Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Um eine unsere Existenz bedrohende, unsere Persönlichkeit in Stücke reißende Situation zu überleben, verfügen wir über archaische Strategien – die wir allerdings später nur sehr schwer auflösen können und die uns dann hindern, neue Erfahrungen zu machen. Mit Hilfe körpereigener Opiate betäuben wir den unerträglichen Schmerz. Das, was in diesem Moment unsere Grenze des Ertragbaren überschreitet, können wir unmöglich in seiner ganzen Wucht wahrnehmen. Also zersplittern wir die Erfahrung und speichern sie in Bruchstücken. Diese Splitter lassen dann nicht mehr erkennen, was passiert ist, sind nur noch Beweis dafür, dass etwas passiert ist. Wir stellen uns tot und entfremden uns praktisch vom Geschehen, womit wir uns faktisch unterwerfen. So spalten wir im Moment der Traumatisierung Panik und Todesangst ab, die wir fortan ohne Verständnis für den Gesamtzusammenhang immer wieder erleben müssen. Wir erstarren im Zustand höchster Erregung. Dies ist womöglich die Geburtsstunde für unseren lebenslangen Kampf- und Fluchtmodus.

 

Trauma-Homöopathie:

– Opium – vergessen, um zu überleben

Durch Betäubung abgespalten von der eigenen Identität aber kämpft dieser Reiz, dieses erschreckende Bild – fortan Unruheherd unserer gelähmten Seele – darum, empfunden zu werden, und kommt immer wieder. Homöopathisches Opium reaktiviert und macht verfügbar, was in uns gespeichert ist. Es erweckt vergessene Szenen wieder und zeigt einen Weg aus der seelischen Narkose, der den eigenen Schmerz nicht länger vermeiden will, sondern ihn als Teil unserer eigenen Erfahrung anerkennt, um so die Schreckensvision zu überwinden und unsere Empfindsamkeit wiederzufinden.

– Krokodil, die lauernde Todesangst

Einem Krokodil gleich lauert die traumatische Angst wie ein Dämon im Dickicht unserer Seele, aber das Verborgene ist für uns nicht zu fassen. Diese Angst und der Schmerz in uns müssen gelöst werden! Das Krokodil führt uns zu tief sitzenden Wunden, kann auf schwerstverletztes Urvertrauen aufmerksam machen und zeigen, wie dieses wieder gewonnen werden kann.

– Die Nachtschatten – Kampf und Flucht, ein Leben lang

Angesichts der abgespaltenen Inhalte sind wir permanent übermäßig aufmerksam, schreckhaft, unruhig, schlaflos und reagieren schon auf kleine Reize, die uns an das Trauma erinnern – so als drohe uns Vernichtung. Nachtschatten wie Belladonna/Atropin wirken vegetativ auf den Sympathikus, unseren Flucht- und Kampfnerv. Es wütet in uns, bis die einstige Bedrohung erinnert werden kann. Körperliche Störungen wiederholen den Schmerz der Misshandlung, die eigentliche Ursache aber bleibt verborgen. Belladonna/Atropin in Hochpotenz können der namenlosen Angst ein Gesicht geben.

– Katzenmilch, Unterwerfung und Prostitution

Im Gegensatz zur unzähmbaren Wildkatze verkauft die Hauskatze ihre Freiheit, um versorgt zu sein. Aus welchem Grund auch immer wir uns verkaufen oder prostituieren – die Wurzeln liegen in der Kindheit, wo wir oft nur die Wahl hatten, uns anzupassen und zu unterwerfen, um zu überleben. Es hilft, sich hier bewusst zu machen, dass beispielsweise familiärer Inzest oft sehr lange dauert und sich häufig wiederholt. Das chronisch erschreckte Kind hat noch keine gefestigte Persönlichkeit, mag zudem meist den Täter, fühlt sich mitschuldig, hat keinen schützenden Beistand und kann mit niemandem darüber sprechen. Das Arzneiprofil der Katzenmilch ist angesichts so früh gekappter Wurzeln geprägt von immenser Bindungsangst und geringer Selbstachtung. Das Durchbrechen einengender Normen ist hier ein Versuch, sich von dem Gefühl, vernachlässigt und missbraucht zu sein, zu befreien.

– Radioaktive Arzneien – die zersplitterte Wahrnehmung

Wenn die Basis, die uns trägt, zerfällt, dann rücken homöopathisch die radioaktiven Mittel in den Fokus. Geraten wir als Kind in eine für uns ausweglose Situation, spalten wir diese in Bruchstücke auf. Immer wieder reagieren wir impulsiv auf einzelne Splitter des einstigen Horrors, verstehen aber nicht mehr, dass und wie sie zusammenhängen. Ständig hoch angespannt und dadurch überfordert bleibt unser Empfinden bruchstückhaft und unser Lebensfluss blockiert. Arzneien wie Neptunium und Thorium helfen heraus aus der Haltung „Das schaffe ich nie!“. Sie unterstützen uns, nicht länger vor dem Ziel zu verharren, sondern das letzte Hindernis anzugehen und den nächsten Schritt Richtung Weiterentwicklung endlich zu tun.

Homöopatische Traumabegleitung / Trauma-Homöopathie …

… ist sehr komplex und kann nichts wegmachen, sondern sie hilft, das Trauma wahrzunehmen, um es nicht immer wieder erleben zu müssen. Sie unterstützt dabei, es zu betrauern und den Schmerz durchzustehen, damit das Unerträgliche endlich als Erfahrung in die eigene Lebensgeschichte integriert werden kann.

 

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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin. 

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite Homöopathie am Puls der Zeit“ 

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch 

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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