Von der gescheiterten Wachstums-Ökonomie zur Gleichgewichts-Ökonomie 7. Juli 2009 Neue Wirtschaft 1 Kommentar Eine Gleichgewichts-Ökonomie ist mit kontinuierlichen Wachstums nicht kompatibel – weder mit positivem noch mit negativem Wachstum. Das Ziel eines Gleichgewichts ist es, einen konstanten, ausreichenden Vorrat an realen Reichtum und Menschen für eine lange Zeit aufrecht zu erhalten. Die Abwärtsspirale eines negativen Wachstums, eine Depression, wie sie jetzt beginnt, ist gescheiterte Wachstums-Wirtschaft und keine Gleichgewichts-Wirtschaft. Eine beschleunigte Abwärtsspirale aufzuhalten ist notwendig, aber nicht dasselbe, wie die Wiederaufnahme kontinuierlichen positiven Wachstums. Die Wachstums-Wirtschaft versagt jetzt auf zwei Arten: Die positive Entwicklung wird unwirtschaftlich in unserer Welt-Wirtschaft, eine rückläufige Entwicklung, die aus dem Platzen von Finanz-Blasen resultiert, welche über jegliche über physikalische Grenzen hinweg aufgeblasen wurden, ist vorübergehend notwendig, wird aber bald selbst-destruktiv. Dadurch verbleibt die nicht-wachsende oder Gleichgewichts-Ökonomie als einzige langfristige Alternative. Die Höhe des materiellen Reichtums, den die Biosphäre in einem Gleichgewichts-Zustand erhalten kann, mag sehr wohl unter dem derzeitigen Niveau liegen. Die Tatsache, dass die jüngsten Bemühungen um Wachstum vor allem zur Bildung von Blasen geführt haben, legen nahe, dass das so ist. Dennoch verfolgt die derzeitige Politik geschlossen das Ziel der vollständigen Wiederherstellung der Wachstums-Wirtschaft . Niemand bestreitet zwar, dass unsere Probleme einfacher zu lösen wären, wenn wir reicher wären. Die Frage ist nur, macht uns das Wachstum immer noch reicher, oder macht es uns mittlerweile ärmer? Ich werde noch ein paar weitere Minuten die Dunkelheit des Wachstums verfluchen, aber dann versuchen zehn kleine Kerzen entlang des Weges zu einem stabilen Zustand zu entzünden. Einige raten mir, die Dunkelheit zu vergessen und den Schwerpunkt auf die Politik-Kerzen zu legen. Aber ich finde, dass ohne einen dunklen Hintergrund das Licht meiner kleinen Kerzen nicht sichtbar ist in diesem durch die Ökonomen herbeiprojizierten falschen Morgengrauen, dessen Kampagnen-Optimismus der Hoffnung keine Chance lässt, aus dem Schatten emporzudringen. Wir haben viele Probleme (Armut, Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Haushaltsdefizit, Handelsdefizit, Rettungsaktionen, Konkurs, Bankrotte, etc.), aber offenbar nur eine Lösung: Wirtschaftswachstum, oder wie die Experten jetzt sagen, „to grow the ecomomy „- als ob es sich um eine Topfpflanze mit heilenden Blättern handeln würde, wie Aloe Vera oder Marihuana. Aber lassen Sie uns anhalten und uns zwei Fragen stellen, die alle Schüler ihren Wirtschafts-Professoren entgegenhalten sollten: Erstens: Es gibt einen tiefen Satz in der Mathematik, der besagt, dass, wenn etwas wächst, es dadurch größer wird! Also: Wenn die Wirtschaft wächst, wird sie auch größer. Wie groß kann die Wirtschaft sein, Professor? Wie groß ist sie jetzt? Wie groß sollte sie sein? Haben Ökonomen sich diese Fragen jemals gestellt? Und ganz besonders: Was lässt sie denken, dass das Wachstum (dh, die physische Ausweitung des wirtschaftlichen Teilsystems innerhalb der endlichen Biosphäre) nicht bereits jetzt ökologische und und soziale Kosten schneller wachsen lässt, als die Produktions-Vorteile, wodurch es damit zu UNwirtschaftlichem Wachstum wird, und uns ärmer, nicht reicher werden lässt? Denn das reale BIP, das Maß für das sogenannte „wirtschaftliche“ Wachstum, trennt nicht Kosten von Leistungen, sondern dampft sie zusammen zu „wirtschaftlicher Aktivität“. Wie sollen wir da wissen, wann das Wachstum unwirtschaftlich geworden ist? Abhilfe- und Schutzmaßnahmen werden immer größer, je mehr wir aus einer „Leere-Welt“- zu einer „Volle-Welt“-Wirtschaft wachsen, die gekennzeichnet ist durch Überlastung, Störungen, Vertreibung, Ausbeutung und Umweltverschmutzung. Die defensiven Ausgaben, die durch diese Negative verursacht sind, werden alle auf das BIP aufgeschlagen und nicht abgezogen. Seien Sie bereit liebe Studenten, für einiges Abwinken, Räuspern und Themenwechseln. Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Zweite Frage: Sehen Sie dann, Herr Professor, das Wachstum als einen fortlaufenden Prozess – in sich selbst wünschenswert – oder als einen vorübergehenden Prozess, der erforderlich ist, um ein ausreichendes Maß an Wohlstand zu erreichen, das danach in einem Gleichgewichts-Zustand mehr oder weniger erhalten wird? Mindestens 99% der modernen neoklassischen Ökonomen stehen auf dem Standpunkt grenzenlosen Wachstums. Wir müssen bis zu John Stuart Mill und den früheren klassischen Ökonomen zurückgehen um eine ernsthafte Behandlung der Idee einer nicht-wachsenden Wirtschaft und dem Gleichgewichts-Zustand zu finden. Was macht moderne Ökonomen so sicher, dass die klassischen Ökonomen falsch lagen? Einfach die Geschichte des ökonomischen Denkens aus dem Lehrplan zu streichen, heißt nicht ihre Theorie widerlegen! Hier sind einige Gründe zu glauben, dass die klassischen Ökonomen recht hatten. Eine langfristige Norm des kontinuierlichen Wachstums könnte nur dann sinnvoll sein, wenn eine der drei folgenden Bedingungen wahr ist: (a) wenn die Wirtschaft nicht ein offenes Teilsystem eines endlichen und nicht-wachsenden biophysikalischen System ist, (b) wenn die Wirtschaft in einer nicht physischen Dimension wächst, oder (c) wenn die Gesetze der Thermodynamik nicht gelten. Lassen Sie uns jede dieser drei logischen Alternativen in Betracht ziehen. (Wenn Sie denken, es gäbe eine Vierte, lassen sie es mich wissen.) (a) Einige Ökonomen sehen die Natur in der Tat als die Menge der rohstoffliefernden Teilbereiche der Wirtschaft (Wälder, Fischerei, Bergbau, Brunnen, Wiesen und auch die Landwirtschaft …). Die Wirtschaft, nicht das Ökosystem oder die Biosphäre, wird hier als das Ganze betrachtet – die Natur ist lediglich eine Sammlung von Teilen. Wenn die Wirtschaft das Ganze ist, dann ist sie nicht Teil einer größeren Sache oder eines größeren Systems, das ihre Expansion einschränken könnte. Wenn einige rohstoffliefernde, natürliche Teilbereiche knapper werden, ersetzen wir sie einfach mit anderen Sektoren und das Wachstum der gesamten Wirtschaft geht weiter – und zwar auch weiterhin nicht in einem bewegungseinschränkenden biosphärischen Umfeld, sondern in einem Sternen-Raum, vermutlich voll mit ressourcenstrotzenden Asteroiden und freundlichen, hoch entwickelten Aliens, die uns lehren wollen, wie wir endlos in ihren Lebensraum hineinwachsen können. Quellen und Abflüsse werden als unendlich angesehen. (b) Einige Ökonomen sagen, dass das, was im Wirtschaftswachstum wächst, der Wert ist, und das der Wert ist nicht reduzierbar wäre auf physikalische Einheiten. Letzteres gilt natürlich, aber das bedeutet nicht, dass dieser Wert unabhängig wäre von der Physik! Letztlich ist Wert noch immer Preis mal Menge, und die Menge ist grundsätzlich eine körperliche. Auch Dienstleistungen sind immer der Dienst von etwas oder jemand für eine bestimmte Zeit und die Menschen, die Leistungen erbringen, müssen essen. Die BIP-Einheit ist nicht Dollar, sondern der Wert eines Dollar. Ein Dollar-Wert an Benzin ist eine physikalische Größe, die derzeit um rund eine halbe Gallone liegt. Die Aggregation der Dollar-Beträge in einem Wert von vielen verschiedenen physikalischen Rohstoffen (BIP) bedeutet nicht die Abschaffung der Körperlichkeit des Maßstabes, auch wenn diese Summe nicht mehr in physikalischen Einheiten ausgedrückt werden kann. Es ist war: $ / q x q = $. Aber die Tatsache, dass Q sich mathematisch aufhebt bedeutet nicht, dass die gesamte Maßeinheit „Dollar-Wert“ nur ein Haufen von Dollar-Noten wäre. Und es hilft auch nicht stattdessen von „Mehrwert“ zu sprechen (von Arbeit und Kapital), denn da müssen wir uns fragen, zu was wurde denn dieser der Mehrwert hinzugefügt? Und die Antwort ist: zu natürlichen Ressourcen, zu Low-Entropie Materie / Energie – nicht zu Feen-Staub oder Froschhaaren! Entwicklung (mehr Wohl aus dem gleichen Durchsatz von Ressourcen herauszupressen) ist eine gute Sache. Wachstum (mehr Ressourcen durch eine physisch größere Wirtschaft hindurchzupressen) ist das Problem. Die Begrenzung des quantitativen Wachstums ist der Weg, eine qualitative Entwicklung zu erzwingen. (c) wenn Rohstoffe aus dem Nichts erschaffen werden könnten, und Abfälle in nichts vernichtet werden könnten, dann hätten wir einen ständig wachsenden Ressourcen-Durchsatz, der ein kontinuierliches Wachstum der Wirtschaft antreiben könnte. Aber das erste Gesetz der Thermodynamik sagt: NEIN. Oder wenn wir einfach die gleiche Materie und Energie schneller und schneller durch die Wirtschaft recyceln, könnten wir ebenfalls weiterwachsen. Das Flussdiagramm vieler wirtschaftlicher Grundsatz-Texte kommt leider sehr nahe daran, dies zu behaupten. Aber das zweite Gesetz der Thermodynamik sagt: NEIN. Wenn wir uns also offenbar nicht unseren Weg aus allen Probleme „rauswachsen“ können, dann sollten wir uns vielleicht erneut der Logik und den Tugenden des Nicht-Wachstums, der Gleichgewichts-Wirtschaft zuwenden. Woher kommt diese Verweigerung der neoklassischen Ökonomen sowohl gegenüber dem gesunden Menschenverstand, als auch den Ideen der frühen klassischen Wirtschaftswissenschaftler? Ich denke, die Antwort ist erschreckend einfach. Ohne Wachstum ist der einzige Weg zu Heilung der Armut das Teilen. Aber die Umverteilung ist ein Gräuel. Ohne Wachstum, dass den erhofften demografischen Übergang antreiben soll, ist der einzige Weg zur Heilung der Überbevölkerung die Geburtenkontrolle. Eine zweites Gräuel. Ohne Wachstum ist der einzige Weg, um Mittel für Investitionen in Umwelt-Reparaturen zu gewinnen eine Kürzung des derzeitigen Verbrauchs. Gräuel Nummer drei. Drei Gräuele und Sie sind verdammt, in der Hölle zu schmoren! Und ohne das Wachstum, wie werden wir da Waffen-Arsenale zum Schutz von Demokratie (und den verbleibenden Erdöl-Reserven) aufbauen? Wie reisen wir da zu Mars und Saturn und „erobern“ das Weltall? Wo soll der technische Fortschritt denn herkommen, wenn nicht von unbeabsichtigten Nebenprodukten aus der Militär- und Weltraum-Forschung? Gnostische Techno-Fantasien der Flucht von der Erde in den Weltraum und die Abschaffung von Krankheit und dem Tod selbst, füttern den Mythos des ewigen Wachstums ohne Grenzen. Digital denkende Tekkies, die noch nie was vom Problem des Bösen gehört haben, sehen den Himmel auf Erden (ewiges Wachstum) gleich um die Ecke. Ohne Wachstum müssen wir uns der schwierigen religiösen Aufgabe stellen, nach einem anderen Gott zu suchen, den wir anbeten können. Zu angsteinflößend, sagen wir, lasst und lieber versuchen, noch ein bisschen mehr zu wachsen! Lasst uns einen Raketenstart des BIP und des Dow-Jones hinlegen! Lasst uns einen anderen Turm von Babel bauen, mit verschleiernden technischen Begriffen wie Subprime-Hypotheken, Derivaten, verbrieften Anlageinstrumenten, Collateralized Debt, Credit Default Swaps, „giftigen“ Vermögenswerten, und Insider-Slang wie dem „dead cat bounce“. (Wenn Sie sie von einem genügend hohen Turm von Babel fallen lassen, springt sogar eine tote Katze hoch genug, um einigen Gewinn abzuwerfen.) Nun, lassen Sie uns das nicht tun. Lassen Sie uns die Gräule ignorieren und stattdessen darüber nachdenken, welche Maßnahmen erforderlich wären, um zu einer Gleichgewichts-Wirtschaft zu gelangen. Sie sind ein bisschen radikal bei derzeitigen Standards, aber nicht so wahnsinnig unrealistisch wie eine der drei Alternativen für die Begründung von grenzenlosem Wachstum, die wir gerade diskutiert haben. Lassen Sie uns kurz zehn konkrete politische Vorschläge für den Übergang zu einer Gleichgewichts-Wirtschaft ansehen, d. h., einer Volkswirtschaft, die einen konstanten metabolischen Strom von Ressourcen hat, vom Abbau bis zu Umweltverschmutzung – ein Durchsatz, der innerhalb der Anpassungsfähigkeit und den regenerativen Kapazitäten des Ökosystems liegt. 1. Obergrenzen-Versteigerungs-Handel für die grundlegenden Ressourcen. Obergrenzen begrenzen die biophysikalische Skala der Menge für Abbau oder Verschmutzung, je nachdem, was der begrenzende Faktor ist. Die Versteigerung der Kontingente erbringt Knappheits- Mieten für eine gerechte Umverteilung. Handel ermöglicht die effiziente Verteilung zum höchsten Verbrauch. Diese Politik hat den Vorteil der Transparenz. Es gibt ein Limit für die Höhe und die Geschwindigkeit der Ressourcen-Erschöpfung und der Umweltverschmutzung, welche die Wirtschaft dem Ökosystem zumuten kann. Obergrenzen sind Kontingente, Grenzen des Durchsatzes der grundlegenden Ressourcen, insbesondere fossiler Brennstoffe. Die Quote sollte in der Regel eingangsseitig angewandt werden, weil Erschöpfung räumlicher konzentriert ist, als Verschmutzung und damit leichter zu überwachen. Die höheren Preise für Rohstoffe werden auch zu ihrem effizienteren Einsatz auf jeder vorgelagerten Stufe der Produktion führen. Es mag sein, dass die wirksame Begrenzung der Verwendung einer Ressource eher in der Verschmutzung liegt, als in ihrem Abbau – dennoch, wir begrenzen indirekt die Umweltverschmutzung durch die Beschränkung der Erschöpfung der Ressourcen, die letztlich erst in Abfälle verwandelt werden. Die Begrenzung von Barrels, Tonnen und Kubikliter an abgebauten fossilen Brennstoffen, wird auch die Tonnen ausgestoßenen CO2s begrenzen. Diese Grenze dient dem Ziel der biophysikalischen Nachhaltigkeit. Der Besitz der Kontingente ist zunächst im Gemeingut – die Regierungen versteigern sie dann öffentlich an die Privatpersonen und Unternehmen. Die Einnahmen gehen an das Finanzministerium und sind Ersatz für regressive Steuern, wie die Lohnsteuer und dienen der Reduzierung der Einkommensteuer für die niedrigsten Einkommen. Nach dem Verkauf auf der Auktion, können die Kontingente ohne Einschränkungen von Dritten gekauft und verkauft werden, genau wie die Ressourcen, deren Höhe des Abbaus sie begrenzen. Der Handel erlaubt die effiziente Zuteilung, die Auktion dient nur dem Vertrieb und die Deckelung dient dem Ziel einer nachhaltigen Größenordnung. Die gleiche Logik kann auf die Begrenzung des Abbaus in der Fischerei und Forstwirtschaft angewendet werden. 2. Ökologische Steuerreform Verschiebung der Steuer-Bemessungsgrundlage von wert-basiert (Arbeit und Kapital) hin zu „dem, zu dem Wert hinzugefügt wird“ – nämlich dem entropischen Durchsatz von Ressourcen aus der Natur (Erschöpfung), und zurück zur Natur (Verschmutzung). Dies bindet externe Kosten ein und macht Einnahmen gerechter. Es legt einen Preis auf den knappen aber bisher unbepreisten Beitrag der Natur. Die Wertschöpfung ist etwas, was wir fördern wollen, als hört auf, sie zu besteuern. Erschöpfung und Verschmutzung sind Dinge, die wir eindämmen wollen, also besteuert sie. Eine ökologische Steuerreform kann als eine Alternative oder Ergänzung zum Obergrenzen-Versteigerungs-Handel System angewandt werden. 3. Die Beschränkung der Ungleichheit in der Einkommensverteilung Ein Mindesteinkommen und ein maximales Einkommen. Ohne aggregiertes Wachstum erfordert Armutsbekämpfung Umverteilung. Völlige Gleichheit ist ungerecht; unbegrenzte Ungleichheit ist ebenfalls ungerecht. Sucht faire Grenzen für den Bereich der Ungleichheit. Der öffentliche Dienst, das Militär und Universitäten werden mit einem Bereich der Ungleichheit mit einem Faktor von etwa 15 oder 20 auskommen. Das Unternehmens-Amerika hat eine Reichweite von 500 oder mehr. Viele Industrienationen sind unter 25. Könnten wir die Spanne nicht auf, sagen wir, 100 begrenzen und sehen, wie es funktioniert? Menschen, die diese Grenze erreicht haben, können jenseits davon entweder kostlos arbeiten, wenn sie ihre Arbeit genießen, oder sich mehr Zeit für ihre Hobbys oder gemeinnützige Dienste nehmen. Die Nachfrage die ungedeckt bleibt von denen an der Spitze kann von denen besetzt werden, die unter dem Maximalwert sind. Das Gefühl der Gemeinschaft in einer Demokratie ist über die großen Unterschiede aktuellen Einkommen in den USA hinweg schwer zu erhalten. Arm und Reich, getrennt durch einen Faktor von 500, werden fast zu verschiedenen Arten. Die hauptsächliche Begründung für die Legitimationen solcher Unterschiede ist, dass sie das Wachstum stimulieren, das eines Tages alle reich machen soll. Dies mag eine oberflächliche Plausibilität haben in einer leeren Welt, aber in unserer vollen Welt ist es ein Märchen. 4. Freie Länge der Arbeitstage, -wochen und -jahre – und eine größere Möglichkeit für Teilzeit – oder persönliche Arbeit. Eine externe Vollzeit- Beschäftigung für alle ist ohne Wachstum schwer zu bereitzustellen,. Andere Industrieländern haben viel mehr Ferien und Mutterschaftsurlaub als die USA. Für die klassischen Ökonomen war die Länge des Arbeitstages eine wichtige Variable, mit denen die Arbeitnehmer (Selbständige Freibauer oder Handwerker) die Grenzkosten der Arbeit mit dem Grenznutzen des Einkommens und der Freizeit ausbalancieren, um den Genuss des Lebens zu maximieren. Im Industrialismus wurde die Länge des Arbeitstages aber ein Parameter und keine Variable (und für Karl Marx zum wichtigsten Faktor für die Höhe der Ausbeutung). Wir müssen sie wieder zu einer Variable machen, mit der Wahl durch die Arbeitnehmer. Und wir sollten aufhören, die Arbeit-Freizeit-Wahl durch Werbung zu verzerren, die zu mehr Konsum stimuliert und zu mehr Arbeit, um diesen zu bezahlen. Werbung sollte nicht mehr zu den steuerlich absetzbaren normalen Kosten zählen. 5. Re-Regulierung des internationalen Handels – weg vom freien Handel, der freien Mobilität des Kapitals und der Globalisierung. Einführung kompensierender Tarife, die nicht ineffiziente Unternehmen schützt, sondern die effiziente nationale Politik der Internalisierung von Kosten vor den Auswirkungen des Wettbewerbs. Wir können nicht die Weltwirtschaft integrieren und gleichzeitig höhere Löhne, Umweltstandards und soziale Sicherheitsnetze haben als der Rest der Welt. Der Handel und die Mobilität des Kapitals müssen ausgewogen und fair sein, aber nicht liberalisiert oder „frei“. Die Tarife sind auch eine gute Einnahmequelle als Ersatz für andere Steuern. 6. Downgrade der IWF-Weltbank-WTO – zu etwas wie Keynes‘ ursprünglichen Plan für eine multilaterale Clearing-Stelle, die Straf-Gebühren auf Überschuss- genauso wie auf Defizit-Salden erhebt – um ein Bilanz-Gleichgewicht zu erreichen und damit große ausländische Schulden und Kapital-Währungs-Überweisungen zu vermeiden. Zum Beispiel würde die USA nach Keynes‘ Plan eine Geldbuße an die Clearing-Union zahlen für ihre großen Defizite mit dem Rest der Welt, und China würde eine ähnliche Strafe zahlen für ihre Überschüsse. Beide Seiten des Ungleichgewichts würden unter Druck gesetzt werden, ihre laufenden Konten auszugleichen, durch finanzielle Sanktionen und wenn es sein muss durch Wechselkursberichtigungen in Bezug auf die Verrechnungskonto Einheit, die sogenannte „bancor“ von Keynes. Die bancor würde als Reservewährung der Welt fungieren, ein Privileg, das keiner Nationalwährung zukommen sollte. Der IWF predigt den freien Handel auf der Grundlage von komparativen Vorteil und tut das schon für eine ziemlich lange Zeit. In jüngster Zeit hat die IWF-Weltbank-WTO nun begonnen das Evangelium der Globalisierung zu verkünden, das neben dem freien Handel, auch die freie internationale Mobilität des Kapitals beinhaltet. Das klassische Komparative-Vorteils-Argument geht jedoch ausdrücklich von internationaler Kapital-Unbeweglichkeit aus! Bei der Konfrontation mit diesem Widerspruch winkt der IWF ab, deutet darauf hin, dass Sie vielleicht ein Fremdenhasser sind, und wechselt das Thema. Die IWF-Weltbank-WTO widerspricht sich im Dienste der Interessen der transnationalen Konzerne. Internationale Mobilität des Kapitals in Verbindung mit dem freien Handel ermöglicht Unternehmen die Flucht aus den nationalen Vorschriften des öffentlichen Interesses und das Ausspielen von einer Nation gegen eine andere. Da es keine globale Regierung gibt, sind sie in der Tat unkontrolliert. Das Nächste, was wir zu einer globalen Regierung haben (IWF-Weltbank-WTO), hat kein Interesse gezeigt, das transnationale Kapital im Sinne des Gemeinwohls zu regulieren. 7. Abkehr von der gebrochene Reserve Banken zu einem System von 100% Mindestreserve. Dies würde die Kontrolle der Geldmenge und Seigniorage in die Händen der Regierung legen und nicht in die privater Banken, die dann nicht mehr in der Lage wären, Geld aus dem Nichts zu erschaffen und dieses zu Zinsen zu verleihen. Alle Quasi-Finanzinstitute sollen unter diese Regel, fallen, und wie kommerzielle Banken, zu 100% Reserveanforderungen reguliert werden. Banken würden ihren Gewinn nur durch Vermittlung erzielen, indem sie das Geld der Anleger verleihen (und eine Verleihgebühr veranschlagen, die über dem liegt, was die dem Anleger zahlen) und durch den Zahlungsverkehr, Verwahrung und sonstige Dienstleistungen. Mit 100% wäre jeder verliehene Dollar ein zuvor gesparter Dollar – eine Wiedereinführung des klassischen Gleichgewichts zwischen Abstinenz und Investitionen. Die Regierung kann ihre Kosten durch die Ausgabe nicht verzinstem Fiat-Geld begleichen, um das beseitigte, durch Banken erschaffene verzinste Geld zu ersetzen. Allerdings kann sie dies nur bis zu der strengen Begrenzung durch die Inflation tun. Wenn die Regierung mehr Geld ausgibt, als Öffentlichkeit halten will, wird die Öffentlichkeit es für Waren handlen, was die Preise nach oben treibt. Sobald der Preis-Index zu steigen beginnt, muss die Regierung weniger drucken und mehr besteuern. So würde eine Politik der Aufrechterhaltung eines konstanten Preis-Index den internen Wert des Dollars regeln. Der Außenwert des Dollars könnte sich frei schwankenden Wechselkursen überlassen werden (oder besser der Rate gegenüber dem bancor der Keynes‘ Clearing-Union). 8. Aufhören, Knappes zu behandeln, als wäre es nicht knapp, aber auch aufhören, den Überfluss zu behandeln, als wäre er knapp. Das verbleibende gemeinsame natürliche Kapital (wie Atmosphäre, das elektromagnetische Spektrum, die öffentlichen Grundstücke) um das konkurriert wird, ist in öffentlichen Fonds anzulegen und durch Obergrenzen-Versteigerungs-Handel oder durch Steuern zu bepreisen, während gelichzeitig das nicht-rivalisierende Gemeingut von Wissen und Informationen aus privatem Besitz und von Preisen zu befreien ist. Wissen, im Gegensatz zu Durchsatz, wird durch den Austausch nicht geteilt, sondern multipliziert. Wenn Wissen vorhanden ist, werden die Ersatzkosten des Teilens es gleich Null und der Zuteilungs-Preis muss ebenfalls Null sein. Internationale Entwicklungshilfe sollte zusammen mit kleinen Zuschüssen mehr und mehr in Form von freiem und aktiv geteiltem Wissen erfolgen und weniger in Form von großen verzinslichen Darlehen. Austausch von Wissen kostet wenig, führt nicht zu unmöglich rückzahlbaren Schulden und erhöht die Produktivität der wirklich konkurrierenden und knappen Faktoren der Produktion. Vorhandenes Wissen ist der wichtigste Input für die Produktion von neuem Wissen und es künstlich knapp und teuer zu halten, ist pervers. Patent-Monopole (auch bekannt als „Rechte des geistigen Eigentums“) sollten für weniger „Erfindungen“ und für weniger Jahre vergeben werden. Die Kosten für die Produktion von neuem Wissen sollten mehr und mehr öffentlich finanziert werden und das erlangte Wissen dann frei geteilt. 9. Stabilisierung der Bevölkerung. Hinarbeiten auf eine Balance, in der Geburten und Immigranten den Todesfällen und Emmigranten entspricht. Dies ist umstritten und schwierig, aber als ein Anfang sollte Empfängnisverhütung überall zur freiwilligen Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Und während jede Nation erörtern kann, ob und wie viele Einwanderer sie akzeptieren möchte, ist eine solche Debatte irrelevant, wenn diese Einwanderungsgesetze nicht durchgesetzt werden. Unterstützen von freiwilliger Familienplanung und die Durchsetzung angemessener Einwanderungsgesetze, demokratisch beschlossen, statt durch eine Lobby für billige Arbeitskräfte. 10. Reform der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Das-BIP in ein Kosten- und Nutzen-Konto teilen. Diese in der Handelsspanne vergleichen und das Wachstum des Durchsatzes stoppen, wenn die Kosten gleich den Vorteilen sind. Zusätzlich zu diesem objektiven Ansatz, ist die Bedeutung der subjektiven Studien anzuerkennen, die zeigen, dass sich ab einer bestimmten Schwelle durch ein weiteres BIP-Wachstum, die selbst bewertete Zufriedenheit nicht mehr erhöht. Über einem in vielen Ländern bereits erreichten Grad, liefert das BIP-Wachstum nicht mehr Glück, erzeugt aber weiterhin Ausbeutung und Umweltverschmutzung. Zumindest aber sollten wir nicht nur einfach behaupten, dass das BIP-Wachstum auch „Wirtschaftswachstum“ bedeutet, sondern es beweisen. Und anfangen könnte man damit, zu versuchen, den Berg gegenteiliger Beweise zu widerlegen. Während diese Maßnahmen vielen radikal erscheinen mögen, sei daran erinnert, dass sie durchaus einer schrittweisen Anwendung zugänglich sind. Hundert Prozent Reserven kann man sich nach und nach annähern, der Bereich der Verteilung kann schrittweise eingeschränkt werden, Deckelungen können schrittweise erfolgen, usw. Auch beruhend diese Maßnahmen auf der Grundlage der konservativen Institutionen des privaten Eigentums und der dezentralen Verteilung des Marktes. Sie erkennen einfach an, dass privates Eigentum seine Legitimation verliert, wenn auch es zu ungleich verteilt ist, und dass die Märkte ihre Legitimität verlieren, wenn die Preise nicht die ganze Wahrheit über die Opportunitätskosten sagen. Darüber hinaus wird die Makro-Wirtschaft eine Absurdität, wenn ihr Umfang strukturell über die biophysikalischen Grenzen der Erde hinauswächst. Und auch vor dem Erreichen dieser radikalen physischen Grenze werden wir der konservativen Wirtschafts-Grenze begegnen, an der die zusätzlichen Kosten von Wachstum größer werden als die zusätzlichen Vorteile, und das Zeitalter des unwirtschaftlich Wachstums einleiten, das bisher nicht erkannt wurde. Dieser Beitrag erschein zuerst in englischer Sprache bei theoildrum.com, von denen wir ihn freundlicherweise übernehmen und übersetzen durften. Bilder: Balance: aboutpixel.de / © Uwe Dreßler Exponentialfunktionen: Public Domain Eine Antwort Erich Paus 9. Juli 2009 Zivilisationen gibt es in zwei unterscheidbaren Ausprägungen. Die eine verwendet nur Ressourcen, die die Sonne in rd. 1 – 100 Vegetationsperioden regeneriert und sie lebt das über viele Generationen. Sie befindet sich insofern im Gleichgewicht mit der Natur und nennt sich deshalb Gleichgewichtszivilisation. Die andere verwendet darüberhinaus weitere Ressourcen, die nicht-regenerierbaren. Sie sei im folgendem Hochzivilisation oder Wachstumszivilisation genannt, betreibt Wachstumswirtschaft und das, wie gleich erläutert wird, unvermeidlich. Der Anteil der regenerierbaren Ressourcen am Gesamtverbrauch beträgt in modernen OECD-Hochzivilisationen, irgendwo zwischen 0,5 und 10 Prozent. Eine Zivilisation, die auf Basis nicht-regenerierbarer Ressourcen wirtschaftet und mit ihrer Bevölkerung die Anzahl überschritten hat, die ihr ein Leben im Gleichgewicht mit der Natur erlauben würde, kann Wirtschaftswachstum nicht mehr vermeiden, ohne daß ihre Mitglieder verarmen oder, schlimmer, abtreten, oder, noch schlimmer, sterben müßten. Das liegt an der Ressourcennutzung selbst. Denn die Ressourcen bestehen aus genau zwei Teilen, erstens Ressourcen, die zur Gewinnung der Ressourcen selbst notwendig sind, ihrem Selbstzweckanteil, zweitens Ressourcen, die für die eigentlichen Verwendungszwecke der Ressourcen benötigt werden, ihrem Nutz- oder Fremdzweckanteil. Die Beendigung des Wirtschaftswachstums bedeutet das Ende des Wachstum der Ressourcengewinnung. Da aber der Selbstzweckanteil dabei trotzdem unaufhaltsam zunimmt, nimmt der Nutzzweckanteil in gleichem Umfang ab. Der Nutzzweckanteil ist aber der Anteil, der den Wohlstand ausmacht, und der überhaupt die hohen Bevölkerungsdichten über der Gleichgewichtsdichte erlaubt. Eine Beendigung des Wachstums bedeutet also zunehmende Verarmung. Ohne die Nutzung nicht-regenerierbarer Ressourcen, also im Gleichgewicht mit der Natur, könnten auf deutschem Boden dauerhaft höchstens 10 Mio. Menschen leben. Das Leben aller weiteren 80 Mio. wird erst nur durch den Nutzzweckanteil der gewonnenen nicht-regenerierbaren Ressourcen ermöglicht. Rechenbeispiel 1 : Läge der Selbstzweckanteil bei 33,3 % und betrüge das Wachstum des Aufwandes zur Ressourcengewinnung 3 %, dann wüchse bei Nullwachstum der Gesamtressourcen der Selbstzweckanteil auf 34,3 % und der Nutzzweckanteil schrumpfte auf 65,6 %, hätte also um 1,5 % abgenommen. Zur Beibehaltung des Nutzzweckanteiles, also des Wohlstandes, hätte die gesamte Ressourcenproduktion um etwas mehr als 1,5 % zunehmen müssen und würde dann bei rd. 101,5 % der Vorperiode liegen. Rechenbeispiel 2 : Läge der Selbstzweckanteil bei 66,6 % und betrüge das Wachstum des Aufwandes zur Ressourcengewinnung 3 %, dann wüchse bei Nullwachstum der Gesamtressourcen der Selbstzweckanteil auf 68,6 % und der Nutzzweckanteil schrumpfte auf 31,3 %, hätte also um 6 % abgenommen. Zur Beibehaltung des Nutzzweckanteiles, also des Wohlstandes, hätte die gesamte Ressourcenproduktion um rd. 6 % zunehmen müssen und würde dann bei etwas mehr als 106 % der Vorperiode liegen. Um ihr eigenes Biotop, ihr Territorium, vor Zerstörung zu bewahren, kann eine Wachstumszivilisation für sich allein Wachstum nicht vermeiden. Der damit einhergehende Machtverlust machte diese Nation zu einem Übernahme-Kandidaten der weitergewachsenen und -wachsenden Nationen und erhielte von jenen dann die Zustände und Bedingungen diktiert und aufgedrückt, die sie ursprünglich vermeiden wollte. Was diese Machtlosigkeit bedeutet, haben bisher Indianer, Palästinenser, Afghanen, Iraker und sicherlich noch verschiedene andere Völker durchgemacht. Heute würde man die so schwächelnde Nation evtl. als Atommülldeponie nutzen. Der Verzicht auf Wachstum ginge also nur gemeinsam mit ausnahmslos allen anderen Wachstumszivilisationen. Wachstumsbeendigung global ist überaus unangenehm, führt zum Abtreten von Menschen, Sterben, früher auch Auswanderung, das dazu noch beschleunigend, und läßt sich in den hochentwickelten Wachstumszivilisationen intern nicht beherrschen und steuern, bewahrt aber evtl. das menschliche Biotop weltweit vor seiner Zerstörung. Auf der anderen Seite führt Wachstum in einem beschränkten System zu seiner sicheren Zerstörung. In diesem Falle wäre das System das menschliche Biotop. Deshalb ist Wachstum auf Dauer tatsächlich keine Lösung. Im Gegenteil, es wäre der sichere Untergang der Menschheit und aller höheren Lebewesen in der Art der Osterinseln. Zur Verhinderung des Untergangs durch Wachstum einerseits und zur Vermeidung von Verarmung, Chaos, Sterben, Mord und Totschlag durch Schrumpfung andererseits hat die menschliche Spezies den Krieg „erfunden“. Und Krieg löst die Probleme schneller und mit weniger Toten und damit menschlicher, als wenn man die Staaten in sich zusammenbrechen ließe, wie das die Beispiele von Grausamkeit im jugoslawischen Bürgerkrieg zeigten. Dies darf nicht als Rechtfertigung der amerikanischen Mord- und Totschlagskriege aufgefaßt werden. Kriege haben sich an den zivilisatorischen Problemen zu orientieren und den Soldaten im Krieg als Mensch zu respektieren, um das Abgleiten in abartige Barbarei zu verhindern. Diese Forderungen sind durch die heutige amerikanische Kriegsführung weltweit nicht erfüllt, während sie im zweiten Weltkrieg noch weitgehend eingehalten wurden. Allgemeiner ist zu sagen, daß, wenn wir schon alle in einem Boot sitzen und manchmal einige das Boot verlassen müssen, um das Kentern zu vermeiden, dann muß das Ausleseverfahren zum Aussteigen so gerecht und human wie nur möglich funktionieren. Und die Überlebenden bleiben den Ausgestiegenen auf ewig zum Dank verpflichtet. Erich Paus PausErich@PausErich.de http://www.PausErich.de/ http://www.pauserich.de/Definitionen/Inhalt.htm#I_A_Dilemma-der-Menscheit http://kommentare.zeit.de/user/erich-paus/beitrag/2009/06/01/das-dilemma-der-menschheit Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
Erich Paus 9. Juli 2009 Zivilisationen gibt es in zwei unterscheidbaren Ausprägungen. Die eine verwendet nur Ressourcen, die die Sonne in rd. 1 – 100 Vegetationsperioden regeneriert und sie lebt das über viele Generationen. Sie befindet sich insofern im Gleichgewicht mit der Natur und nennt sich deshalb Gleichgewichtszivilisation. Die andere verwendet darüberhinaus weitere Ressourcen, die nicht-regenerierbaren. Sie sei im folgendem Hochzivilisation oder Wachstumszivilisation genannt, betreibt Wachstumswirtschaft und das, wie gleich erläutert wird, unvermeidlich. Der Anteil der regenerierbaren Ressourcen am Gesamtverbrauch beträgt in modernen OECD-Hochzivilisationen, irgendwo zwischen 0,5 und 10 Prozent. Eine Zivilisation, die auf Basis nicht-regenerierbarer Ressourcen wirtschaftet und mit ihrer Bevölkerung die Anzahl überschritten hat, die ihr ein Leben im Gleichgewicht mit der Natur erlauben würde, kann Wirtschaftswachstum nicht mehr vermeiden, ohne daß ihre Mitglieder verarmen oder, schlimmer, abtreten, oder, noch schlimmer, sterben müßten. Das liegt an der Ressourcennutzung selbst. Denn die Ressourcen bestehen aus genau zwei Teilen, erstens Ressourcen, die zur Gewinnung der Ressourcen selbst notwendig sind, ihrem Selbstzweckanteil, zweitens Ressourcen, die für die eigentlichen Verwendungszwecke der Ressourcen benötigt werden, ihrem Nutz- oder Fremdzweckanteil. Die Beendigung des Wirtschaftswachstums bedeutet das Ende des Wachstum der Ressourcengewinnung. Da aber der Selbstzweckanteil dabei trotzdem unaufhaltsam zunimmt, nimmt der Nutzzweckanteil in gleichem Umfang ab. Der Nutzzweckanteil ist aber der Anteil, der den Wohlstand ausmacht, und der überhaupt die hohen Bevölkerungsdichten über der Gleichgewichtsdichte erlaubt. Eine Beendigung des Wachstums bedeutet also zunehmende Verarmung. Ohne die Nutzung nicht-regenerierbarer Ressourcen, also im Gleichgewicht mit der Natur, könnten auf deutschem Boden dauerhaft höchstens 10 Mio. Menschen leben. Das Leben aller weiteren 80 Mio. wird erst nur durch den Nutzzweckanteil der gewonnenen nicht-regenerierbaren Ressourcen ermöglicht. Rechenbeispiel 1 : Läge der Selbstzweckanteil bei 33,3 % und betrüge das Wachstum des Aufwandes zur Ressourcengewinnung 3 %, dann wüchse bei Nullwachstum der Gesamtressourcen der Selbstzweckanteil auf 34,3 % und der Nutzzweckanteil schrumpfte auf 65,6 %, hätte also um 1,5 % abgenommen. Zur Beibehaltung des Nutzzweckanteiles, also des Wohlstandes, hätte die gesamte Ressourcenproduktion um etwas mehr als 1,5 % zunehmen müssen und würde dann bei rd. 101,5 % der Vorperiode liegen. Rechenbeispiel 2 : Läge der Selbstzweckanteil bei 66,6 % und betrüge das Wachstum des Aufwandes zur Ressourcengewinnung 3 %, dann wüchse bei Nullwachstum der Gesamtressourcen der Selbstzweckanteil auf 68,6 % und der Nutzzweckanteil schrumpfte auf 31,3 %, hätte also um 6 % abgenommen. Zur Beibehaltung des Nutzzweckanteiles, also des Wohlstandes, hätte die gesamte Ressourcenproduktion um rd. 6 % zunehmen müssen und würde dann bei etwas mehr als 106 % der Vorperiode liegen. Um ihr eigenes Biotop, ihr Territorium, vor Zerstörung zu bewahren, kann eine Wachstumszivilisation für sich allein Wachstum nicht vermeiden. Der damit einhergehende Machtverlust machte diese Nation zu einem Übernahme-Kandidaten der weitergewachsenen und -wachsenden Nationen und erhielte von jenen dann die Zustände und Bedingungen diktiert und aufgedrückt, die sie ursprünglich vermeiden wollte. Was diese Machtlosigkeit bedeutet, haben bisher Indianer, Palästinenser, Afghanen, Iraker und sicherlich noch verschiedene andere Völker durchgemacht. Heute würde man die so schwächelnde Nation evtl. als Atommülldeponie nutzen. Der Verzicht auf Wachstum ginge also nur gemeinsam mit ausnahmslos allen anderen Wachstumszivilisationen. Wachstumsbeendigung global ist überaus unangenehm, führt zum Abtreten von Menschen, Sterben, früher auch Auswanderung, das dazu noch beschleunigend, und läßt sich in den hochentwickelten Wachstumszivilisationen intern nicht beherrschen und steuern, bewahrt aber evtl. das menschliche Biotop weltweit vor seiner Zerstörung. Auf der anderen Seite führt Wachstum in einem beschränkten System zu seiner sicheren Zerstörung. In diesem Falle wäre das System das menschliche Biotop. Deshalb ist Wachstum auf Dauer tatsächlich keine Lösung. Im Gegenteil, es wäre der sichere Untergang der Menschheit und aller höheren Lebewesen in der Art der Osterinseln. Zur Verhinderung des Untergangs durch Wachstum einerseits und zur Vermeidung von Verarmung, Chaos, Sterben, Mord und Totschlag durch Schrumpfung andererseits hat die menschliche Spezies den Krieg „erfunden“. Und Krieg löst die Probleme schneller und mit weniger Toten und damit menschlicher, als wenn man die Staaten in sich zusammenbrechen ließe, wie das die Beispiele von Grausamkeit im jugoslawischen Bürgerkrieg zeigten. Dies darf nicht als Rechtfertigung der amerikanischen Mord- und Totschlagskriege aufgefaßt werden. Kriege haben sich an den zivilisatorischen Problemen zu orientieren und den Soldaten im Krieg als Mensch zu respektieren, um das Abgleiten in abartige Barbarei zu verhindern. Diese Forderungen sind durch die heutige amerikanische Kriegsführung weltweit nicht erfüllt, während sie im zweiten Weltkrieg noch weitgehend eingehalten wurden. Allgemeiner ist zu sagen, daß, wenn wir schon alle in einem Boot sitzen und manchmal einige das Boot verlassen müssen, um das Kentern zu vermeiden, dann muß das Ausleseverfahren zum Aussteigen so gerecht und human wie nur möglich funktionieren. Und die Überlebenden bleiben den Ausgestiegenen auf ewig zum Dank verpflichtet. Erich Paus PausErich@PausErich.de http://www.PausErich.de/ http://www.pauserich.de/Definitionen/Inhalt.htm#I_A_Dilemma-der-Menscheit http://kommentare.zeit.de/user/erich-paus/beitrag/2009/06/01/das-dilemma-der-menschheit Antworten