Sense of Flow. Wie wäre es, wenn es eine einfache Methode gäbe, auch als Erwachsener noch Erfahrungen von Schwerelosigkeit und Aufgehobensein wie im Mutterleib zu machen? Der Berliner René Zechmeister hat eine solche Möglichkeit gefunden. Marlies Moser hat sie ausprobiert.

Da ist sie nun, die Einladung zum Loslassen. Sie hängt an einem Querbalken befestigt, ein dunkelrotes Yoga-Hängetuch. Da werde ich die nächsten 90 Minuten verbringen. Ich bin gespannt, was mit mir geschehen wird. Sense of Flow heißt die von René Zechmeister entwickelte Technik, die er ganz kurz als „eine Kombination aus Shiatsu und biodynamischer Körperarbeit in der Schwebe“ erklärt.

Das Tuch sieht eng und recht fragil aus, kann aber auch schwergewichtige Menschen halten. Beim Hineinsetzen überkommt mich trotzdem für einen Augenblick ein mulmiges Gefühl, Vertrauen ist gefordert. Das ist auch gleich wieder da, als René erklärt, wie ich am besten sitze – den Kopf an dem einen und die Füße am anderen Rand des Tuches. Er schaukelt mich leicht und nimmt sehr bald über die Hände Kontakt mit meiner Wirbelsäule auf. Ich beginne automatisch, langsam und tief ein- und auszuatmen – das beruhigt. Ich fühle mich immer mehr wie in einem Kokon, der mir Schutz und Sicherheit bietet.

Dann falle ich in eine Tiefenentspannung, wie ich sie bisher noch nie erlebt habe. Ab und zu spüre ich die Berührungen, die durch das Tuch kommen. Mal fühlen sie sich ganz leicht an, mal so tief, dass ich den Eindruck habe, jede einzelne Zelle dieses Körperbereichs wird davon neu geformt und kodiert. Ich fühle mich in der Schwerelosigkeit geborgen.

Harmonisches Schweben

Obwohl ich ganz tief im Tuch hänge, ist für Bewegungen zur Seite und nach oben viel Raum. Ich spüre, wie der Körper ganz langsam seine Position wechselt – entweder durch die Bewegungen der Arme oder durch leichte Vibrationen, die ich ab und zu vor allem im Rücken spüre. Ungeachtet dessen, dass ich nach wie vor gekrümmt im Tuch hänge, fühlt es sich an, als ob sich der Körper langsam, aber sicher in eine neutrale Position einpendelt. Neue Energie strömt durch den Körper – ich stelle sie mir vor als reinen Sauerstoff, der größere Zwischenräume zwischen den Muskeln und Knochen entstehen lässt. René nennt dies später den „Atem des Lebens“ – Prana, Chi.

Alle Gedanken sind verschwunden. Ich nehme nur noch die Gegenwart wahr. Ab und zu höre ich Geräusche aus dem Wasserrohr, das an einer Wand entlang verläuft. Aber ich erschrecke nicht und bewerte es auch nicht, ich nehme nur wahr und fühle mich total geborgen. Mein Bewusstsein wandert wieder zum direkten Geschehen um mich herum. Ich kann René spüren, wie er mich mit seinen Händen durch den festen, kunstseidenen Stoff des Tuchs berührt und wieder loslässt. Ich habe überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Meine Gedanken gehen zum Vormittag zurück, als ich von der S-Bahn zum Studio ging. Mein Körper hatte sich anfangs ganz gedrungen und schwer angefühlt, als ob der Ballast der vergangenen Woche auf meinen Schultern lastete und den Körper hinunterdrückte. Und nun fühlt er sich plötzlich leicht und größer an, obwohl ich in dieser Embryonalhaltung in der Luft hänge. Eigentlich ist mein Körper nichts anderes als meine Wohnung, geht es mir durch den Kopf. Ich bewohne ihn für einen begrenzten Zeitraum und es liegt an mir, mit ihm in Einklang zu leben oder nicht. Ich bin nicht mein Körper.

Embryologische Entwicklungskräfte

Meine Wahrnehmung von dem, was außen geschieht, wird immer kleiner und verlagert sich in das Innere des Körpers. Mein Atem erinnert mich an Ebbe und Flut, mein Körper an einen Ozean. Ich fühle mich schwerelos. Die Bewegungen kommen nicht mehr nur von außen, sondern auch von innen. Durch die Schwerelosigkeit gibt es keine Widerstände, alles ist harmonisch, das Außen wie auch das Innen. Meine körperliche Passivität fühlt sich alles andere als passiv an – es ist wie ein Zurückgehen, in eine ursprüngliche, altbekannte Harmonie, als ob sich mein Körper wieder an etwas erinnert, zu dem er lange Zeit keinen Kontakt mehr hatte. An einen Zustand, den dieser Körper vielleicht im ersten Stadium seines Entstehens erfahren hatte, als er lediglich aus Flüssigkeiten bestand, die sich unter wechselnden Druckverhältnissen entwickelten. An die Urkraft eben. „Durch die Embryonalhaltung werden die individual-spezifischen Entwicklungskräfte aufgerufen, die auch für jeden Erwachsenen verfügbar sind“, erklärt mir René später. „Wie ein Embryo brauchen wir Verbundenheit mit dem Anderen und wir brauchen eigenen Raum. Wenn wir das haben, können sich unsere Entwicklungskräfte optimal entfalten.“

Am Ende der Session bittet mich René, mich auf eine Yogamatte zu legen. Er dehnt die einzelnen Körperteile – eine gute Erdung. Als ich danach im Raum und auf der Straße gehe, fühlt sich meine Statur viel aufrechter an als noch zwei Stunden zuvor. Ich bin begeistert. René empfiehlt mir, dieses Erlebnis zu wiederholen. „Nach ein paar Sessions wird es immer einfacher, sich auch im Alltag ganz leicht mit diesen embryologischen Kräften wieder zu verbinden.“


 

 

Rene-ZechmeisterRené Zechmeister
bietet Shiatsu, Craniosacral-Therapie, verschiedene Massagen und Sense of Flow in den Lake Studios in Berlin-
Friedrichshagen an.

Info und Kontakt unter
Tel.: 030-65076441
oder 0171-5820639
info@shiatsusonne.de
www.shiatsusonne.de

 

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