Der Inlandtaipan – vom Verzicht auf das Eigene in die Kraft der Aufrichtung

Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Ich heiße Werner Baumeister und ich bin süchtig.
Seit Jahrzehnten bin ich Gefangener einer der schlimmsten Süchte überhaupt, schlimmer als Drogen-, Alkohol- oder Tabaksucht. Ein Entzug ist kaum möglich, weil ich mir über diese Sucht all der Bewunderung, Aufmerksamkeit und Liebe – gerade auch von Frauen – immer sicher sein konnte. Ich begegnete dieser Droge schon früh in meiner Kindheit – und als in den Fischen Geborener verfiel ich ihr sofort. Der erste Mensch, der mich an diesen Stoff heranführte, war meine Mutter…….Ich bin SÜCHTIG danach, zu HELFEN und zu RETTEN!
Helfen und Retten, das ist meine ganz persönliche Überlebensstrategie, denn damit habe ich mir als Kind meine Mutter zurückerobert! Mein Selbstwert ist davon abhängig, dass andere sagen: Nur du kannst mir helfen und nur du kannst mich retten. So haben sie mich zumindest immer gekriegt, besonders die Frauen. Daraus ziehe ich meinen Selbstwert während der letzten 30 Jahre und gefühlt stehe ich bis heute auf dieser Kindheits-Mine. Sie hat zwei existentielle Lebensbereiche entscheidend geprägt: Meine Beziehungen und meinen Beruf. Ich habe mich identifiziert mit meiner Hilfeleistung, wurde eins mit ihr. Wird diese nicht gebraucht, sagt mir mein Gegenüber damit eigentlich: Du bist nicht liebenswert! Als Helfender wurde ich also abhängig von Hilfesuchenden. Diese Überlebens-Strategie, eine unlebendig gewordene Wahrnehmung meiner selbst, ein geronnenes Selbstbild, wird nun immer mehr zur Fessel und zum Gefängnis in meinem Leben.

Retter in der Not

Menschen in Not zu helfen wurde mein Lebensinhalt.
„Herr Baumeister, ich muss gar nicht ständig zu Ihnen kommen, aber allein zu wissen, dass Sie da sind, wenn wirklich Not am Mann ist, das ist für mich wie eine Lebensversicherung“. Dieser Satz vieler Klienten ist natürlich Balsam für das ungeliebte Kind in mir und hat mich immer wieder auch aufgewertet, da, wo ich mich selber minderwertig fühle. Aber es ist auch eine unglaubliche Belastung und von der werde ich gerade durch den Lebensprozess selbst entlastet. Das fühlt sich so entspannend an, dass ich das Gefühl habe, ich fange jetzt erst an zu leben…
Eigentlich war ich immer damit beschäftigt, mich um Probleme von anderen zu kümmern.Vor einem Jahr hat es mich noch gekränkt, als ein Freund, dem ich 20 Jahre lang, wie er selbst sagte, das Leben gerettet habe, plötzlich zu einem andere Helfer ging. Denn das ging gar nicht – erinnerte es mich doch schmerzlich an meine Mutter, von der ich mich als Junge entthront gefühlt hatte. Ich war schließlich der Erstgeborene! Und dann kommt mein Bruder, ist von Geburt an krank, braucht und kriegt alles, stirbt dennoch. Mit ihm verliere ich gefühlt auch meine Mutter, die ich in ihrer Trauer um ihn fortan nicht mehr erreiche. Um mich bemerkbar zu machen, begehre ich auf, gehe in die Revolte, werde deshalb übers Knie gelegt, mit Gewalt zur Ruhe gebracht. Dann, erst dann, als meine Verzweiflung überhaupt nicht gesehen wurde und ich keine Chance sah, als ich selbst Liebe zu erhalten, habe ich mir diese Helfer-/Retteridentität zugelegt, mich entschlossen, auf das Eigene zu verzichten. Und war erfolgreich mit meiner neuen Strategie.

Seismograph für Probleme

Ich habe bis zum 18. Lebensjahr am Bett meiner vom Rheumaschmerz gefolterten Mutter gesessen, ihr zugehört und versucht, ihr bei den Kämpfen mit ihrem Partner, meinem Vater, zu helfen. Und so mögen mich natürlich die Frauen auch heute. Immer für sie da, wenn´s Probleme gibt. Dieses seismographische Erspüren der Bedürfnisse von Frauen, das habe ich bis zur Perversion perfektioniert. Streng genommen war das eigentlich die ganze Zeit Betrug, indem ich ihnen jemanden vorgespielt habe, der ich primär gar nicht bin. Aber ganz tief in mir habe ich geglaubt: Wenn ich geliebt werden will und die Zuwendung haben will, die ich brauche, dann muss ich liefern. Und ich habe gelernt zu liefern und zu leisten und richtig gut zu werden – und das macht mich ja auch zu dem, der ich heute bin. Jetzt holt mich die Vergangenheit, der Schatten, ein und sagt: Nein, da ist auch eine große Wut in dir. Was ist denn mit dem Kind, das so enttäuscht und so wütend ist und das Gefühl hat, für sein einfaches Da-Sein nie Liebe erhalten zu haben. Was ist mit dem Teil, der so verzweifelt ist darüber, dass er eigentlich nur eine Existenz- und Liebesberechtigung hat durch Leistung und der einfach nicht mehr will. Wenn ich der Helfer/Retter bin, dann werde ich geliebt, aber wenn ich einfach nur Werner bin, dann gibt’s sofort die Kündigung….. Diese Wut, die muss raus, das muss geklärt werden, weil es letztlich eine Tötungsenergie ist: Entweder entlädt sie sich irgendwann brutal im Außen oder sie implodiert und ich richte die Gewalt gegen mich selbst.

Überlebensstrategie Helfen

Das Rotlichtmilieu hat mich aus unerklärlichen Grunden immer magisch angezogen und irgendwann habe ich kapiert, dass ich eigentlich selbst die Supernutte bin. Ich mach´s auch für Geld. Und das ist ja bis heute auch völlig okay gewesen, schließlich habe ich so überlebt! Aber jetzt kommt meine mittlerweile überlebte Egostruktur an ihr Limit. Das macht mir natürlich etwas Angst, weil mich diese Struktur finanziell und emotional nährt und mir Anerkennung bringt. Das steht jetzt alles in Frage, aber gleichzeitig spüre ich eine unglaubliche Entlastung, nicht mehr zu MÜSSEN…
Ich kann jeden verstehen, wenn er dafür Geld zahlt, dass ihm mal jemand eine Stunde einfach nur zuhört. Dass man mal endlich ein Gegenüber hat, wo man alles loswerden kann. Aber meine Mülldeponie ist voll. Ich stehe, um im Bild zu bleiben, für Verklappung nicht mehr zur Verfügung.
Ich mache Homöopathie, weil mich das begeistert, Tendenz immer noch steigend. Vor 30 Jahren hat mir das Leben dieses Befreiungswerkzeug geschenkt und ich gehe für mich immer noch ständig kleinere und größere Befreiungsschritte. Wer dazu in Resonanz steht, kann selbstverständlich auch in Zukunft davon profitieren! Demnächst eben mehr in Workshop-Kleingruppen und zeitlich deutlich fokussierteren Einzelbehandlungen. Das Muss darin wird mehr und mehr durch ein Möchte ersetzt und das fühlt sich im Moment gerade wie Urlaub an…

Integration des Abgespaltenen

Dieser Artikel war so nicht geplant. Er floss praktisch aus mir innerhalb einer Woche heraus und wurde selbst zum Therapieschritt für mich. Ich hatte nach der giftigsten Schlange der Welt geforscht und stieß auf den australischen Inlandtaipan. Die Giftmenge eines einzigen Bisses hat das Potenzial, 100 Menschen blitzschnell zu töten. Diese Arznei nahm ich während der Artikelwoche mehrfach in flüssiger LM-Potenz ein. Homöopathische Schlangengifte ermöglichen die Integration des Abgespaltenen. Je stärker das Gift, umso mächtiger der homöopathische Schub Richtung lebendiger Authentizität. So unglaublich schnell, wie der Taipan zubeißt, greift auch seine homöopathische Wirkung. Bei den Themen dieser Arznei geht es um Leben oder Tod (in meinem Falle: um echtes Leben oder ein Gefangensein im Käfig meiner Kindheitserlebnisse). Schon heute verwendet man Schlangengiftkomponenten in der pharmazeutischen Industrie bei der Heilung von Bluthochdruck und in der Krebsforschung. Eine der faszinierendsten homöopathischen Arzneiprüfungen ist die von Carcinosinum, der homöopathischen Information von Brustkrebs. Das zentrale Thema dieser Arznei ist der Verzicht auf das Eigene. Wir opfern oft schon in der Kindheit die Entwicklung unserer eigenen Persönlichkeit, weil jemand oder etwas anderes wichtiger ist. Irgendwann kollabiert dieses aus der Not geborene Überlebenssystem. Dann wachsen beispielsweise durch die Unterdrückung des natürlichen Persönlichkeitswachstums vermehrt Krebszellen. Der Taipan ist hier Krebsprävention und homöopathische Bombenentschärfung zugleich, indem er unser ungelebtes Leben ortet und hilft, alles damit im Zusammenhang Stehende zu integrieren. So muss sich beispielsweise auch die Wut des ungeliebten Kindes in uns fortan nicht mehr körperlich als Bluthochdruck bemerkbar machen, sondern darf einen reiferen und lebensfreundlicheren Ausdruck finden…

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer
auch als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

Homöopathische Tages-Workshops am Nerv der Zeit:

(jeweils 13-19 Uhr, 90,- Euro, Anmeldung erforderlich,
Praxis in 10999 Berlin-Kreuzberg, Reichenberger Str. 114)

Die Workshops beinhalten eine lebendige homöopathische Mitteldarstellung & Arzneigabe.

7 Juni-Workshops:
In die eigene Freiheit durch Integration des Abgespaltenen mit australischen Tiergiften –
Inlandtaipan, Trichternetzspinne und Würfelqualle
Termine: Sa, 3.6.; Wiederholung So, 4.6. & Sa, 10.6 & So, 11.6. & Sa, 17.6. & So, 18.6. & Sa, 24.6.

Eine Antwort

  1. Axel
    einfach vielen Dank!

    Lieber Werner,
    vielen Dank für so ein offenes Zeigen von Dir. Das hat mich sehr beeindruckt und ist ein wunderbarer Spiegel.
    Danke für diesen Impuls.

    Antworten

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