Menschen, die per Gedankenkraft Roboter steuern, künstliche Sinnesorgane, eine Therapie, welche die Lebensspanne verdreifacht, Autos ohne Fahrer, Knochen aus dem 3-D-Drucker – was klingt, wie Science-Fiction, ist seit dem letzten Jahr Realität.

Die technologische Entwicklung hat eine Geschwindigkeit angenommen, die kaum noch zu überblicken ist. Besonders die Gentechnik und die Robotik dürften in den nächsten Jahren Teil unseres Alltags werden und das Leben entscheidend beeinflussen. Hier sind einige der bekanntesten Durchbrüche des Jahres 2012, die einst unglaubliche Science-Fiction-Ideen schon jetzt wahr werden lassen.

1. Gelähmte Frau steuert Roboter Arm durch Gehirnimplantat

An der Universität Pittsburg wurde der 52-jährigen Querschnittsgelähmten Jan Scheuerman ein Gehirnimplantat in den motorischen Kortex des Gehirns verpflanzt, mit dessen Hilfe sie Kraft ihres Willens den Arm eines Roboters namens „Hector“ steuern konnte. Die Integration dauerte nur 2 Tage, nach knapp zwei Wochen konnte Scheuermann den Roboter-Arm bereits verwenden wie einen menschlichen Arm – inklusive Feinheiten wie Zugreifen und subtilen Handgelenks-Rotationen.

„Am Anfang musste ich noch ‚hoch‘, ‚Uhrzeigersinn‘, ‚vor‘, ‚zurück‘, ‚runter‘ denken – jetzt sehe ich nur noch das Ziel an und Hector bewegt sich da hin. Ich brauche nicht mehr denken, in welche Richtung, ich fühle nur noch: Ich will dieses tun – und mein Gehirn weiß, was zu tun ist, damit das passiert.“

Technologien wie diese Brain-Computer-Interfaces sollen in Zukunft eine völlig neue Ebene der Interaktion von Mensch und Roboter ermöglichen.

Video: Gelähmte Frau steuert Roboter-Arm.

2. Blinde können durch Mikrochip wieder sehen

Blinden Patienten, die an Retinitis pigmentosa erblindet sind, wurde ein Foto-Mikrochip in die Netzhaut eingesetzt. Von den insgesamt neun Patienten, die im Rahmen der Studie beobachtet wurden, waren drei Patienten nach der Operation spontan zum Lesen von Buchstaben fähig. Während der Beobachtung inner- und außerhalb des Labors berichteten Patienten auch davon, Gesichter erkennen, Objekte wie Telefone unterscheiden und Türschilder lesen zu können.

Künstliche Augen könnten die Sehkraft des Menschen in Zukunft nicht nur wieder herstellen, sondern deutlich erweitern – etwa durch Nachtsicht, Fernsicht oder mikroskopische Vergrößerung.

Link: Hersteller Retina Implant

3.Stammzellen-Therapie verdreifacht Lebensspanne von Mäusen

Durch die Injektion von Stammzellen jüngerer Mäuse konnte die Lebensspanne von Labormäusen, die auf eine Lebensspanne von 21 Tagen gezüchtet wurden verdreifacht werden. In menschlichen Maßstäben wäre das eine Lebensspanne von 200 Jahren.

Entgegen der Vermutung der Forscher wurden die Stammzellen jedoch nicht in die Organe eingebaut und bewirkten so die Verjüngung, sondern sie sonderten ein unbekanntes Sekret ab, welche zu einer Verjüngung der Körperzellen führte. Nun sollen die Versuche mit normalen Mäusen wiederholt werden, die gewöhnlich etwa drei Jahre alt werden. Sollte die Therapie hier genauso anschlagen, würden diese eine Lebensspanne von sechs Jahren erreichen – mit solchen Ergebnissen wäre aber erst 2018 zu rechnen.

Link: National Geographic

Science-Fiction Auto4. Selbst-fahrende Autos legal in Nevada, Florida, and California

In drei US-Staaten dürfen nun fahrerlose Autos zu Testzwecken am Straßenverkehr teilnehmen. Die von Google entwickelten Autos lenken sich selbst, erkennen per Laser Straßenschilder und Ampeln und sind auch nach 500 000 bisher gefahrenen Kilometern bisher unfallfrei. In Nevada wurde ein Gesetz verabschiedet, dass auch eine kommerzielle Nutzung der Roboter-Autos erlaubt.

Selbstfahrende Autos gelten als sicherer und ermöglichen es auch alten, blinden oder körperlich beeinträchtigten Menschen wieder ein eigenes Auto zu fahren.

Video: Googles fahrerloses Auto im Test

5. Erster Unterkiefer aus dem 3-D-Drucker transplantiert

Die Hoffnung, in naher Zukunft Knochen und Organe einfach mit dem 3-D-Drucker ausdrucken zu können, erhält Aufschwung durch den ersten transplantierten Unterkiefer aus einem 3-D-Drucker.

Link: Hersteller Layerwise

Science-Fiction Gehirn6. Das Gehirn wurde „gehackt“

Programmierer der Universitäten Oxford, Genf und Berkeley haben vorgeführt, dass es möglich ist, unbemerkt Geburtsdaten, Kreditkartennummern und andere sensible Daten von Personen zu extrahieren, die ein EEG-Brain-Computer-Interface verwenden. Ein EEG-Brain-Computer-Interface liest direkt die Gehirnströme aus und ermöglicht damit eine Steuerung von Computern durch Gedanken. Kommerzielle BCIs werden für derzeit 200-300€ angeboten und besonders für Computerspiele eingesetzt. Die Forscher wollten auf die Risiken solcher Technologie aufmerksam machen.

In künftigen Entwicklungen dürften die BCI als Gehirnimplantate direkt mit dem Gehirn verbunden sein. Welche Möglichkeiten das für Überwachung oder Hacker bieten könnte, weiß derzeit niemand.

Link: Pressetext

7. Gentechnik: Chimären und Hybride kommen

Forschern an der Oregon Health and Science University ist es gelungen Chimären-Rhesus-Affen zu erzeugen, die aus dem Material von bis zu sechs verschiedenen Affen-Embryos zusammengestückelt sind. Die Zellen leben im Körper des Affen „nebeneinander“ und erzeugen verschiedene Organe, die aber einen funktionierenden Organismus bilden. „Die Zellen verbinden sich nie, aber sie bleiben zusammen und erzeugen Gewebe und Organe“, berichtet Dr. Mitalipov.

Kurz bevor stehen Versuche mit echten Mensch-Tier-Hybriden – so wollen Forscher in Japan menschliche Organe in Schweinen wachsen lassen. Diese würden in den Tieren „reifen“ bis das Schwein geschlachtet und die Organe „geerntet“ werden. Bereits Realität sind hyper-intelligente Mäuse mit menschlichen Gehirnzellen und Ziegenherden, die eine Art menschliche Muttermilch produzieren.

8. Seide von Gen-Raupen ist stärker als Stahl

Forscher der University of Wyoming haben Seidenraupen genetisch so modifiziert, dass sie eine Seide herstellen, die stabiler ist als Stahl. Den Raupen wurden Spinnen-Gene eingesetzt und die resultierende künstliche Spezies produziert nun Seidenfäden mit der Kraft von Spinnenweben. Das an Spider-Man erinnernde Material soll in Gen-Raupen-Farmen hergestellt werden, könnte Anwendung in Medizin und Militär haben und gilt als potenzielle Alternative zu Plastik.

Gentechnisch veränderte Organismen gelten als Hoffnungsträger in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel auch der Kraftstoffherstellung. Dass hierbei Lebewesen erzeugt werden, die erstens natürlich auf der Erde nicht vorkommen und zweitens wie eine „Produktionsmaschine“ eingesetzt werden, wirft dabei etliche ethische und ökologische Fragen auf.

Link: BBC

Science-Fiction Google Glasses9. Google stellt „Glasses“-Konzept vor

Google hat mit „Google Glass“ ein Konzept für die Smartphones der Zukunft vorgestellt. Diese bestehen aus einer sprachgesteuerten Kamera-Brille, die das Display direkt ins Sichtfeld des Trägers einblendet. Die normale Realität wird so durch eine neue, digitale Ebene überlagert, weshalb Technologien dieser Art auch als „Augmented Reality“ bezeichnet werden. Dieses und ähnliche Produkte werden in den nächsten zwei Jahren auf den Markt kommen.

Sollte sich das Konzept durchsetzten, könnte es Smartphones ablösen. Computer wären damit erstmals nicht mehr nur ein Gerät, sondern direkt in die Wahrnehmung des Menschen integriert, wodurch sich die Lebenswirklichkeit von Millionen von Menschen verändern könnte.

Video: Google Glass

Hoffnung oder Horror?

Ob diese Entwicklungen als gruselig oder hoffnungsvoll empfunden werden, hängt sehr vom Betrachter ab. Der Kampf um zum Beispiel Tier-Mensch-Hybride wird derzeit recht erbittert geführt. Ohne jeden Zweifel werden bei diesen Forschungen Themen berührt, die einer gesellschaftlichen Diskussion bedürfen und zu denen wir alle uns in naher Zukunft werden stellen müssen.

Mehr Artikel zum Thema

Transhumanismus: Eine Gefahr für die Menschheit?

Gentechnik, Roboter & KI: Wohin geht die Reise?

 

Bilder: Roboterarm – UPMC; Google Car – Steve Jurvetson; Brain-Computer-Interface – emotiv.com; Affe – Oregon Health & Science Universit; Google Glass – Google;

3 Responses

  1. Nimoe

    Mir fällt da nur ein: Frankenstein ist im 21. Jahrhundert wieder zum Leben erwacht!
    Und bringt einige lichtscheue Gestalten aus der Vergangemheit gleich im Schlepptau mit.

    Erschreckend und abstoßend, wie Menschen und Tiere für egoistische Zwecke von Wissenschaft. Medizin und Machtgierigen benutzt wird.

    Die Frage bleibt offen: WAS wird eigentlich wirklich bezweckt?
    George Orwell „1984“ …….wie nahe sind wir schon dran…….oder schon drin?

    Dem obigen Artikel von Irena kann ich nur zustimmen!
    Wir müssen aufwachen – JETZT!

    Antworten
  2. Irena Weiss

    Liebe Leserinnen und Leser
    Was für ein wichtiger Artikel, der uns allen ins Bewusstsein ruft, was eine Forschung bewirkt, die einfach forscht, ohne kosmische und göttliche Gesetzmässigkeiten zu beachten. Da kommt einem – war es Goethe? – in den Sinn: „die Geister, die ich rief, die werd ich nicht mehr los.“

    Wollen wir das wirklich?
    Wir haben mit unserem Netzwerk www.die-goettliche-welle.de eine Alternative vorbereitet. Wenn genügend Menschen die Chance erkennen, die Erde JETZT neu zu kreieren und zwar indem wir uns wieder untereinander zusammenschliessen und uns in den Klang des Universums einfügen, statt kreischende und ohrschmerzende Töne hervorzubringen (als Analogie), können wir auf einer anderen Ebene heilen und vollständig werden, sowohl individuell wie auch kollektiv. Es ist der Weg der Freude, der Schönheit und der Liebe und ich lade alle ein, diesen Weg mit uns zu gehen.
    Wir wollen wirklich etwas bewegen und es klappt, wenn Du mitmachst und Deine Weisheit, Deine Sichtweise mit uns teilst.
    Bist Du bereit für ein Abenteuer ?
    Wir treffen uns am 31.August in Abentheuer

    Antworten
  3. Starseed

    Krass.
    Auf der einen Seite ist es wunderbar auf der anderen Seite sehr sehr bedenklich angesichts des Bewusstsseinzustand der Menschen.
    Der Fortschritt steht leider nicht im Dienst aller sondern im Dienst des EGOs.

    Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*