Schlaflos: Abends nicht einschlafen, nachts immer wieder aufwachen und morgens viel zu früh wie gerädert aus dem Bett. Schlafstörungen – jeder vierte Deutsche leidet regelmäßig unter ihnen. Die Lösungen der Schulmedizin können zwar die Symptome etwas lindern, wirkliche Heilung bringen sie nicht. Für Menschen mit Schlafproblemen ist der besondere Ansatz des Ayurveda darum die lang ersehnte Hilfe.

Schlaflosigkeit zeigt sich in häufigem Aufwachen um Mitternacht oder während der Nacht, in nicht erholsamem Schlaf oder einer Kombination aus beidem. Ayurveda unterscheidet dabei die primäre oder sekundäre Schlaflosigkeit (Insomnie): Die primäre Schlaflosigkeit ist eine eigenständige Erkrankung. Faktoren wie Stress oder lang anhaltende emotionale Belastungen, Reisen oder Arbeitsabläufe (Schichtarbeit) können die Schlafroutine stören und eine primäre Schlaflosigkeit auslösen. Sie zeigt sich unabhängig von anderen medizinischen Problemen.

Die sekundäre Schlaflosigkeit tritt dagegen als eine Nebenwirkung eines anderen Problems auf. Sie geht einher mit neurologischen oder anderen medizinischen Zuständen wie Herzerkrankungen, Arthritis, Krebs oder Sodbrennen, aber auch mit der Einnahme entsprechender Medikamente (z.B. gegen Asthma oder Allergien).

 

Personen ohne ausreichenden Schlaf können unter anderem an Müdigkeit, Reizbarkeit, einem Mangel an Energie, Konzentrationsproblemen sowie Gedächtnisverlust leiden. Schlaflosigkeit kann auch emotionale Störungen wie Depressionen, Angstzustände, Belastungsstörungen sowie neurologische Erkrankungen, Arthritis, Asthma, Magen- und Darm-Erkrankungen, Wechseljahrsbeschwerden und das Restless-Legs-Syndrom verursachen. Faktoren, die den Schlaf beeinträchtigen können, sind das Trinken koffeinhaltiger Getränke, Rauchen, Umweltbelastungen, mangelnde körperliche Aktivitäten, ­unregelmäßige Schlafzeiten, falsche ­Ernährungsmuster, psychischer Stress, Angst, Verdauungsstörungen, Blähungen u.a. Lang anhaltende Schlaf­störungen können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Adipositas, Bluthochdruck und verminderter Resistenz gegenüber Infektionen führen.

Allgemein werden bei Schlafstörungen Beruhigungsmittel (Psychopharmaka) verordnet, die süchtig machen können. Diese Medikamente lösen jedoch nicht das Problem. Sie trennen lediglich die Verbindung zwischen Körper und Geist und beruhigen für einen kurzen Zeitraum, was dann als Schlaf bezeichnet wird. Das hat aber mit dem eigentlichen Schlaf nichts zu tun.

Schlaflosigkeit aus ayurvedischer Sicht

Nach den klassischen Texten des Ayurveda (Charakk Samhita – Sutresthan 5) gibt es drei Säulen für Gesundheit: Ernährung, Schlaf und eine ausgewogene Sexualität (je nach individueller Konstitution). Wenn diese drei Säulen alle richtig funktionieren und in Harmonie sind, bleibt die Gesundheit erhalten. Wenn aber eine von ihnen nicht richtig funktioniert, destabilisiert das die Gesundheit. Es gibt bestimmte Regeln und Vorschriften für alle drei Faktoren.

Laut Ayurveda kann der Zustand des vollkommenen Schlafes – in Bezug auf die Qualität – erreicht werden, wenn ein müder Geist völlig von den Sinnen getrennt ist. Verursacht unsere Ernährung, Tagesroutine, Verhaltensmuster und Lebensweise während des Tages eine Vata-, Pitta- oder Kapha-Unausgewogenheit, kann sich eine entsprechende Schlafstörung entwickeln.

 

Im Ayurveda gibt es sechs Arten von Schlaf:

1. Ratriswabhav Prabhava: physiologischer, gesunder Schlaf

2. Tamobhava: Schlaf durch eine zu hohe Ansammlung von Tamas (Trägheit)

3. Shlesmsamudbhava: Schlaf durch ­eine zu hohe Ansammlung von ­Kapha (erhaltender Energie)

4. Mansa shareera shram Sambhava: Schlaf, der durch eine übermäßige ­Müdigkeit von Körper und Geist ­ver­ursacht wird

5. Agantuj: zufällig, aufgrund trauma­tischer Auswirkungen auf das Schlafzentrum des Gehirns auftretender Schlaf

6. Vyadhayanurvatini: durch Krank­heiten verursachter Schlaf

 

Von diesen sechs Kategorien ist nur die erste, der sogenannte physiologische Schlaf, ein guter Schlaf, der eine erschöpfte Person wie eine Mutter nährt. Der Rest bezeichnet pathologische Arten des Schlafes, die eine Behandlung gemäß ihrer spezifischen Ursachen benötigen.

Die Menge an Schlaf, um gesund zu bleiben, hängt völlig von der eigenen einmaligen Konstitution (prakruti – dem genetischen Profil) ab. Jeder Mensch hat eine eigene Konstitution – genauso wie einen eigenen Fingerabdruck. Sie setzt sich aus den drei grundlegenden Doshas, den Bioenergien Vata, Pitta und Kapha zusammen. Jeder Mensch hat von Geburt an etwas von allen drei Doshas. Durch ihre unterschiedlichen Anteile wird die individuelle Konstitution (Persönlichkeit) bestimmt. Obwohl jeder alle drei Doshas in sich vereint, sind in den meisten Menschen ein oder zwei Doshas stärker ausgeprägt.

Das Schlafbedürfnis einer Person richtet sich nach dem jeweils vorherrschenden Dosha (Kapha: 8 oder 9 Stunden, Pitta: 7 oder 8 Stunden, Vata: 6 oder 7 Stunden). Einfluss hat auch die Lebensphase, in der man sich gerade befindet.

 

Von den Bioenergien Vata, Pitta und Kapha können entweder alle drei, nur zwei oder auch nur eine einzelne die Ursache einer Schlafstörung sein. Entspechend den Doshas können folgende Störungen entstehen:

Vata-Ungleichgewicht: Einschlafstörungen (Symptome wie: Hyperaktivität, Überempfindlichkeit, Angst, Sorge)

Pitta-Ungleichgewicht: sporadisches ­Erwachen (Symptome wie: emotionale Traumata, Wut, Trauer)

Kapha-Ungleichgewicht: nicht erholsamer Schlaf, Neigung, sich träge, müde und völlig erschöpft zu fühlen, unabhängig von der Länge der Nachtruhe.

 

Weitere Ursachen der chronischen Schlaflosigkeit sind Giftstoffe im Körpergewebe, die das Kreislaufsystem verstopfen, eine schlechte Ernährung und Verdauung, Anhäufung von physischem und psychischem Stress, Senkung der natürlichen Resistenz und Immunabwehr, Störung des Biorhythmus und ein Ungleichgewicht des Nervensystems.

Der allgemeine moderne medizinische Behandlungsansatz, der Arzneien Symptomen zuordnet, geht auf viele dieser Faktoren nicht ein.

Heilung von Schlaflosigkeit

Nach Ayurveda besitzt der Körper eine tiefe, allem zugrunde liegende Einheit (Integrität), die Körper, Geist und Seele miteiander verbindet und das gesamte menschliche System nährt, regeneriert und steuert. Wenn etwas diese Einheit beeinträchtigt, können Krankheiten entstehen. Ayurvedische Mittel aus Pflanzen und Kräutern können die Einheit im menschlichen Körper wieder herstellen, weil sie eine eigene natürliche Integrität besitzen, die auf die menschliche Integrität ausgleichend wirken kann. Die ayurveda rasayana (Nährstoffe dieser Kräuter) sind in der Lage, blockierte srotas (Mikro-Kreislauf-Kanäle) wieder freizumachen, durch welche der Körper unter anderem Bionährstoffe, Hormone oder Immunzellen transportiert. Sobald die srotas gereinigt sind, werden sie mit der ojas – der essentiellen Lebenskraft – gesättigt, die Körper, Geist und Seele steuert und miteinander verbindet. Das Ergebnis ist ein erholsamer Schlaf.

Lebensenergie zurückbringen

Neben dem Ausgleich der drei Doshas ist es das wichtigste Ziel einer ayurvedischen Behandlung der Schlaflosigkeit, die ojas wieder herzustellen bzw. zu erhalten. Gesunder Schlaf erhöht ojas. Ojas ist eine Substanz, die aus der subtilsten Ebene einer guten Verdauung heraus entsteht. Sie wird als Koordinator zwischen Körper, Geist und innerem Selbst betrachtet.

Ojas bringt vitale Energie, ein hormonelles Gleichgewicht, die Klarheit des Denkens, eine starke Immunität, Glück und Zufriedenheit hervor. Die ojas ist die Lebenskraft, die das Wesen der dhatus (sieben Gewebe) des Körpers ausmacht. Sie regelt die Lebensfunktionen, ist somit die lebensunterstützende Vitalkraft des Körpers und wirkt als Immunmodulator, indem sie das angeborene Immunsystem schützt. Sie hilft auch, den Geist vom Alltagsstress zu lösen. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass nur der erholsamste Schlaf Ojas hervorbringen kann.

Die Diagnostik des Ayurveda ist auf das Erkennen des Gleichgewichts bzw. krankhaften Ungleichgewichts der drei Doshas ausgerichtet. Da wir alle eine eigene Konstitution haben und uns genetisch unterscheiden, bietet Ayurveda dementsprechend unterschiedliche, immer auf den jeweiligen Patienten individuell ausgerichtete Behandlungen an. Je nachdem, welches Dosha gestört ist und die Schlafstörung verursacht hat, kann über die entsprechende Behandlung individuell entschieden werden. Der Behandlungsansatz beinhaltet unter anderem Rasayana-Therapie (ayurvedische Nahrungsergänzungsmittel), Ernährungsberatung, manuelle Therapie, Panchakarma (Reinigung) und Tipps zur Änderung der Lebensgewohnheiten.


Abb: © KieferPix – shutterstock.com

Ayurveda-Gesundheitswoche zum ­Thema Schlaflosigkeit vom 27.9.-3.10.2014 in Berlin – mit ­kostenfreiem ­Gesundheits-Check 

Veranstalter: „Europäisches Institut für Ayurveda Medizin“ (EIFAM) in Zusammenarbeit mit der Gujarat Ayurveda Universität, Indien

 

Teilnahme nur nach Voranmeldung (schriftlich, per E-Mail oder ­telefonisch) unter 

Tel.: 030-351 322 58, -351 322 59, -351 326 50, -351 326 45 oder kontakt@eifam.eu, naturafarm@aol.com

Mehr Infos unter: www.eifam.eu

Eine Antwort

  1. J.B
    Schlafstörungen

    Schlafstörungen habe ich am eigenen Körper jahrelang durchlebt. Ich habe über mehrere Monate jede Nacht wachgelegen. Begleitet waren die Schlafstörungen mit kalten Schweißausbrüchen und Herzstolpern. Habe Schlaftabletten genommen, doch diese halfen auch nicht, zu dem wollte ich nicht abhängig werden. Auf die Schlafstörungen folgten Depressionen. Es war eine sehr dunkle, schwarze Zeit für mich. Konnte morgens nicht aufstehen und habe mich gefühlt, als hätte mich ein LKW überrollt. Sehr viele Gedanken liefen im Kopf ab. Sehr viele andere Symptome, wie Angstzustände, Panikattacken, Schwindel, Herzrasen, innere Unruhe etc. begleiteten mich ebenfalls. Mein Schlaf ist mittlerweile wieder sehr tief und sehr gut. Verschiedene Methoden, aber auch beruhigende CD`S haben mir dabei unter anderem auch geholfen.
    Jetzt möchte ich sehr gerne meine Erfahrungen an Menschen mit ähnlichen Symptomen weitergeben und Ihnen einfach mitteilen, wie sie wieder zu einem gesunden Schlaf finden und wie sie von den quälenden Gedanken in der Nacht wieder loskommen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jutta Breyer
    jutta.breyer@mnet-online.de

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