Was ist Arbeit überhaupt wert – und besonders spirituelle? Wie geht man damit um, dass letztere gesellschaftlich kaum wertgeschätzt wird? Und was braucht es, um Arbeit als menschliches Miteinander statt als gegenseitigen Konkurrenzkampf zu erleben?

 

Wenn Rosemarie Münchmeier von ihrem Beruf erzählt, dann sagt sie, sie sei ein „spirituell arbeitender Mensch“. In ihrem Alltag ist es nichts Ungewöhnliches, dass sich Babys durch die Anziehung zu ihr plötzlich zum ersten Mal hinsetzen, krebskranke Kinder mit konstantem Appetitmangel auf ihrem Schoß Käsekuchen essen oder in einer aussichtslos scheinenden Situation ein Selbstmörder auf dem Dach einschläft und heruntergeholt werden kann.

Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitet sie jedoch unter anderem als Reinigungskraft. Seit einiger Zeit beobachtet sie in den jeweiligen Firmen positive Veränderungen. Weil sie gelernt hat, die verschiedenen Ebenen, auf ­denen sie wirkt, für sich selbst wertzuschätzen und zu kommunizieren, kommt langsam entsprechende Resonanz zu ihr zurück – zum Beispiel in Form eines ­Erfolgsbonus.

 

Wo fängt Arbeit an?

Münchmeier ist ein gutes Beispiel für das momentane Dilemma spirituell arbeitender Menschen. Denn wo beginnt und endet ihre Arbeit? Orientiert man sich an Aspekten wie Zielgerichtetheit, Zweckmäßigkeit und Entlohnung, dann bleibt vor allem die sichtbare Tätigkeit des Putzens übrig. Das entspricht der gegenwärtig vorherrschenden Definition von Arbeit, analog zum englischen Wort Labour. Jene Ebenen, die nicht nachweisbar sind und nicht in kausale Zusammenhänge gebracht werden können, werden nicht erfasst. Dieses Problem trifft auch für viele andere spirituelle Tätigkeiten zu wie Fernbehandlungen, innere Transformationsprozesse oder globale Meditationen bei Umweltkatastrophen und so weiter. Als Folge entsteht zwar häufig ein Nutzen für Menschen und Kosmos. In einer Gesellschaft, die sich nach wie vor mehrheitlich nach naturwissenschaftlichen Prinzipien richtet, bleibt das Problem der Nachweisbarkeit jedoch bestehen. Das macht deutlich, dass für adäquate Wertschätzungen jeglicher konstruktiver Tätigkeit in einer zukünftigen Gesellschaft ein erweiterter Arbeitsbegriff nötig ist.

Ein Blick in Etymologie und Geschichte zeigt, dass die Ursprünge des Wortes Arbeit alle auf schwere körperliche Tätigkeiten zurückgehen, auf Strapazen, Mühsal bis hin zu Bezügen zu Folterinstrumenten. Erst im Zuge des technologischen Fortschritts gewann die geistige Arbeit immer mehr an Bedeutung und verschiedene Vordenker betonten den Aspekt der schöpferischen Selbstentfaltung. Seit längerem befinden wir uns zudem in einem Wandlungsprozess, in dem in vielen der herkömmlichen Bereiche bereits größtenteils auf menschliche Arbeitskraft verzichtet werden kann. Im Einklang damit, wenn auch aus verschiedenen Gründen, richten sich viele Menschen auf ganz andere, selbstmotivierte Tätigkeiten aus. Die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen trägt zu einem neuen Menschenbild bei, das von einem Interesse an kreativem Ausdruck, Verantwortlichkeit und einem Bedürfnis nach Beziehung geprägt ist. Nach wie vor ist jedoch auch im 21. Jahrhundert die politische Linie in diesem Bereich noch dadurch geprägt, Menschen zur Arbeit zu zwingen, sie zu entmündigen und unter Androhung von Strafmaßnahmen kollektiv Angst zu verbreiten. Fähigkeiten werden gemäß den Anforderungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems eingeteilt und ihrer Verwertbarkeit nach beurteilt. Dieses Dilemma betrifft natürlich die gesamte Bevölkerung – jeder hat das Recht auf Entfaltung und Höherentwicklung. Spirituell orientierte Menschen sind jedoch besonders betroffen, da ihre Fähigkeiten noch weniger kategorisierbar sind als zum Beispiel eine künstlerische Tätigkeit, die zwar ein konkretes Produkt zur Folge hat, aber allein aufgrund der inadäquaten Entlohnung als „Hobby“ eingeordnet wird.

 

Unterschiedliches Bewusstsein prallt aufeinander

Als Folge treffen dann in den Arbeitsämtern zwei Gruppen von Antragstellern mit spirituellen Fähigkeiten auf die Angestellten, die weder in der Lage sind, die hinter dem Ganzen liegende Komplexität zu erfassen, noch Ideen haben, wie sie mit den Menschen vor ihnen umgehen sollen. Da sind zum einen diejenigen, die aufgrund von Traumata oder einfach mangelnder Unterstützung häufig sehr instabil sind. Sie werden als „arbeitsunfähig“ (und damit nach der gesellschaftlichen Logik als wertlos) eingeordnet und damit ihrer Selbstverantwortung und Handlungsfähigkeit beraubt. Anstatt Hilfestellung zu bekommen, so dass sie ihre speziellen Begabungen zu einem späteren Zeitpunkt für die Gesamtheit sinnvoll einsetzen könnten, werden sie sich selbst überlassen.

Eine zweite Gruppe hat sich bereits auf den Weg gemacht zum eigenen Schöpfertum, was aber natürlicherweise Zeit braucht. Sie haben beschlossen, keine entfremdete Arbeit mehr zu leisten und brauchen bis zum Gelingen des eigenen Vorhabens lediglich eine zeitlich befristete Finanzierung. Die Diskrepanz, die sich aus den unterschiedlichen Bewusstseinsniveaus von Sachbearbeitern und Antragstellern ergibt, stellt eine Herausforderung für beide Seiten dar. Allerdings können auch diese Konfrontationen und die daraus entstehende Dynamik als Teil der gemeinsamen Weiterentwicklung gesehen werden – hin zu einem erweiterten Tätigkeitsbegriff, der Teil einer heileren zukünftigen Gesellschaft sein könnte.

Wieder andere halten sich mit mehr oder weniger befriedigenden Jobs über Wasser oder lassen sich über Partner mitfinanzieren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die eigene selbstständige Tätigkeit viele nicht ausschließlich trägt. Dem Makel der Erfolglosigkeit wollen sich aber auch in der Szene nur wenige aussetzen. Es ist allerdings notwendig zu erkennen, dass die damit verbundene Scham und das entstehende Schweigen eine der Methoden der kapitalistischen Gesellschaft sind, um Menschen voneinander zu trennen und zu schwächen. Kreative Ideen können viel besser entstehen, wenn man sich unter Kollegen offen austauscht und der Realität, wie sie jetzt ist, ins Auge schaut.

 

Think Tanks und andere ­Möglichkeiten

Bis sich Grundlegendes geändert haben wird, ist es notwendig, vollkommene Akzeptanz zu entwickeln für das, was jetzt ist, und großes Vertrauen in die weitere Entwicklung. Zum allergrößten Teil unterliegt die Menschheit noch den Beschränkungen der Existenz in der dritten Dimension, nur eben in unterschiedlichem Ausmaß. Viele können die Veränderungen auf verschiedenen Ebenen spüren. Wir bewegen uns momentan in einem extremen Spannungsfeld von Beschränkungen der Vergangenheit einerseits und Zukunftsvisionen andererseits. Das Bewusstsein darüber und die regelmäßige Anbindung an Himmel und Erde sowie regelmäßiger Rückzug und Meditation helfen, diese enormen Dynamiken auszubalancieren.

Trotzdem fallen auch spirituelle Menschen ab und zu wieder in die Gedankenwelt „des Kampfes gegen das System“ zurück. Produktiver ist es, sich auf seinen eigenen Weg und positive Ziele zu konzentrieren sowie auf die Kooperation mit Gleichgesinnten, um gemeinsam Kraft, Macht und Kreativitätspotenzial zu erhöhen. Im Rahmen dieses Artikels habe ich das als einen kleinen spirituellen Think Tank umgesetzt. Das heißt, ich habe ein paar Kollegen nach ihren Vorschlägen befragt, was im Moment in Bezug auf die Thematik dieses Artikels am besten zu tun ist. Außerdem habe ich eine nicht-repräsentative Umfrage per E-mail verschickt, damit sich Menschen informieren können, wie ähnlich Veranlagte mit ihrer Finanz- und Arbeitssituation umgehen und welche Lösungen sie für sich gefunden haben (Ergebnisse der Umfrage im Kasten auf S. 15 und auf www.geistigehelfer.de/umfrage.html). Think Tanks (Denkfabriken) sind eigentlich regelmäßige Treffen von Forschern und Politikern, in denen gemeinsam Lösungen und Strategien für soziale Probleme entwickelt werden. Ich wünsche mir das als Standard für alle möglichen zukünftigen Fragestellungen. Initiatoren wären dann eher Vertreter der Zivilgesellschaft – nach dem Motto: Berufen ist, wer sich berufen fühlt. Spirituelle, ganzheitliche Sichtweisen sollten immer integriert werden.

Bei meiner Forschung zum Thema führte ich außerdem viele Gespräche und wurde immer wieder auf das, was jetzt real möglich ist, zurückgeführt. Auch war es mir unmöglich, die Frage der Entlohnung von spiritueller Arbeit unabhängig vom gesamtgesellschaftlichen Szenario zu betrachten. Johannes Heimrath, Herausgeber der Zeitschrift OYA, betont, Wertschätzung von spiritueller Arbeit von einem System zu erwarten, das auf anderen Werten aufbaut, sei töricht. Das System selbst müsse auf den Prüfstand.

 

Es gibt keine „Nichtarbeit“

Um neue unkonventionelle Lösungsmodelle für ein Übergangsszenario zu finden, muss man sich außerhalb der ­eigenen gedanklichen Beschränkung begeben. Wie zum Beispiel Cécile ­Lecomte, eine politische Aktivistin, die bevorzugt durch spektakuläre Abseilaktionen auf sich aufmerksam macht und auch mal einen Castor-Transport stundenlang aufhält. Einige Privatpersonen, die zeitlich und körperlich zu ähnlichen Aktionen nicht in der Lage wären, aber ihre Arbeit gut finden, unterstützen sie über eine Stiftung in Form von regelmäßigen festen Beträgen.

Es fragt sich doch, warum zwar Massen an Heilpraktikern und Geistheilern ausgebildet werden, die spirituelle Szene bisher jedoch keine Möglichkeiten geschaffen hat, damit die eigenen Ausgebildeten wie in anderen Berufen gegen Entlohnung Praxiserfahrung sammeln können. Wo sind die Geldgeber, wo die Stiftungen, um alternative Institutionen zu gründen? Die Krankenhäuser weigern sich nach wie vor, mit Geistheilern zusammenzuarbeiten, es sei denn, sie haben eine medizinische Grundausbildung – gut, dann gründet man eben das erste unabhängige ganzheitliche Lern- und Forschungsklinikum Berlins. Spirituelle Think Tanks könnten unzählige Lösungsmöglichkeiten für Fragen der Finanzierung eines solchen Großprojekts und andere Aspekte erforschen.

In meiner Umfrage äußerten manche, dass das zu viel sei an gedanklichem und konkretem Aktivismus. Sie sind überzeugt, dass nichts getan werden muss und die Veränderung ganz von selbst kommt. Nach Thich Nath Han ist aber Nichtstun auch etwas. Das entspricht wiederum der Theorie, dass es keine Nichtarbeit gibt. Die gelassene Erwartungshaltung sendet wie Schallwellen eines Delphins ihre eigene Form der Dynamik aus und ortet Aktivität, die wiederum zurückgesendet wird. Beides beeinflusst sich gegenseitig, was durch den Begriff KontemplAktion ausgedrückt werden könnte. Die Gesellschaft bewegt sich sowohl durch die auf zielgerichtetem Veränderungswillen basierenden Handlungen als auch aufgrund dieser Erwartungshaltung, auch wenn das den meisten nicht bewusst ist.

 

Drei Phasen als mögliches ­Zukunftsszenario

Es ist schwer voraussehbar, in welchem Tempo und wie gleich- oder unregelmäßig die Bewusstseinsentwicklung vonstatten gehen wird, auch wenn sie durch ideale Bedingungen von neuen gesellschaftlichen Strukturen wie den oben beschriebenen unterstützt würde. Meine Informationen aus der geistigen Welt ergaben hierzu folgendes Szenario: In der jetzigen Zeit liegt der Schwerpunkt auf der Kooperation in Kreisen auf Grundlage gleicher Schwingungsebenen und Abgrenzung gegenüber dem, was damit nicht in Einklang steht. Klarheit in der eigenen Ausrichtung im Licht und gemeinsame Zielsetzung sowie Herzensöffnung sind wichtig. Des Weiteren sollten daraus resultierende Handlungen geordnet nacheinander ausgeführt werden.

Die zweite Phase würde demzufolge von einer Ausrichtung auf das achte Chakra (über dem Scheitelchakra) geprägt sein. Je mehr Menschen in Verbindung hiermit sind, desto mehr sinnvolle Aktivitäten für das Gesamtwohl werden möglich sein. Nur wenige derjenigen, die hier Orientierung anbieten, seien dazu auch wirklich geeignet, es sei also auch wieder wichtig zu differenzieren. Von unserem gegenwärtigen Handeln hängt das Resultat ab, das in einer dritten Phase als Ergebnis der beiden vorherigen zu neuen Gesellschaftsformen und Strukturen führt.

Trotz all dieser Erkenntnisse wollte ich doch noch einen kleinen visionären Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten und erhielt ihn, nachdem ich innerhalb von acht Tagen von fünf KollegInnen ohne jegliche Erwartungshaltung inspirierende Informationen und Behandlungen bekam. Klar, dachte ich, jeder gibt allgemein, was er gibt, und nimmt, was er braucht, so wie es Maria S. Brasse im Think Tank formuliert. Dies ist zwar in den einschlägigen Debatten unter dem Begriff Schenk-Ökonomie bekannt, wenn auch noch kaum praktiziert. Wenn man es aber in der jetzigen Situation ganz real erfahren darf, kann einem das ganz schön die Augen öffnen. Jede Tätigkeit würde sich – folgte man diesem Prinzip – von selbst ordnen, weil alle intuitiv spüren, was gebraucht würde, und der großen Harmonie entsprechend handeln würden. Damit würde praktisch auf einer anderen Stufe der paradiesische Urzustand hergestellt, wie ihn der Schamane Joseph Standing Eagle beschreibt: „Das war einfach ein subtiles Gefühl des Wohlbefindens in dem, was sie taten. Es war wie ein ununterbrochener Strom guter Gefühle im Getragensein einer allumfassenden Einheit“.

An dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die durch intensive Gespräche mit mir zu diesem Artikel beigetragen haben und an alle, die in der Ausrichtung auf das Licht und in Respekt des freien Willens global spirituell tätig sind.

 


Schritte ins Paradies

 

Die eigenen Visionen zu leben und die der anderen mitzugestalten erfordert ein riesiges Maß an Vertrauen, das ich auch schon bei mir und in meinem Umfeld erlebe. Die eigene Vision zu leben ist für mich fast gleichbedeutend wie die eigene Hochsensibilität anzunehmen und zu leben. Es basiert auf dem neuen Denken, dass das, was ich bin und was ich mir schenke, und das, was der Andere ist und was der Andere sich schenkt, völlig in Ordnung ist. Dass einfach alles in Hülle und Fülle vorhanden ist und nicht, weil jemand mehr hat, für den Anderen weniger vorhanden ist. Das Universum und mein eigenes Universum potenzieren sich ständig. Die eigene Mächtigkeit ertragen zu können ist eine immense Herausforderung, vor der jeder nun steht, der sich diesem neuen Denken öffnet.
Maria S. Brasse, HP für Psycho­therapie und Engelmedium

Menschen, die neue, eher unbekannte Berufe vertreten, sollten sich zusammentun und Vereine oder Institutionen gründen und Richtlinien für ihre Arbeit ausarbeiten. Es ist wichtig, dass wir uns voller Selbstbewusstsein in der Öffentlichkeit zeigen und unsere Meinungen äußern zum Beispiel in Form einer „Schamanendemo“.
Urban Benedict Prill, Heilpraktiker

Wenn jeder lernt, er selbst zu sein und das zu leben, was er wirklich gut kann und was ihm auch wirklich Spaß macht, würden wir uns alle viel mehr mit unseren Talenten und Gaben bereichern und erleben als jetzt. Dafür müssen wir aber den Mut besitzen, uns selbst zu entdecken, uns selbst zu erfahren – und zu uns zu stehen und anderen denselben Raum zu geben. Wir würden erkennen, was für wundervolle Wesen wir sind, weil wir lernen würden, uns und unsere Kraft gegenseitig zu nehmen und wertzuschätzen. Das würde dazu führen, dass wir uns gegenseitig ergänzen würden in Fülle und Achtsamkeit. Wir würden spielerisch voneinander lernen und lieben.
Amaya Adia Mirgilani, Heilerin und Coach

Es ist jetzt nötig, neue Lösungsmöglichkeiten zum Thema Arbeit, Arbeitslosigkeit,  Entlohnung über den Weg des Herzens zu finden, weil diejenigen, die uns über den Kopf zur Verfügung stehen, zu beschränkt sind. Jedem Menschen stehen unendlich viele Lösungen und Potenziale zur Verfügung, die darauf warten, abgerufen und genutzt zu werden. Es wäre schön, wenn sich Menschen zusammentun, um eben diese Potenziale freizusetzen und ins Massenbewusstsein zu schicken. Denn im Moment werden wir viele Menschen nicht direkt erreichen. Aber allein dadurch, dass die Möglichkeit von neuen Ideen kreiert wird, schöpfen Menschen Hoffnung, und dann wird es zumindest gedanklich in Erwägung gezogen. Wir müssen im Moment nicht konkret wissen, wie genau sich etwas ändern kann, es reicht erst mal, dass es möglich ist.
Beatrice Feldt, Heilerin und IT-Fachfrau

 


Veränderung liegt in der Luft

 

Ob in Ägypten oder bei Bürgerprotesten in Deutschland und Europa – immer mehr Menschen legen ihre Scheuklappen ab. Jüngstes Beispiel in Berlin ist die Offenlegung der Verträge der Berliner Wasserbetriebe aufgrund des gewonnenen Volksentscheids.

Was auf der Makroebene ganze Regionen nachhaltig verändern kann, spüren Menschen weltweit auf ihrer ganz persönlichen Mikroebene. Bei mir vollzieht sich der Prozess, seit ich beschlossen habe, mich auf den schamanischen Weg zu begeben. Meine Existenzgründung letztes Jahr ist die beste Herausforderung für mich, die ich je hatte, alte Muster und Ängste abzulegen. Unterstützung kommt vom Universum in Form von Ideen. So fiel mir beim Schreiben des Businessplans plötzlich ein, die sogenannte Konkurrenz- oder Standortanalyse, mit der man den bestehenden „Markt“ untersucht, um 180 Grad zu drehen und aus den gesammelten Adressen ein Netzwerk zu starten, das bis jetzt sehr positiv und vielversprechend angelaufen ist. Ich halte Konkurrenzdenken für einen der genialsten Finten des gegenwärtigen kapitalistischen Systems. Grundlage ist die Angst vor der Existenz des Anderen, der mich in meinen grundlegenden Bedürfnissen nach Nahrung, Unterkunft usw. bedrohen könnte. Allein dies aufzuschreiben macht die Absurdität dessen viel besser sichtbar und holt sie aus dem Unterbewusstsein hervor, wo sie sonst vor sich hinrumoren und ungesunde Gärprozesse auslösen könnte. Noch in der Oberstufe wurde mir von meinem Biolehrer eingetrichtert, „der Mensch sei ein Wolf für den Menschen“. Schön, dass wir 2011 über das Wissen verfügen, unsere Realitätswahrnehmung selbstverantwortlich gestalten zu können, zum Beispiel gemäß Marshall B. Rosenberg, der davon ausgeht, dass Menschen die Bedürfnisse von anderen freiwillig und gerne erfüllen.

 

Offenheit erzeugt Gemeinsamkeit

Ich habe für mich die doch eher unerwartete Erfahrung gemacht, dass bei persönlichen Treffen mit anderen selbstständig Tätigen eine große Offenheit möglich ist, so dass sichtbar wird, dass diese auch gleiche oder ähnliche Probleme haben. Der Wunsch, sich mitzuteilen und sich aus diesem spaltenden Denken der Konkurrenzidee heraus- und aufeinander zuzubewegen, ist deutlich zu spüren. Möglich wird durch die Bündelung der einzelnen Kräfte gemeinsames Handeln und somit Macht-Rückgewinnung. Darin liegt für mich eine revolutionäre Kraft, um dieses große Wort einmal für die kleine persönliche Ebene zu verwenden. Denn tauscht man sich in solchen Gesprächen auch offen über Finanzierungsprobleme aus, weil die gesellschaftlich dringend notwendige spirituelle Arbeit im momentanen System vielleicht noch nicht die angemessene finanzielle Wertschätzung erfährt, wird neben Angst und Konkurrenzdenken ein weiterer wichtiger systemstabilisierender Aspekt bloßgelegt – die Scham. Wenn diese aber nicht mehr wie erwartet zu Schweigen, Passivität und Vereinzelung führt, kann man genauer untersuchen, worum es eigentlich geht. Wer wird hier warum marginalisiert und warum leistet sich eine technologisch so weit entwickelte Gesellschaft wie unsere eine so große Gruppe Menschen, deren Handlungsspielraum kontinuierlich beschnitten wird?

Mein Eindruck ist, dass hochsensible Menschen, die sich bewusst für die transformatorische Bewusstseinsarbeit entschieden haben, durch die anstrengende innere Arbeit teilweise nicht mehr in der Lage sind, in konventionellen Arbeitsverhältnissen tätig zu sein oder sich überhaupt noch darum zu kümmern, dass ein solches zustande kommt. Ihre auf den Rest der Gesellschaft ausstrahlende Pionierarbeit wird so gut wie nie anerkannt. Dieser Artikel ist auch eine ausdrückliche Würdigung für alle, die unter Verlust des persönlichen Ansehens und der eigenen Energie auf der ganzen Welt diese Arbeit machen. Nicht zuletzt dadurch wird der anfangs beschriebene Wandel enorm unterstützt.

Wenn nun die Scham der scheinbaren Schwäche bezüglich eines gesellschaftlich erwarteten Leistungsvermögens abgelegt wird und aus schweigenden Einzelkämpfern Verbündete werden, könnte das vorher verborgene Kraftpotenzial eine Öffnung finden und aus dem Untergrund hervorsprudeln.

Dazu ist es nötig, sich den eigenen und kollektiven Schattenanteilen mit aller Entschiedenheit zu stellen, um sich nicht weiter von Angst, Konkurrenzdenken und Scham oder Schuldgefühlen das Herz und die Kehle beengen zu lassen. Diese Arbeit kann man alleine oder gemeinsam machen. Anleitungen gibt es en masse, ein gutes Beispiel war die in dieser Zeitschrift vorgestellte hawaiianische Arbeit des Ho`oponopo. So kann das kollektive Bewusstsein sich immer mehr auf entsprechende Werte fokussieren, die Grundlage der neuen Gesellschaft sein werden.

 


Abb: © Yuriy Kulik – Fotolia.com
Abb. 2: Raus aus Angst und Enge: Zusammenarbeit statt Konkurrenzdenken – © Joachim Wendler – Fotolia.com

7 Responses

  1. Nobody

    Das sogenannte „Problem“ ist in in jeder Epoche der Menschheitsgeschichte
    und in allen Gesellschaften bisher aufgetaucht …. da momentan in einer der reichsten Gesellschaften auf der Erde häufiger erscheint, hat eine besondere Bewandtnis.

    Darum möchte ich darauf aufmerksam machen, dass sich schon einige Stiftungen darum kümmern. Eine davon, die kostenfrei ausbildet und die ich sehr empfehlen kann, ist die von Dr. Bewusstsein: http://www.dr-bewusst-sein.de/Dr.Bewusst-Sein-Stiftung.html.

    Alles Liebe!

    Antworten
  2. Marion

    Das war mit Abstand der beste Beitrag, den ich seit langem gelesen haben, um genauer zu sein, der mir am meisten aus dem Herzen spricht.
    Danke!

    Solange es noch kein Grundeinkommen oder ein ähnliches System gibt, das unserem Recht hier zu leben Rechnung trägt, müssen wir uns finanziell halt irgendwie über Wasser halten. Doch da gibt es immer wieder Nischen, die passen. Auch viele Job, die von zu Hause aus, allein mit einem Internetanschluss betrieben werden können, können hilfreich sein um die Zeit zu überbrücken, bis das eigene Potential auch in der momentanen Zeit finanzielle lohnenswert ist.

    Doch wenn wir mutig und die besten Visionen erwartend unseren eigenen Weg zu gehen beginnen, dann bin ich mir sicher, dass sich das schon bald zu lohnen beginnt – und nicht nur finanziell;-)

    Liebe Grüße
    Marion

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  3. Kati

    Nichts zu tun ist für mich nicht gleichbedeutend mit Aktionslosigkeit. Vielmehr ist es ein für mich ein „tun was notwendig ist in meiner Mitte ruhend um im Fluß zu sein“

    Ich denke schon, dass wir Menschen der neuen Zeit Aktionen setzen müssen, jedoch nicht dadurch, dass wir etwas erzwingen wollen sondern dadurch, dass wir einfach sind was wir sind und dadurch tun was wir tun.

    Ich tu eigentlich nichts ausser: Reinigen, Erden, Loslassen ….bin dadurch so im Fluss, dass ich trotz „nichts zu tun“ eine Menge um mich bewege.

    Was glaub ich wichtig ist für uns alle spirituelle Menschen ist die Gemeinschaft. Ich selbst hab jahrelang ohne Gleichgesinnte gelitten und mich fertig machen lassen mich dadurch immer mehr von mir selbst entfernt. Seid nicht spirituell in eurem Kämmerchen, einsam und allein weil ihr Angst vor dem Unverständnis der Welt habt. Sucht euch euresgleichen – nehmt euch euren Platz in dieser Welt genauso wie ihr seid – das gibt so viel Kraft 🙂

    Ich glaube daran dass alles gut sein kann! (nur meine 2 cent)

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  4. Julia Vitalis

    Liebe Ruth,

    danke für Deine E-mail. Ich hoffe, es ist ok, wenn ich hier im virtuellen Raum antworte. Ich kann mir vorstellen, wenn du das Verhältnis zu deiner Mutter klären und dich von ihr und ihrer Meinung über deine Veranlagung unabhängig machst, wird sehr viel Potenzial freigesetzt, so dass dann auch Lösungen für die Finanzierungsprobleme möglich wären. Wenn du Unterstützung brauchst, such dir dafür eine kompetente Person, die dich in jedem Fall in deinem Weg 100%ig bestärkt.
    Ich plane eine Veranstaltung, um blockiertes Potenzial bei Menschen freizusetzen, wenn es dich interessiert, kannst Du mir eine E-mail schreiben und ich informiere Dich, wenn es soweit ist.
    Ansonsten viel Kraft bei der Loslösung und gutes Gelingen.

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  5. Heike Kannen

    Hallo Julia,

    dieser Artikel ist einfach klasse. Ich denke, es werden sich immer mehr spirituelle Menschen zusammen finden und gemeinsam großes bewirken.
    Freuen wir uns also auf die Zukunft!!!

    Lichtvolle Grüße
    Heike

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  6. Julia Vitalis

    Gerade habe ich eine wie ich finde ganz tolle Aktion auf der Seite www.oya-online.de gesehen, die gut zu meinem Artikel passt und auf die ich deshalb gerne aufmerksam machen möchte. Und zwar kann man sich rechts auf der Seite einen sogenannten OYRA als Vordruck herunterladen und verschenken bzw. an die Redaktion schicken, als Dankeschön oder Dokumentation für ein Geschenk, das man von jemand anders bekommen hat. Als Idee dahinter schreiben die Initiatoren: Freude über Unbezahlbares dokumentieren. Und der Reichtum wird immer „unendlicher“, je länger dieser Schein im Umlauf bleibt. Viel Spaß damit!

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  7. Ruth Düsterhöft

    Liebe Julia, Du beschreibst unglaublich zutreffend auch mein Lebensproblem und das kommt mir sowas von gerufen!!!
    Habe schon immer dieses berufliche Problem und für eine Ausbildung im heilerisch-spirituellen Bereich fehlt mir durch meine sogenannte berufliche Erfolglosigkeit die nötigen Mittel. Mein besonderes Problem ist, daß meine Mutter nicht locker läßt und mir unentwegt nahe legt, ich solle doch bitte eine Therapie machen. Sie glaubt, mein so Sein ist zu therapieren. Das bricht mir das Herz, gerade ganz aktuell! Danke für Deine Worte zu diesem Thema, fühle mich sehr getröstet und verstanden*

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