Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Aconit – das Gift

Die ungeheure Erschütterung einer lebensgefährdenden Ausnahmesituation ist immer auch der Auslöser für einen Aconit-Zustand. Aconitum napellus, der blaue Sturmhut, in der Steinzeit ein Pfeilgift, enthält eines der stärksten bekannten Gifte. Es ist stärker als Blausäure und wirkt mit ungeheurer Geschwindigkeit. Für die Griechen war es das Gift schlechthin. Sein Ursprung wurde dem Schaum vor der Schnauze des Höllenhundes Cerberus zugeschrieben. Ein solches Gift kann in uns nur ein Gefühl auslösen – und das ist Furcht und Schrecken in höchstem Grade. Körperlich wird diese Todesangst häufig als Atemnot erlebt, wodurch sich ein starker Bezug dieser Arznei zu unseren Geburtstraumata aufdrängt.

Der Empfang

Als wir einst geboren wurden in einen neuen Raum, in dem wir uns endlich ausdehnen konnten nach der Enge und den Strapazen des Geburtskanals, stellte sich für jeden von uns die Frage: „Wie werde ich empfangen?“ Wird liebevoll für meine Bedürfnisse gesorgt, ist es warm und hell? Oder werde ich irgendwo in einen kalten dunklen Raum gelegt und keiner erhört mein verzweifeltes Schreien oder stillt meinen Hunger? Aconit, der Sturmhut, ist DIE! homöopathische Arznei für einen Empfang in einer neuen Welt, die wir nur als gefährlich und bedrohlich kennengelernt haben und die uns in grenzenlose Verzweiflung stürzte. Wie ein schutzlos alleingelassenes Kind, ausgesetzt in der Wildnis – so fühlen wir uns. Später mündet das in ein ständiges Bedrohungsgefühl, was dazu führt, dass (Zitat eines Klienten nach Aconit) „man die Menschen aufteilt in gefährlich und weniger gefährlich und sie ständig danach bewertet und abcheckt, um die Bedrohung wenigstens einigermaßen kontrollieren zu können“, oder wir leben im ständigen Kampfmodus und sind permanent gefechtsbereit. Das neue Zuhause ist also nicht sicher. Der freie Raum wird nach der Geburt hier nicht als Entlastung erlebt, sondern als extrem gefährliche Außenwelt gefürchtet.

Aconit – der Öffner

Nach Einnahme von Aconit habe ich folgenden Traum: Ich laufe mit einer Exfreundin, die mich verlassen hat, über ein Schneefeld und rufe immer wieder: „Aconit ist ein Öffner, Aconit ist ein Öffner.“ Mit diesem Satz wache ich auf und ziehe aus meinem Schmetterlings-Transformationsset die Karte: „Heilung der Vergangenheit“. Der Text dazu: „Diese Karte kommt zu dir, weil es ein wiederkehrendes Muster gibt, das auf verletzten Gefühlen deiner Vergangenheit basiert. Es ist an der Zeit, dieses Muster zu ändern, indem du dich dem alten emotionalen Schmerz stellst und ihn heilst (Vergebung). Vielleicht bist du es leid, dich erneut mit denselben Themen zu beschäftigen, aber sei versichert, es gibt keinen anderen Weg.“

Aconit ist also ein Öffner. Hier offenbart mir Aconit seinen chronischen Aspekt, auch wenn es in der Homöopathie eher als akutes Schockmittel bekannt ist. Erstarrt zwischen Todespanik und Lebensangst, befreit es uns aus einem klaustrophobischen Leben mit angehaltenem Atem, stets das Bedrohliche, Negative erwartend und alles Unvorhersehbare vermeidend. Aconit öffnet diesen verschlossenen Raum wie ein Dosenöffner, überführt so Chronisches ins Akute und macht Wut und Schmerz wieder zugänglich und damit heilbar.

Die Ur-Wunde heilen

Eine 90-jährige Klientin bekommt aufgrund chronischer Übelkeit Aconit in LM-Potenz. Sonst lieb und nett, wird sie daraufhin von Jekyll zu Hyde und wütet plötzlich los wie ein Berserker. Auf Anfrage ihrer irritierten Umgebung antwortet sie: „Halt einfach die Schnauze!“ Daraufhin erfahre ich von Familienangehörigen, dass ihre einzige Reaktion auf die lange zurückliegenden cholerischen Ausbrüche ihres Ehepartners strafendes Schweigen war und dass sich über die Jahrzehnte einiges in ihr angestaut habe. Dies war ein wichtiger Hinweis auf homöopathisches Natrium, Salz, was ich ihr daraufhin in hoher LM-Potenz verordnete und was ihr half, ihren Blick zurück im Zorn zu lösen und ihren festgehaltenen Schmerz loszulassen.

Keine homöopathische Arznei wirkt tiefer als Salz! Salz symbolisiert unsere Ur-Wunde, unsere erste Verletzung des Verlassenseins von der Mutter (von Gott). Darum ist Natrium ein perfektes Ergänzungsmittel zum Öffner Aconit, der den alten Schmerz und die darüber liegende Wut wieder akut macht, um beides so einer Heilung zugänglich zu machen. So helfen uns Aconit und Natrium als Team dabei, dass es uns nicht wie der Frau von Lot in der Bibel ergeht, die im Blick zurück auf das Unheil (ihre brennende Heimatstadt) zur Salzsäule erstarrt und so im Schmerz steckenbleibt.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

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(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

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