Die in Köln geborene Türkin Elif Demir fühlte sich in der Tradition, in der sie aufwuchs, unfrei. Sie brach aus diesem „System“ aus und entdeckte den Tanz als ihren Weg der Befreiung. Nach einer umfassenden Häutung von alten Mustern und Sichtweisen verbindet sie Orient und Okzident in einem selbstbestimmten Leben als Frau und erkennt sich selbst als die Schöpferin ihres eigenen Lebens.

 

 

Schon mit sechs Jahren wusste ich, dass etwas in der Gesellschaft, in der ich aufwuchs, nicht stimmte, dass diese Art Leben nicht meiner Wahrheit entsprach. Meine Eltern stammen aus einem südostanatolischen Dorf. Sie waren nach Deutschland gekommen auf der Suche nach Arbeit, Geld und einem besseren Leben. Hier trafen sie auf eine moderne westliche Gesellschaft. In unseren eigenen vier Wänden herrschten jedoch weiterhin die strengen Regeln der anatolischen Tradition: So wie meine Mutter zwangsverheiratet wurde, war auch ich einem Cousin versprochen; mit 13 Jahren durften ich und meine Schwestern nicht mehr alleine raus und auch nicht mehr mit Jungs spielen; bis zur Heirat hatten wir Jungfrau zu bleiben, zu Hause bei unseren Eltern zu wohnen, brav und häuslich zu sein. Schon sehr früh war mir klar, dass ich ein anderes Leben wollte als das, was sich meine Eltern für mich vorstellten. Ich wollte frei sein und selbst bestimmen, wie ich lebe.

Mit 23 entschloss ich mich, das Elternhaus zu verlassen. „Du bist nicht mehr unsere Tochter“, riefen mir meine Eltern hinterher. Mir war klar, dass ich nach dem Auszug keinerlei Kontakt mehr mit der Familie haben würde, außer mit meinen Geschwistern. Die Trennung fiel mir entsprechend schwer. Wir Türken sind sehr familiär, und auch mir war meine Familie sehr wichtig – aber meine Freiheit ebenso. Und so hatte ich eine Weile keinerlei Kontakt. Später haben sich meine Eltern dann für meinen Weg geöffnet, wofür ich ihnen noch heute dankbar bin. Ich gehöre zu den noch immer wenigen türkischen Frauen aus Südostanatolien, die ihren eigenen Weg gehen und gleichzeitig Kontakt mit ihren Eltern haben. Bestenfalls werden Frauen wie ich in dieser Region von ihrer Familie ignoriert, schlimmstenfalls zwangsverheiratet oder umgebracht.

 

Tanz als Befreiung: Neues Körperbewusstsein

Das Tanzen hat mich schon als Kleinkind fasziniert. Nach meinem Auszug ging ich fast jedes Wochenende in die Disko. Ich tanzte stundenlang, nur für mich, und genoss die neue Freiheit in vollen Zügen. In mir wuchs der Wunsch, Tänzerin zu werden. Andererseits fühlte ich mich innerlich zerrissen – steht eine Tänzerin in der traditionellen anatolischen Gesellschaft doch auf einer Stufe mit einer Hure. Also machte ich mich auf den Weg, mehr über das Tanzen zu erfahren. Neben Renaissance-Tänzen fing ich vor allem an, den Bauchtanz zu studieren. Durch ihn bekam ich ein neues Körperbewusstsein. Ich fühlte mich lebendig, innen wie außen, urweiblich und sinnlich, ich empfand pure Freude mit mir und meinem Körper. Ich erlebte Momente der Ekstase, spürte meinen Energiekörper, mich, irgendwie formlos, nur noch als Spirale, Licht und Schwingung. Und meine Weiblichkeit blühte auf. Im Tanz löste sich nach und nach die Härte, die ich mir im Kampf um meine Freiheit zugelegt hatte. Ich war „männlich und hart“ geworden. Der Tanz half mir auch, Depressionen zu überwinden und Zeiten der Trennung zu überstehen.

Tanzen war meine Berufung geworden, mein Leben. Ich entschied mich für den Weg der professionellen Tänzerin, lernte bei verschiedenen Lehrern, nahm Privatunterricht und fing an aufzutreten. Zum Bauchtanz gesellten sich der Feuertanz sowie experimentelle Tänze wie die Wolfsfrau. Wenn ich auf der Bühne tanze, ist das bis heute nicht nur zur Unterhaltung. Es ist der Zauber des Augenblicks, im Kontakt mit mir und dem Publikum, das Verzaubern der Zuschauer, es ist ein Geschenk für beide. Dabei erlebe ich Freude, Kraft, Ekstase, Weisheit, Liebe, Intimität, Verbundenheit, Dankbarkeit; es ist wie ein Ritual, eine Liebeserklärung an das Leben, an die Menschen, an die Erde… Dies alles „teile“ ich mit den Zuschauern. Das ist für mich Kunst in ihrer ureigensten Form.

 

Tanz als Tor zur Kraft

Gleichzeitig wollte ich meinen Horizont auch auf anderen Feldern erweitern. Ich traf verschiedene spirituelle Lehrer und lernte mehrere Heilmethoden kennen. Irgendwann merkte ich, dass dies auch zum Erleuchtungstrip werden kann. Dabei schenkte mir der Tanz alles, was ich dort suchte: In ihm fühle ich mich total frei, meine eigene Essenz, verbunden mit „Gott“ und der Liebe. Am Ende stellte ich, auch dank meiner älteren Schwester, fest, dass der Tanz mein Tor zu Kraft und Weiblichkeit, Meditation und Intuition ist.
Im Zentrum meiner Arbeit steht bis heute der Bauchtanz, ein alter heiliger Tanz, der ursprünglich nur unter Frauen getanzt wurde. In ihm spürt man ganz klar die sakrale Erotik, Sinnlichkeit und Sexualität. Dieser Tanz ist hochspirituell und kann auch ein Weg zur Erleuchtung sein.

Dennoch litt ich weiterhin unter Minderwertigkeitsgefühlen. Mir war klar geworden, dass ich den Bauchtanz erweitern, mehr auf die Weiblichkeit eingehen und meine Erfahrungen weitergeben wollte: Ich erfand meine Art des Bauchtanzes. Und ich fing an zu unterrichten. Denn ich hatte beobachtet, dass es vielen Frauen so ging, wie es mir ergangen war – auch deutschen Frauen. Sie leben, zumindest an der Oberfläche, in einer freieren Gesellschaft. Und doch fühlen sich viele in ihrer Tiefe minderwertig und nicht als Frau.

Bauchtanz, wie ich ihn unterrichte, ist uralt und neu. Natürlich wird die Technik weitergegeben, aber im Kern geht es um das Frau-Sein, um das Miteinandersein der Frauen jenseits von Konkurrenz und darum, die eigene Schönheit ebenso wie die der anderen Frauen zu erkennen.

 

Bewusste weibliche Kraft

Wir brauchen ein neues Frauenbild, unabhängig von Alter und Konstitution, in dem wir Frauen nicht mehr „unsere Körper verkaufen“. Auf meinem eigenen Weg und durch Beobachtung von anderen Frauen habe ich viel Abhängigkeit und Ausrichtung an Äußerlichkeiten gesehen. Ich weiß, was es heißt, sich als Frau „hässlich“ und „nicht gut genug“ zu fühlen. Auch ich habe mit Männern gelebt, die mich in der Partnerschaft dominieren wollten. Ich ging in Abhängigkeit und Fremdbestimmung, so wie ich es mit meinem Vater und meiner Familie erlebt habe, in eine neue Unfreiheit. Daher kann ich mich auch sehr gut in Frauen hineinfühlen, denen es ähnlich ergeht. Durch den Tanz, die Unterstützung von Freunden, insbesondere von Frauen, löste ich mich aus ungesunden Beziehungen, zu Männern und auch Frauen. Es ist so schön, selbstbestimmt statt fremdbestimmt zu leben. Das ist Freiheit!

Heute sehe ich, wie wichtig es ist, dass wir Frauen uns auf uns selbst besinnen und nicht danach trachten, einem Mann zu gefallen. Deshalb geht es für mich im Tanz darum, uns unserer weiblichen Kraft bewusst zu werden, unserer Sinnlichkeit, sexuellen Energie und letztendlich unseres schöpferischen Potentials. Frauen lernen dabei, sich von innen heraus zu fühlen, ihr ureigenes Wesen.
Leider wird der Bauchtanz heute hauptsächlich als Unterhaltungstanz vermarktet. In seinem Ursprung ist er ein Geburts- und Fruchtbarkeitstanz. Außer Fitness und Bodyshaping bewirkt er eine Harmonisierung des weiblichen Zyklus und Hormonhaushalts. Ich glaube sogar, dass der Bauchtanz vermeintlich unfruchtbare Frauen wieder zu ihrer Fruchtbarkeit führen kann. So entwickelte ich weitere Angebote wie: „Ekstatischer Tanz“, „Die Wolfsfrau“ sowie Workshops, in denen wir Aspekte der verschiedenen Göttinnen tanzen. In allen geht es nicht nur um Schönheit, Sinnlichkeit und Sexualität, sondern auch um Intuition und Weisheit.

 

Emanzipation: frei sein, die eigene Weiblichkeit zu erleben

Wenn wir Frauen uns unserer selbst bewusst sind, werden wir zu Schöpferinnen unseres Lebens und bleiben nicht länger Opfer von Herrschaft und Missbrauch. Wir riechen förmlich Menschen, Männer und Situationen, die uns nicht gut tun. Dabei bin ich nicht gegen, sondern für die Männer. Ich habe Mitgefühl mit meinen Wurzeln, mit den Männern, die im Patriarchat aufwachsen und leben. Wenn wir Frauen ihnen satt und erfüllt begegnen, können sie ihr wahres Mann-Sein spüren. Dann können wir ihnen die Liebe geben, die sie sich zutiefst wünschen und suchen. Für uns Frauen geht es um Hingabe, an das Leben und auch an den Mann (oder die Frau), aus unserer weiblichen Kraft heraus. Viele Frauen, die es in die „Chefetagen“ geschafft haben, sind selbst hart und männlich geworden. Das ist nicht der weibliche Weg.

Nach dem Auszug aus meinem Elternhaus empfand ich alles, was traditionell türkisch oder islamisch war, als negativ. Das Frauen- und Männerbild in der türkischen Kultur erlebte ich in meiner Kindheit als erniedrigend, trennend und nicht gleichberechtigt. Nach der Versöhnung mit meinen Wurzeln konnte ich auch die Schätze der orientalischen Kultur sehen – insbesondere der Frauen: das Zusammensein der Frauen, wie sie Schmerz und Freude miteinander teilen, sich unterstützen, gemeinsam kochen, essen, tanzen und feiern. Die türkischen Frauen sind, trotz der patriarchalen Strukturen, viel enger mit ihrer Weiblichkeit verbunden als die deutschen Frauen. Für mich gehört zur Emanzipation, dass Frauen frei sind, ihre Weiblichkeit zu erleben. In diesem Sinne gibt es auch in Europa noch viel zu tun. Ich fing auch an, die Art zu schätzen, wie türkische Männer unter sich sind. Dies fand ich zu meinem Erstaunen später im fernöstlichen Tantra wieder. Ich dachte: Das kenne ich doch, das ist mir vertraut. Das Tantra wie meine eigene türkische Kultur lehren, dass Männer und Frauen Zeiten brauchen, in denen sie unter sich sind und sich nähren, bevor sie wieder zu ihren Partnern zurückkehren.

 

Der Durst nach Freiheit

Auch wurde mir bewusst, aus welcher langen Ahnenreihe wissender Frauen und Männer ich stamme und dass ich dieses Wissen in meiner Arbeit bereits anwende. Um zwei Beispiele zu nennen: Eine Uroma hat Frauen dabei begleitet, wieder fruchtbar zu werden oder sich von „Frauenkrankheiten“ zu heilen. Ein Ur-Uropa von mir galt als weiser Mann. Viele Dorfbewohner und Menschen von weit her kamen zu ihm, um sich Rat zu holen. Dieses Erbe schätze ich sehr. In ihm kommen “männliches“ und „weibliches“ Wissen zusammen.

Neue Frauen braucht das Land, einen neuen weiblichen Weg. Statt zu kämpfen, sind sie sich ihrer selbst und ihrer Würde bewusst, lebendig und frei. Es ist die „Wolfsfrau“ in uns, in der sich alle Kräfte vereinen: großes Wissen, Verbunden-Sein mit allem, insbesondere mit der Natur, sowie Urinstinkte und Intuition. Die Wolfsfrau ist selbstbewusst, kraftvoll und unabhängig, wunderschön und erotisch. Das ist unser Naturell, und so dürfen wir auch sein: Jede Frau ist wie eine Rose, die ihren ureigenen Duft in die Welt verströmt und alles um sich herum durch ihr Sein zum Blühen bringt.

Der Wunsch nach einem besseren, erfüllten Leben, der Durst nach Freiheit, einer neuen Weiblichkeit, nach Gerechtigkeit, hat mich immer wieder darin bestärkt, meinem Herzen, meinem ureigenen Weg zu folgen – im Tanz.

Termine:
„Die Königin tanzt“
Tagesworkshops: 15.5., 12.6.

 

Einzeltermine vormittags: 15.5., 12.6.
Seminar: 18.-20.5.

 

Seminar 24.-26.08. in Potsdam

Frauengruppe:
ab 10/2012
Ort: Berlin

Seminar „Die Wolfsfrau“, 14.-16.9.
Ort: 14550 Groß Kreutz (Havel)

Gemeinschaftsprojekt in Berlin mit

 

Christiane Grübbel: „Reise durch die Chakren- und Regenbogenfarben“ – auch für Männer!
Monatliche Abendtermine : 21.05., 18.06., 24.9., 22.10., 19.11. und 17.12.

Felicitas Böhm: „Aktiviere deine innere Göttin“ am 2.6.

 

Einzeltermine nach Vereinbarung

Info und Kontakt unter Tel.:
0177-640 10 08 oder elif@elifdemir.de
www.elifdemir.de

9 Responses

  1. Monica Riedel

    Toller Artikel! Und ein spannendes Thema, welches mir – als „ganz normaler“
    westlicher Frau – inmer öfter begegnet: meine Weiblichkeit! Was bitte, ist das?
    Jetzt im Ernst – und das sagt ja auch Elif Demir in ihrem Artikel – wir (Frauen)
    suchen nach der Weiblichkeit in uns, die in der männlich geprägten Erfolgsgesellschaft oft verkümmert ist. Dieser über den Tanz zu begegnen – klingt spannend… ich werd’s ausprobieren! Monica, Berlin.

    Antworten
  2. karin krautschick

    Wie gut, liebe Elif, dass du und deine Schwester sich auf den Weg gemacht haben.
    Und nicht bis zur Heirat zu Hause ausgeharrt habt. Das war eine weise und gute Entscheidung. Zwei zauberhafte Frauen, die mit ihren Erfahrungen der Welt dienen können. Ich mag deinen Tanz, liebe Elif, er ist wunderschön anzusehen und lädt andere Frauen ein, sich anzuschließen und auch die Lebensfreude rauszulassen.

    Weiter so ! Es lohnt sich.

    Karin K.

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  3. Dr. Christina Müller

    Liebe Elif,
    auch ich möchte Dir herzlich für Deinen mutigen und berührenden Artikel danken. Ich kenne Dich ja nun seit fast 10 Jahren und kann bestätigen, dass jeder Satz authentisch ist. Ich meine nicht, dass Du den Tanz zu therapeutischen und emanzipatorischen Zwecken entheiligst – sondern es ist so, dass Du mit Hingabe und Leidenschaft tantzt – und dann passiert es: die Befreiung. So ging es mir auch in Deinem Tanzkurs, in dem ich die spielerische und erotische Seite meiner Weiblichkeit wieder entdecken konnte. Mit Deiner medialen Einfühlsamkeit siehst Du bei Frauen und Männern die besonderen inneren Schätze und findest Wege sie hervor zu zaubern. Du lebst gut vor wie man erotische Weiblichkeit und männliche Kraft in sich vereint. Wie schön, dass wir Dich hier in Berlin haben!

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  4. Bettina

    Liebe Elif,
    Danke für deinen berührenden Artikel. Er macht den Frauen Mut sich auf den Weg zu machen ihre Kraftquellen zu finden. Selber bin ich seit vielen Jahren auf dem Weg der Selbstannahme und Selbstverwirklichung. Mir hilft das Tantra und die tantrische Berührung sehr mich mehr und mehr zu verfeinern und berührbar zu machen und auch meine Grenzen kennenzulernen und zu erweitern. Ich fühle mich mit dir schwesterlich verbunden.
    Viel Freude, Kraft und Erfolg auf deinem Weg und bei deiner Arbeit.
    Herzlichst
    Bettina

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  5. margitta

    Liebe Elif,

    Deinen Artikel finde ich hervorragend. Vor allem die Ehrlichkeit, mit der Du Deine eigene Geschichte beschreibst, die Dich dazu brachte aus dem alten Muster und Klischee, was eine türkische Frau angeht, auszusteigen.

    Ich wünsche Dir, dass Du viele Menschen mit Deinem Tanz erreichen kannst sie im Herzen berührst und bezauberst, so wie Du mich berührt hast.

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  6. Kristina

    @AbuYazid und Jörg Eberhardt
    ich fände es besser, wenn wir alle so ehrlich und ethisch leben würden, dass keine Depression, Verzweiflung und Unterdrückung entstehen.
    Dann kann jeder endlich frei tanzen, weil er es liebt sich zu musikalischen Klängen zu bewegen und nicht aufgrund seiner privaten oder gesellschaftlichen Probleme.
    Alle die mein kurzes Statement nicht verstanden haben, verweise ich erneut auf das wunderbare und sehr wertvolle Interview:
    „Deva Premal und Miten: Heilige Musik passiert einfach“
    „Die meisten „Liebeslieder“, die man im Radio hört, sind ja eher „Schmerzlieder“. Im Westen scheinen wir die heilige Musik bis zu einem gewissen Grad verloren zu haben. Überhaupt haben wir eine Kultur hoch emotionaler „Schmerz-Kunst“ – man kann das auch in der bildenden Kunst und dem Film sehen und an all den gebrochenen und depressiven Künstlern. Kunst scheint mehr ein Ventil für Schmerz geworden zu sein, als ein Mittel der Meditation und Verbindung mit einem heiligen Raum. Habt ihr je Schmerz-Kunst gemacht? Benutzt ihr Musik, um Disharmonie oder Emotionen auszudrücken? Oder ist sie reserviert für die klare und feine Energie, die man von euch kennt? Was ist für euch der Unterschied? Wie kann man von Schmerz-Kunst zu Liebes-Kunst gelangen?
    Miten: Nein, keine Schmerz-Kunst bei uns. Deva hat nie irgendwo anders gesungen als in einem Ashram und es gibt in einem Ashram wenig Grund, Schmerz zu zelebrieren. Wir waren ja da, um Schmerz durch Meditation in Licht zu transformieren.
Ich selbst habe als junger Mann schon geglaubt, man müsse für seine Kunst leiden, ich dachte auch, dieses Leiden auszudrücken, wäre nobel, würdig und wertvoll. Und natürlich ist es gut, seinen Schmerz auszudrücken, aber es ist dumm, ihn anzubeten. Das macht Kreativität zu Müll – selbstbezogenem Müll.

Schmerz ist eine gute Gelegenheit, ein Schlüssel. Die Einladung Gottes ist, diesen Schlüssel zu verwenden, um die Tür zum Licht zu öffnen. Mit Licht meine ich inneren Frieden, oder, um es anders zu sagen: Meditation.

Wie man zu Liebes-Kunst kommt…? Vergiss die Idee, dass Schmerz nötig ist. Aber um den Schmerz zu transzendieren, müssten wir aufhören, in die Idee zu investieren, wer oder was wir zu sein glauben – und wie wir von der Welt gesehen werden.
Schmerz ist sehr machtvoll und wir brauchen ein machtvolles Werkzeug, mit ihm umzugehen. Und der Menschheit steht nur ein einziges Werkzeug zur Verfügung, Schmerz in Freude zu verwandeln. Und dieses Werkzeug ist Meditation.“

    http://www.sein.de/kultur/2012/deva-premal-und-miten-heilige-musik-passiert-einfach.html

    Antworten
  7. Jörg Eberhardt

    Vielen Dank, liebe Elif! Du zeigst mit deinem Artikel und deiner Arbeit, dass sich Frauen und Männer durch den Tanz befreien und entfalten können. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und ein offenen Herz für die Geschenke des Lebens.

    Antworten
  8. AbuYazid

    @Kristina
    Ich finde es super wenn ein Mensch, bei verzweiflung, depression usw, einfach anfängt zu tanzen!
    Solange diese Person nicht sich betäubt mit Drogen usw ist doch tanz und gesang tausendfach besser.
    Im mittelpunkt steht immer das Wohlbefinden

    Antworten
  9. Kristina

    Orientalische Tänze und Musik sind wunderschön und die Bauchtänzerinnen in ihren märchenhaften Paillettenkleidern sind für mich immer bezaubernd und faszinierend. Auch Elif Demir ist bestimmt eine tolle Tänzerin und Tanzlehrerin. Ich bewundere zwar auch Perfektion, aber gerade beim Tanzen stört mich keine unperfekte Technik.
    Das einzige was mich stört ist die Rechtfertigung, dass jemand tanzt um sich zu emanzipieren und seine Probleme und Unterdrückung zu bewältigen.
    Wenn Kunst, Tanz und Musik zu therapeutischen, emanzipatorischen oder politischen Zwecken benutzt werden, wirken sie nicht mehr großartig und heilig sondern banal und subjektiv.
    Diese Problematik wurde wunderbar in dem Interview „Deva Premal und Miten: Heilige Musik passiert einfach“ angesprochen, (Zitat): „Kunst scheint mehr ein Ventil für Schmerz geworden zu sein, als ein Mittel der Meditation und Verbindung mit einem heiligen Raum.“

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