Sind Weiblichkeit und Männlichkeit universelle Prinzipien unserer Existenz?

Von Saleem Matthias Riek

Über die Zugehörigkeit zu einem biologischen Geschlecht hinaus transportieren die Begriffe Weiblichkeit und Männlichkeit auch ein kulturell geprägtes, ideologisches und oft normatives Verständnis der Geschlechtsunterschiede. Über den jeweiligen Einfluss von Natur bzw. Kultur auf unser Mann- bzw. Frausein wurde und wird viel gestritten, doch diesem Streit will ich hier nicht vertiefen. Mein Fokus gilt einer dritten Perspektive auf das Thema. Vor allem im spirituellen Kontext ist häufig von Männlichkeit und Weiblichkeit als essenziellen Prinzipien unserer Existenz die Rede. Was ist davon zu halten? Welche Wirkung hat diese Perspektive auf die Wahrnehmung unserer Geschlechterrolle und die Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen, die wir damit verbinden?

Die Suche nach authentischem Mann- bzw. Frausein beschäftigt viele Menschen, darunter viele auf einem spirituellen Weg. Im Tantra gelten Shiva und Shakti als Ikonen universeller Männlichkeit bzw. Weiblichkeit. Wie wir den Umstand interpretieren und wie wir damit umgehen, dass wir als Frauen und Männer leben, hat nicht nur großen Einfluss auf unser Liebesleben, sondern auch auf andere grundlegende Erfahrungen unseres Seins. Schauen wir also einmal näher hin.

Die Macht der Bedeutung

Was bedeutet es für uns, dass wir als Junge oder als Mädchen auf die Welt kommen und zur Frau oder zum Mann werden? Dass Männer und Frauen sich voneinander unterscheiden ist offensichtlich. Weniger eindeutig ist, was in diesen Unterschieden zum Ausdruck kommt. Wieweit Geschlechtsunterschiede natürlich sind oder gesellschaftlich konstruiert werden, wird immer wieder thematisiert, im persönlichen Umfeld, im wissenschaftlichen Diskurs und in den Medien. Aus meiner Sicht dreht sich die Debatte oft im Kreis, denn biologische, psychologische und soziale Faktoren greifen untrennbar ineinander und lassen sich kaum auseinanderhalten. Auch die Unterscheidung von sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziales Geschlecht) führt daher kaum weiter. Viel interessanter finde ich die Frage: Welchen Spielraum lässt uns die Bedeutung, die wir unserer Geschlechtlichkeit geben? Welche Rolle spielen unsere Mutmaßungen darüber, wie und warum sich Mann- und Frausein voneinander unterscheiden?

Spirituelle Lehrerinnen und Autoren sprechen oft von Männlichkeit und Weiblichkeit als grundlegenden Kategorien unseres Seins. Während der Kampf um Gleichberechtigung und die Überwindung traditioneller Rollenmuster allerorten ausgefochten wird, erstehen in der spirituellen Szene erstaunlich traditionelle Vorstellungen grundlegender Verschiedenheit der Geschlechter und ihrer Aufgaben in neuem Glanz. Autoren wie Maitreyi Piontek oder David Deida genießen mit ihren Titeln „Weibliches Manifest“ oder „Der Weg des wahren Mannes“ hohes Ansehen. Und als Tantralehrer erlebe ich die enorme Wirkung, welche die zeitweilige Trennung der Geschlechter gruppendynamisch entfaltet. Bei der Wiederbegegnung stehen sich Frauen und Männer mit oft glänzenden Augen gegenüber und können sich in ihrer jeweils besonderen Qualität besser wahrnehmen und wertschätzen.

Solche erhabenen Momente legen die Interpretation nahe, dass Männern und Frauen prinzipiell unterschiedliche Qualitäten zu eigen sind. Eine erfüllende Beziehung zwischen den Geschlechtern braucht demnach nicht nur die Anerkennung grundlegender Gleichwertigkeit, sondern auch grundlegender Unterschiedlichkeit. Aus dem Eingeständnis, sich nie ganz verstehen, aber durchaus lieben und begehren zu können, erwächst Respekt. Soweit, so gut.

Was naheliegt, ist nicht unbedingt wahr

Was naheliegend erscheint und sich zuweilen gut anfühlt, muss deswegen nicht wahr sein. Naheliegend ist vielmehr das, was an Vertrautem andockt oder bestimmte Bedürfnisse bedient. Es ist nicht lange her, da schien es naheliegend, dass Frauen ins Heim und an den Herd gehören und Männer in die Berufswelt. Eine Frau bei der Bundeswehr war undenkbar, ein Mann mit Kinderwagen ein Hingucker und Männer, die sich Küsschen gaben, erregten Abscheu. In anderen Ländern geben derartige Normen noch immer den Ton an. Erst kürzlich wies der türkische Präsident darauf hin, dass Frauen natürlicherweise eine andere Rolle zukomme als Männern und sie sich deswegen auch nicht für Führungspositionen eignen.

So etwas wagt hierzulande kaum noch jemand zu behaupten, doch auch wir sind nicht frei von Dogmen und Klischees, auch in der spirituellen Szene nicht. In der Zeitschrift Connection schreibt ein Tantralehrer: „Der Kern der Männlichkeit ist: Du gehst deinen Weg mit zielgerichtetem Blick, egal wer mitkommt, (…) auch wenn du dabei sterben könntest, denn deine Vision, deine Berufung steht über deinem Leben.“1  Seine markigen Worte erinnern mich fatal an Selbstmord-Attentäter. Nicht immer positionieren sich die Befürworter klarer Geschlechterdifferenzen so deutlich, doch der Tenor ist oft ziemlich altbacken. In der Zeitschrift Tattva Viveka heißt es: „Wir Frauen sind die Innenminister jeder Liebesbeziehung, und als weibliche Qualitäten werden Hingabe, Mitgefühl, Intuition und Anmut genannt.“2

Solche klaren Zuordnungen sind beliebt, versprechen sie doch dringend benötigte Orientierung im Beziehungsdschungel. Aktivität, Verstand, Tatkraft und Zielorientierung gelten als männlich, Passivität, Gefühl, Entspannung und Geschehenlassen als weiblich. Nicht selten wird diese Aufteilung auf den gesamten Kosmos ausgedehnt. Mond, Erde, Wasser und Sein sind weiblich, Sonne, Himmel, Feuer und Tun männlich. Davon abgesehen, dass die Zuordnungen nicht immer übereinstimmen (vgl. dt. die Sonne und der Mond, frz. la lune, le soleil): Welchen Sinn macht es, sämtliche Polaritäten unserer Existenz zu sexualisieren, d.h. sie alle den Kategorien männlich/weiblich zuzuordnen?

Prinzipien schaffen Ordnung

Klare Zuordnungen schaffen Ordnung. In der heutigen Verwirrung um Geschlechterrollen und Beziehungsfragen ist das Bedürfnis nach klaren Ansagen groß. Wie kann Liebe, Sex und Beziehung gelingen? Die naheliegende Antwort: Wenn wir wissen, was Frauen und Männer im Kern wirklich ausmacht, gelingt auch deren Beziehung. Das Konzept vom männlichen und weiblichen Prinzip kommt da gerade recht. In dem Glauben, nicht in die Stereotypen unserer Vorfahren zu verfallen, halten wir es mit Archetypen. Anima und Animus hat C.G. Jung zwei dieser metaphysischen Wesenheiten des kollektiven Unbewussten genannt, allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass Männer wie Frauen auch den Gegenpol ihres physischen Geschlechts in sich tragen. Viele Fürsprecher einer männlichen bzw. weiblichen Essenz halten sich daher für unverdächtig, ein konservatives Rollendogma zu propagieren, denn Männer und Frauen seien ja frei, wieviel von welcher Essenz sie leben.

Ich halte das für eine Nebelkerze. Wenn Männer wie Frauen sich aus dem gesamten Spektrum menschlicher Fühl-, Denk- und Verhaltensweisen vollkommen frei bedienen können und dürfen, welchen Sinn macht es dann, diese in zwei Kategorien aufzuteilen und so zu benennen, dass sie eben doch die größere Affinität von Frauen bzw. Männern zu jeweils einer der beiden Kategorien nahelegen? Warum belassen wir es nicht bei Yin/Yang und verzichten auf den Link zu männlich/weiblich? Der Autor Wilfried Nelles ist da schon direkter: „Männer, die die „innere Frau“ betonen und nähren, verlieren ihre Männlichkeit (…) Sie werden vielmehr unzuverlässig, unberechenbar, heimlich aggressiv.“3  Wenige Seiten später behauptet Nelles, seine diesbezüglichen Darstellung „gilt im Großen und Ganzen zeit- und kontextunabhängig.“ Eine solche Anmaßung erinnert mich unangenehm an religiöse Eiferer, die die persönliche und historische Begrenztheit ihres Horizonts partout nicht eingestehen wollen.

Wie vielleicht manche Leser vielleicht bemerken: Das Thema ist emotional hoch besetzt, ich vermute nicht nur bei mir. Einer unvoreingenommenen Betrachtung stellen sich oft große Widerstände in den Weg, so als ginge es unmittelbar um unser Lebensglück. Und darum geht es in der Tat! Darum hängen wir so gerne an unseren liebgewordenen Glaubenssätzen, mit denen wir unser Liebesleben strukturieren, um nicht im Chaos zu versinken. Wahrscheinlich schlummert in jedem von uns ein beglückendes Märchen vom Prinz und seiner Prinzessin, und am Ende wird alles gut. Manches Märchen kommt in Form eines psycho-spirituellen Ratgebers zum Ausdruck. Dabei möchte ich klarstellen: Ich liebe Märchen. Solange sie mir nicht als letzte Wahrheit verkauft werden.

Plausibel oder nicht?

Die These von geschlechtsspezifischen Prinzipien klingt aus verschiedenen Gründen unwiderstehlich plausibel und wird daher gerne für wahr genommen. Vier solcher Gründe möchte ich beispielhaft näher beleuchten: unsere Lebenserfahrung, die Anatomie der Sexualorgane, sexuelle Vorlieben und unterschiedliche Beziehungspräferenzen. Hält die Plausibilität, was sie verspricht?

1. Die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau entspricht unserer Lebenserfahrung.
Jeder kann sehen, dass Frauen und Männer sich oft signifikant anders verhalten, und dass z.B. Frauen im Unterschied zu Männern gebären können lässt sich kaum übersehen. Aber ein ganzes Ratgeber-Genre versinnbildlicht Geschlechterrollen mit einer Herkunft von Mars bzw. Venus, gerade so als handele es sich um kosmische Gegebenheiten. Wer an der Natürlichkeit oder universellen Gültigkeit dieser Zweiteilung Zweifel äußert, dem wird unterstellt, die doch höchst lustvollen Unterschiede nivellieren zu wollen. Doch die sexuelle Zweiteilung in Frage zu stellen heißt nicht Unisex. Sie kann auch Multisex bedeuten und uns zu einer vielfältigeren erotischen Lebenskunst einladen, in der Polaritäten ihren Platz haben, aber nicht unbedingt in traditioneller Rollenbesetzung.
Unter dem Begriff „Queer“ existiert längst eine Subkultur, die diese Vielfalt lebt und kaum verdächtig ist, ihre Erotik verloren zu haben. In der spirituellen Subkultur werden diese Erfahrungen wenig zur Kenntnis genommen, was dem Selbstverständnis vieler spiritueller Menschen als multikulturell und weltoffen deutlich widerspricht.
Unserer Lebenserfahrung ist in Punkto Geschlechterrollen also nur bedingt zu trauen, denn sie ist mindestens teilweise nur Spiegel unserer Glaubenssätze. Sie hält uns oft in Altbekanntem fest, ohne dass wir es so recht bemerken.

2. Die Sexualorgane sind Symbole männlicher bzw. weiblicher Qualitäten.
Manche Autoren leiten die geschlechtspezifischen Prinzipien aus der Phänomenologie der Geschlechtsorgane ab. „Frauen haben einen Eingang, wo die Männer einen Ausgang haben. Sie begründen einen völlig unterschiedlichen Zugang zu sich selbst und zur Welt“ (Ronald Engert)4 . Das klingt plausibel, doch die weitere Herleitung verrät den eben nicht phänomenologischen, sondern ideologischen Charakter der Argumentation: „Dieser Penis ist ein Etwas, aber die Vagina selbst ist kein Etwas, kein Ding.“ Sigmund Freud als Erfinder des Penisneids hätte seine helle Freude, aber wer sich näher mit dem Aufbau und der Funktionalität der Sexualorgane und mit deren embryonaler Entwicklung befasst, kann nur mit dem Kopf schütteln. Echter, unvoreingenommener Forschergeist hilft hier weiter. So beschreibt der Sexualforscher Pere Estupinya eindrücklich seine Überraschung, als er bei einer geschlechtsangleichenden OP zugegen war. Aus dem Gewebe des Penis wurde eine perfekte Vulva mit Klitoris geschaffen, die bei immerhin 80 % der Operierten die Orgasmusfähigkeit behält.5  Es spricht einiges dafür, dass die Sexualorgane anatomisch unterschiedliche Erscheinungsformen sind, aber ein sehr ähnliches Erlebnispotenzial in sich tragen.

3. Männer wollen es schnell und heftig, Frauen brauchen mehr Zeit und legen mehr Wert auf Vor- und Nachspiel.
Dieses als Naturgesetz missverstandene Klischee ist so oft widerlegt wie langlebig. In einer vor kurzem angefertigten Studie zeigt Eilert Bartels, dass die als Beleg für unterschiedliche sexuelle Vorlieben angeführten Erregungskurven nach Masters und Johnson auf vieles hindeuten, aber nicht auf eine natürlicherweise unterschiedliche Erregbarkeit von Mann und Frau.6  Doch vieles, was wie der Ansatz des Slowsex im Tantra gelehrt wird, baut auf diesem Mythos auf.7  Sex kann uns tiefer erfüllen, wenn wir uns Zeit dafür nehmen und nicht auf den Orgasmus fixiert sind. Doch wenn wir davon ausgehen, Männer müssten dafür ihren natürlich-männlichen Fortpflanzungstrieb transzendieren, verfestigen wir damit paradoxerweise die Fixierung. Andere, möglicherweise viel einflussreichere Faktoren wie z. B. klassische Konditionierung bleiben im Dunkeln.

4. Frauen sind beziehungsorientiert, Männer lieben das Abenteuer.
Auch dieses Klischee hängt zäh in unseren Hirnen. Clevere Wissenschaftler haben die durchaus berechtige Frage gestellt, mit wem die Männer eigentlich so oft fremd gehen, wenn die Frauen so treu sind. Mathematisch ginge die Rechnung nur auf, wenn Singlefrauen vielfach mehr Sexpartner hätten als Singlemänner. Doch Mathematik kann gegen tiefe Überzeugungen zuweilen wenig ausrichten. Diese werden durch höchst suggestive Erklärungen untermauert wie durch den Vergleich von Samen- und Eizellen: „Beim Yang-Prinzip stehen also Wettkampf, Konkurrenz und vor allem Zielorientierung im Zentrum. (…) Das weibliche Prinzip oder Yin-Prinzip besteht darin, sich zu öffnen, erst den männlichen Penis und dann den Samen aufzunehmen und mit ihm zu verschmelzen.“8  Neuere Studien belegen, dass die Samenzellen bei der Befruchtung viel eher kooperativ vorgehen als konkurrent.9  Die These, Männer seien natürlicherweise wettbewerbsorientiert und Frauen voller Hingabe, entpuppt sich als Ideologie, als ideengeleitetes oder mythologisches Denken. Mythen haben wie Märchen durchaus Charme, solange wir sie als Impulsgeber verstehen und nicht mit der Wahrheit verwechseln.

 

Es gibt viele Spielarten geschlechterrollenbasierten Denkens im spirituellen Umfeld. Sie laufen stets darauf hinaus, zwei Grundkräfte der Existenz zu postulieren und einander gegenüberzustellen. Sodann werden sie als männlich bzw. weiblich deklariert und alle Phänomene des Lebens je einem dieser Pole zugeordnet. Diese Zuordnung wird mit einem Gestus großer spiritueller Weisheit vorgetragen und erhält entsprechend viel Applaus. „Die weibliche Energie ist erschaffend, bringt die Idee in die Manifestation. Das männliche Prinzip ist STRUKTUR, es ist HALTEND und AKTIV.“ (Ute Strohbusch)10

Die universelle Gültigkeit bekommt Risse

Bei näherem Betrachten stoßen wir allerdings auf erstaunliche Widersprüche. In der indischen Mythologie gilt „Shiva11, das männliche Prinzip, (…) als passiv und Shakti12, das weibliche Prinzip, als aktiv“ (Wikipedia)13, ganz anders als in unserer westlichen Kultur. Die Prinzipien sind nicht so selbsterklärend und kulturübergreifend gültig wie manch einer behauptet. Und wenn wir die schier endlose Vielfalt sexueller Manifestationen in der Tier- und Pflanzenwelt anschauen, stellen wir fest: Es gibt nichts, was es nicht gibt. In der Tierwelt sind es z. B. oft die Männchen, die auffallend geschmückt sind und die Weibchen geben sich eher unauffällig. Aber es gibt auch Königinnen, für die sich ein ganzes Volk männlicher Arbeiter abrackert und vieles mehr. Sogar bei unseren nächsten Verwandten, den Affen, gibt es große Unterschiede. Bei den Bonobos treibt es vergnüglich jeder mit jedem, bei den Schimpansen verträgt man da deutlich weniger Spaß.

Wenn wir unsere Augen für die tatsächliche Vielfalt des Lebens öffnen, bleibt von der universellen Gültigkeit eines fixen männlichen und weiblichen Prinzips nicht viel übrig. Das Leben ist bunter, es entfaltet sich im Wechselspiel immer neuer Polaritäten und Gemeinsamkeiten, die sich nicht wirklich auf Zweigeschlechtlichkeit reduzieren lassen.

Was bringt uns der Glaube?

Bleibt die Frage, was es uns dennoch bringt, an sie zu glauben, denn der Glaube ist verbreitet und beliebt.
Zuallererst bietet die Reduktion der Vielfalt auf zwei Kategorien Überschaubarkeit und Orientierung und beides liebt unser Verstand. Durch den Umbruch in den Geschlechterbeziehungen fühlen sich viele überfordert und sind gerne bereit, sich an sinnvoll anmutende Regeln zu halten in der Hoffnung, dass im Liebesleben Frieden einkehren möge. Das ist verständlich und mag im Einzelfall durchaus gelingen. Darüber hinaus kann die Idee zweier gleichwertiger Grundprinzipien eine Vorstellung davon vermitteln, dass Unterschiedlichkeit nicht nur mit Machtkampf, sondern auch mit einem offenen Dialog auf Augenhöhe beantwortet werden kann. „Sex lebt von der Polarität der Partner. Je männlicher ein Mann nämlich ist, desto weiblicher kann die Frau sein.“ (Manfred Miethe)14  Solche Sätze sind eingängig, unwiderlegbar und Balsam für geschundene Seelen, denn sie versprechen eine einfache Lösung für komplexe Beziehungsdynamiken. Doch bei näherem Betrachten erkennen wir sie als vollständig inhaltsleer, wir finden Gefallen an ihnen wie an Placebos.

Wenn wir nicht aufpassen, bauen wir uns aus der Idee universeller sexueller Polarität ein Gefängnis, das den Spielraum für unser (Liebes-)Leben unnötig einengt. Die Unterschiede von Mann und Frau, die wir tagtäglich beobachten und erleben, sind möglicherweise eben doch nicht Ausdruck essenzieller Polarität, sondern eine Aufführung langtradierter Geschlechtermythen.15 Sie sind der dramaturgische Stoff eines Bühnenstücks, das nicht nur etwas darstellt, sondern eine Realität selbst immer wieder neu erschafft, indem diese tagein tagaus aufgeführt wird.16  Was für ein Theater!

Können wir die tauschen? Männliche und weibliche Energie

Kürzlich diskutierte ich mit meiner Kollegin dieses Thema. Sie fand meine Thesen etwas abwegig. „Schau dich doch mal um! Die Ausstrahlung von Männern und Frauen ist doch ganz anders! Man kann sie doch förmlich greifen, die weibliche und die männliche Energie!“ Wie es der Zufall so will, ergibt sich kurz darauf im Gruppenprozess, dass Männer und Frauen ihre Kleider und Rollen tauschen wollen. Es ist nur ein Spiel, aber das Ergebnis beeindruckend. Auch meine Kollegin muss anerkennen, dass zwischen Männern und Frauen nicht nur Kleider und Rollen, sondern auch die vermeintlich natürlichen Energien getauscht worden waren.

Wenn ein solcher Switch innerhalb von Minuten gelingt, welche Wirkung hat dann das lebenslange Training in geschlechtsspezifischem Verhalten, wie wir es alle durchmachen? Sehr aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang das Experiment von Christian Seidel, der im Bestseller „Die Frau in mir“17 seine Erfahrung mit Rollentausch schildert und ahnen lässt, wie sehr die meisten Männer im Käfig ihrer männlichen Identität gefangen sind. In der Sexualität gilt dies besonders. Der Variantenreichtum männlicher Sexualität, wie wir ihm im Buch „Lustvoll Mann sein“18 Gehör verschaffen, ist viel größer als selbst manche Sexualforscher es sich vorstellen können. Deren höchst renommierter Vertreter Prof. Dr. Volkmar Sigusch empfiehlt daher die Lektüre „allen Paar- und Sexualtherapeuten aller Geschlechter“.19 

Wer nicht am eigenen Leibe erlebt hat, dass und wie wir dem anderen Geschlecht zugeordneten Qualitäten selbst erleben können, ist anfällig für Geschlechterideologie. Doch wer die Durchlässigkeit der vermeintlich essenziellen Differenzen kennenlernt, ist gegen Ideologie immunisiert. Er weiß es schlicht besser. Wer jemals geschwommen ist, wird niemandem mehr glauben, er sei schwerer als Wasser und müsse in diesem unvermeidlich untergehen. Die Ängste, das Festland tradierter Geschlechterrollen zu verlassen, sind mächtig. Manch einer glaubt lieber den Propheten am Ufer und lässt sich taufen, anstatt selbst zu schwimmen.

Durchlässige Identitäten

Wer das reichhaltige erotische Empfinden kennt, das sich mit zunehmender Durchlässigkeit sexueller Identität und Orientierung einstellt, fällt auch nicht mehr auf das Argument herein, die klassischen Frauen- und Männerrollen seien ein unverzichtbares Aphrodisiakum. Wer das behauptet, kennt es anscheinend nicht anders. Dies scheint auch für spirituelle Lehrerinnen und Lehrer zu gelten, die ihr starres Konzept von Zweigeschlechtlichkeit kraft ihrer Autorität als Wahrheit ausgeben. Doch „wer den Menschen erklärt, wie sie funktionieren, sorgt dafür, dass sie funktionieren, wie man es ihnen erklärt.“20  Die unfreiwillige Tragik – oder auch Komik – bei diesem Vorgang liegt darin, dass die Welterklärer selbst oft die letzten sind, die ihre Wahrsagung als sich selbst erfüllende Prophezeiung durchschauen, werden sie doch permanent in ihren Aussagen bestätigt.

Der Charme von Mythen liegt jenseits von Dogmen

Sollten wir nun Shiva und Shakti komplett über Bord werfen? Ich finde nicht. Ihre tiefsinnige Symbolik ist ein eindrückliches Bild für das Zusammenspiel von Polaritäten. Die Mythologie von Shiva und Shakti kann uns tief berühren. Sie ist jedoch keine Blaupause für männliches und weibliches Erleben bzw. Verhalten und schon gar kein Vorbild für vermeintlich echte Frauen und wahre Männer.

Im Tantrayoga gilt das Universum als Zusammenspiel von Shiva und Shakti.

Die tantrische Kosmologie21 sieht darin aber eher ein einheitliches Prinzip, nicht zwei getrennte Wesenheiten, die sich erst wiederfinden müssen. Statt archetypische Vorbilder zu sein, stehen Shiva und Shakti für die Polarität von Energie und Bewusstsein, die alle Existenz durchwebt. In jedem kreativen Akt wirkt beides untrennbar zusammen. Männern eine größere Affinität zum einen, Frauen eine größere Affinität zum anderen Prinzip zuzusprechen halte ich für mindestens irreführend. Mit gleichem Recht könnten wir die linke Gehirnhälfte den Männern, die rechte den Frauen zuweisen. Oder den parasympathischen (entspannenden) Zweig des autonomen Nervensystems den Frauen, den sympathischen (aktivierenden) Zweig den Männern. Den sexuellen Pluspol den Männern und den Herzenspluspol den Frauen. All das regt im besten Fall unsere Fantasie an und macht uns Mut, zu uns zu stehen, wirkt jedoch allzu oft einengend, so als sei ein betont herzensguter Mann falsch gepolt oder eine Frau, die ihr Begehren offensiv zeigt, keine richtige Frau.

Frauen und Männer sind so ähnlich und verschieden, wie Menschen generell ähnlich und verschieden sind. Ihre Unterschiede haben komplexe, bio-psycho-soziale Hintergründe und ihre vielfältige Geschichte. In geschlechtsspezifischen Unterschieden spirituelle Wahrheiten zu suchen kann uns inspirieren und auf neue Ideen bringen wie jeder tiefsinnige Mythos. Doch so wie es oft vorgetragen wird, wirkt dieser unfreiwillig normativ oder gar dogmatisch, vor allem, wenn das Ganze als quasi jenseitig gewonnene oder universell gültige Erkenntnis ausgegeben wird. Das ist dann nicht viel anders als in der katholischen Kirche, der nur leider die zeitgemäße Plausibilität abhandengekommen ist.

Doch wir können unsere sexuellen Erscheinungsformen auch als eine Einladung zum Tanz verstehen, als Feier des Eros. Wir bleiben frei, mit Lust und Liebe unsere Einzigartigkeit und unsere Beziehungen zu gestalten.

 


Buchtipps:

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Saleem Matthias Riek und Rainer Salm:
Lustvoll Mann sein. Expeditionen ins Reich männlicher Sexualität.
J.Kamphausen Verlag, 312 Seiten, 18,95 € (Broschur), 14,90 € (E-Book), ISBN 978-3-89901-920-9

 

 

buchcover-herzenslust

Saleem Matthias Riek:
Herzenslust. Lieben lernen und die tantrische Kunst des Seins.
Aurum Verlag, 280 Seiten, 18,80 € (Broschur), 12,99 € (E-Book), ISBN-13: 978-3899014518

 

 

 


 

Quellennachweis:

1 Lucian Loosen in Connection Tantra Special Nr. 97
2 Ronald Engert in Tattva Viveka Nr. 52, http://www.tattva.de/ins-and-outs/
3 Wilfried Nelles: Männer, Frauen und die Liebe, Köln 2015, S. 73 und 78
4 Ronald Engert, s.o.
5 Pere Estupinya in „Sex. Die ganze Wahrheit “ …, München 2014
6 Eilert Bartels: „Männliche und weibliche Erregungskurven. Hintergründe und Folgen eines geschlechterrollenbasierten Denkens“, Berlin 2015, http://www.beziehungsperspektive.de
7 Diana Richardson: Slowsex. München 2011
8 Alexandra Schwarz-Schilling: https://www.sein.de/brandenburg/gemeinsam-frei-sein-ueber-die-polaritaet-der-geschlechter/
9 http://www.tagesspiegel.de/wissen/wie-spermien-ans-ziel-kommen-wo-gehts-hier-bitte-zur-eizelle/11769170.html
  http://www.morning-inspiration.org/2014/02/sperma-kooperation-statt-konkurenz/
 http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/sendungen/spermien102.html

10 http://www.utestrohbusch.de/2015/01/17/das-weibliche-und-m%C3%A4nnliche-urprinzip/
11 https://de.wikipedia.org/wiki/Shiva
12
https://de.wikipedia.org/wiki/Shakti
13
https://de.wikipedia.org/wiki/Tantra
14 https://bewusstscout.wordpress.com/2015/06/29/gottlicher-sex/
15 https://www.facebook.com/philomagde/photos/pb.231704736879596.-2207520000.1452169216./1053453521371376/?type=3&theater
16 Judit Butler: „Das Unbehagen der Geschlechter“, Berlin 1991
17 Christian Seidel: Die Frau in mir, München 2014
18 Riek/Salm: Lustvoll Mann sein, Bielefeld 2015
19 Volkmar Sigusch in Zeitschrift für Sexualforschung, Jg. 28, 2015, Heft 3
20 Eilert Bartels, https://www.youtube.com/watch?v=WngFcF3hCAY&feature=youtu.be
21 https://newswatch4u.wordpress.com/2012/05/02/ardhanareshwara-das-tantrische-prinzip-von-shiva-und-shak/

19 Responses

  1. Matthias
    Berichtigung/Ergänzung zu "Ach Saleem..."

    Berichtigung/Ergänzung zu „Ach Saleem…“

    Die hinduistische Dualität ist natürlich Purusha (männlich) und Pakriti (weiblich), naja, so oft beschäftige ich mich nicht mit dem Hinduismus.
    Und wie konnte ich die rechte, weibliche und linke, männliche Hirnhälfte vergessen und somit auch eine linke, weibliche und rechte männliche Körperseite ? Also so wat…
    Und wie Vokale, Ausdruck des Gefühls und Konsonanten, Ausdruck des Willens ? Also so wat so wat so wat.
    Und wie überhaupt Verstand, Wille – Gefühl, Herz ? Defensive/Offensive
    Also so … usw.

    Auch die „dunkle Seite“, der Widerstandsgeist, unsere Schatten sind männlich und weiblich, namentlich hier die luziferische (männliche) und ahrimanische (weibliche) Kraft. Wer es nicht glaubt, möge sich bitte das geistige und materielle genau anschauen, z.B. die sogenannte „moderne“ Architektur aber auch die negativen geistigen Impulse, die vor allem über die Massenmedien transportiert werden.

    Antworten
  2. Matthias
    Ach "Saleem"...

    Ach „Saleem“…

    (wie bei der Ur-teilsverkündung: Zuerst das Urteil, dann die Begründung):

    Sie begreifen (reifen, nicht greifen) das Männliche/Weibliche nicht umfassend, sondern hauptsächlich in
    Bezug auf die menschlichen Sexualorgane und zitieren entsprechend auch nur
    Literatur, die sich hauptsächlich damit beschäftigt. Somit machen Sie das, was
    vor allem Schulmediziner bzw. Menschen, die sich Wissenschaftler nennen, ständig
    tun: Sie glotzen auf den Ast und sehen schon nicht mehr den Baum. Früher
    sahen einige wenigstens den Baum, obwohl sie auch schon nicht mehr den Wald sahen.
    Ich finde diese Beiträge in Zeitschriften wie SEIN recht interessant und bleibe gerne
    offen, bei Ihnen amüsiere ich mich jedoch mehr. Zum Thema Tantra, Buddhismus,
    „Spiritualität“ ( die nur dann gelebt werden kann, wenn die Materie – also Mater, „Mutter“, das Weibliche anerkannt wird – weil beides ineinander verwoben ist und einander bedingt) würde ich mich gerne auch auslassen, konzentriere mich jedoch auf
    Ihre Oberflächlichkeiten in Bezug auf männlich/weiblich. Als Einstieg empfehle ich:
    „Re-Ligio“ der Heilung von Gustav-A. Hossenfelder – 500 Seiten.

    Zunächst sind Namen sehr mächtig, da bekanntlich hinter jedem Buchstaben eine Zahl steckt. Schon allein der erste Buchstabe gibt dem Wort eine Grundschwingung und nicht wenige S-chauspieler haben S-Initilialien (In-I-tI-tI-ve- das „I“ sieht nicht zufällig wie eine 1 aus – es ist nämlich eine männlich zeugende Kraft). Ihr Saleem untestützt schon eine gewisse Darstellung. Wenn sich Paris (Quersumme 15 = Sex) in Castrop-Rauxel umbenennt oder Real Madrid in FC St. Pauli – was für ein Fest ! Sogar die Gesichtszüge ändern sich, wenn ein neuer Name gesprochen wird. Soll man Sie mit „Saleem“ ansprechen ? Persona altgriechisch-Maske, italienisch per-sonare-hindurchklingen.

    Das gesamte physikalische Universum konnte nur durch die Vereinigung zweier Kräfte entstehen. Dahinter steckt EINE IDEE (ach Platon…). Die männliche Kraft geht VON INNEN NACH AUßEN („zeugend“), die weibliche VON AUßEN NACH INNEN („empfangend“).
    Nicht nur die Sexualorgane sind männlich und weiblich: Der Atem ist männlich und weiblich (Pavarotti war ein Sonnen-Atmer, Bartoli ist eine Mond-Atmerin). Der Blutkreislauf ist männlich (arteriell) und weiblich (venös- Venus- zum Herzen wieder zurück- warum entstehen wohl Krampfadern ?). Das Nervensystem: männlich = somatisch, weiblich = vegetativ. Und alles IST IN SICH ebenfalls männlich und weiblich =
    das vegetative Nervensystem teilt sich in Sympathikus und Parasympathikus. Das ist auch der Grund, weshalb die Sexualorgane IN SICH ebenfalls männlich und weiblich sind = die Hoden sind das weibliche an den männlichen Sex.-organen, die Klitoris ist das männliche an den weiblichen Sex.-organen. Wobei bei der Frau ja auch die Brustwarzen und die Gebärmutter erigiert.
    Rote und weiße Blutkörperchen (Sperma und Brustmilch, wie überhaupt Milch, ist immer weiß – befruchtend).
    Zucker- Insulin
    Östrogene – Gestagene
    Salz – Kalium
    Säure – Basen
    Die Doppelhelix der DNA ist männlich und weiblich. Auch hier offenbart sich
    das Göttliche, denn die Spiralform ist ein Symbol, siehe Wirbelstum und Galaxie (Gesetz der Analogie).
    Ebenso hat der Mensch 23 Chromosomenpaare/ Quersumme 5, 5 Hände und 5 physische Sinne und 2 der 5 pythagoräischen Körper. Wenn man durch die Doppelhelix
    durchschaut wie durch eine Röhre und verbindet die Basenpaare sieht man ein Pentagramm. Weiter gehts mit den Zahlen: 4 = 4 Elemente bilden eine Base. 4 physikalische Grundkräfte, 4 Himmelsrichtungen, 4 Blutgruppen der Menschheit, Wasser hat bei 4 Grad seine höchste Dichte, 4 Evangelisten, die vier heiligen Tiere, 40 Tage in der Wüste, 40 Jahre in der Wüste usw.
    Vom vitruvianischen Menschen, vom Goldenen Schnitt und von den 7 Hauptchakren
    mal ganz zu schweigen.

    Gravitationskraft: weiblich / Zentrifugalkraft: männlich. Ja, auch physikalische Gesetze richten sich nach den hermetischen Gesetzen. Hat Stephen Hawking nie begriffen. Er repräsentiert mit seinem Körper genau die verdrehte Sicht, nämlich seine Gottlosigkeit.

    Intrazelluläres Wasser negativ, extrazelluläres Wasser positiv (ups- war das doch umgekehrt ?)
    Hypophyse (die Königin aller Drüsen) – Zirbeldrüse, Pinealis

    Woraus besteht Wasser ? Aus einem Sauerstoff-Atom und zwei Wasserstoffatomen
    1 = männlich, 2 = weiblich. Wasser ist die Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips. Und ein Speichermedium für In-Formation, ebenso wie die Luft. DESHALB besteht organische Materie hauptsächlich aus Wasser.

    Wie entsteht Strom ? Mann (Ampere) Frau (Volt ) zusammen = das „Kind“ des Lichts
    (Watt).

    Woraus besteht ein Magnet ? Is ja wohl klar, oder ?
    Strom selbst „männlich“, Magnetismus „weiblich“. Der menschliche Körper kann sich
    nur durch feinste elektro-magnetische Impulse (wieder ein I…) bewegen.
    Sonnensystem: Sonne = Männlich, Planeten = weiblich.

    Ihr Schluss, dass es „die“ Sonne und „der“ Mond im Deutschen heißt, aber auf
    französisch übersetzt „die“ Mond ist – mal wieder, Herr Saleem, zu kurz gegriffen:
    Da jede Bewegung im Universum grundsätzlich eine Spiralform annimmt, ÄNDERT sich die Polarität. Die Kräfte der Planeten drehen sich, wenn sie von der Erde aufgenommen werden. Aus dem weiblichen Mond wird im Deutschen ein männlicher. Dahinter steckt Weisheit.
    Und deswegen ist die Genesis aller großen Kulturen im wesentlichen gleich: Die Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips zu dem Kind-Prinzip. Die Kinder haben nur andere Namen: Vater-Heiliger Geist (auch wenn es DER Heilige Geist ist, es ist selbstverständlich das von allen Quantengöttern getragene weibliche Fluidum) – und Sohn. Brahma – Prakiti – äh – Shiva (?) , Isis- Osiris- Horus. „Aus der 1 entstand die 2. Aus der 2 die 3. Aus der 3 entstanden die Tausend Dinge“ (Daoismus).

    Ach so: SELBSTVERSTÄNDLICH ist der Affe NICHT der Verwandte des Menschen. Wir stammen nicht vom Affen ab. Einer der Saatchi-Brüder sagte sehr weise: „Wenn der Mensch vom Affen abstammt – warum gibt es dann noch heute Affen ?“
    Ihr Ätherkörper ist ein Teil des Ätherkörpers der Erde und dieser ist seit 2000 Jahren erfüllt durch die Christuskraft. Der Witz ist, dass es 2 Jesus-Knaben gab: Einer hatte den Astralkörper des Buddha (weiblich) einer den des Zarathustra (männlich). Das wahre Christentum- die Katholenscheiße ist es schon lange nicht mehr – BEINHALTET bereits
    Buddha. Die Buddhisten werden es, wie viele andere auch, schon noch begreifen.

    So, Saleemchen – gerne stehe ich für weitere Diskussionen zur Verfügung.

    Alles Gute.

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    • Saleem Matthias Riek
      Das geht leider am Text vorbei.

      Hallo Matthias,
      was Sie da schreiben klingt ja alles sehr gelehrt, es geht nur leider ganz und gar an meinem Text vorbei.
      Ich stelle nicht in Frage, dass unterschiedlichste Polaritäten Grundstrukturen unseres Universums sind.
      Ich sehe nur gewisse Gefahren darin, diese alle mit der Polarität männlich/weiblich zu verknüpfen und damit unbewusst in die Falle alter Stereotypen zugehen, unter dem Deckmantel von Archetypen.

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      • Matthias
        An diesem Text (von Herrn "Saleem") muss man vorbei gehen

        Das ich am Text vorbei argumentiere, war mir schon bewusst. Dies war notwenig, um aufzuzeigen, dass Ihr Text aus einer Mücke einen Elefanten macht, ganze Bücher damit füllt und ständig vom Wesentlichen ablenkt. Leider orientieren Sie sich fast nur an der Sexualität. Zitat „Re-Ligio der Heilung“, alte Fassung, S. 335: „Wenig (an der Magie der Sexualität/Anmerkung von mir) an sich bis heute daran geändert, demselben Vorgang wird nur ein neuer, ein moderner Name gegeben, wie z.B. Therapie, Aufklärung oder Selbstfindung, was sich zuweilen in einer merkwürdigen Verschmelzung religiöser mit sexualmagischen Praktiken (z.B. TANTRA) zeigt (…)“

  3. Crazy Buddha
    Gesunde Männlichkeit statt gefühlsduselige Weicheier

    Es gibt für mich als Frau nichts schlimmeres als einen weichen Mann der mich mit mitfühlenden Augen anblickt aber nicht weiß wie er mich in die Hingabe bringt. Ich will schließlich einen Mann an meiner Seite und keine weitere Frau.
    Für mich ist es sehr enttäuschend zu beobachten wie immer mehr Männer in diese saft- und Kraftlosigkeit abrutschen.
    Natürlich ist es schön wenn Männer Gefühle zeigen, aber müssen sie deshalb gleich zu transsexuellen Wesen mutieren?

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    • Saleem Matthias Riek
      Kindheitsthemen, die der Erotik im Wege stehen

      Hallo Crazy Buddha,
      ich danke dir, dass du dich so deutlich outest mit deiner Vorliebe und Abneigung. Du bist da wahrscheinlich nicht die Einzige, die das so sieht und fühlt.
      Ich frage mich nur (und damit auch dich), warum du die Verantwortung dafür, dass du die Hingabe leben kannst, an die Männer abgibst, so als seist du davon abhängig.
      Aus meiner Sicht sind solche Abhängigkeiten (auf beiden Seiten) Kindheitsthemen, die einer erotischen Begegnung nicht zuträglich sind, wenn sie auf die erotische Ebene projiziert werden.
      Kraftvolle Führung und Hingabe sind tolle Zutaten eines erotischen Miteinander. Wünsche an den anderen auch.
      Erwartungen und – wenn der andere ihnen nicht entspricht – Abwertungen („Weicheier“) finde ich da kaum zuträglich. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja Männer, die genau darauf stehen. 🙂

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      • Crazy Buddha
        in der differenzierung liegt die kraft

        Wenn du David Deida liest, was du sicherlich getan hast, kannst du sehen, dass er von drei stufen der entwicklung der frau schreibt:
        1) auf der ersten stufe wähnt sich die frau abhängig vom mann, und tatsächlich glaub sie, sie bräuchte den mann um hingabe zu erfahren. das ist wohl dein kritikpunkt, nicht wahr?

        2) auf der zweiten stufe erlebt sich die frau als autonomes wesen – sie braucht den mann nicht mehr, sie kann hingabe und liebe aus sich selbst schöpfen. dies ist die phase, in der die frau oft zu maskulin und der mann zu feminin wird.

        3) in der dritten phase dann will die frau durch den mann die hingabe erfahren. sie müsste es nicht, es ist ihr vielmehr ein herzenswunsch, durch den mann in die absolute hingabe geführt zu werden.

        was wir heute sehen ist dass die meisten männer und frauen in der zweiten phasen stecken geblieben sind. die frauen werden zu maskulin und die männer zu feminin. die knisternde dualität der geschlechter nimmt ab, frustration in der liebe und der sexualität nehmen zu.

        natürlich betrifft dies nicht nur die männer! schau uns frauen doch an, wie wir immer härter und grimmiger werden! welche frau ab mitte 40 blüht noch wie eine rose? stattdessen siehst du diesen entschlossen zug um ihren mund und ihre verschlossenene seele…

      • Saleem Matthias Riek
        Eine Landkarte ist nicht die Landschaft

        Eine Frage: Welcher Ebene würdest du deinen Satz „Es gibt für mich als Frau nichts schlimmeres als einen weichen Mann der mich mit mitfühlenden Augen anblickt aber nicht weiß wie er mich in die Hingabe bringt.“ zuordnen?
        Ich finde Konzepte bzw. Landkarten sind hilfreich, wenn sie der Orientierung dienen und helfen, neue Räume zu erschließen, aber weniger, wenn sie dazu herhalten, das reale Leben (oder reale Menschen) abzuwerten, weil es oder sie nicht mit der Landkarte übereinstimmen.
        Genau so nutzen aber viele z.B. Deidas Konzepte…

  4. Eliane
    endlich !!

    lieber saleem,

    vielen dank für diesen artikel!!!
    ich beschäftige mich seit vielen jahren mit tantra, durfte viel heilsames erfahren, doch was mich immer wieder in diesen seminaren stört, ist diese männlich/weiblich polarisierung. es macht einfach keinen sinn für mich. mein ganzes wesen sträubt sich dagegen und es fühlt sich so „gemacht“ an. ausserdem schafft es unnötig kopfzerbrechen, ob ich denn nun eine weibliche oder eher männliche essenz habe, wieso ich als frau manchmal ticke wie ein mann, was es als frau oder mann zu erfüllen gilt undundund.
    trotz meiner abwehr gegen all das spüre ich manchmal den wunsch,mich einordnen zu können, wissen zu wollen, wie es denn nun „richtig“ ist, nach irgend einer richtschnur im aussen geifen zu können.um dann wieder zu spüren, dass es so was einfach nicht gibt.
    das ist wundervoll und angstmachend zugleich.
    dein artikel berührt mich und tut meiner seele gut und es freut mich, dass du das, was eher diffus in mir schlummert, in so klaren worten ausdrücken kannst.
    ein herzliches danke schön
    eliane

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    • Saleem Matthias Riek
      Danke!

      Danke, liebe Eliane,
      wenn ich ein solche Rückmeldung bekomme, dann weiß ich, es hat die Mühe gelohnt, diesen Text zu schreiben!
      Herzliche Grüße Saleem

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  5. Grossstadthase
    Geschlechter... ich dachte das hätte sich mal endlich erledigt

    Ich bin es satt, dass an so vielen Ecken und Enden mir Leute was von GEschlechterrollen erzählen, is doch sooooo nebensächlich.

    Ich wäre froh, wenn ich als Typ offener auf andere Männer zuzugehen um mit ihnen lustvoll Sex zu haben – und möchte gern häufiger mich zu dritt rumknutschen, aber was ich nicht gebrauchen kann sind Frauen die mir was von „ich als Frau kann ja das und das nicht“ erzählen.

    Wie wäre es ganz bodenständig mit Konkurenzärmerem miteinander, Kontrollmacken klären, rausfinden, wie man was genauer ausprobieren kann, und vielleicht allgemein berührbarer Leben, um nicht so sehr in Sex und nicht-Sex und sonstiges Kopfkino unterscheiden zu brauchen, oder Lebenslust nicht so zu trennen…

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  6. Oliver
    Der Mensch als Leib

    Neulich bin ich auf ein Argument dafür gestoßen, dass es doch so etwas wie eine Differenz zwischen Frauen und Männern geben könnte, die weder rein kulturell (gender) noch rein biologisch (sex) zu verstehen ist.
    Das Argument geht davon aus, dass wir unser Leib sind. Gemeint ist, dass unser Körper mehr ist als ein zufälliger Behälter unseres Bewusstseins. Er gehört – neben vielen sozialen, psychischen und sonstigen Aspekten unserer selbst, eben auch zu uns.
    Daraus folgt, dass unser Verhältnis zur Welt (In-der-Welt-sein) und unsere Identität wesentlich auch von unserem Leib mit-bestimmt sind. Entsprechend meines Leibes verstehe ich mich z.B. als sportlicher, alter, junger, dünner oder dicker Mensch.
    Wenn das aber so ist, dann dürfte auch der doch recht große körperliche Unterschied zwischen Mann und Frau eine Rolle dafür spielen, wer wir sind.

    Daraus kann man freilich nicht ableiten, wie diese Differenz sich in einzelnen Menschen oder Kulturen ausprägt. Wohl aber kann man schlußfolgern, dass es eine – immer neu zu interpretierende und zu lebende Differenz – gibt.

    Und es folgt, dass radikale Formen der gender-Theorie verpflichtet sind, die Spaltung des Menschen in Geist bzw. Bewusstsein und Körper zu behaupten.
    Wer sich hingegen, z.B. durch Tantra, mit seinem Leib befreundet und verbindet, der kann m.E. diese Spaltung letztlich nicht teilen – und muss dem Geschlecht eine gewisse Bedeutung für sein Selbstverständnis uns ein Verhältnis zur Welt zugestehen.
    Daraus folgt natürlich keine traditionelle Rollenverteilung oder simple Zuschreibungen a la Mars und Venus.

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    • Saleem Matthias Riek
      Geschlechtsunterschiede brauchen keine Fürsprache

      Ja, es gibt körperliche Unterschiede, und die haben auch eine Wirkung.
      Aber gerade deswegen brauchen sie keine weitere Fürsprache, und schon gar keine ideologische oder dogmatische.
      Offene neugierige Präsenz, gegründet im körperlichen Gewahrsein, reicht aus und lässt uns viele Möglichkeiten offen, wie wir unser (Liebes-)leben gestalten, konventionell, innovativ, experimentell… wie auch immer

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  7. Michèle Pellegrini
    Welche Robe ist mehr Wert? ...

    Wieder ein spannendes Thema und ein Hinterfragen … Toll … 🙂

    Ich bin mit dem Bild aufgezogen worden, dass Frauen weniger Wert als Männer sind und kann mich erinnern, dass mich dies schon vor meinem Schulantritt mit 7 Jahren, ziemlich verwirrte … Etwas in mir verstand es nicht … Wie konnte das sein? Werden wir nicht zuerst als Mensch und erst dann als Frau oder Mann geboren? … Weiß der Kuck-Kuck, woher ein 5 oder 6jähriges Menschenkind solche „Ideen“ her zaubert … B-) Aber das Thema beschäftigt mich bis heute? … Was bedeutet es, in einem weiblichen Vehikel zu sitzen ;-), geboren zu sein? … Ist es per se verschieden von dem, in ein männliches Kostüm hinein geboren worden zu sein? …

    Wie viel ist erlernt und wie viel Natürlichkeit … Werde ich als etwas bestimmtes geboren? Komme ich mit weiblichen oder männlichen Anlagen zu Welt? … Was unterscheidet uns aber noch viel wichtiger und für beide nährender und erfüllender, währe wohl den Fokus auf das zu richten, wo wir uns … im du … „erkennen“, wiedererkennen …

    Wie würden Frau, wie Mann sein, wenn es in eine Gesellschaft hinein geboren wird, in der es „gleich – gültig“ ist, in welcher Robe dieses Sein seine irdische Reise antritt? …

    Namaste, Michèle Pellegrini

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  8. Harald Berenfänger
    Männlich-weibliche Polarität als Quell der Freude und der Lust

    Lieber Saleem, vielen Dank für diesen Beitrag. Es ist tatsächlich wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass „männlich-weiblich“ und „Polarität“ ein Modell sind bzw. eine geschaffene Struktur, um mit der Welt umzugehen. Nicht gut, wenn Lehrer dies aus dogmatischen Gründen unterlassen. – Gleichwohl denke ich, dass es hochgradig sinnvoll ist, die Welt polar zu betrachten und in Kategorien von Männlichkeit und Weiblichkeit zu denken. Und: So zu denken ist ein Quell der Freude und der Lust.

    Warum ich das so sehe, passt nicht in dieses Kommentarfeld. Deshalb erlaube ich mir, hier einen Link zu meinem Blog zu posten, wo ich meinen Standpunkt ausführlich darstellen kann:

    https://berenblog.wordpress.com/2016/01/13/maennlich-weiblich-polaritaet-vom-wollen-des-unterschieds/

    Vielleicht magst Du ihn ja lesen und Deinerseits einen Kommentar hinterlassen 🙂

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  9. Drs. Wim Lauwers.
    LIEBE.

    Nicht richtig hilfreich geschrieben: schwankend…, aber zwischen was?
    WIR sind MENSCH. Und jedes Paar muss sich feinfühlig auf einander einstellen. Dafür gibt es keine Regeln. Respekt und Vorsicht sind wichtig. Und: Spaß! Und Wissen! Gerade lesen Wir das Buch Yoni Massage. Sollte richtig PflichtLektüre in der Schule sein. Ich lerne jedes X in der Begegnung über Mich und Mein Gegenüber. Spannend. Wie viele falsche Prägungen musste Ich überwinden. Und Ich komme den Kern immer näher: LIEBE! <3 <3

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  10. Oli

    Danke für den Artikel, der meine Fragen und Vorbehalte gegenüber des „Zelebrierens“ von vermeintlichen Unterschieden der Geschlechter vorzüglich bearbeitet.

    Gerade als schwuler Mann kann ich vielem diesbezüglich, was in der Eso-Szene an konservativem Gedankengut angeboten wird überhaupt nichts abgewinnen (ich als Mann habe nur Probleme mit der Beziehung, weil ich meinen Mann nicht richtig lebe und die Frau in der Frau nicht richtig verstehe). Meine Auffassung ist vielmehr die, dass jeder Mensch alles in sich hat, d.h. alle 1001 Talente und Bedürfnisse, nur in verschiedenen Ausprägungen. Gut möglich, dass Frauen statistisch gesehen in gewissen Dingen einen anderen Hang haben mögen…wovon eben, wieviel ist davon kulturell konditioniert? Damit der jeder Mensch seine Talente und Bedürfnisse ausleben kann muss er in sich hören und aufgrund der äusseren Situation das beste daraus machen, bzw. sich die äussere Situation so mitgestalten, dass er im Austausch mit der Welt sich selber entdecken und leben kann.

    In einem muss ich dem Autor widersprechen („Auch die Unterscheidung von sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziales Geschlecht) führt daher kaum weiter. Viel interessanter finde ich die Frage: Welchen Spielraum lässt uns die Bedeutung, die wir unserer Geschlechtlichkeit geben? Welche Rolle spielen unsere Mutmaßungen darüber, wie und warum sich Mann- und Frausein voneinander unterscheiden?“), Genau darum geht es meines Wissens in der Unterscheidung von biologischem und sozialem Geschlecht…wenn auch noch im Anfangsstadium und rudimentär.

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    • Saleem Matthias Riek
      Sex und Gender sind m.E. nicht wirklich voneinander zu trennen

      Lieber Oli,
      danke für deinen Kommentar.
      Bis vor kurzem habe ich auch gedacht, die Unterscheidung sex und gender sei sinnvoll. Bis ich dann auf die Idee kam (u.a. durch einen Text von Judit Butler), dass engl. „sex“ im Sinne des biologischen Geschlechts immer durch die Filter unserer sozial konditionierten Wahrnehmung interpretiert wird, mithin der Verweis auf sogenannt echte biologische Unterschiede auch ideologisch geprägt ist, leider weniger offensichtlich und dadurch eine Steilvorlage für Biologismen.

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  11. Oliver
    Vielen Dank!

    Herzerfrischend respektlos! Ich habe es ja einmal probiert mit dem, was ich für klassisch männlich hielt. Das Ergebnis war eine blutige Nase und die Erkenntnis, dass mein Leben wenig mit diesen Klischees zu tun hat.

    Spannend fand ich immer wieder, wie viele Frauen ich getroffen habe, die mich oder andere Männer auffordern, ihnen oder ihren jeweiligen Frauen zu sagen, wo’s langgeht, auf dass sie sich endlich hingeben könne. Und darunter waren nicht nur Spiris oder Anhängerinnen des diesbezüglich sattsam bekannten Bert Hellinger sondern auch handfeste Karrierefrauen, die gar nichts mit Spiritualität am Hut haben.

    Aber wie sollen wir, Männer wie Frauen und was es sonst noch gibt, auch jahrtausende alte Konventionen so schnell aus den Knochen bekommen? Und wie sollen wir so schnell unterscheiden können, was wir auch in Zukunft noch brauchen können/wollen und was nicht? Und woher sollten wir sicher und ein für alle mal wissen, was denn nun Biologie, was Psychologie und was Kultur ist?
    Wer glaubt, hier eine sichere Antwort zu haben, muss schon an eine Ideologie glauben – sei diese nun katholisch oder femministisch.

    Mit dem Alten und dem Neuen also spielerisch umzugehen, ist wohl der beste Weg.

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