Abb: © Gabriele Küther-StaudlerSpurensuche – Eine Kultur des Miteinanders aufbauen 20. März 2016 Zusammenleben von Gabriele Küther-Staudler Unser Bauernhof im havelländischen Naturpark, wie wir ihn seit 23 Jahren bewohnen, entwickeln und vielfältig beleben, ist ein Spiegel für meine Art der Spurensuche. Vor vielen Jahren hatten wir uns auf den Weg gemacht, um alternative Lebensformen und neue Kulturen kennenzulernen. Doch nach einem anfänglichen Jahr in Portugal spülten uns das Leben und seine Schicksalspfade zurück in ein winziges Dorf ins Havelland unweit von dem Ort, in dem ich in den 60er Jahren in einer Flüchtlingsgroßfamilie aufwuchs. Hier in Parey bauten wir uns mit Hilfe vieler helfender Hände einen blühenden Hof auf. Es ist ein Ort, in dem über die Jahre viel Leben geteilt wurde von Menschen aus nah und fern, alten und neuen Freunden. In der Saison haben wir Feriengäste, seit zwei Jahren wohnen jüngere Mitbewohner am Hof. Auch gibt es einen regen Austausch durch Besucher, ökologisch Interessierte, die bei uns ein paar Wochen verbringen und mithelfen. Mein Traum von einem Leben in der weiten Welt war nicht in Erfüllung gegangen – und gleichzeitig strömt zurzeit die weite Welt zu uns ins Land. Schaue ich mir meine Geschichte an, kann ich ganz ähnliche Ereignisse seit Generationen in meiner Familie wiederfinden. Immer wieder ging es um das Suchen und Neu-Beginnen, um die Spurensuche. Schon als Kinder waren uns diese Geschichten der Spurensuche vertraut. Es ging um die Suche nach der verlorenen, zutiefst vertrauten Heimat. Meine Großeltern mussten 1940 als Flüchtlinge ihre Heimat in Bessarabien am Schwarzen Meer verlassen. Dort hatten sie als ursprünglich Deutschstämmige mit Bulgaren, Rumänen, Russen, Juden und vielen deutschen Wirtschaftsflüchtlingen des frühen 19. Jahrhunderts friedlich nebeneinander gelebt. Ich ahnte beim Lauschen ihrer vielen Geschichten, was es nun bedeuten musste, einen solch fruchtbaren Hof mit Wein in vollen Trauben, Tieren und vielem mehr zurückzulassen. Nach fünf Kriegsjahren, in denen sie umherirrten, sind sie allmählich als Großfamilie in einem kleinen deutschen Dorf bei uns in der Nähe angekommen und wurden von der Bevölkerung zunächst widerwillig beherbergt. In diesen Zeiten lebten manchmal bis zu 30 Leute in den alten Bauernhäusern zusammen. Schaffen wir es, eine mitfühlende Kultur aufzubauen? Die Geschichte meiner Großeltern und all der Familien, die damals flohen, wiederholt sich gerade vor unseren Türen im ganzen Land. Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Alles ist zerstört, es gibt kein Zurück. Schaffen wir es, eine Kultur des friedlichen Miteinanders von Völkern und Kulturen aufzubauen? Schaffen wir es, miteinander mitfühlend umzugehen? Gern bin ich Teil dieser Suche nach Lösungen und des voneinander Lernens. Ich träume davon, dass wir Menschen wieder eine Kultur des Miteinanders aufbauen und wir Frauen dabei einen ganz wesentlichen Anteil leisten. Nahrung, Handwerk, Gestaltung und Sinn für Schönheit im Innen und Außen sind neben der Fürsorge für die Kinder das, was uns Frauen verbindet. Wir sind uns meist so viel ähnlicher, als wir denken. In gemeinsamer kreativer Arbeit konnte ich bisher sehr viele berührende Erfahrungen mit Frauen aus verschiedenen Ländern machen. Wir alle kennen auf der ganzen Welt die gleiche Sehnsucht nach Frieden und wertschätzender Verständigung. Intensive Erfahrungen der Verbundenheit, der gegenseitigen Wertschätzung und des einfühlsamen Miteinanders sammelte ich im Rahmen meiner kreativkünstlerischen Arbeit und der Begleitung von Frauen in Phasen des Wandels, genährt aus dem Quell der natürlichen Umgebung unseres Hofes und der verschiedenen Landschaften am Fluss und am Meer. Die Natur unterstützt uns in den Kontakt mit unserem inneren Ruf zu treten und den ganz eigenen Ausdruck und den Wandel unseres Frauseins bewusst zu erleben und zu gestalten. Die Essenz dieser Arbeit fließt nun seit einigen Jahren auch in die Arbeit mit jungen Mädchen. Das Projekt Artemisia Mädchenzeit wuchs aus dem Wunsch heraus, Mädchen im Übergang zum Erwachsenwerden zu begleiten und die Verbindung zur Natur wieder zu bekräftigen. Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.