Erleuchtung ist das Ende der Zeit und der Anfang der Ewigkeit. Jetzt, in diesem Augenblick ist die einzige Gelegenheit zur Erleuchtung. Nur JETZT. Erleuchtung hängt in keiner Weise von den Umständen in der Welt der Erscheinungen ab. In dem Moment, wo Erleuchtung geschieht, hat sie jedoch großen Einfluss auf die Welt, obwohl oder gerade weil sie nichts von der Welt will. Erleuchtung will nichts von der Welt, weil Erleuchtung die Gewissheit in sich birgt, dass diese Welt nicht real ist.

Diese Welt besteht ausschließlich aus Illusionen. Illusionen, mit denen sich das „ich“ seine Existenz beweist, seine Hoffnungen und Befürchtungen rechtfertigt und den Tod für ganz natürlich hält. Was ist nun dieses „ich“, das Illusionen liebt und die Realität fürchtet ? Dieses „ich“ ist die erste Illusion. Die Illusion der Trennung. Indem sich das „ich“ als anders erfährt, entsteht Angst. Jede Illusion, an der festgehalten wird, erzeugt Angst. Was tut nun dieses angsterfüllte „ich“? Es versucht, die Angst loszuwerden. Einer von vielen Versuchen des „ich“, die Angst loszuwerden ist, nach Erleuchtung zu suchen.

Für das „ich“ liegt Erleuchtung also in der Zukunft. Es scheint sich um ein Objekt zu handeln, nach dem man suchen kann. Die Schein-Existenz des „ich“ hängt nun aber vom Glauben an die Idee der gegenwärtigen Abwesenheit von Erleuchtung ab. Deswegen ist die Welt voll von mystischen Wegen, religiösen Riten und spirituellen Praktiken, mit denen sich das an Trennung glaubende „ich“ so lange zu reinigen, verfeinern oder befreien glaubt, bis es endlich erleuchtet wird. Dies wird nie eintreten, weil das „ich“ es nie zulassen wird. Das „ich“ ist abhängig von Zeit und Raum, von Zukunft und Vergangenheit.

Es gibt keinen Weg zur Erleuchtung. Erleuchtung IST JETZT HIER. Das „ich“ nicht. Es ist nur eine erinnerte geistige Verkrampfung, deren imaginäre Vergangenheit so lange auf eine bedrohliche Zukunft projiziert wird, bis das daraus resultierende Leiden die Bereitschaft erzeugt, aufzuwachen. Aufwachen heißt, die Realität anzuerkennen anstatt Illusionen nachzujagen. Am „ich“ festhalten, heißt: weiterschlafen und leiden. Erleuchtung ist das Ende des Leidens, weil es das Ende des Glaubens an ein getrenntes „ich“ ist.
Erleuchtung ist der Schritt vom Überleben zum Leben. Vom Nehmen zum Geben. Vom Herrschen zum Dienen. Für das „ich“ ist eine spirituelle Praxis, die Geben oder Dienen propagiert nichts als ein neuer Versuch, sein Überleben zu sichern, indem es das vermeintlich Richtige tut. Die Idee, überleben zu wollen, entsteht unweigerlich aus der Idee von Trennung heraus. Trennung trägt immer den Tod in sich, führt also zum Gegenteil des Erstrebten. Leben ist niemals bedroht. Es ist nicht getrennt. Es will und braucht nichts. Deswegen gibt und dient das Leben ohne jede Absicht.

Das „ich“ hat immer eine Absicht. Wenn das „ich“ versucht, absichtslos zu handeln, dann nur, weil es sich einen Vorteil davon verspricht. Es hofft, in der von ihm vorgestellten Zukunft durch sein Geben oder Dienen etwas zu bekommen. Es will immer noch nehmen und herrschen und verschleiert seine Absicht durch die Maske der spirituellen Praxis.

Keine spirituelle Praxis ist ein Weg zur Erleuchtung, denn nur das in Trennung schlafende „ich“ sucht nach Wegen zur Erleuchtung. Spirituelle Praxis ist also niemals für das „ich“. Jede echte spirituelle Praxis hat Erleuchtung als Grundlage.

Satsang ist das Herz der spirituellen Praxis. Hier dient die Erleuchtung in Form eines Menschen der Erkenntnis der einen Realität in allen Menschen. Nicht das suchende „ich“ erfährt hier Unterstützung zum Überleben. Stattdessen dient Erleuchtung, deren Quelle die Realität ist, dem Leben selbst.

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