Den eigenen Weg zu gehen und wirklich dem zu folgen, was wir tun wollen im Leben, das wünschen sich wohl viele Menschen. Doch entgegen dem Wunsch, endlich den ersten Schritt auf diesem Weg zu machen, stehen oftmals Zweifel und Ängste und die Frage, wie dieser erste Schritt eigentlich aussehen kann – und was das Eigene wirklich ist. Die Methode des Kreativen Schreibens kann uns aus diesem Dilemma helfen. Wie – das weiß Sabrina Gundert. Über Schreiben als Weggefährte.

Weggefährten schenken neuen Mut

Wenn wir uns auf eine unbekannte Reise begeben, tut es gut, dabei einen Freund an unserer Seite zu haben. Einer, der diesen Weg schon mal gegangen ist, der die beste Route und die tückischen Stellen kennt, bei denen man leicht vom Weg abkommen kann oder nur noch umkehren möchte. Einer, der uns Mut macht, jeden Morgen von neuem unsere Schuhe zu schnüren, und voller Neugierde die nächste Etappe zu beginnen.
 
Steht uns in unserem Leben ein Umbruch bevor – vielleicht wollen wir eine schon lang gehegte Idee endlich Wirklichkeit werden lassen, ein Projekt angehen, umziehen, den Job wechseln, uns selbständig machen oder unsere Beziehung verändern -, gleicht dieser oftmals solch einer unbekannten Reise. Meist zieht ein Schritt auf dem neuen Weg unweigerlich auch Veränderungen in allen anderen Lebensbereichen nach sich. In dem Maß, wie wir selbst uns wandeln, wandeln sich auch die Menschen und Umstände um uns herum.

In den Gespräch, die ich zum Buchprojekt „Auf dem Herzensweg – Lebensgeschichten spiritueller Frauen“ geführt habe, betonen die zehn darin portraitierten Frauen immer wieder, wie wichtig vor allem zu Beginn ihres eigenen Weges und auch in den schwierigen Phasen Menschen an ihrer Seite waren, die den Weg schon länger gegangen sind oder die mit ihnen zusammen unterwegs waren. Menschen, die ihre Sorgen und Ängste verstanden und die wussten, dass diese unweigerlich auftauchen würden und nicht etwa ein Zeichen dafür waren, dass es an der Zeit ist umzukehren – sondern dafür, dass sie genau auf dem richtigen Weg waren.
 
Mein Weg
 
Losgehen,
meinem eigenen Weg folgen,
voller Angst
und voller Vertrauen.
Unsicherheit
gepaart mit Freude,
Neugierde
gepaart mit einem Zaudern.
Den ersten Schritt machen
und wissen: Es führt kein Weg zurück.
 
Mich langsam vorwärtstasten,
weitergehen,
Vertrauen fassen,
Freude spüren.
Auf meinem Weg.

 

Unsere eigene Sehnsucht wiederentdecken

Machen wir uns auf, dem Ruf unseres Herzens zu folgen, so wirbelt dies unser Leben meist komplett durcheinander. Vielleicht dachten wir zum Beispiel immer, es käme uns im Leben vor allem auf einen sicheren Job, ein geregeltes Einkommen und Aufstiegschancen im Beruf an. Und plötzlich spüren wir: Das ist es gar nicht. Das ist nicht unseres – vielmehr sind wir jahrelang den Plänen und Wünschen anderer hinterher gejagt, ihre Meinungen und gut gemeinten Ratschläge haben unsere eigene Sehnsucht fast vollständig überdeckt.

Kreatives Schreiben als Unterstützung auf dem Weg

Frau schreibt Tgaebuch im ParkGerade in Zeiten solch eines Umbruchs und vieler Fragen können wir Methoden wie das Kreative Schreiben nutzen, um uns über unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse klar zu werden. Beim Schreiben sind wir ganz mit uns alleine. Wir tauchen ein in die Stille, lauschen in uns hinein und lassen den Stift unabhängig von dem, was unser Verstand meint und denkt, über das Blatt huschen. Dabei erfahren wir vieles über uns selbst, was sonst im Alltag gar nicht erst unsere Bewusstseinsoberfläche erreicht.

Eine einfache Übung ist zum Beispiel, dir eine Minute Zeit zu nehmen und ohne den Stift abzusetzen, alles aufzuschreiben (Stichpunkte!), was dir zu der Frage „Was gehört für dich auf jeden Fall mit zu deinem Herzensweg dazu?“ einfällt. Sollte dir während der Minute einmal nichts mehr einfallen, schreibe einfach so lange „Erdbeermarmelade“ bis das nächste Wort folgt. Wichtig: Auch Wiederholungen sind erlaubt. Halte nicht inne, schreibe einfach immer weiter, bis die Zeit vorüber ist. So überlistet du den inneren Kritiker und Zensor in deinem Kopf, der dich daran hindern möchte, all die – vielleicht verrückten und gar nicht zu dem Bild, was du und andere bislang von dir haben passenden – Ideen und Wünsche aufzuschreiben, die in dir schlummern.

Durch das Schreiben treten wir in Kontakt mit uns selbst. Wir nehmen uns Zeit für das Wichtigste in unserem Leben – uns – und finden Worte für das, was uns bewegt. Damit halten wir einen roten Faden in der Hand, der uns zu den nächsten Schritten auf unserem Weg führt.

Ängste und Zweifel überwinden

Ob die Frage im Raum steht, was nun wirklich unser Eigenes ist – Talente, Fähigkeiten, Wünsche – oder es darum geht, Ängste und Zweifel, die uns blockieren, zu überwinden, mit dem Kreativen Schreiben hat man stets ein Werkzeug in der Hand, das einem zuverlässig zur Seite steht und bei den verschiedensten Fragen angewendet werden kann.

So kannst du zum Beispiel einmal ein aktuelles Problem, vor dem du gerade auf deinem Weg stehst, ganz nüchtern aus deiner Sicht in einem kürzeren oder längeren Text beschreiben. Anschließend stellst du dir vor, es wäre der Himmel auf Erden – jetzt und hier. Ohne Sorgen und Ängste, voller Freude und Mut. Wie würdest du diesem Problem begegnen, wenn du wüsstest, dass (dir) nichts geschehen kann? Was würdest du tun? Wie sähe er aus, dein nächster Schritt?

Vielleicht beschäftigt dich auch eine Frage, auf die du einfach keine Antwort findest. Du kannst mit dieser Frage im Hinterkopf nach draußen gehen und alles notieren, was dir auf deinem Weg auffällt – Laterne, Mülleimer, Auto, Straße, Baum, Vogel, blauer Himmel – was auch immer. Bist du zurück Zuhause, so lasse die Wörter auf dich wirken: Was spricht dich besonders an? Ein Wort oder mehrere? Wie stehen diese Wörter in Verbindung mit deiner Frage? Spüre in dich hinein und dann schreibe einen Text dazu.

Klarheit durch Kreatives Schreiben

Wer sich für das kreative Schreiben interessiert, dem seien auch die Bücher von Anna Platsch (Schreiben als Weg) und Nathalie Goldberg (Schreiben in Cafés und Wild Mind – Freies Schreiben) empfohlen. Sie bieten eine Vielzahl von Übungen und Inspirationen, um das Schreiben als Werkzeug in all seinen Facetten zu erforschen. Wer sich lieber gemeinsam mit anderen auf den Weg des Schreibens macht, kann einen Blick auf www.handgeschrieben.de werfen. Hier startet am 21. Januar 2013 eine Kreative Online-Schreibwerkstatt für Frauen zum Thema „Auf dem Herzensweg“. Im geschützten Raum der Werkstatt werden wir mit den Werkzeugen des Kreativen Schreibens acht Wochen lang unsere eigenen Potenziale erforschen und uns dabei selbst besser kennenlernen. Wir nähern uns schreibend unseren Träumen, Bedürfnissen und unserer tiefsten Sehnsucht. Wir finden heraus, was wir wirklich tun wollen in unserem Leben und entdecken unseren ganz eigenen Weg. Das kann ein Weg sein, der dem gesamten Leben eine neue Ausrichtung gibt oder sich auf einen konkreten Bereich beziehen. Unterstützt von der Kraft einer Frauengruppe, die gemeinsam unterwegs ist, tauschen wir uns aus, lassen uns inspirieren, ermutigen und tragen.

 

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Autoren Info


Sabrina Gundert

Sabrina Gundert

liebt das Schreiben und die Natur. Als freie Journalistin und Geographin ist sie am liebsten mit Stift und Block im Wald, in der Stadt und auf dem Land unterwegs.

In kreativen Schreibwerkstätten, Achtsamkeitskursen und Lebenskunst-Seminaren gibt sie ihre Leidenschaft und Freude am Schreiben und am Gehen des eigenen Lebensweges weiter – hin zu einem ganz persönlichen, handgeschriebenen Leben. Achtsamkeitsübungen und Meditationspraxis gehören zu ihrem Alltag mit dazu.

Am 21. Januar 2013 startet auf www.handgeschrieben.de eine achtwöchige Kreative Online-Schreibwerkstatt für Frauen zum Thema „Auf dem Herzensweg“. Weitere Informationen gibt es auf der Website.

http://www.handgeschrieben.de

Eine Antwort

  1. Christina

    Hallo,

    das ist doch mal ein schöner Bericht und kommt mir gerade recht.
    Auch ich schreibe…um zu verarbeiten, was sich angestaut hat, so kann ich vieles frei lassen, um eine andere Sicht zu bekommen.
    Wenn ich schreibe und meinen Gedanken freien Lauf lasse, bin ich bei mir und kann mein Herz sprechen lassen und kann mit Worten im Einklang sein. Kann Fühlen und wahrnehmen, was mich gerade beschäftigt.

    Nur leider komme ich auch desöfteren in ein Schreib-Stop..dann finde ich auch nicht den Weg zu mir. Das hält eine Weile an, bis ich mich wieder meinem Herzen geöffnet habe..oder die Blockade weg ist.

    Liebe Grüße
    Christina

    Antworten

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