Die meditative Selbsterforschung mit der Frage „Wer bin ich?“ ist eine alte spirituelle Praxis. Die spirituelle Lehrerin Gangaji erklärt ihre tiefe Bedeutung.

Wer bin ich? – Die wichtigste Frage von allen

Die wichtigste Frage, die du dir jemals stellen kannst, ist „Wer bin ich?“. Solange diese Frage nicht wirklich durch direkte Erfahrung beantwortet ist, wirst du immer nach der Antwort hungern. Egal, wie andere dich definiert haben, wohl meinend oder nicht, egal, wie du dich selbst definiert hast – keine dieser Definitionen kann dir bleibende Gewissheit bringen.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass dieser anfängliche Gedanke „ich bin jemand“ zu allen möglichen Strategien führt. Etwa dazu, ein besserer Jemand zu sein, ein besser beschützter Jemand, ein Jemand mit mehr Freude und Bequemlichkeit, ein Jemand, der mehr erreicht. Wenn aber dieser grundlegende Gedanke hinterfragt wird, trifft der Verstand auf das Ich, das als getrennt von dem empfunden wird, wonach es sucht. Das nennt man Selbsterforschung.

Diese grundlegendste Frage „Wer bin ich?“ wird am häufigsten übersehen. Wir verbringen unsere Tage damit, uns und anderen zu erzählen, dass wir jemand wichtiges sind oder jemand unwichtiges, groß oder klein sind, jung oder alt. Dabei hinterfragen wir niemals wirklich diese grundlegendste Annahme. Ob du nun sagst, dass du gut oder schlecht bist, unwissend oder erleuchtet, dies alles sind nur im Verstand existierende Konzepte.

Du bist frei!

Wenn du die Frage „Wer?“ unvoreingenommen und einfach zurück zu ihrem Ursprung verfolgst, wirst du zu einer riesigen, verblüffenden Erkenntnis kommen: es gibt keinen eigenständigen Jemand! Es gibt nur das undefinierbare, grenzenlose Wiedererkennen deines Selbst, das untrennbar mit allem anderen verbunden ist

Du bist frei. Du bist ganz. Du bist endlos. Du hast keinen Grund, du hast keine Grenze. Alle Ideen über dich tauchen in dir auf und verschwinden wieder in dir. Du bist Gewahrsein und Gewahrsein ist Bewusstsein.

Lasse dein Bewusstsein zurück an jenen Ort sinken, an dem es keine Geschichte gibt, an dem es keinen Gedanken gibt. Wenn ein Gedanke auftaucht, erkenne, dass er einfach vorbei zieht. Er ist weder falsch noch richtig. Er ist nur ein Gedanke, der nichts mit der grundlegenden Wahrheit dessen, der du bist, zu tun hat.

Es ist möglich zu entdecken, dass der Kern Deines Seins stilles Bewusstsein ist. Die Wahrheit, wer Du selbst bist, ist tiefer und näher als die Geschichte davon, wer Du bist, die Du dir selbst erzählst. Und es ist möglich die Wahrheit, wer Du in diesem Moment bist, direkt zu erkennen, sei dieser Moment nun erhaben oder ein schrecklicher. Nichts muss sich ändern, nichts muss dasselbe bleiben.

 

Gewahrsein jenseits von Vorstellung

Die Welt ist nicht so, wie du sie dir vorstellst. Du bist nicht derjenige, den du dir vorstellst. Ich bin nicht die, die du dir vorstellst. Deine Gedanken über die Welt, dich selbst und mich beruhen auf Wahrnehmungen. Egal ob es innere oder äußere Wahrnehmungen sind – sie sind begrenzt. Erkenne dies und du wirst die Einladung zur Wahrheit deines Selbst vernehmen, einer Wahrheit, die nicht aus Wahrnehmung oder Einbildung resultiert, die aber alles durchdringt.

Wenn jegliche geistige Aktivität bezüglich der Gedanken darüber, wer du bist, aufhört, brechen die Herrschaft der Wahrnehmung und die Struktur des Verstandes auf. Ich lade dich ein, durch diesen Bruch einzutreten. Tritt durch diese Öffnung ein. Wenn du eintrittst ist der Verstand nicht mehr mit seiner aktuellen Selbstdefinition ausgefüllt. In diesem Moment gibt es nur Stille. Und in dieser Stille besteht die Möglichkeit vollkommene Erfüllung zu erkennen: die Wahrheit dessen, der du bist.

 

Dein wahres Selbst

Die Wahrheit dessen, der du bist, kann nicht gedacht werden, denn sie ist die Quelle aller Gedanken. Diese Wahrheit kann nicht benannt oder definiert werden. Worte wie Seele, Licht, Gott, Wahrheit, Selbst, Bewusstsein, universelle Intelligenz oder Göttlichkeit können zwar das Glück der Wahrheit hervorrufen, sind aber angesichts der Unermesslichkeit dessen, der du wirklich bist, äußerst unzulänglich.

Die Wahrheit deines Selbst ist dir nicht fremd. Sie ist dir vielmehr so nah, dass du nicht glauben kannst, dass du es bist. Anstatt dessen, was immer bei dir ist, und zwar näher als dein Herzschlag, näher als jeder Gedanke, näher als jede Erfahrung, hast du dir deine elterliche, kulturelle oder religiöse Konditionierung angeeignet.

Die Wahrheit dessen, der du bist bleibt unberührt von jeglichem Konzept darüber, wer du bist, ob das jetzt unwissend oder erleuchtet, wertlos oder großartig ist. Diese Wahrheit ist frei von all dem. Du bist bereits frei und das Einzige, was dich daran hindert, das zu realisieren, ist deine Anhaftung an irgendwelche Gedanken darüber, wer du bist. Diese Gedanken halten dich nicht davon ab, diese Wahrheit zu sein. Du bist bereits diese Wahrheit. Diese Gedanken halten dich davon ab, zu erkennen, wer du bist. Ich lade dich ein, deine Aufmerksamkeit in das eintauchen zu lassen, was immer schon da war und bereitwillig auf seine eigene Selbsterkenntnis wartet.

 

Du bist mehr als ein Gedanke!

Wer bist du wirklich? Bist du ein Bild, das in deinem Verstand auftaucht? Bist du eine Empfindung, die in deinem Körper auftaucht? Bist du irgendeine Emotion, die durch deinen Körper und Verstand zieht? Bist du irgendetwas, was jemand mal über dich gesagt hat oder der Widerstand gegen etwas, was jemand mal über dich gesagt hat? Dies sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten der Identifizierung mit dem Ego.

Unsere stärkste Identifizierung, vielleicht sogar stärker als die Identifizierung mit dem Körper, ist die Identifizierung mit den Gedanken. Uns wurde beigebracht ‚Ich denke, also bin ich.‘ In Wahrheit ist es anders herum: ‚Ich bin, also denke ich.‘ Wir geben den Gedanken die Macht, unsere Identität zu definieren. Wenn du auf Grund körperlicher Empfindungen oder Wahrnehmungen denkst, dass du von mir getrennt bist, gibst du diesem Gedanken die Macht, über deine Realität zu entscheiden.
In unserem Verstand nehmen die Gedanken nicht nur den Platz Gottes, sondern auch den des Teufels ein. Es herrscht Krieg zwischen den guten und den schlechten Gedanken. Es entsteht der Wunsch, mehr gute Gedanken anzuhäufen, damit diese guten Gedanken die schlechten Gedanken besiegen können, damit die Kräfte des Lichts die Kräfte der Dunkelheit besiegen können. Deine Konditionierung macht dich glauben, dass dein höheres Selbst gewinnt und du Frieden erfahren wirst, wenn die guten Gedanken gewinnen.

Es ist mit Sicherheit wahr, dass deine Lebensqualität sich verbessert, wenn in deinem Verstand mehr gute Gedanken auftauchen. Es ist genauso wahr, dass eine Verunreinigung deines Verstandes durch negative oder schlechte Gedanken in einem vergifteten Geist und Körper resultieren. Was dabei aber übersehen wird, ist, dass im Kern immer das friedvolle, unbewegte Bewusstsein ruht. Was du übersiehst ist, dass der, der du wirklich bist, schon friedvoll ist. Gewinnen oder Verlieren haben nichts mit der Wahrheit dessen zu tun, der du bist.

Das wiederholte Abwägen und Gestalten und Erfinden dessen, was du ‚Ich‘ nennst ist nur ein Gedanke auf Grund dessen ein weiterer und noch ein weiterer Gedanke verarbeitet werden. Die Gedanken über deine Identität stammen von zwei Fähigkeiten des Verstandes: das Erinnern der Vergangenheit und das Projizieren in die Zukunft. Die Gedanken über Vergangenheit und Zukunft erschaffen den gegenwärtigen Gedanken über deine Identität.

 

Stille jenseits der Gedanken

Während die Gedanken auftauchen, hast du eine Wahl. Du kannst den Gedanken entweder folgen oder still sein und die Gedanken auftauchen lassen, ohne sie zu berühren. Ich lade dich ein anzuhalten und nicht Gedanken auf Gedanken zu türmen, keine Fantasien zu erschaffen oder alte Ereignisse zu wiederholen. Du kannst wählen, den Verstand ruhen zu lassen, und in dieser Wahl liegt die Möglichkeit das zu erkennen, was immer still ist, ob Gedanken auftauchen oder nicht.
Der Moment, in dem du erkennst, was nicht gedacht werden kann, ist der Moment, in dem du erkennst, wer du bist. Es ist ein Moment, in dem der Verstand vor der Stille kapituliert. Das Einzige, was dich daran hindert zu erkennen, wer du bist, ist zu denken, wer du bist. Es ist wirklich so einfach.

Das unermessliche Leiden der persönlichen Identifikation dreht sich um etwas, was noch nicht einmal existiert. Die Geschichte darüber, wer du bist, existiert noch nicht einmal. Die persönliche Identifikation fängt mit einem Gedanken an, einem Gedanken, der an Kraft gewinnt, weil er täglich hofiert und befolgt wird. Zusätzlich werden andere Gedanken angesammelt, um diesen Gedanken zu stützen, zu verbessern und zu perfektionieren.

Die Gedanken über deine Identität sind nur eine Vorstellung, aus einer Reihe von Gedanken angefertigt, ein vom Verstand erzeugter Charakter. Wenn du dieses Gedankengebilde vollständig erforschst, wirst du entdecken, dass es nicht existiert.

Persönliche Identifikation hat mit einem ‚Ich‘ zu tun, einem Körper, einem Ego, das bekommt, was es möchte. Der Körper mag etwa mehr Essen, mehr Schutz oder mehr Kleidung haben wollen. Das Ego mag mehr Macht, mehr Status, mehr Anerkennung, mehr Erleuchtung haben wollen. Jeder kann sich sein Leben anschauen und erkennen, wie dieser Trieb, wenn er aus dem Gleichgewicht geraten ist, ihn davon abhält, die perfekte Freude und Erfüllung zu erkennen, die die bloße Existenz mit sich bringt. Auch wenn du niemals mehr von allem bekommen wirst, wird dir dieser Moment, wenn du ihm vollständig begegnest, mehr als genug vom Glück des Seins schenken. Aber so lange es eine Anhaftung an die Geschichte einer Person (eines Individuums) gibt, die mehr bekommen und behalten möchte, wird diese absolute Erfüllung, die immer als Wahrheit unseres Wesens präsent ist, übersehen.

 

Einladung zum Sein

In der Vergangenheit war es sehr selten, das jemand über das sprach, was ewig ist, was nicht verloren gehen kann, was bereits die Wahrheit unseres Seins ist. Und im Allgemeinen wurden diejenigen, die es taten missverstanden. Das, was die Menschen verstanden haben gründete meistens auf der Hoffnung ‚wenn ich bekomme, wovon dieses großartige Wesen spricht, dann werde ich das gleiche haben wie er, und nichts kann es mir dann mehr wegnehmen.‘ Dann wurde die ganze Energie darauf ausgerichtet zu versuchen, etwas zu bekommen oder zu verstehen. Ich lade euch ein, nichts davon zu tun. Ich lade euch ein, einfach und unmittelbar in euch selbst das zu untersuchen, was bereits unsterblich ist, was bereits präsent ist, was bereits die Wahrheit eures Seins ist.

Ich lade Dich ein aufzuhören damit, Dir vorzustellen, wer Du bist, aufzuhören damit, Dir vorzustellen, was Erleuchtung ist, aufzuhören damit, Dir vorzustellen, was Erfüllung ist. Aufzuhören damit, Dir vorzustellen, was Deine Zukunft sein wird, und aufzuhören damit, Dir vorzustellen, was Deine Vergangenheit war. Ich lade Dich ein hier zu sein, ganz schlicht, als Bewusstsein, gegenwärtig und aufmerksam, bei der Erkundung dessen, was immer hier ist. Wenn diese Erforschung beantwortet wird mit direkter Erfahrung anstatt mit der Definition persönlicher Geschichte, dann ist Erfüllung anstrengungslos. Was dieser Erfüllung folgt, ist naturgegeben und überraschend.

Ich heiße Dich willkommen zur Suche; ich heiße Dich willkommen in Deiner immer tieferen, immer neuen Entdeckungsreise.

 

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Bild: Copyright by Moyan Brenn

 

Termine

Offenes Treffen in Berlin
13. Juni 2014
20:00 – ca. 22:00 Uhr
Kosten: 15 €, keine Anmeldung nötig

Wochenend-Retreat in Berlin
14. – 15. Juni 2014
Kosten: 180 €

Sprache: Englisch mit deutscher Übersetzung

Veranstaltungsort:
Auditorium Friedrichstraße,
Im Quartier 110
Friedrichstraße 180,
10117 Berlin

Anmeldung & Information:
www.leela.org
Hannelore Rueedi: info@leelafoundation.de
Tel: 0041.22.757 00 03
Kontakt vor Ort: petramaria.s@gmx.de
Tel: 01788670022

2 Responses

  1. Sannyasin

    OHHHH WIE GEIL IST DAS DENN, Kommt sie endlich mal wieder nach Deutschland wollte sie schon immer mal treffen.
    Werd da zum offenen Abend hingehen 😛 hoffe nichts hindert mich.
    Vielleicht mach ich sogar beim retreat mit =)

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