Wie ich im Körper ankomme und Kontakt zu mir bekomme 6. Juni 2024 Allgemein, Körper Wie ich im Körper ankomme und Kontakt zu mir bekomme Ein wunderschönes Instrument – ein wertvolles Geschenk der Natur Gurudev Sri Sri Ravi Shankar Text von: Frali Venner Wie sieht das tägliche Aufwachen bei dir aus? Mein Morgengruß läuft in etwa so ab: Noch benommen fingere ich tollpatschig, blind und stöhnend nach dem weckenden Störenfried. Suche tapfer den Weg aus dem bleiernen Sog, der mich zurück in den Schlaf zieht. Reibe mir die Augen mit Daumen und Zeigefinger. Versuche mir die Müdigkeit aus dem Gesicht zu wischen. Die weichwarme Haut meiner Handballen und Finger umschiffen die Konturen von Stirnbein und Wangen. Die Daumenballen schmiegen sich vertraut und zuverlässig in die Höhle zwischen Augen und Nasenwurzel, umkurven die Nasenlandschaft, schaben den Sand aus den tränenden Augenwinkeln. Beide Hände reiben und schieben Stirn- und Wangenhäute von den Gesichtsknochen frei. Laden die ersten Gähn-Marathons ein. Die noch etwas träge Kiefersperre lockert sich unmotiviert und reißt somit die Seiten des Halses weit auseinander, das entlockt noch mehr Tränenfluss, ausgiebiges Tönen und Stöhnen aus Kehle und Brustraum. Auch um die Ohren fahren die Fingerkuppen entschlossen, und meist räkeln sich schon die Schulterschwestern aus dem Brustkorb heraus. Die Arme biegen und stemmen sich von der Unterlage weg und lösen das Winden des Rumpfes aus, das Drehen von Becken und Beinen. Der Kampf gegen den Sturzfall ins Komatöse ist noch lange nicht vorbei. Spätestens beim zweiten Klingelanschlag ist klar, dass ich wieder fest versunken in Hypnos‘ wonnigen Armen liege. Beim zweiten Versuch wiederholt mein Sub-Ich das Ganze in Kurzversion – wenn ich Glück habe – und ein Teil meines Gehirns schaltet sich ein: „Los geht‘s!“. Dann zieht er meine Knie an die Brust, schaut dabei staunend zu, wie meine Arme die Schienbeine fest umschlingen und beide Hände recht geübt sich einen Fuß packen und beginnen, ihn zu wringen und zu kneten. Die Finger graben sich tief zwischen die Fußwurzelknochen und rühren dort die Dumpfheit aus den dunklen, steifen Gewebemassen, holen tiefe Schnapp- atmung und Aufstöhnen aus den sich windenden Flanken und dem tumben unteren Rücken. Das Atemzentrum ist geweckt. Jetzt setzt das Streckbedürfnis meistens ein und Hand und Fuß stemmen sich gegeneinander, weit ausholend reckt sich die Ferse Richtung Decke, Wand oder Fensterbrett und sucht Halt, um sich dort hinzupflanzen. Der Rest des Körpers schabt sich aus der Steifheit – langsam, ruckelig, eine kriechende buckelnde Schlangenkatze aus dem Panzer. Eine Qual und eine Wonne. Meistens ein Übergang von der ersten zur anderen. Automatische Gesten Täglich wiederholen sich Abfolgen von automatischen zu bewusst werdenden Gesten, fast schon wie ein Gebet: Oh, lass mich weiter schlafen! Der Widerwillige – Oh, meine Güte, ist das schwer! Die Trostsuchende – Oh, na gut! Die Tapfere – Oh, wie schön, wieder ein neuer Tag! Die Dankbarkeit singt mich zurück ins JA. Damit ist es noch immer nicht getan. Noch lange nicht. Nun setzen die Gedanken ein und überfallen meinen noch wehrlosen Geist: „Du hast noch immer nicht die Steuerunterlagen vorbereitet… Du hast dich nicht bei xxx gemeldet… Bestimmt hast du wieder was Wichtiges zu machen versäumt!“ Diese fiesen vertrauten Quälstimmen drohen überhand zu nehmen und das Feld dichtsicher zu benebeln – aber das kenne ich ja: atme tief durch, lenke mich zurück in dem Bewusstsein, dass mein Wert nicht daran zu messen ist, was ich schaffe oder nicht, dass das Leben ein göttliches Geschenk ist, dass jede Zelle in mir ein Wunderwerk ist, wie jedes Wesen in dieser Welt, von Natur aus, Teil und Teilchen der Großen Mutter Natur… Zu meinen Arzneien gehören bewusste, zugewandte Berührung, Mutter Natur. Atmung. Wasser. Schütteln. Klopfen. Meditation. Pflanzenbasierte Nahrung, „Grüne Helfer“. Wohl dosierte Reize Ich drehe mich auf den Bauch. Verweile. Ziehe die Beine unter mir zusammen und stelle die Zehen auf: Ufff, das zieht mich zurück in den Körper! Wenn noch immer diese Miesepetren weiter an den feinen, zartbesaiteten Anteilen herumkritteln, helfe ich handlich nach, sie zum Schweigen zu bringen: ziehe die Zehen noch etwas weiter unter meinen Unterschenkel nach vorne und setze mich behutsam auf die Fersen. Das bringt‘s: So komm ich im Körper an! Der Reiz ist wohl dosiert, genau richtig stark: ich bin nur noch ziehende Fußsohlenfaszie… Köstliches Gefühl! Dann steh ́ ich auf und taumele zur nächststehenden Wand, Baum, wo auch immer mein Lager war und ich Halt finde, um auch im Stehen mich zu stemmen, recken, dehnen, aus dem Schla eder herauszuschälen. Und nun geht die Überwindungsspirale noch einmal los: mit dem Wunder-bringenden Schütteln. Erst noch mäklig, brummig wippend, dann einlenkend, bald staunend darf ich wieder mal Zeugin sein, wie sich mein Körper selbst frei schüttelt, mal zart wie die Daunen in der Brise, mal so, dass die Fetzen iegen… gefühlt, wie Frau Holle die Decken aus dem Fenster schüttelt, um die Federn zu lockern. Bilder helfen… das ist, wenn der Geist dem Körper dient… Nicht immer nur andersrum! Verweile – lausche der Atmung, dem Puls. Rhythmus. Leben. Musik. Wenn es der Tagesablauf noch erlaubt, geh ́ ich über in die nächsten Streckungen, Sonnengrüße. Ich überlasse diese gerne meinem Körper: Er weiß genau, wo er sich stemmen, strecken, dehnen möchte, wenn ich ihn machen lasse: Dir will ich folgen! (entsprechend: „Autosomatik“, die Weisheit des Körpers, M. Hachtmann) Dann sucht er klug den Weg ins Freie. Wenn ich ihm vertraue und nach innen lausche, was er als Nächstes möchte, dann sind wir zusammen, Freunde. Was sich erst als „schmerzhaft“ anfühlen kann, wird zum Genuss und schmilzt, löst sich. Der Geist, die Aufmerksamkeit dringt in alle Körperbereiche, wie eine Taschenlampe, dort öffnen sich die Zellen wie eine Blüte und pulsieren wie der sanfte Flügelschlag des Schmetterlings. Der Körper – mein Anker Wenn ich den Kontakt im Alltag zu mir verliere, auf Autopilot handle, vor lauter Anforderungen von außen, vor lauter Reizen, die durchs Handy hereinströmen, die vielen tausend Botschaften und Anfragen, die mich verwirren und überfordern, dann steht mir mein Körper bei – und die Erde, immer. Mutter Erde, die uns anzieht, erdet, trägt. Dann leg ́ ich mich bewusst z.B. auf den Boden oder stemme mich an eine Wand, schließe die Augen und spüre, wie meine Knochen den Boden berühren, dort einsinken, willkommen sind: diesem festen Partner kann ich mich anvertrauen. Knochen – Schwerkraft…. Kontakt. „Re-ligere“, lat. für „verbinden“. Es reguliert sich tief innen. Wie ein Gebet. Es gibt in diesem Moment nichts zu tun. Pause. Ruhe. Stille. Spielraum. „Don’t avoid the void“, sagt Susun Weed – vermeide nicht die Leere… Im Sprachjargon, der genutzt wird, um das skurrile und für andere etwas verstörende Verhalten von Menschen mit atypisch vernetzten Gehirnen (sogenannte Autisten) zu beschreiben, nennt man es „Stimming“: Manch eine klopft sich an Kinn, Stirn, mit der Faust oder einem Gegenstand, ein an- derer lautet grunzend und scheinbar in sich gekehrt. Wir nutzen es alle: Wir fahren uns durch die Haare, wippen mit dem Bein un- term Tisch, nagen an den Fingernägeln, räuspern, kratzen am Kinn, drücken die Zunge an den Gaumen, kauen ein Kaugummi oder ein Häutchen in der Wange… Meist etwas sozial- kompatibel diskret, oft schamig – fast immer unbewusst. Es sind nerven-intelligente Strategien, um Druck abzubauen, um den Körper zu stimulieren, ein verzweifelter Versuch, überreizter, überstimmter, unterdrückter Anteile in uns, sich Raum zu schaffen, das angespannte Energiefeld zu lockern. In Kontakt zu kommen. Bewusst wahrgenommen ist Stimming ein heilsamer Schatz, es ist eine klare Information: Stopp! Irgendwas ist hier nicht ganz stimmig! Was möchte mein Wesen gerade? Eine Pause? Nachspüren? Aussteigen aus dem momentanen Autopilot? Loslaufen? Aufstampfen? Etwas mitteilen vielleicht? Was sich als gefährlich anfühlt, weil es eine Reaktion auslösen könnte, die mich wieder- um überfordert. Kein Ausweichen, stattdessen radikale Ehrlichkeit…. Will ich mit den Konsequenzen meiner Ehrlichkeit leben? Wenn du dein Inneres fragst, wer antwortet dir? Körperliches Nein oder Ja Mein Körper, mein Freund und Berater. Er sendet Signale. Was tut mir gut? Wonach ist mir? Wozu sagt mein Herz: „Ja!“? Wozu eher: „Nein“? Die Antwort ist körperlich spürbar, wenn wir unserer Wahrnehmung den Raum geben, den leisen zarten Schwingungen: Ein NEIN zieht tiefe Häute leicht zusammen, fast wie Beklemmung oder Starrwerden oder Übelkeit, wie die Angst. Ein JA dafür macht Weite, Wärme, Ausdehnung. Das Herz lacht. Oder es rieselt eine pricklige Regung. Wenn kein Signal kommt, wunderbar!!!… Warten. Nichts entscheiden. Es verdaut innerlich, reguliert sich, organisiert sich neu. Bleibe auf der Schwelle der Ambivalenz. Geschehen lassen. Der Körper ist ein so fein gestimmtes, ein wundervolles Instrument. Das Nervensystem hat viele Auswege, sich zu regulieren. Wenn wir es dabei wahrnehmen, dann löst sich der innere Widerstand und erlaubt den stilleren, abgekapselten Anteilen zu sein. Denn in unserem Alltag ist nicht immer alles artgerecht, oder? Und der Körper gleicht das meiste lange aus. Das Wunderwerk verdaut, repariert, schützt, stützt, produziert Energie, nimmt auf, entgiftet, spaltet. Die ganze Zeit, von der ersten Zellteilung an bis zum Stillstand. Oft wird er fast ein Leben lang nicht gewürdigt, wird gehemmt und gepeinigt, wird sogar alslästig erachtet. Dabei gibt es genug Studien, die bestätigen, dass Heilung vor allem von selbst geschieht (siehe Dr. Jonas Wayne). Dass unser Körper ein perfektes Meisterwerk der Natur ist. Dass die allgemeine Meinung und die Krankenkassen trotz dieser Infos weiterhin zu oft auf äußere Mittel setzen, wie chemische Medikamente und OPs, statt auf Arzneien und Wege zu bauen, die das Wunderwerk unterstützen. Das ist so. Aber es gibt sie, uralte ganzheitliche gesundheitsstärkende Weisheiten. Innehalten, atmen, einen Spalt öffnen Wir haben die Wahl, immer wieder: innehalten, atmen, einen Spalt öffnen für das Gewahr-Werden. Uns erinnern: Wir alle, wir Menschen haben 99,9% unseres Erbguts gemeinsam – gleich ob nah verwandt oder aus verschiedenen Erdteilen. Und zu anderen Tierarten über 90%. „Das größte Elend der Menschheit, ist, dass sie vergessen hat, dass wir alle verbunden sind.“ Albert Einstein Das ist ein ziemlich schöner Wegweiser zu einem friedens-freundlichen Umgang miteinander, wohnen ihm bei, wie er mit Herausforderungen wie Verletzungen, Infekten zurechtkommt. Wie jedes Lebewesen folgt jede Zelle und unser Körper der natürlichen Tendenz, ganz zu werden. Sind wir weniger in der Angst, dann erleben wir etwa, dass eine Verletzung auch gleichzeitig eine Aktivierung unserer innewohnenden Superkräfte ist. Es ist okay, dass es mal weh tut, wir verfügen doch über eine unglaubliche Vielfalt an Meldestationen, unsere Rezeptoren. Sie sind überall in unserem super-intelligenten System verteilt und entwickeln sich weiter in allen Faszien, je mehr wir sie nutzen: Diese Tiefensensibilität ist unser Echolot und unser Instrument, meine große Liebe. „Im Kern von Mutter Natur ist ein Rhythmus, Eine Frequenz, Ein stetig pochender Takt: ihr Herz. Jahreszeiten wechseln, Monde phasen, Ebben fließen, Winde fegen, Pflanzen wachsen. Hell und Dunkel, Kalt und Warm, Nass und Trocken, Tag und Nacht (…) Ehre deinen Körper – Diene dem Leben. Kehre zurück in den Rhythmus. Tanze.“ Ph.D. Emma Seppälä. Zu meinen Arzneien gehören bewusste, zugewandte Berührung, Mutter Natur. Atmung. Wasser. Schütteln. Klopfen. Meditation. Pflanzenbasierte Nahrung, „Grüne Helfer“. Rhythmus. Pausen. Tanzen. Dankbarkeit. Der Weg der Freude… Was sind deine? Om Namah Shivaya.e Frali Venner gibt Sessions und Seminare in ganzheitlicher, faszialer Tiefengewebsmassage Mehr Infos auf www.massieren-lernen-berlin.de Foto von Barbara Schwänzl Quellen: Dr. Wayne Jonas, Heilung geschieht von selbst Susun Weed, HeilWeise, www.wisewomanschool. com Emma Seppälä, Ph.D., Sovereign Autosomatics: Maximilian Hachtmann, www.soul-instinct.com Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.