Stell dir vor, du könntest frei wählen, mit wem du eine Beziehung erfahren möchtest?
Stell dir vor, du könntest frei wählen, welche Qualität diese Beziehung hätte?
Stell dir vor, du hättest diese Wahl.
Würdest du sie nutzen?
Du hast sie!
Es ist dein Recht zu wählen, mit wem du in Beziehung sein möchtest und wie.
Die Fähigkeit, sich mit dem zu verbinden, was stärkt, ist eine Grundeigenschaft des Lebens.

Die Wurzel sucht das Wasser.
Bäume wachsen der Sonne entgegen.
Die Biene findet den Nektar.
Alles in der Natur funktioniert nach diesem einfachen Prinzip.
Meide, was dir schadet. Verbinde dich mit dem, was dir gut tut.
Nur die menschliche Neurose ist fähig, dieses Prinzip umzukehren.
Meide, was dich stärkt. Hänge aus mit dem, was dich schwächt.

Erinnerst du dich daran, wie offen du als kleines Kind das Universum erkundet hast?
Du hast dich umgeschaut und Dinge gesehen, die deine Aufmerksamkeit erregt haben.
Dann bist du ohne Umschweife darauf zugegangen bzw. gekrabbelt.
Du hast alles in die Hand genommen und neugierig damit gespielt. Es gab keine Tabus, die dir vorgeschrieben hätten:
„Das steht mir zu und das nicht. Mit dem darf ich Kontakt aufnehmen und mit dem nicht.“
Du hast deine Umgebung durch direkte Erfahrung erkundet.
Wenn etwas wehgetan hat oder dich nicht interessiert hat, hast du es in Zukunft vermieden.
Wenn dein Bewusstsein etwas spannend fand, hast du selbstverständlich mehr Zeit damit verbracht.

Wie sieht es heute mit deiner Beziehungs-Neugier aus?
Erlaubst du dir immer noch, dich aktiv mit dem zu verbinden, was dich stärkt?
Erlaubst du dir, loszulassen, was dich schwächt?
Ein kleines Kind zieht instinktiv seine Hand zurück, wenn es aus Versehen auf die heiße Herdplatte fasst. Es tut weh, also Finger weg davon.
Doch was, wenn du ganz langsam an die Hitze der Herdplatte gewöhnt wurdest?

Weißt du, wie Elefanten im Zirkus, nachdem die Vorführung gelaufen ist, festgebunden werden? An einfachen, kleinen Holzstöcken, die in den Boden gerammt werden. Die mächtigen Tiere könnten sich spielend losreißen. Der traurige Witz: Sie tun es nicht. Sie bleiben artig an ihrem Platz stehen.
Ihnen ist nicht bewusst, dass sie nur an einem Holzpflock festgebunden sind. Als Jungtiere wurden die Elefanten an einem wesentlich schwereren Stamm festgebunden. Sie rebellierten dagegen, doch ihre Versuche, sich von dem zu lösen, was ihnen schadete, scheiterten. So haben sie es als Norm akzeptiert, sich Zuständen hinzugeben, die ihnen nicht wirklich gut taten. Ihre Fähigkeit, sich mit dem Leben zu verbinden, verkümmerte. Später wurde der schwere Stamm gegen immer kleinere Holzpflöcke ausgetauscht. Der Elefant hat die Regel akzeptiert. Er sperrt sich nun selbst ein.

Wir Erwachsenen agieren in unseren Beziehungen oft auch, als wären wir gefesselt! Eigentlich könnten wir uns frei bewegen, doch wir blockieren uns selbst durch verinnerlichte, zum Teil schmerzhaft unsinnige Regeln.
Antrainierte Höflichkeit bedeutet für viele von uns, kostbare Lebenszeit in einem Gespräch zu verbringen, dass für unser Bewusstsein völlig uninteressant ist.
Falsch verstandene Loyalität lässt uns Beziehungen mit Menschen am Leben halten, mit denen wir früher mal ‚ne gute Zeit hatten, jetzt aber keine essentiellen Werte mehr teilen.
Als Treue gilt oft, einem anderen Menschen ein Versprechen auf Lebenszeit zu geben und dann neben ihm einzuschlafen. Wir verharren zu oft und zu lange in Verhaltensmustern, die uns schaden. Unehrlichkeit, Kleinmacherei, Süchte…

Wir erlauben uns nicht, direkt auf die Person zuzugehen, die uns wirklich fasziniert, weil wir Angst vor Ablehnung haben.
Wir verbieten uns, Menschen des anderen Geschlechts Komplimente zu machen, weil wir bereits eine Beziehung haben. Und erst recht nicht Menschen des gleichen Geschlechts, weil sonst andere denken könnten, wir sind homosexuell.
Wir unterdrücken unseren Impuls, wildfremde Menschen zu umarmen.
Anstatt den Job zu wählen, der uns am meisten Spaß machen würde, wählen wir Anstrengung und Pflicht.
Vielen von uns geht es wie den Elefanten. Eine riesige Kraft – gefesselt an das Holzstöckchen unserer Glaubenssätze.
Wie deprimierend.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht.
Weißt du, was den Elefanten dazu bringt, sich sofort, ohne jegliches Zögern, loszureißen?
Wenn Feuer ausbricht. Wenn es um sein nacktes Überleben geht, vergisst es alle Regeln und mobilisiert seine ganze Kraft.
Bitte zünde jetzt nicht deine Wohnung an und sag später, Veit hätte dies empfohlen.
Nein, befreie dich, in dem du dir bewusst machst, dass es immer brennt. Es gibt für dich und für mich keine Garantie auf ein Morgen. Jetzt ist unsere einzige Chance, um auf das zuzugehen, was uns gut tut.

Vielleicht glaubst du immer noch, dies hätte etwas mit Egoismus zu tun. Das ist nicht wahr. Erst ein Mensch, der gelernt hat, auf das zuzugehen, was ihm gut tut, kann anderen Menschen wirksam helfen, dies auch zu tun.
Den Strom des Lebens verantwortungsvoll und achtsam in dir zu bejahen, ihm Raum zu geben, ihm zu folgen, dich von ihm nähren und stärken zu lassen, ist kein Egoismus, es ist ein Dienst. Ein Mensch, der sich wie die Blume und die Wurzel und die Biene lebendig und frei verbinden kann, dient allem am meisten. Er ist eine pulsierende Schnittstelle des Lebens.Ein Mensch, dessen Beziehungen verkümmern, wird für das Große Netzwerk des Lebens uninteressanter, denn sein Potenzial liegt unstimuliert brach.
Um zu lernen und zu wachsen, müssen wir uns die Freiheit zurückschenken, uns mit dem zu verbinden, was uns gefällt, und uns von dem zu trennen, was uns nicht gefällt.

Wir sehnen uns nach einer vertrauten Umgebung, in der wir uns zeigen können, wie wir wirklich sind.
Schön, zart.
Manchmal wild und unberechenbar.
Voller Liebe. Voller Mysterium.
Einfach und unschuldig.
Und gleichzeitig komplex und tiefgründig.
Beziehungen, in denen wir uns voll zeigen können, nennen wir Lebendige Beziehungen.
Denn sie atmen. Sie pulsieren. Sie geben Raum zum Wachsen.
So wie der Fisch das Wasser, brauchen wir Menschen lebendige Beziehungen als unser natürliches Medium.
Wofür?
Um zu heilen.
Um zu vergeben.
Um zu lachen und zu tanzen.
Um dieses Leben voll auszukosten, und uns selbst von diesem Leben voll verkosten zu lassen.

Wir haben in unserer Arbeit nicht einen einzigen Menschen getroffen, der sich nicht danach gesehnt hätte, sich selbst voll zu verschenken.
Manchmal verbirgt sich dieser Wunsch hinter den Fassaden unserer Angst, unserer Berechnung, unserem Selbstzweifel.
Doch hinter unseren Masken verbirgt sich bei jedem von uns ein magisches Wesen – ein wunderschönes Wesen.
Stimmt‘s?

Lass die Vergangenheit Vergangenheit sein.
Starte heute neu.
Lass dein Licht scheinen. He, wisse, dass sich eine Menge Menschen darauf freuen!
Einer schreibt gerade diese Worte.

Be in service.
Connect yourself.
Be free.

Wenn du keine Angst vor Fehlern oder vor Ablehnung hättest, mit welchen fünf Menschen würdest du dich gern aktiv verbinden?

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Über den Autor

Avatar of Veit Lindau

gilt im deutschsprachigen Raum als der Experte für die integrale Selbstverwirklichung des Menschen und erreicht mit seinen wachrüttelnden Vorträgen, Seminaren und Videos ein großes, sehr gemischtes Publikum. Gemeinsam mit seiner Frau hat er eine große Life-Coaching-Community aufgebaut (homodea.com), mit derzeit über 20.000 Mitgliedern. Für sein Buchwerk wurde er mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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