Es steht nicht gut um unseren Planeten. Alte Denkstrukturen haben uns in eine Megakrise geführt, und genau die können uns nicht aus ihr herausführen. Ein neues Bewusstsein ist zwingend. Das wird sich Stück für Stück evolutionär entfalten und uns eines Tages alle erfassen. Christian Brehmer hat für seine Doktorarbeit unsere Stammesgeschichte unter die Lupe genommen und Indizien dafür gefunden, wie die bevorstehende Evolution aussehen wird: Vom Urknall zur Erleuchtung.

Eine neue Bewusstseinsebene

Gemäß astrophysikalischer Forschung entstand unser Universum vor etwa 14 Milliarden Jahren mit einem gewaltigen Urknall. Es entstand das Leben und mit ihm eine fortschreitende Evolution höherer Lebensformen. „Big History“, so nennen die Amerikaner diesen ergreifenden Werdegang. Er wurde immer wieder von herben Einschnitten unterbrochen.  Katastrophen wie das große Sauriersterben vor etwa 65 Millionen Jahren machten Platz für das Neue, in diesem Fall für die Säugetiere und damit für den Menschen. Die Frage ist, ob die Natur zu einem erneuten „Faunenschnitt“ ansetzen muss, um sich von dem Parasiten auf der Erde zu befreien, oder ob sich die Vernunft des vernunftbegabten Tieres durchsetzen wird.

Wie die Menschheit ihren Planeten bisher verwaltet hat, damit können wir uns nicht mehr abfinden. Während mehr als eine Milliarde Menschen hungern, versuchen wir mit Milliardenbeträgen ein korruptes Finanzsystem zu retten, das für diese humanitäre Katastrophe maßgeblich verantwortlich ist. Und das, ohne eine Alternative – die es gibt – in Betracht zu ziehen. Das gängige Missmanagement ist ein Spiegel unserer gegenwärtigen Denkstruktur. “Du kannst das Problem nicht lösen von der Ebene, wo das Problem seine Wurzeln hat”, sagte Albert Einstein. Aber wie diese neue Denkebene aussieht, hat uns der geniale Physiker nicht verraten. Und um die Suche danach geht es.

Wir sehen am Horizont der zukünftigen Evolution eine neue Bewusstseinsebene. Ausgehend von der Konsistenz der Natur, der Konstanz ihrer Gesetze und der Kontinuität der Evolutionsdynamik schließen wir auf die Umrisse dieser neuen Ebene. Aus ihrem bisherigen Verlauf entnehmen wir Hinweise für den bevorstehenden Verlauf. Dabei entdecken wir, dass sich die Evolution bislang in Etappen vollzogen hat, und wir erkennen markante Phasenübergänge. 

Die Phasenübergänge
Erster Phasenübergang

Begonnen hat alles mit dem Urknall, dem großen Symmetriebruch des vereinheitlichten Feldes, dem ewig ruhenden Urgrund unseres Universums. Das war der erste Phasenübergang vor etwa 14 Milliarden Jahren. Damit begann die unglaubliche Geschichte des Universums. Erst kleiner als der Kopf einer glühenden Stecknadel, dann mit der Expansion und der zunehmenden Abkühlung die Entstehung von Materie, dem wundersamen Stoff, in dem sich Bewusstsein ausdrücken und entwickeln kann. Eine fantastische kosmische Evolution – Galaxien, Sterne und Planeten, unsere Erde ward geboren.

Zweiter Phasenübergang

Hier auf unserem Planeten folgt, nicht minder fantastisch, eine chemische Evolution, die zur Entstehung von komplexen Makromolekülen führt. Die Vorstufen der DNA und des Proteins assoziieren sich, finden zusammen, und in einem zweiten Phasenübergang tritt das Leben hervor. Zunächst drückt es sich in der Zelle aus, der kleinsten Lebenseinheit. Dann entstehen durch Assoziation und Kommunikation der Zellen untereinander die Vielzeller. Weichtiere, Fische, Amphibien, Reptilien, Säugetiere und Menschenaffen: Die biologische Evolution erblüht. Das organische Bewusstsein drückt sich im weit verzweigten Spektrum der Tierwelt aus – ein Ausdruck der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst!

Dritter Phasenübergang

Dann erneut ein Wunder: Nach Durchschreiten des Tier-Mensch-Übergangsfeldes erscheint in einem dritten Phasenübergang der anatomisch moderne Mensch auf der Bühne der Evolution. Der homo sapiens, der wissende Mensch, tritt auf. Indizien weisen darauf hin, dass jetzt das Bewusstsein so weit erstarkt ist, dass es sich als ein Ich erlebt, als getrennt von der Umwelt. Die unschuldige Einheit des Tieres mit der Natur ist gebrochen: Da ist ein Subjekt, da ist ein Objekt. Das reflexive Bewusstsein ermöglicht fortan ein Denken in Kausalzusammenhängen, die mentale Evolution hat eingesetzt.

Vierter Phasenübergang

Dann, ab einem Zeitpunkt vor etwa 50.000 Jahren, finden Archäologen Artefakte, die darauf schließen lassen, dass der anatomisch moderne Mensch zum geistig modernen Mensch „mutiert“ ist. Der homo sapiens sapiens, der Mensch, der nicht nur weiß, sondern auch weiß, dass er weiß, tritt auf: eine weitere Stufe der Intensivierung des Bewusstseins. Jetzt tauchen neben Gebrauchsgegenständen zum ersten Mal auch Kunstgegenstände auf. Denn die Fähigkeit zur Reflexion der Reflexion, das selbstreflexive Bewusstsein, ist die Quelle der Kreativität. Die kulturelle Evolution hat eingesetzt, die Stufe, auf der wir uns gegenwärtig befinden. Von der Höhlenmalerei bis zur Mona Lisa, von der Steinaxt bis zur Rakete mit atomarem Sprengkopf – eine atemberaubende Entwicklung. Homo sapiens sapiens, quo vadis?

Fünfter Phasenübergang

Mithin ist unsere Stammesgeschichte eine Geschichte der Evolution des Bewusstseins. Von der Urzelle bis zum Menschen der Gegenwart stellen wir eine fortschreitende Intensivierung des Bewusstseins fest, wobei sich die markanten Phasenübergänge abzeichnen. Diese Tendenz, davon gehen wir aus, wird sich fortsetzten. Und damit haben wir das Leitprinzip für die zukünftige Evolution des Bewusstseins, für den bevorstehenden fünften Phasenübergang.

Eine Reflexion der Selbstreflexion wäre nur eine Rotationsschleife auf der gleichen Ebene. Dagegen dokumentiert die Bewusstseinsforschung, dass dann, wenn die Selbstreflexion in die reine Reflexion einmündet, wenn alle Inhalte, zum Beispiel in der Meditation, transzendiert werden, das neuronale System ein Regime höherer Ordnung annimmt. Unbegrenztes transzendentales Bewusstsein. Damit wird eine supramentale Evolution, ein fünfter Phasenübergang, eingeleitet.

Durch wiederholte Erfahrung des transzendentalen Bewusstseins stabilisiert sich allmählich dieser Zustand der inneren Bewusstheit und bleibt auch während der Aktivität erhalten. Der Mensch erfährt sich als getragen von einer stillen Präsenz, einem Hintergrund reinen, unbegrenzten Bewusstseins, das ihm eine ganzheitliche Intelligenz erschließt und ihn mit allen Wesen und Geschöpfen verbindet: kosmisches Bewusstsein, die Zukunft der Menschheit.

Reines Bewusstsein aber ist Klarheit, und die Metapher für Klarheit ist Licht; daher sprechen wir ganz nüchtern von Erleuchtung. Auch den Gegenwartsmenschen mit der Fähigkeit zu Selbstreflexion – leider wird sie in unserer Gesellschaft sträflich vernachlässigt – kann man als „erleuchtet“ bezeichnen gegenüber dem Neandertaler, für den diese Fähigkeit noch transzendent war.

Ganzheitliche Erkenntnis

Kosmisches Bewusstsein ermöglicht eine ganzheitliche Erkenntnis. Die Trennung der Menschen untereinander und der Menschen von der Natur ist ein Trugschluss unserer gegenwärtigen Bewusstseinsstruktur. Aus der Quantenphysik wissen wir längst, dass alles mit allem verbunden ist. Ein Quantenfeld ist ein reines Informationsfeld, das nichts mit Masse und Energie zu tun hat. Der ehemalige Direktor des Max-Planck-Institutes in München, Hans-Peter Dürr, beschreibt es folgendermaßen:

„Dieses Informationsfeld ist nicht nur innerhalb von mir, sondern es erstreckt sich über das ganze Universum. Der Kosmos ist ein Ganzes, weil dieser Quantencode keine Begrenzung hat. Es gibt nur das Eine.“

Im kosmischen Bewusstsein hat der Mensch Zugang zu diesem Informationsfeld. Er verfügt über eine ganzheitliche Ebene der Erkenntnis. Jetzt wissen wir, was Einstein gemeint hat mit der anderen Ebene als Voraussetzung zur Lösung des Problems. All unsere Probleme sind Ausdruck einer nicht mehr zeitgemäßen Bewusstseinsstruktur und beruhen auf dem Anpassungsmangel zwischen „unserer Wirklichkeit“ und der Wirklichkeit an sich.

Die Wirklichkeit an sich muss auch unseren Ursprung, das vereinheitlichte Feld, mit einbeziehen, sonst wäre es nicht die ganze Wirklichkeit. Hans-Peter Dürr spricht von dem Quanten-Informationsfeld, an dem Individuum und Universum gleichermaßen teilhaben. Es ist, so die Hypothese, ein „Quantenvakuum-Bewusstseinsfeld“. Renaud van Quekelberge, Professor der Psychologie an der Universität Landau, spricht von der Grundwirklichkeit des „unitären Feldes“, das universelles Quantenvakuum und individuelles Bewusstseinsvakuum miteinander verbindet. Von dieser Verbindung künden alle Pioniere der Evolution, die großen Erleuchteten. „Tat tvam asi, DAS bist du“, heißt es in den Veden. „Ich und der Vater sind eins“, sagt das neue Testament – eine Verheißung, die zum Nachvollzug auffordert.

Mitarbeiter der Evolution

Wir sind Kinder der Evolution. Indem wir unsere Vergangenheit überblicken, gewinnen wir eine Orientierung für die Zukunft. Wir erkennen, dass die Evolution im Menschen sich ihrer selbst bewusst wird. Im Menschen und durch den Menschen will sie sich vollenden. Wurden wir bislang unbewusst und mitunter durch bittere Erfahrungen und Schläge vorwärts gedrängt, so wissen wir jetzt, wo es lang geht. Wir werden zum Mitarbeiter der Evolution und ersparen uns schmerzhafte Umwege. Ständig holen wir uns zurück in die Präsenz und handeln aus der Präsenz in Achtsamkeit. Das Abenteuer der Evolution des Bewusstseins! Lebten unsere tierischen Vorfahren auf einer Stufe der unbewussten Einheit mit der Natur, so finden wir zurück zu dieser Einheit auf bewusster Stufe. Eine realistische Vision, in der tiefe Ehrfurcht, Dankbarkeit, Freude  und Verantwortung liegt.


Abb: ©Vanhart-shutterstock

Diavorträge zum Thema:
„Vom Urknall zur Erleuchtung“, Fr, 30.3., 19.30 Uhr
„Bewusstseins-basierte Erziehung, Modellschule der Zukunft: Das Alice Projekt in Indien“,
So, 1.4., 16 Uhr
Beides Mal Ort: Berlin-Kreuzberg, Oranienstr. 188

Beides sind Benefizveranstaltungen zu Gunsten des Kinderhilfswerks „terre des hommes“, 
Eintritt 12 € erm. 6 €

Info und Kontakt unter Tel.: 05422 – 26 35 (vormittags) oder brehmer.c@web.de

www.bewusstseins-evolution.de

 

Literatur:
Dr. Christian Brehmer: Von Urknall zur Erleuchtung, Via Nova 2007

Buch Vom Urknall zur Erleuchtung

3 Responses

  1. Willy

    der Artikel ist ehrlich ganz nett und interessant. Ich bin auch tolerant und lese mir gern verschiedene Ansichten durch, bevor ich mir eine Meinung bilde. Doch, dass es niemals einen Urknall gab, ist für mich völlig logisch, seit dem ich „Urknall versus ens-These“ las. Seit dem ist der Urknall für mich in etwa so wie die Annahme, dass die Erde eine sehr flache Scheibe ist, oder dass sie auf einer Schildkröte und 4 Elefanten ruht. Die ens-These ist für mich ehrlich seit Jahren der erste überzeugende und vor allem nachprüfbare Ansatz in eine denkbare logische Richtung. Dennoch werde ich mir dieses Büchlein hier wohl rauslassen. Neugierig machen mich die Argumente.

    Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*