Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Homöopathisch führt mich die schöne, aber besonders dornenreiche Damaskusrose an alte Verletzungen heran. Der Schmerz über meine erste große unglückliche Liebe mit 14 Jahren war so unerträglich, dass ich ihn abgespalten hatte. Damals entwickelte ich erfolgreich Strategien, um erneuten Schmerz zu vermeiden. Der Preis war, dass ich mich in Beziehungen fortan nie mehr wirklich einließ. Im Traum erinnert mich die Rose an eine Beziehung, die meine Liebesfähigkeit wieder belebt hat. Es war eine kurze Beziehung, in der ich mich auf die Liebe rückhaltlos eingelassen hatte, volles Risiko gegangen bin und „verloren“ habe, verlassen wurde. Ich konnte damals (eigentlich für mich ein No Go) meinem Schmerz im Moment des Verlassenwerdens in der Gegenwart der Frau völlig freien Lauf lassen, musste mein bitterliches Weinen vor ihr nicht verstecken. Diese kurze Liebesbeziehung war damals ein großes Geschenk des Lebens an mich. Darauf weist mich der Rosentraum nochmals ganz deutlich hin. Ich habe in dieser Beziehung alles gefühlt, was gefühlt werden wollte, auch den Schmerz. Und weil ich alles durchlebt hatte und nichts abspalten musste, konnte sich der Kreis innerhalb dieser Beziehung schließen und die Liebe weiter – in eine neue Richtung – fließen.

So, wie die Liebe uns krönt, so kreuzigt sie uns, und aus Angst vor erneuter Verletzung wollen wir aus diesem Kreislauf aussteigen und verschließen unser Herz. Das Leben und die Liebe wollen aber in ALLEN ihren Facetten gespürt werden und dazu gehört eben auch der Schmerz. Uns darauf, also auf das Leben, wieder einzulassen, statt aus erlebter Verletzung in Hass und Abschottung zu gehen, dazu ermutigt uns die Rose. Die Damaskusrose ist gerade dabei, langsam meine innere Priorität zu wandeln: Ganz oben stehen soll fortan nicht mehr, alles zu tun, um Schmerz zu vermeiden, ganz oben soll nun stehen, alles wieder spüren zu dürfen!

Wendepunkt

Für mich ist die Begegnung mit der Damaskusrose auch zu einem Damaskuserlebnis geworden.
Ein Damaskuserlebnis bezeichnet ein Schlüsselereignis, das uns eine einschneidende Selbsterkenntnis vermittelt, die eine Richtungsänderung in unserem weiteren Lebenswandel bewirkt und unser Verhalten zum Positiven verändert. Die Damaskusrose ist für mich das homöopathische Mittel, das mir eine solch einschneidende heilsame Selbsterkenntnis vermittelt hat! Aufgrund einer angeborenenen Herzerkrankung brauchte und bekam mein jüngerer Bruder die gesamte Aufmerksamkeit meiner Mutter. Aus meinem Schmerz darüber damals im Alter von fünf Jahren, nicht etwa nur teilen zu müssen, sondern sogar zu erleben, dass der andere alles und ich selbst nichts bekomme, hatten sich bei mir Wut und Hass entwickelt, die sich dann nach dem frühen Tod meines Bruders zu einem Schuldgefühl – ich habe ihn durch meine Gedanken getötet – wandelten und dem Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen.

„Wie viele musst du eigentlich retten, bevor du dir selbst verzeihst?“

Dieser Satz aus einem Film, gesehen nach Einnahme der Rose, trifft mich im Kern und lässt mich noch einmal neu auf meine Arbeit als homöopathischer Arzt blicken, die mich in den letzten Jahren immer mehr erschöpft hat. Kein Wunder, wenn ich sie zu einem großen Teil aus einer inneren Verpflichtung, etwas gutmachen zu müssen, gemacht habe. Denn Verpflichtung heißt ja, dass ich nicht voller Freude und ungebremst meiner Arbeit nachgehe, sondern oft mit einem Widerstand. Dieses Thema durfte sich mit der Damaskusrose endlich lösen.

Durch einen zweiwöchigen Urlaub war ich für eine Klientin, die mir sehr am Herzen liegt, nicht erreichbar, was ihr chronisches Verlassenheitstrauma durch frühen Vaterverlust heute mit Mitte 90 wieder akut machte. Ich konnte sie, die sich von mir verlassen fühlte, im Gespräch danach mit all ihrer Enttäuschung annehmen, ohne dass dadurch mein eigenes Schuldtrauma ausgelöst wurde. Ich konnte für sie offen bleiben, ohne mich emotional zu verstricken, auch wenn ich zum Ziel ihrer Projektion wurde.

Mit der Damaskusrose in hoher Potenz empfinde ich einen tiefen, bisher nie erlebten inneren Frieden. Zum ersten Mal im Leben kann ich meine Schuldbrille abnehmen. Selten hat mir Homöopathie ein solches Geschenk gemacht. Für mich wahrlich ein Damaskuserlebnis, was es mir ermöglichen wird, in Zukunft meine Arbeit viel freier und wirklich hilfreich zu tun. Ich kann mich vor dieser Rose nur tief verneigen!

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathieHerzVerletzungSchmerzBeziehungVerlassenheitSelbsterkenntnisRichtungFrieden 

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

Über den Autor

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Werner Baumeister ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin. Einzeltermine nach Vereinbarung

Die im SEIN regelmäßig veröffentlichte Fortsetzungsserie „Homöopathie am Puls der Zeit“ versteht sich auch immer als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

0172 – 391 25 85

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