Wir kommen neugierig und wissensdurstig auf diese Welt, voller Lust nach Erfahrung und Erforschung. Gleich nach unseren körperlichen Bedürfnissen scheint das geistige Bedürfnis zu lernen einer unserer stärksten Antriebe zu sein.

Kinder fragen, forschen, untersuchen, verstehen, probieren und beobachten unablässig – zu lernen ist die natürliche Beschäftigung eines Kindes. Schon so mancher Erwachsener hat vor so viel Wissensdrang nach dem 4568sten „Warum?“ des Tages kapituliert. Wenn Lernen aber unsere Natur ist, wie kommt es dann, dass Schule für den Großteil der Menschen eine solche Qual ist?

Fortgesetzte Grausamkeit

Es ist eine Qual, weil unsere Schule mit Lernen wenig zu tun hat. Unser Schulsystem tut vor allem eines: Es lässt unsere Kinder geistig und emotional verkümmern. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass uns die ganze Grausamkeit dieses Vorganges schon gar nicht mehr ganz bewusst wird – es ist normal geworden. Äußert man solche Kritik an der Schule, erntet man oft beschwichtigende Kommentare (…mal nicht übertreiben..). Ich aber glaube, dass uns die ganze Tragweite des historischen Fehlers, den unser Schulsystem darstellt, erst ganz langsam wirklich klar wird.

Schule ist heute wie ein Feld mit zarten Pflanzenkeimen, dass von schweren Stiefeln niedergetrampelt wird. Es ist der Ort, wo uns die Neugier, die Lust auf das Leben, die Leidenschaft und tiefe Freude des Lebendigseins auf das gründlichst abtrainiert wird.

Und es ist der Ort, an dem wir Angst lernen. An dem wir lernen, dass wir nur gut genug sind, wenn wir Leistung bringen, dass unsere Bedürfnisse nicht achtenswert sind, dass unsere Kreativität von der Welt nicht gewollt ist, dass wir nicht unserer Leidenschaft folgen dürfen, sondern den Erwartungen entsprechen müssen. Es ist der Ort, an dem wir gebrochen werden.

Wir lernen Resignation, wir lernen gehorchen, wir lernen der Masse zu folgen, wir lernen, die leise Stimme in unserem Herzen abzustellen. Wir lernen still sitzen, wenn wir springen und lachen mögen. Wir lernen Dinge aufzunehmen und zu wiederholen, die keinerlei Bezug zu unserem Herzen haben. Wir verlernen, ein Kind zu sein. Und damit verlernen wir auch das Lernen.

Wie man es gründlich falsch macht

Auch die Neurobiologie, die Soziologie und die Psychologie wissen heute: Was wir da mit unseren Kindern da machen, ergibt nicht den geringsten Sinn. Es widerspricht allem, was wir über das Gehirn, die Entwicklung und das Lernen wissen. Es ist ein grausamer, fortgesetzter Wahnsinn.

„Wenn man die modernen Erkenntnisse der Hirnforschung zusammenfasst, kommt man zu einer ganz katastrophalen Schlussfolgerung für das gegenwärtige Schulsystem. Und diese Schlussfolgerung heißt: Es war eine falsche Vorstellung, die wir hatten, als wir dachten, man könne Kinder, man könne andere Menschen unterrichten“, sagt Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe an der Universität Heidelberg.

Die Schule, so meint Hüther, erzeuge „funktionalisierte Menschen“, die durch ein System aus Belohnung und Bestrafung so „abgerichtet“ wurden, dass sie sich in einer gewünschten Weise verhalten. Das sei aber aus der Sicht wirklichen Lernens „hirntechnischer Unsinn“, eine Quälerei und eine „Vergeudung von Potenzial, wie sie sich eine moderne Gesellschaft nicht mehr leisten kann.“

„Worauf es wirklich ankäme, ist doch nicht, dass man den anderen dazu zwingt, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten, oder sich Wissen anzueignen, dass man selbst für wichtig hält, sondern es geht doch darum, dass der andere eingeladen, ermutigt und inspiriert wird, sich das Wissen anzueignen, das in der Welt vorhanden ist. Dass man Kinder und Jugendliche darin begleitet, Entdecker und Gestalter dieser Welt zu sein“, so der Professor.

Wenn dies die Aufgabe der Schule ist, dann versagt sie darin tatsächlich katastrophal.

Gute Schulen machen hungrig, nicht satt

„Gute Schulen machen hungrig, nicht satt“, meint auch der Journalist Reinhard Kahl vom „Archiv der Zukunft“. Heute machen Schulen meist nicht mal satt, sie machen nur Bauchweh.

Wieso glauben wir noch immer, Schule müsste so sein? Wieso nehmen wir das hin, lassen zu, dass dies mit unseren Kindern gemacht wird. Haben wir so wenig Phantasie?

Dabei gibt es sie schon: Schulen ganz ohne Unterricht, in denen Kinder in einem sicheren und geregelten Rahmen einfach ihrer natürlichen Neugier folgen – und dabei freudvoll, spielerisch und mit Begeisterung alles Lernen, was sie für ihr Leben brauchen. Diese als „Freilernen“ oder „Unschooling“ bezeichneten Ansätze versuchen nicht, den Kindern Wissen mit Gewalt einzutrichtern, sie ermutigen sie, ihrer natürlichen Natur entsprechend Wissen wie ein Schwamm aufzusaugen. Und vor allem geht es hier auch ganz zentral darum, das zur Entfaltung kommen zu lassen, was längst im Kind vorhanden ist. Das Kind wird nicht von außen gebildet, es wächst aus seinem eigenen Inneren.

Kinder haben ihren eigenen Rhythmus, wir können sie nicht zwingen, an einem bestimmten Tag mit dem Sprechen oder Laufen anzufangen. Sie tun es einfach, in ihrer Zeit. Und wenn, dann lernen sie in einer Geschwindigkeit, die atemberaubend anzusehen ist. Genau das stellen auch die Pädagogen in alternativen Schulsystemen fest: Wenn Kinder aus einer eigenen Motivation, aus eigenem Interesse etwas lernen, dann lernen sie schnell, konzentriert und nachhaltig. Denn das Gehirn kann überhaupt nichts lernen, was unser ganzes Wesen als irrelevant ansieht, wozu wir keine Verbindung haben – oder es kann schon, aber eben nur mit Gewalt. Natürlicherweise lernt unser Gehirn eben das, was wir wichtig und interessant finden, unnützes Wissen wird aussortiert.

Freiräume

Schulen sollten vor allem Freiräume sein, ein Raum der Möglichkeiten. Und das bedeutet auch ganz praktisch Bewegungsfreiheit. Sich im Klassenzimmer bewegen zu können, auf dem Boden liegend zu lesen, mit anderen Schülern zusammen zu forschen, in Gruppen zu sprechen. All das ist wichtig. Unterricht, wie wir ihn kennen, hat mit den Bedürfnissen von Kindern keine Schnittmenge. Und deshalb kann er auch kein Weg zu nachhaltigem Lernen sein.

Schulen sollten ein Kreativ- und Erfahrungsraum für Kinder sein. Kein Ort der Angst und des Leistungsdrucks.

„Wir dürfen Kinder nicht beschämen. Kinder können nicht lernen, wenn sie das Gefühl haben: Ich kann hier jederzeit ausgelacht werden“, allein diese simple Erkenntnis müsste laut Ulrike Kegler von der Montessori-Gesamtschule Potsdam eigentlich schon die gesamte Bildungslandschaft revolutionieren. Kinder brauchen einen Raum völligen Vertrauens, einen Raum in dem sie respektiert und geachtet werden, in dem ihre Interessen unterstützt und gefördert werden. Dann lernen sie auch. Und Erwachsene werden in einer solchen Situation als Helfer und Unterstützer wahrzunehmen. Solche Kinder wenden sich dankbar und vertrauensvoll and Eltern und Lehrer, statt sie entweder zu verachten oder zu fürchten.

Auch unter den Kindern entwickelt sich eine andere soziale Struktur. Da altersgetrennte Klassen nicht mehr im herkömmlichen Maße nötig sind, werden Ältere zu Vorbildern und Lehrern für Jüngere, man steht nicht in Konkurrenz, man lernt gemeinsam und voneinander.

Funktioniert das?

Es funktioniert. In den USA gibt es zum Beispiel mit den Sudbury Schools schon seit 1968 alternative Schulen, die auf ein freies Lernen setzen. Die lange Erfahrung hier zeigt eindeutig, dass Kinder (entgegen den Zweifeln vieler Eltern) auch in einem solchen System spielend den gleichen Bildungsstand erreichen, wie an gewöhnlichen Schulen. Nur sind sie selbstbewusstere Menschen, die noch mit ihren eigenen Leidenschaften und Interessen in Kontakt sind. 80% der Abgänger der Sudbury Valley School etwa haben nach der Schule auch einen Universitätsabschluss erlangt, dass ist wohl mehr, als manch andere Gesamtschule vorweisen kann, und sollte die Zweifel zerstreuen, ob Abgänger von solchen Schulen im späteren Leben die gleichen Chancen haben. Das haben sie, und sie hatten obendrein noch eine Kindheit.

Wenn man ein wenig genauer darüber nachdenkt, wird einem schnell klar, dass es eigentlich überhaupt nur so funktionieren kann, dass es tatsächlich eher verwunderlich ist, dass wir unsere Kinder so lange einem so unmenschlichen und dysfunktionalen System überlassen haben. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Kinder von dieser Qual befreien und ihnen ihr gutes Recht auf Leidenschaft, Neugier, Spiel und ihre Kindheit nicht länger rauben.

„Es ist in der Tat fast ein Wunder, dass die modernen Methoden des Unterrichtens die heilige Neugier des Forschens noch nicht völlig erstickt haben. Denn diese zarte, kleine Pflanze bedarf, außer dem Ansporn, hauptsächlich der Freiheit. Ohne diese geht sie ohne Zweifel zugrunde.“ (Albert Einstein)

 


 

Links zu alternativen Schulen:

http://www.freie-alternativschulen.de
http://www.sinn-stiftung.eu/projekte/schulen-der-zukunft/index.html

Videos

Gerald Hüther – Schulen der Zukunft

Schule der Zukunft: Montessori-Schule Potsdam

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24 Responses

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    […] „Wir lernen Resignation, wir lernen gehorchen, wir lernen der Masse zu folgen, wir lernen, die leise Stimme in unserem Herzen abzustellen. Wir lernen still sitzen, wenn wir springen und lachen mögen. Wir lernen Dinge aufzunehmen und zu wiederholen, die keinerlei Bezug zu unserem Herzen haben. Wir verlernen, ein Kind zu sein. Und damit verlernen wir auch das Lernen.“ (Schulen der Zukunft: Die Befreiung unserer Kinder) […]

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    • Beutl
      Corona

      Es ist so erschreckend, wie die breite Masse wie eine Herde Schafe Richtung Abgrund marschiert….aber ich bin ganz ehrlich: auch ich habe Angst, in die Schule meiner Kinder zu gehen und zu sagen, wie blöd ich diese Mundmasken finde. Zum einen agieren die meisten Lehrer auch aus ihren eigenen Urängsten – zum anderen werden sie richtig aggressiv, wenn sie etwas Unkonformes hören…

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  2. Leni
    Offen auf die Schule zugehen!

    Ich habe eine Bitte:
    Gehen Sie als Erwachsener nochmal in eine Schule, am besten gleich mehrere. Schauen Sie sich den Unterricht dort an. Sprechen Sie mit den Lehrern und den Schülern. Hören Sie was sie zu sagen haben. Und bitte versuchen Sie nicht voreingenommen zu sein, sondern offen und neutral auf die Schule zuzugehen. Das fehlt diesem Artikel leider – schwarz-weiß malen kann jeder, entspricht aber selten der Realität.

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  3. pat
    Was ist, wenn Schule alles richtig macht?

    Vera F. Birkenbihl hat in einem Vortrag vor Jahren einmal die Frage gestellt: „Was ist, wenn Schule alles richtig macht?“. Sie hatte sich jahrzehntelang darum bemüht gehirngerechtes lernen in der Schule einzuführen indem sie als Fachfrau die zuständigen Behörden kontaktierte.
    Da dort keinerlei Interesse daran bestand, musste sie sich wahrscheinlich fragen, ob diese „Schule“ ideal ist, für das jetzige System.
    Und das ist es. Ein ideales System um Untertanen zu erschaffen, jenseits jeglicher Demokratie.

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  4. Natascha

    Hallo …
    muss eine wirtschaftliche Ausarbeitung über die Schule der Zukunft machen.
    Wobei ich mich auf die Themen Bildungsinhalte,Bildungssysteme und neue Lernformen näher auseinandersetzen möchte.
    Hat mir irgendjemand gute Informationen oder gute Ansprechpartner ?

    im voraus besten Dank

    Antworten
  5. Franz Josef Neffe

    Wollen wir Kinder BEFREIEN indem wir sie statt bisher exkludierten = ausschlossen nun inkludieren = einschließen?
    Als Ich-kann-Schule-Lehrer nutze ich seit bald 40 Jahren DIE FREIE SCHULE, die der Mensch tatsächlich hat: IN SICH. Der Mensch lernt nicht in Häusern, er lernt IN SICH. Alles, was wir zum erfolgreichen Lernen brauchen, haben wir alle in uns. Wir werden nur ständig davon abgelenkt. Von Fachleuten. Fachleuten in ihrem Fach, in der Schublade, in die man sie gesteckt hat, aber nicht im Leben.
    Der Mensch kann doch gar nicht nicht lernen. Jeder Mensch lernt 24 Stunden am Tag. Jeden Tag. Sogar in den Häusern, die wir völlig irreführend Schule nennen. Nur: was lernt er da? Die Lernqualität in unseren Lehrplanvollzugsanstalten ist schlicht ein Desaster.
    Ausgewählt wird in diesem Desaster nach perversen Prinzipien:
    Nicht der wird nach oben gelassen, der etwas KANN, sondern der, der das, was er MUSS besser macht als alle. So werden unsere Geschicke – nicht nur in der Schule – immer von Leuten gelenkt, die in MÜSSEN überperfekt und in puncto KÖNNEN einfach leere Flaschen sind. Wir produzieren nicht Könner sondern SUPER-MÜSSER.
    Es löst kein Problem, wenn wir in solch eine grausam dumme Institution „Freiräuime einbauen“.
    Ich widerspreche auch REINHARD KAHL mit aller Deutlichkeit, wenn er meint, dass gute Schulen nicht satt sondern hungrig machen.
    In unseren Unterrichtsvollzugsanstalten lassen wir täglich die feinen und entscheidenden Kräfte von Geist und Seele verhungern. Den Körper füttern wir fünfmal am Tag, Geist & Seele bekommen: Üben, Üben, Üben – und werden damit erst matt und dann platt gemacht.
    Nein, wirkliche SCHULE ist EIN ORT DES SATTWERDENS.
    In die Schule muss man zum Hoch-Genuss-Essen gehen!
    Ist es uns noch nicht aufgefallen, dass es Geist und Seele, wenn sie hungern, immer von der Schule weg zieht???
    Das sieht die Ich-kann-Schule genau anders herum: Wenn ich wissenshungrig bin, dann geh ich in die Schule, um satt zu werden.
    Das ist genauso wie mit meinem Bürostuhl. Fast alle Bürostühle auf dem Markt sind ProblemVERURSACHER. Ich sitze auf einem echten PROBLEMLÖSER. Ein Frau, das auch hat, hat mir einmal gesagt: „Wenn ich Rückenprobleme habe, setze ich mich in meinen XY-Stuhl, damit´s weggeht.“ Genau so stelle ich mir die Wirkung wirklicher Schule auch vor. Sie macht nicht nur satt sondern auch gesund.
    Ich grüße freundlich.
    Franz Josef Neffe

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  6. David (Autor)

    Hallo Merle,

    danke für deinen Kommentar. Wie dir geht es gerade sehr vielen Kindern und Jugendlichen, was mir sehr leid tut. Besonders intelligente Schüler sind vom Schulsystem oft extrem frustriert – das ging mir selbst ebenso. Leider sehen bisher wenige Menschen, wie menschenverachtend unser Schulsystem tatsächlich ist.

    Deine Idee finde ich sehr gut. Ich weiß, dass auch viele Lehrer sehr unzufrieden sind – vielleicht ist es ja möglich, das ganze innerhalb der Schule stärker zu thematisieren und auch von Seiten der Schüler Kritik stärker hörbar zu machen und auf Alternativen hinzuweisen. Viele Schüler nehmen das Schulsystem als gegeben hin, ohne es je zu hinterfragen, da besteht noch viel Informationsbedarf.

    Ich wünsche dir alles Gute!
    David

    Antworten
    • Sabina Beutl
      Neue Schulformen

      Besser noch, man gebe sein Kind gleich in eine gute Schule…wahrscheinlich mit einem längeren Anfahrtsweg…aber vlt. kann man sogar Fahrgemeinschaften bilden. Wenn das mehrere und immer mehr machen würden, würden sich auch unsere Bildungsminister ändern. Wir haben unseren Sohn auf eine Herderschule, kleine Klassen, engagierte LehrerInnen und Begeisterung beim Vermitteln des Unterrichtsstoffs. Es war eines der wichtigsten Entscheidungen, die wir je getroffen haben.

      Antworten
  7. merle

    Hallo,
    ich bin selber noch Schülerin (10. Klasse) und konnte noch nie etwas tun zu dem ich gezwungen wurde. In letzter Zeit gehe ich immer seltender zur Schule, obwohl ich es mir immer wieder vornehme, kriege ich mich einfach nicht dazu aufgerafft hinzugehen und wenn komme ich selten pünktlich und schaffe es auch nicht bis zum Ende dort zu bleiben. Ich weiß genau das ich an vielen Fächern Spaß hätte, und auch lernen würde wenn ich nicht müsste, zumal ich größtenteils auch echt tolle Lehrer habe. Mit denen ich in letzter Zeit ürigens oft Gespräche geführt hatte „Wie können wir dir helfen“, „Du bist total intelligent, eswäre echt Schade wenn du dir dein Abi durch zu viele Fehlzeiten versaust“. Nach jedem Gespräch hab ich mir noch stärker vorgenommen regelmößig in die Schule zu gehen. Wenn es aber darum ging morgens aufzustehen um in die Schule zu gehen, hab ich meinen Wecker natürlich überhört und bin erst aufgestanden als mein Papa irgendwann zum 5. Mal in meinem Zimmer stand mit den Worten „Wenn du schon nicht für die Schule aufstehst, dann komm jetzt wenigstens runter und lies Zeitung, es gibt einen guten Artikel“, Wenn er mich so zum Aufstehen gebracht hat hat es dann auch immer geklappt das mich auch weiter auf den Weg zur Schule machen konnte.
    Meine große Wut auf Schule hat sich seit dem ich Noten bekomme (also seit der 8. Klasse 2. Halbjahr) enorm verstärkt.
    Neulich haben wir unsere Abschlussarbeiten wieder bekommen (an meiner Schule macht man alle 3 Abschlüsse), ein paar meiner MitschülerInin waren echt pissig auf mich; ich war sehr selten in der Schule und sie wussten ganz genau das ich auch nicht gelernt habe, während sie sich zu Hause hingesezt haben stundenlang gelernt haben und in der Schule immer fleißig mit dabei waren. Ich bekomme eine 2+ wieder diese eine 5. Zuerst hatte ich mich über meine 2 total gefreut, als ich mich aber zu meiner Sitznachberin umgedreht habe die gewient hatte, war ich echt wütend. Natürlich hab ich sie erst einmal getröstet. Aber WIESO können Noten einen zum weinen bringen? Was haben die für eine erstaunlich Macht über die SchülerInin wenn sie so etwas können? Sie bestimmen ein Stück weit dein Leben (Teilweise nicht nur in beruflicher hinsicht). Meiner Meinung nach dürften sie das nicht können. Denn selten können Noten genau beschreiben wir gut/schlecht du in etwas bist. Auch das du nur mit einem Bestimmten Notendurchschnitt verschiedenes studieren darfst, geht gar nicht. Um zum Beispiel Therapeutin zu werden braucht man einen guten Notendurchschnitt, der aber sagt überhaupt nicht aus ob du gut mit Menschen reden kannst oder nicht.

    Ich werde mich vielleicht ein wenig mehr demnächst mit dem Thema auseinandersetzen da ich auf einem Zeltlager im Sommer gerne einen Workshop für die Kids über dieses Thema anbieten würde „Kritik an Schule & Alternativen“.
    Auf unseren Zeltlagern, achten wir immer sehr darauf das wir alle gleich viel zu sagen haben (Für die Kinder gibt es so genannte Demokratiehelfer, da sie oft nicht zu gut argumentieren können wie die älteren..), oft bieten wir den Kindern Workshops an in denen sie sich mit solchen Themen auseinander setzten können, sich frei dazu äußern können (natürlich gibt es auch viele Workshops wie Freundschaftsarmbänder knüpfen). Kein Kind ist dazu verpflichtet sich einen Workshop auszusuchen und dahin zugehen, wenn es das nicht möchte (unsere wichtigste Regel DEFINITIONSMACHT) und so macht es uns allen Spaß gemeinsam zu lernen. Das tolle ist die Kinder haben echt Spaß daran und machen gerne mit. (Natürlich gibt es ausnahmen und jede_r hat mal einen schlechten Tag an dem er/sie keine Lust zu etwas hat aber das ist ja auch kein Problem..)

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  8. Dorothea

    M.E. gibt es keine Schulform, die für jedes Kind die ideale Voraussetzung der Wissensvermittlung darstellt, dazu sind die Vorgaben zu unterschiedlich. Bisher ist es den Gesetzgebern ja nicht einmal gelungen, eine einheitliche Regelung für die ganze BRD, viel weniger für die EU zu finden.
    Wichtig wäre vor allem, jedem Kind den seiner Begabung und seinen Neigungen und Wünschen entsprechenden Schultyp zugänglich zu machen! Wie oft scheitert das an den finanziellen Möglichkeiten der Eltern und versickert auf diese Weise manche Begabung ungenützt! Man muss nicht Harz IV Empfänger sein, um sich die Kosten für Musik- oder sonstigem Extra-Unterricht nicht leisten zu können, ganz zu scheigen von gelegentlich notwendiger und sehr effizienter Nachhilfe.
    Lernen ist notwendig, aber erst der Erfolg, die Anerkennung der Leistung bzw. des Leistungswillens durch dien Lehrer, die Mitschüler und v.a. die Eltern wecken Freude und Stolz, die Lust nach mehr, machen das Lesen eines Buches interessanter als die Berieselung durch den Fernseher. Dabei spielen v.a. das häusliche Vorbild, das kulturelle Umfeld und ab einem bestimmten Alter der Freundeskreis eine wesentliche Rolle und sind prägend für das ganze Leben bzw. für das, was man daraus macht!
    Dabei ist der Weg zum Erfolg manchem von vorneherein verbaut, sei es durch das überforderte oder ungebildete Elternhaus, sei es für sog. Spätzünder oder kränkliche Kinder, die früh in eine „Schublade“ gesteckt werden, ohne die geringste Chance, dass vorhandene Fähigkeiten entdeckt oder gar gefördert werden. Dieser Personenkreis wird immer größer, Verhaltensstörungen werden mit Medikamenten statt mit Zuwendung und Eingehen auf die Persönlichkeit bekämpft; die Uhr aber tickt, die Zeit der Ausbildungsphase geht weitgehend ungenützt vorbei und ein Problemfall mehr belastet die Gesellschaft. Warum gelingt die Integration dieser Schülergruppe in die Klassengemeinschaft in anderen Ländern mit Erfolg, werden diese Kinder nicht von Anfang an ausgegrenzt und zum Versager gestempelt, sondern erfahren auch Erfolge durch Förderung, sei es im künstlerischen oder sportlichen Bereich? Die Ausbildung unserer Kinder -und zwar aller Kinder ohne Unterschied – die optimale Förderung und Nützung ihrer geistigen Kapazitäten, v.a. auch der sozialen und menschlichen Fähigkeiten, ist das Kapital unserer Gesellschaft! Jeder hat den gleichen Anspruch auf ein befriedigendes Leben!

    Antworten
  9. nica herzog

    der artikel ist absolut ok.!
    doch der neinsager hat auch recht,beides stimmt,…
    ausschlaggebend für ein echtes freies aufwachsen der kinder ist nicht zuerst die besondere andere schule (obwohl sie sehr zu befürworten ist,selbst innerhalb des bestehenden systhems,man kann ihm nicht einfach entfliehen),sondern der stallgeruch der eigen familie,das SEIN der eltern ,des menschlichen umfelds,usw…,
    die kinder nehmen sich doch auch immer die freiheit und spüren die ausrichtung der eltern daher ist es nicht nur der reine verrat an ihnen wenn die alternative schule nicht alles hält was sie verspricht,
    und by the way,ungute schulerfahrungen kann man an allen schulen haben…das ist alles relativ,denn schule ist auch einfach Leben und leben hält eben auch einem ungute erfahrungen bereit.

    Antworten
  10. Neinsager

    nein , nein und nochmals nein.
    auch die montessoris, die waldorfs, die freien schulen unterliegen der schulpflicht. auch homeschooling unterliegt der schulpflicht. es gibt keine möglichkeit für kinder und jugendliche, die ihnen von eltern, lehrern und anderen erziehenden fest gelegten rahmen zu verlassen und ihre eigene wege zu gehen. Auch frühzeitige „eigene“ wege sind genau so ungeschützt wie die vorbestimmten in legitimen erzieherischen Bahnen.
    Wenn ein Kind sagt, „ich möchte nicht zur Schule, ich möchte auch nicht homeschoolen.“ was dann? Was, wenn es sagt „ich möchte Vagabunt werden? (Oder Sexualforscher? 🙂 Sagen wir ihnen dann, „das kann man heutzutage nicht mehr werden?“ Oder wie unterstützen wir es, daß es das werden kann? Wenn es Eltern nicht schaffen, zu sich selbst und den eigenenLebvensentwürfen, die inder Schule nur eine Verlängerung der Indoktrination erwirken, Alternativen für „ihre“ Kinder anzubieten, wird das nichts mit der Selbstbestimmung. Und dann werden auch genau die Inhalte, die für eine Selbstbestimmung wichtig sind immer wieder ausgegrenzt. Hier liegt das Problem:WAS ist BIldung? WAS ist lernenswert, FÜR WELCHE Gesellschaft kann ich lernen? WER hat das Recht, die Inhalte des Lernens vorzugeben? Warum brauche ich einen Abschluss?, WAS sind die sozialen Folgen des Lernens? Auch die FREIENHSCHULEN bringen die bestehenden Macht- und GEWALTstrukturten für Kinder nichts ins Schwanken,aber wieso heissen sie dann FREIE? Hier wird die Öffentlichkeit NUR getäuscht, unddie Kinder, die sich nach Freiheit sehen erst Recht

    Neinsager

    Antworten
  11. Anonymous

    Wow!!!
    …das ist erstmal das erste, was mir einfällt!!!
    …und JAAAAAAAA!!!!

    WIR BRAUCHEN EIN NEUES SCHULSYSTEM!!!
    Wir können die Kinder von heute nicht in ein System von vorvorvorvorgestern pressen und uns dann noch wundern, dass sie rebellieren!!!

    Packen wir es an…wäre gern dabei!!!

    Antworten
  12. a.m.

    Einige Freie Schulen sind gerade dabei sich wieder zu verändern. Viele Eltern halten es nicht aus „nichts zu sehen“ was die Kinder lernen, was zur Folge hat, dass einige dieser Schulenwieder „verschulter“ werden. Es hängt sehr viel von dem Vertrauen der Eltern ab ob ein Kind auf einer freien Schule wirklich gut aufgehoben ist. Können sie ihrem Kind wirklich vertrauen dass es alles lernt was es braucht? Was braucht es wirklich und was denken wir was es braucht?
    Es erfordert sehr viel Offenheit für persönliche Veränderung von Seitens der Eltern wenn sie einen solchen Weg gehen wollen. Es ist ein Weg und nicht nur die Entscheidung für eine andere Schulform. Er betrifft in der Regel die ganze Familie und führt sehr oft zu weitgreifenden Veränderungen. Ich begleite mein Kind seit 9 Jahren in einem freien Kindergarten und später in einer freien Schule. Ich möchte es nicht anders haben weil es für mich stimmig ist. Klar kann man die Schulpflicht abschaffen, wäre ich auch dafür, aber anfangen tut das Ganze bei uns selbst. Es ist nicht einfach, da wir in den alten Strukturen aufgewachsen sind, aber ich finde es lohnt sich.

    Antworten
  13. Janara

    Ja, verhätschelt eure Bälger doch noch mehr. Damit sie noch rücksichts- und respektloser werden, als so viele eh schon sind.
    Individualismus muss man in sich selbst entdecken.

    Antworten
    • Meike
      Respekt entsteht durch Respekt.

      Liebe/r Janara,
      Respektlosigkeit entsteht durch Respektlosigkeit. Verhalten wir uns weder rücksichts-, noch respektvoll unseren Kindern gegenüber, können wir es ihnen auch nicht „beibringen“. Das zeigen doch die Ergebnisse, denen wir tagtäglich begegnen, der letzten Jahrzehnte.

      Antworten
  14. fee

    Dieser Artikel ist mir genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Ich stecke gerade im Dilemma, dass meine Tochter sehr unglücklich in einem „herkömmlichen“ Gymnasium ist und nicht mehr in diesem System in die Schule gehen möchte. Sie ist ein überdurchschnittlich intelligentes Kind und sehr wissbegierig und auch ehrgeizig, will sich aber diesen Strukturen nicht anpassen. Mein Problem ist nur: Was gibt es (hier in Österreich) für Alternativen, die auch wirklich Sinn machen, leistbar sind und meinem Kind auch eine Zukunft in dem vorherschenden System ermöglichen. Wir können das System, so wie es jetzt (noch) läuft, ja nicht von heute auf morgen ändern, und ich möchte nicht den Fehler machen, meiner Tochter eine Ausbidlung zu verwehren, mit der sie dann aber eine Basis hat, mit der sie dann in „unserem System“ alle Möglichkeiten offen hat. Das (Berufs)Leben, so wie es zu Zeit ist, fragt auch selten nach Bedürfnissen und Befindlichkeiten und ab wann sollten Kinder denn lernen, dass das Leben nicht immer nur aus Spielen, Spaß und Freude besteht? Ich bin, ehrlich gestanden, eher ratlos und verzweifelt, denn ich möchte natürlich, dass meine Tochter die Freude am Lernen behält und eine freudvolle Kindheit und Jugend erleben kann.

    Antworten
  15. diana

    meine tochter geht nach einer relativ katastrophalen einschulungszeit und 2.klasse auf die montessorischule in neuruppin. nachdem ihr die lust am lernen in den ersten 2 schuljahren gründlich verdorben wurde, hat sie dort die freude an der schule wiedergefunden und ist eine der besten in der klasse. ich denke, da braucht es keine weiteren erklärungen. allerdings steht und fällt jede schulform mit dem engagement der eltern, der lehrer und deren zusammenarbeit. das ist meine erfahrung . und ich bin sehr dankbar, diese möglichkeit für mein kind gefunden zu haben.
    beste grüße
    diana

    Antworten
  16. Snoobi

    Ich schließe mich vollkommen der Meinung des Autors an und meines Erachtens nach gibt es in unserer Gesellschaft zudem eine (Un-)Menge weiterer „Systeme“, worin in Sachen Umstrukturierung dringend Handlungsbedarf nötig ist.

    Antworten
  17. antje e.

    Man kann weder das eine noch das andere alleinstehend als das „allheilmittel“ betrachten, schon gar nicht in unserer gesellschaftsform. ganzheitlich betrachtet steht und fällt alles mit den personen/menschen, die die kinder begleiten, angefangen bei den eltern. wenn es den eltern selbst schon an geeignetem wissen, ideen, moral u.w.m. mangelt, wird es schwer. dann die erziehung auf eine schule abzuschieben, damit diese gutmacht, was im elternhaus versäumt wird, kann keine lösung sein.
    dazu kommt noch die lern-individualität eines jeden kindes selbst. mein eigenes kind soll in einer montessori-o-schule den entwicklungsfreiraum erhalten haben, lief aber erst zur bestform auf, als vorne jemand stand, der mit rückrat, authorität und verstand etwas zu lehren (erzählen) hatte.
    der informationsträger (vorbild) spielt -aus meiner erfahrung- die entscheidende rolle, nicht das system. + was für den einen gut ist, gilt noch lange nicht für den anderen.
    was nützt es uns – der gesellschaft – das eine zu verdammen, anstatt von beidem das gute miteinander zu verbinden oder beides zuzulassen. sorgen wir doch allesamt für bessere vorbilder.
    dennoch – respekt vor der forschungsarbeit.

    Antworten
  18. bl

    Alles, was in diesem Artikel beschrieben ist, stimmt. Ohne die „moderne Hirnforschung“ bemühen zu wollen, sieht man beim bloßem Hinsehen – und aus der persönlichen Erfahrung – dass die heutigen Schulen nur Instrumente sind, einen angepassten Lohnsklaven zu „erziehen“ oder eher zu erzielen.

    Die Schwierigkeit, eine produktive, d.h. kreative, Form von Lernen zu installieren, liegt in der Glaubensstruktur, die verändert werden muss. So lange die Gesellschaft glaubt, „Strafe muss sein“, so lange wird das auch in den Schulen der Fall sein. Und dann ist da noch die ungebildete Lehrerschaft. Diese mit bewussten Menschen zu ersetzen, dürfte nicht ganz einfach sein…

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  19. kamal

    Es kann garnicht genug betont werden wie wichtig dieser Artikel ist, wie wichtig es ist, dass endlich Aufklärung stattfindet darüber wie aus Kindern tote Robotersklaven gemacht werden. Leider können oder wollen das die meisten fertigen Robotersklaven garnicht sehen was da passiert.
    Eine heranwachsende Generation, die nicht versklavt wurde ist der Todesstoß für das bestehende Gesellschafts/Wirtschaftssystem, und wer will das schon von den Reichen und Mächtigen.
    Man sollte als erstes die Schulpflicht abschaffen und es den Kindern überlassen ob sie in diese Gefängnisanstalten gehen wollen oder nicht, das wäre der erste Schritt.

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