon wenn es genauso als ungeschriebens Gesetz in der Gesellschaft verankert wäre generell den Gehalt einer Aussage zumindest in Relation zu den verwendeten Begrifflichkeiten zu setzen, wie das Gesetz der Mittelmäßigkeit.“ …. veranker mal ruhig deine Gesetze.

    „Vielelicht aber auch sind diese Reaktionen mancher ein weiterer Beweis für die bereits trefflich formulierte, als Norm gefestigte Mittelmäßigkeit ;-)“… mancher…werde deutlich (mancher!!!)…so kommen wir nicht weiter (sprich die Leute und ihre Fehler gefälligst an und mach nich auf „Ich versteh alles und die anderen „“Götter““ auch“Typ…und der Smilie spricht Bände über deine Fähigkeit Leute als Menschen und nicht als virtuelle Gegner anzusprechen.

    „Es bewirkt ähnliches in mir wie das lesen von Coelho. Mut zur Andersartigkeit und zwar nicht zu der Form die ihrer selbst Willen zur Schau getragen wird ;-)“ …. Mut zur Andersartigkeit?..gezwungernermaßen am besten…nach den Gesetzen von…komm sag es!

    Ein Kommentar geprägt von Angst und Egoismus…schaut die Sonne und den Sternenhimmel an und spürt wie klein ihr seid und daß ihr die Wahl habt zwischen Zweifel und Angst , oder Vertrauen und Hoffnung.

    Antworten
  3. Clemens

    Rebellen des Geistes

    Hallo Veit,
    ich glaube in dir eine Ähnlichkeit gefunden zu haben zu mir und finde dies besonders in dem Abschnitt „Rebellen des Geistes“ getroffen. Vielen Dank.

    Rebellen des Geistes

    Rebellen des Geistes

    Vielleicht wirken wir oft
    als Rebellen
    vielleicht
    macht es
    den Anschein
    dass wir
    oft
    gegen den Strom schwimmen
    weil es heißt
    nur wer gegen den Strom schwimmt
    ist lebendig.

    Wenn wir so verstanden wurden
    bitte ich um Verständnis,
    das tut mir leid.

    So
    war das nicht gemeint.

    Wir sind
    nur so bei uns

    dass wir nicht alles
    was für andere
    normal ist
    mitspielen.

    Eigentlich

    schwimmen wir gar nicht.

    Wir sind Felsen.

    Antworten
  4. Tamer

    Vielen Dank für diese Klasse Hervorhebung eines tagtäglichen Geschehens gegen das es sich zu wehren lohnt.

    Ich kann den ganzen Wind der um die gewählten Begrifflichkeiten hier gemacht wird nur als eine Form des angegriffen Seins – ohne den tatsächlichen Gehalt des Inhaltes erfasst zu haben – interpretieren.

    Wäre schon wenn es genauso als ungeschriebens Gesetz in der Gesellschaft verankert wäre generell den Gehalt einer Aussage zumindest in Relation zu den verwendeten Begrifflichkeiten zu setzen, wie das Gesetz der Mittelmäßigkeit.

    Vielelicht aber auch sind diese Reaktionen mancher ein weiterer Beweis für die bereits trefflich formulierte, als Norm gefestigte Mittelmäßigkeit 😉

    Ich fasse den Bericht durchwegs als Aufforderung zum einbringen der eigenen Stärken ins Leben auf. Dieser Artikel versucht mutig etwas aus dem kollektiven Unbewussten ins Bewusstsein zu rufen.

    Es bewirkt ähnliches in mir wie das lesen von Coelho. Mut zur Andersartigkeit und zwar nicht zu der Form die ihrer selbst Willen zur Schau getragen wird 😉

    Danke nochmals und ich hoffe noch viel von Ihnen zu lesen 🙂

    Antworten
  5. HW

    Hallo Veit,

    danke für Ihre Definition von Mittelmaß. Ist dann in Ihrem Sinn Exzellenz alles was ständig daran arbeitet, sich weiter zu entwickeln?

    Meine Definition von Mittelmaß ist eine mathematische Bewertung von Fähigkeiten, bzw. der Ergebnisse, die mit diesen Fähigkeiten erzeugt wurden. Wir sind also von völlig unterschiedlichen Definitionen ausgegangen.

    Man könnte Ihre Definition von Mittelmaß auch mit „gewöhnlich“ umschreiben.
    Und Menschen, die ständig an sich arbeiten und sich egal ob beruflich oder persönlich weiterentwicklen, die können sich vielleicht mit der Zeit vom Gewöhnlichen abgrenzen und außergewöhnliche Fähigkeiten, oder eine außergewöhnlich interessante Persönlichkeit entwickeln.

    Ja, ich reagiere mittlerweile recht nervös, wenn es um Begriffe wie Elite oder Exzellenz geht. Denn diese Begriffe werden in der Gesellschaft meistens in hierarchischen Modellen verwendet. Mit Hierarchien habe ich jedoch oft meine Probleme. In erster Linie darum, weil ich nicht mag, wenn sich manche Menschen wichtiger nehmen als andere.

    Durch Ihre Definition von Mittelmaß kann ich Ihren Text nun anders interpretieren.
    Ich lebe die Ideen, die sie beschreiben. Manchmal gönne ich mir auch eine kleine Pause, damit sich das Gelernte festigen kann, und weil ich auch manchmal eine Erholung brauche, damit mein Sein das neue Gleichgewicht findet um anschließend weitergehen zu können.

    Lernen ist ein sehr spannendes Thema. Wenn es stimmt, daß es die Reinkarnation gibt, dann könnte es doch sein, daß manche Menschen in diesem Leben mal ein wenig gemütlicher durch das Leben schaukeln wollen, um im nächsten Leben wieder genug Kraft gesammelt zu haben, daß sie zu neuen Höchstleistungen fähig werden.

    Meine Erfahrung ist, daß man niemanden zum Lernen zwingen kann. Der Wille zur Entwicklung muß tief aus dem Inneren kommen. Manch eine Person kann jedoch einen ordentlichen Pusterer brauchen, um den schon existierenden Lebens-Funken zu einer Glut oder zu einem Feuer zu entfachen. Nur Zwingen – das wird nie funktionieren.

    Viel Glück beim Pusten!

    Antworten
  6. tjaja

    @HW

    Ich habe leider wirklich den Fehler gemacht dich gleich anzugreifen, ist aber auch nur ein Ausdruck MEINES Frusts (sogar wegen der vermutlich großteils gleichen Dinge). Mich störte extrem daß du in deinem ersten Satz vorwirfst der Autor „verbrauche“ das Wort Exzellenz. Was du aber in den folgenden 30 Sätzen tust ist nichts anderes als das Wort „Exzellenz“ mit ausschließlich negativen Eigenschaften zu belegen was weder dem Wort noch dem Beitrag hier gerrecht wird und ich als Mißbrauch! des Wortes sehe. Die „Wirtschaftsbosse“ und ihre mächtigen „Partner/Kollegen“ im vielen Bereichen sind höchstens Exzellenzen wenn man das Wort mit kräftigem Augenzwinkern benutzt, ansonsten kann man sie getrost Kapitalverbrecher etc nennen. Exzellenz wird, wie ich mich ungefähr vom Autor bestätigt sehe, nicht als „Zustand“ den man mit Coaching-Seminaren, Bachelors etc erreichen kann benutzt, sondern als Prinzip, als Geisteshaltung nicht anzuhalten und immer nach bestem Gewissen das Beste zu versuchen. Und wenn das heißt mit mittelmäßiger Arbeitsleistung glücklich sein ist das völlig in Ordung. Hauptsache man fühlt sich „exzellent“ ohne zum Oberparasiten zu werden, denn da gibt es Kriterien die manche Menschengruppen erfüllen (Kaltherzigkeit in Verbindung mit Intelligenz und Gier etc..), da wird es für eine Gruppe von „Mittelmaßlern“ schwierig werden nicht über kurz oder lang ausgesaugt zu werden. Ich meine nicht daß allesamt Freiheitskämpfer und Gerrechtigkeitsfanatiker werden müssen, aber es ist in meinen Augen fatal das Mittelmaß als „Pflichtausgangspunkt“ oder auch nur als Zustand zu sehen an den man immer wieder zurückkehren muß um „vernünftig“ zu sein. Wer das sieht unterschätzt meiner Meinung die Vielfältigkeit der Möglichkeiten menschlichen Seins und die Berreitschaft der eben genannten „Parasiten“ ihre negativen Eigenschaften voll auszuspielen. Deshalb sollte meiner Meinung nach jedem Menschen von klein auf klar gemacht werden (neben den absolut notwendigen menschlichen Grundlagen selbstverständlich), daß es IMMER einen anderen Weg (auch fast schon undenkbar weit vom eigenen Standpunkt entfernt) gibt um Situationen im Sinn der Menschlichkeit zu lösen. Soll heißen, es sollte nicht verteufelt werden extrem zu sein.

    Antworten
  7. Veit Lindau

    Vielleicht erklärt meine folgende Defintion zum Thema Mittelmaß, dass es mir keineswegs um elitäres Denken geht: „Mittelmaß ist für uns eine ganz bestimmte Form der geistigen Bequemlichkeit, die glaubt, sich auf dem ausruhen zu können, was ist. Die sich erklärt (oft auch mit spirituellen Konzepten), dass die Dinge, so wie sie sind, eben sind. Eine geistige Bequemlichkeit, die sich vorherrschenden Normen hingibt, ohne zu hinterfragen. Mittelmaß ist die Illusion, etwas erreicht zu haben, auf dem man sich nun für den Rest des Lebens ausruhen kann. Mittelmaß ist die Rechtfertigung meiner Neurosen. Die Verleugnung von Weiterentwicklung und Evolution.“

    Eine weiterführende Diskussion zum Thema findet der interessierte Leser auch in unserem Forum: http://www.mylifetrust.com/index.php?page=Thread&threadID=1757

    Mit herzlichem Gruß, Veit Lindau

    Antworten
  8. tjaja

    @HW

    Soso, du wolltest also etwas erklären…und das „Genau darum werde ich meinen Weg weitergehen wie bisher.“ + deiner von früher Kindheit aufgebauten negativen Erwartungshaltung deren Ergebnis(der Frust) man in jeder Zeile deines ersten kommentars spürt gegen andere zeigt auch zeigt auch wie sehr eine Diskussion gefruchtet hätte. Dumm nur daß ich das schon wußte und deshalb in meinem ersten Kommentar genau wie du nur meine Meinung gesagt habe.

    Antworten
  9. HW

    @tjaja,

    leider Zeigt mir Ihre Antwort, daß Sie weder zu einer ordentlichen Diskussion fähig sind, noch die mindesten Anstandsregeln beherrschen.
    Mit meinen Meinungen bin ich schon von Kindheit an nicht verstanden worden. Na und? Lange habe ich gebraucht zu verstehen. Doch in der Welt passiert derzeit genau das. was ich schon seit meiner frühen Jugend erwarte. Auch das hatte mir nie jemand geglaubt und mich für verrückt und völlig daneben gehalten.

    Es gibt eben unterschiedliche Menschen und Meinungen in der Welt.
    Ich muß wohl wieder den Nagel auf den Kopf getroffen haben, wenn ich mit meinen Erklärungsversuchen so saftige Kritik erfahre.

    Genau darum werde ich meinen Weg weitergehen wie bisher.

    Antworten
  10. tjaja

    Im Verstehen dieses Textes bist du, lieber „HW“ eine der größten „0-llen“ die ich mir vorstellen kann. Eine absolute Exzellenz im verteidigen der scheinbar angegriffenen persönlichen Situation. Das soll Inspiration sein und keine starre Bauanleitung wie du sie anscheinend brauchst. Vielleicht hast du aber auch nur das Wort Humor nicht gelesen, man sieht ja schließlich nur was man sehen will. Und wenn jemand der dermaßen recht zu haben glaubt wie du anfängt darüber zu sprechen wie man zu einer „Exzellenz“(das Wort das dich scheinbar unheimlich erregt hat)wird, von Coaching-Seminaren und geistig-seelischen Krüppeln, dann läuft mir ein ganz ganz kalter Schauer den Rücken runter. Genau die starre Form von Geist spricht aus deinem Kommentar die meiner Meinung nach eine der Hauptzutaten für einen kerngesunden Choleriker ist.

    Antworten
  11. Balian

    Danke! Für diese auf den Punkt gebrachten Worte, für diese Ermächtigung und Ihre Klarheit. Danach lebe ich und es macht soo viel Spass. Ob ich den Müll raus trage oder tanze, ob ich lache oder weine, ob ich wilden Sex habe oder das Laub vor dem Haus zusammen hake….
    Erfüllung pur.

    In tiefer Dankbarkeit für diesen Artikel und die gemeinsame Arbeit in diese Richtung, die uns verbindet,

    Balian

    Antworten
  12. Vigor Calma

    „Es kann und soll nicht 1 Million Mozarts geben.“
    ??????????????????????????????????????????
    Eine Idee was das pratisch bedeuten würde?
    Das wäre der MEGA-QUANTENSPRUNG!
    Das würde bedeuten, dass Menschen ihre letzten Reste Affigkeit ablegen könnten.
    Wenn manche Leute „Exzellenz“ für sich egoistisch interpretiert haben, ist das Teil der Evolution.
    Und die beschriebene Verschwörung der Mittelmäßigkeit ist ein ziemlich übler Sumpf, der jeden Tag unterschiedlich auch nach mir greifen will.

    Was für eine herrliche Welt es ist, wenn Menschen sich nicht mehr fürchten großartig zu sein und über sich hinaus zu wachsen.
    Eine Idee was das mit Wut und Angst machen würde?

    Mittelmäßigkeit ist wie das „Nichts“ aus Michael Ende’s „unendlicher Geschichte“. Es ist eine andere Bezeichnung für Armut.

    Exzellens hat null mit Größenwahn zu tun. Es ist die Einstellung sein Leben zu feiern, und das ist aus dem Text ziemlich gut hervorgegangen!
    FÜR den MUT.
    Für die Umsetzung des Traumes!

    Antworten
  13. HW

    Was ist denn das: „Exzellenz“, was Sie so oft in Ihrem Artikel verbrauchen?
    Sind das die tollen Banker, die mit Ihrem Dünkel nach Exzellenz ganze Staaten an den Rand des Ruins bringen? Sind das die Exzellenz-Wirtschaftsbosse der Konzerne, die Millionen von Menschen Krankheit, Hunger und Leid bringen, nur damit sie in ihrer Exzellenz-Jacht mitten unter den gelangweilten anderen Exzellenzen sich in ihrer manischen Verblendung sonnen können?

    Damals, als Siemens noch Produkte und Technik erfand und produzierte, von der in der ganzen Welt mit Hochachtung gesprochen wurde, da gab es einen weisen Konzernboss mit einer bodenständigen Einstellung gegenüber seinen Mitarbeitern: „Es ist die Kunst eines Unternehmers, mit seinen Kollegen, die durchschnittliche Leistungen vollbringen, in der Summe große Leistungen zu vollbringen“.

    Dieser Führungsstil hat wohl recht gut funktioniert. Und dann kamen die Egomanen an die Macht, die Mitarbeiter wurden zu BWL-theorethischen Produktionsfaktoren degradiert, die man jederzeit einfach austauschen kann, und ganz nach Belieben auf der globalisierten Welt irgendwo an- und ausknipsen kann.
    Seitdem funktioniert es nicht mehr so bei Siemens. Die Mitarbeiter sind mittlerweile zu 0-llen geworden, und der Siemens-Konzern ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Das nur als einzelnes Beispiel.

    Warum soll den ein Mensch ständig versuchen, den Turm von Babel neu zu erbauen? Warum zählen die Menschen, die ein ganz normales Leben führen möchten, in alten Traditionen und mit emotionaler und seelischer Sicherheit nichts mehr? Und wer ist denn daran interessiert, uns das einzureden und mit welchen Interessen dahinter?

    Wir brauchen den ganz normalen Bäcker und wir brauchen auch die Menschen, die das glänzende Handy ganz einfach zusammenbauen. Wir brauchen auch Menschen, die stolz darauf sind und sich freuen, wenn sie einen Farbkübel in die Hand nehmen und die Hauswände zur Renovierung neu anmalen. Dies alles sind ehrenwerte Menschen, die ihren Platz im Leben haben. Sie arbeiten konzentriert und motiviert und sind Abends müde von ihrer Arbeit. Ich habe nie gesehen, daß ein Nachbar von mir, er würde sich als zur Exzellenz zugehörig bezeichnen, je solch eine für ihn unwürdige Arbeit verrichtet hätte.

    Meiner Meinung nach entwickeln sich wahre Gewinne eher langsam und kontinuierlich. Es ist schon so: Fortschritt entwickelt sich zwar langfristig liniear ansteigend, trotzdem in einer Wellenform. Manchmal scheint es, also ob es eher einen Rückschritt in der Entwicklung gibt, aber das ist mit einem lebenden Geist nicht wahr. Der Mensch bzw. die Gesellschaft lernt ja ständig dazu. Dabei wird Druck im Kessel erzeugt. Lange Zeit mag dieser Druck nicht dazu ausreichen, den Deckel, der oben aufliegt vom Topf zu schleudern. Doch es kommt stets irgendwann der Zeitpunkt, an dem dies passieren wird. Ich denke dabei gerne an die Zeit der Renaissance, welche auf die Zeit des ‚finsteren‘ Mittelalters folgte. Oder auch an die Zeit der französischen Revolution, die zum Ziel hatte, die Macht-Exzellenz der Adeligen vom Entwicklungswillen des Volkes abzuwerfen.

    Um zu einer wahren Exzellenz zu werden, braucht es vieler Qualitäten. Ich glaube nicht, daß dazu ein einfaches Coaching-Seminar zur Ausbildung dieser Qualitäten und Fähigkeiten ausreicht. Die Grundlagen werden in der Wiege gelegt, später in der Schule und auch, und das ist mir wichtig – in der Freizeit.
    Und hier happert es doch überall in unserer Republik. Meiner Meinung nach werden die Grundlagen völlig vernachlässigt. Es gibt immer mehr geistig-seelische Krüppel in unserem Land, weil die Grundlangenvermittlung in unserem Land völlig versagt.

    Ich glaube fest daran, daß man versuchen sollte, den Mittelstand zu stabilisieren und eine optimistische aber konstruktive Basis zur Weiterentwicklung zu bieten. Den Menschen des Mittelstands müssen Anreize zur Entwicklung geboten werden. Nebenbei erwähnt: wir haben schon heute ein unendlich reichhaltiges Angebot, mit dem man sich weiterbilden und entwicklen kann.
    Bemühungen, sich zu Entwickeln sollen belohnt werden. Dann werden sich die von Ihnen erwünschten Exzellenzen ganz automatisch herausbilden. Warum? Ganz einfach, die Menschen haben Spaß am Wettbewerb und wolllen sich schon ganz gerne vom Nachbarn abheben und wenn es nur ein kleines Stückchen ist. Manche werden dabei völlig zum Überflieger, und das reicht dann doch auch. Es kann und soll nicht 1 Million Mozarts geben.

    Antworten

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