Kuschelparty heißt: Nähe zulassen und erleben ohne sexuelle Absichten. Nehmen und geben einfach als Genuss. Vor zehn Jahren hat Rosi Doebner dieses Setting in Berlin erstmals vorgestellt. Alexandra Linett sprach mit ihr über zehn Jahre Kuschelfeeling.

Zehn Jahre Kuschelparty – wie wirst du dieses Jubiläum feiern?

Ich habe einen Themenabend entwickelt, den ich „Wie im Himmel“ nenne. Den biete ich in Berlin und Frankfurt zum Jubiläum Ende Januar neu an. Ich veranstalte ja schon seit etwa zwei Jahren immer wieder Themenabende, zum Beispiel den „Arabischen Verwöhnbasar“ oder im Herbst einen Erntedank-Kuschelabend, um für alle, die schon länger kommen, auch etwas Neues anzubieten. Der normale Kuschelabend ist ja immer aus zwei Teilen aufgebaut: dem ersten Teil mit der Vorbereitungsphase, in der es erst mal darum geht, Stress abzuschütteln, zu tanzen und über Begegnungs- und Kontaktübungen in der Gruppe anzukommen, und dem zweiten Teil mit der Kuschelphase.

Bei den Themenabenden wird dieser Aufbau ein bisschen variiert. Beim „Arabischen Verwöhnbasar“ ist die Kuschelphase am Ende zum Beispiel nur sehr kurz, dagegen nehmen die Partnerübungen, bei denen man sich gegenseitig mit Berührungen verwöhnt, einen großen Teil ein. Ähnlich wird es auch bei dem neuen Themenabend „Wie im Himmel“ sein – doch was genau passiert, verrate ich natürlich noch nicht.

Wie soll es nach zehn Jahren Kuschelparty weitergehen?

Im Moment befinde ich mich in einer Phase der Neuorientierung, wo ich spüre, dass ich mein Angebot insgesamt in Richtung Selbsterfahrungskurse erweitern möchte. Zusätzlich zu den Kuschelpartys möchte ich auch Jahrestrainings zum Thema Glücklichsein anbieten sowie spezielle Trainings für Frauen und eben noch mehr Themenabende. Ich kann mir beispielsweise einen indischen Abend vorstellen, oder auch einen Kuschelabend speziell für Singles oder für Paare, die sich bereits gefunden haben.

Was war in zehn Jahren Kuschelparty dein schönstes Erlebnis?

Im Sommer 2010 habe ich ein „Kuschel-In“ vorm Brandenburger Tor veranstaltet, zu dem etwa 50 Leute zum Kuscheln gekommen sind. Es war ganz viel Presse dabei. Am nächsten Abend hatten wir eine Kuschelparty im Mauz mit einer langen Mitteilungsrunde für alle, die vorm Brandenburger Tor dabei waren. Es hat mich so berührt, von den Teilnehmern zu hören, dass es für sie gar keinen Unterschied gemacht hat, ob sie in einem geschützten Raum oder draußen vorm Brandenburger Tor kuscheln und dass sie durch die Berührung ganz genauso in den entspannten, glückseligen Zustand gekommen sind wie sonst auch. Das war für mich in all den Jahren das schönste Erlebnis. Und natürlich auch sonst die Feedbacks der Teilnehmer, wenn sie mir erzählen, dass durch die Kuschelpartys viele Veränderungen in ihrem Leben ausgelöst worden sind.

Die Kuschelpartys sind in all den Jahren sehr gut angekommen – wie erklärst du dir den Erfolg, was macht das Kuscheln für Menschen so reizvoll?

Das Kuscheln hat ja seine eigene Qualität. Ich meine, dass die Kuschelenergie im Unterschied zur erotischen Energie absichtslos ist. Beim Kuscheln geht es um das Im-Moment-Genießen, einfach da und nicht auf etwas fixiert sein. Es geht um nährende Berührungen, gehalten, getröstet werden, dadurch werden verschiedene Kuschelhormone ausgeschüttet, wodurch dieser glückselige Zustand ausgelöst wird und Stresshormone abgebaut werden.

Die Teilnehmer bekommen bei mir vieles, was sie im Alltag nicht oder zu wenig bekommen. Es geht darum, durch Berührung zu einer tiefen Entspannung zu finden, in Kontakt zu kommen mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen, bewusst zu spüren, was sie sich an Nähe wünschen. Darüber hinaus geht es auch um ein soziales Netzwerk: in Gemeinschaft sein, Leute treffen.

Meinst du, dass es einen Unterschied macht, mit wem man kuschelt?

Für den Verstand ist es wichtig, mit wem man kuschelt, wenn der Verstand aber ausgeschaltet ist, kommt man auf eine andere Erfahrungsebene. Deswegen mache ich mit den Teilnehmern gerne Übungen mit verbundenen Augen, so dass sie nicht wissen, wer sie gerade berührt. Dadurch werden Kontrolle und Abscannen ausgeschaltet. Nachher sagen die Teilnehmer dann, wie schön die Berührungen waren von jemandem, auf den sie sich vom Verstand her nie eingelassen hätten. Dadurch haben sich bei mir auch schon viele Paare gefunden, obwohl es gar nicht meine Absicht ist, eine Kontaktbörse anzubieten. Wenn man den Verstand ausschaltet, ist es eine wunderbare Möglichkeit, neue Menschen kennen zu lernen. Man muss sich nicht deren ganze Lebensgeschichte anhören, sondern kann erstmal nur das Gefühl sprechen lassen.

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