Ein Freund von mir sagte einmal: „Ein Herz muss im Laufe des Lebens immer wieder verletzt werden, denn nur dadurch kann es wirklich in Schwingung geraten – und nur dadurch erlangt es die notwendige menschliche Reife und Tiefe. Durch diese Verletzungen kommt das Herz erst in die Schwingungen des Mitgefühls, ansonsten bleibt oder wird es narzisstisch.“ Die Verletzung des Herzens scheint also etwas menschlich Notwendiges zu sein. Ohne diese Verletzung im Herzen bleiben wir in uns selbst verliebt wie Narziss – unfähig, wirklich in Beziehung zu treten: Weder zu uns, noch zur Mitwelt, noch zum Göttlichen. „Schweren“ Herzens ziehen wir uns nach seelisch schmerzenden Erlebnissen in unsere „Höhle“ zurück.

Doch was ist diese Höhle? Die Höhle, in die wir uns zurückziehen, ist die Höhle unseres Brustraumes, ist unser Herz, und wir halten darin Einkehr, um zu verstehen, innerlich bewusster und offener zu werden und wieder gestärkt nach außen zurückzukehren. Deshalb ist es äußerst wichtig, uns diese Freiheit des Rückzugs zu nehmen – einfach, um uns wieder in eine neue Beziehung zu uns selbst, zu unserer Umwelt und zu Gott/der Urkraft zu bringen, uns zu re-integrieren. Dieser Rückzug ist wie der Same, der in der Dunkelheit der Erde reift und der zuerst die schützende Hülle aufbrechen muss, damit er wirklich keimen kann. Erst nachdem die schützende Hülle verletzt wurde, kann der Samen mit dem Wasser des Lebens in Kontakt kommen, keimen und zu jener Pflanze wachsen, die in ihm schlummert. Was auf den Samen zutrifft, gehört durchaus auch zu unserer Entwicklung. Verletzungen helfen uns, in unsere wahre Größe und unser wahres Potential zu wachsen. Sie ermöglichen es, unser Herz, das im Prozess der Versteinerung begriffen war, wieder aufzusprengen, um neue Töne und Klänge in uns zur Entfaltung zu bringen.

Über den Autor

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Gerhard Schobel ist Gründer und Leiter des Zentrums aeon sowie Ausbildungsleiter der Ausbildungen in Psychosynthese.

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Eine Antwort

  1. digni
    Danke

    Danke für diese Worte! Sie liegen auf meinem Schreibtisch und neben meinem Sessel. DAS sagt doch alles wie mich diese Worte angesprochen haben.

    Antworten

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