Wie lernen wir neues Verhalten ? 29. September 2010 Persönliches Wachstum 1 Kommentar Aus Sicht der Wissenschaft sind wir eigentlich eine Einbahnstraße aus Haut und Knochen, eine konditionierte Maschine, die mehr oder weniger das wiederholt, was sie gelernt hat. Wie kann es sein, dass Veränderung trotzdem geschieht? Und wie können wir diesen Prozess gezielt steuern ? Forscher unternahmen vor Jahren ein Experiment und brachten einen Raubfisch mit seiner potentiellen Beute in einem Aquarium unter. Das Aquarium teilten sie mit einer gläsernen Trennwand, um den Raubfisch von seiner natürlichen Beute zu trennen. Natürlich versuchte der Raubfisch nun, seine Beute zu jagen, scheiterte aber immer wieder an der Trennwand. Schließlich gab er seinen Jagdinstinkt auf, da er zudem von den Forschern gefüttert wurde. Irgendwann entfernte man die Trennwand. Was passierte: Der Raubfisch blieb in seinem bis dahin durch die Trennwand abgegrenzten Bereich, ließ die anderen Fische in Ruhe und wartete weiter auf das Futter durch die Forscher. Dieses und eine Reihe von anderen vergleichbaren Experimenten zeigt uns, dass unser Gehirn die aufgrund von Sinneseindrücken gemachten Erfahrungen immer wieder bestätigt und verstärkt. Das betrifft insbesondere Erfahrungen im frühkindlichen Stadium. Obwohl unser Verhalten, unsere Fähigkeiten und unser Charakter durch Umwelteinflüsse und Lernen modifizierbar sind, basieren sie auf den sogenannten limbischen Instruktionen aus dem Gehirn, die über den gesamten Zeitraum der Evolution entstanden sind. Glaubenssysteme bestätigen sich selbst Um unser Verhalten zu verstehen, ist es wichtig zu erkennen, wie unser Gehirn funktioniert. Vereinfacht unterscheiden wir zwischen der Großhirnrinde (Neokortex) und dem sogenannten “Reptilienhirn”, das sich unter anderem aus dem Mandelkern (Amygdala), dem Hippocampus und dem Hypothalamus zusammensetzt. Unser Gehirn verarbeitet Reize – äußere Reize wie Ereignisse und Situationen und innere wie unsere bereits gemachten und im Neokortex abgespeicherten Erfahrungen – über eben diesen Mandelkern, der als zentrale Bewertungsinstanz dient. Die Bewertung der Reize erfolgt durch elektrische Signale und durch die Freisetzung von chemischen Stoffen, den sogenannten Neurotransmittern. Wir kennen diese als Gefühle und Emotionen. Dopamin, auch als Glückshormon bezeichnet, ist einer dieser chemischen Botenstoffe, die ausgeschüttet werden, wenn wir uns gut fühlen. Reize, die positive Gefühle auslösen, weil sie die limbischen Instruktionen erfüllen, versuchen wir zu erhalten bzw. zu fördern. Reize, die negative Gefühle erzeugen, weil sie den limbischen Instruktionen zuwider laufen, vermeiden wir oder versuchen sie sogar zu eliminieren. Im Neokortex werden unsere gemachten Erfahrungen mit sogenannten limbischen Markern gekoppelt, die sich aus verschiedenen Neurotransmittern zusammensetzen. Der Information wird sozusagen ein Gefühl angehängt. Beim Abrufen erzeugen diese Marker wieder abgeschwächt das gleiche Gefühl wie bei der Speicherung. Demzufolge dient unser Nervensystem nur einem Zweck: der Wiederholung und Festigung dessen, was nun zu unserem Glaubenssystem geworden ist. Der Balance-Typ Wir sehen bzw. erfahren daher nur das, was wir aufgrund unserer Konditionierung glauben. Die Filter in uns sorgen für eine selektive Wahrnehmung im Gehirn. Evolutionsbiologen sehen drei wesentliche Verhaltensprogramme, die uns heute noch prägen: Balance: Sicherheit und Schutz von außenDominanz: Durchsetzung gegen und Verdrängung von KonkurrentenStimulanz: Aktive Erkundung und Hinwendung zu neuen Reizen Diese Instruktionen ähneln sehr stark der “Trimurti”, den aus dem Hinduismus bekannten drei Aspekten des Göttlichen, die mit den fundamentalen Prinzipien des Kosmos in Verbindung stehen – Vishnu, die Erhaltung (Balance-Instruktion), Shiva, die Kraft der Zerstörung (Dominanz-Instruktion) und Brahma, die Schöpfung (Stimulanz-Instruktion). Die Balance-Funktion wird dabei als die älteste und somit mächtigste Funktion gesehen, schließlich war schon bei den ersten Einzellern der Schutz gegen Außeneinwirkungen und die Vermeidung von Störungen überlebenswichtig, was zur Ausbildung von Zellwänden führte. Die Balance-Instruktion signalisiert uns: “Vermeide Veränderungen, baue Gewohnheiten auf und behalte sie bei!” oder: Vermeide Störungen, strebe nach innerer und äußerer Stabilität!. Nach Untersuchungen in Deutschland ist jeder Zweite ein Balance-Typ. Und es geht doch… Nach all diesen Überlegungen erscheint es schwierig, Veränderungen herbeizuführen, da die unbewussten Programme äußerst mächtig sind. Um diese zu beeinflussen oder zu überwinden, brauchen wir mehr als positives Denken und Affirmationen. Dass es möglich ist, beweisen uns aber unzählige Geschichten von Menschen, die Dinge erreicht haben, die anderen nicht möglich schienen. Aus dem Sport kennen wir solche Phänomene. Die erste Zeit unter 11 Sekunden beim 100-Meter-Lauf wurde 1891 gemessen. Es bedurfte fast 80 weiterer Jahre, um die erste Zeit unter 10 Sekunden zu laufen. Seitdem ist es vielen Athleten gelungen, diese Zeit zu unterbieten (das Thema Doping jetzt mal außen vor lassend). Was uns im Leben häufig hindert, sind allein unsere Gedanken und unsere Bequemlichkeit. Wenn es uns gelingt, dies zu durchbrechen, können wir alles erreichen, was wir wollen. Aber das Durchbrechen bedeutet Arbeit. Seneca sagte dazu: “Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.” Zwei Aspekte sind wesentlich, um uns verändern zu können: die volle Nutzung unseres Potenzials und der Aufbau neuer “Komfortzonen”, also die konkrete Erweiterung der eigenen Grenzen. Jeder Mensch ist von Natur aus vollkommen. Er hat seine Fähigkeiten und Begabungen. Sehr häufig sind diese aber verschüttet, so dass es notwendig ist, sie freizulegen. Tony Buzan, der Erfinder der MindMaps, behauptet sogar, dass wir unser Potenzial eher wieder mehr zuschütten als freilegen, weil wir unser Gehirn immer weniger nutzen. 1991 sagte er in einem Vortrag, dass er in den 70er Jahren noch voller Überzeugung behaupten konnte, der Mensch verwende 20 Prozent seines Gehirns. Bezüglich der 80er Jahre reduzierte er diese Zahl auf 10 Prozent. Abschließend müsse er sagen, dass die Menschen in den 90er Jahren nur noch ein Prozent ihres Gehirns verwenden würden. Aus meiner Sicht liegt es daran, dass wir uns immer mehr auf die elektronischen Helfer verlassen. Wer rechnet heute noch im Kopf, kann noch Telefonnummern auswendig, nutzt noch Stadtpläne zur Orientierung? Die Konditionierung austricksen 1981 erhielt Roger Sperry den Nobelpreis für Medizin. Dank seiner Arbeit wissen wir heute, dass die beiden Hemisphären der Großhirnrinde verschiedene Funktionen besitzen. Logik, Sprache, Analyse und lineares Denken sind Funktionen der linken Gehirnhälfte. Nun ist es leider so, dass unser herkömmliches Schulsystem sich stark auf die Ausbildung von Fähigkeiten der linken Gehirnhälfte orientiert. Als intelligent gelten die Menschen mit sprachlicher Gewandtheit, Logik und analytischen Verstand. Als Kinder brauchten wir das alles nicht und erschlossen uns das Leben durch Fantasie, Träumen und Intuition – alles Aspekte der rechten Gehirnhälfte. Einstein sagte einmal, Fantasie sei wichtiger als Wissen. Diese Fantasie, unsere Träume, benötigen wir, um uns zu verändern, weil unser Unbewusstes keine Sprache versteht, sondern mit Bildern und Symbolen arbeitet. Visualisierungs- und Kreativitätstechniken können zum Beispiel helfen, unsere Fantasie wiederzuerlangen. Um uns zu verändern, müssen wir bei unseren Gedanken anfangen, eine Gedankenhygiene betreiben, so wie wir auch jeden Morgen Körperhygiene betreiben. Unser gegenwärtiger Zustand ist die Antwort auf unsere Gedanken, Worte und Taten. Wenn wir uns verändern wollen, müssen wir also bei der Ursache – unseren Gedanken – beginnen. Wir benötigen eine klare Vision dessen, was wir erreichen wollen und müssen uns darauf konzentrieren. Doch allzu oft setzen wir uns nur realistische und umsetzbare Ziele. Die Logik unserer linken Gehirnhälfte suggeriert uns, dass wir nur Ziele erreichen können, die im Rahmen dessen sind, was wir bereits erreicht haben. Die zur rechten Gehirnhälfte gehörende Fantasie ist aber das tragende Element, um unsere eigenen Limitierungen zu überwinden. Wir brauchen einen Traum Wir alle bewegen uns meist – und viele Menschen ein Leben lang – nur in unserer sogenannten Komfortzone, also den Lebensumständen und Zusammenhängen, in denen wir genau zu wissen glauben, was, wie, wann, wo, warum etc. “funktioniert”. In der Komfortzone erleben wir absolute Sicherheit (Balance-Instruktion) und fühlen uns geborgen. Persönliches Wachstum findet allerdings überwiegend außerhalb dieser unserer eigenen Komfortzone statt. Wir müssen daher die Grenzen der eigenen Komfortzone überschreiten, was mitunter schmerzhaft sein kann, aber neue Erkenntnisse und Erfahrungen bringt. Und dieses “über den eigenen Tellerrand” Schauen und Gehen ist auf Dauer der einzige Weg, seine persönliche Komfortzone zu erweitern, persönlich zu wachsen, selbstbewusster und erfolgreicher zu werden. Vielen erfolgreichen Menschen, über die berichtet wird, seien es bekannte Wissenschaftler, Künstler oder Unternehmer, ist gemein, dass sie einen Traum hatten, den sie verwirklichen wollten. Dieser Traum ging weit über ihre damalige Komfortzone hinaus. Der bewusste Verstand neigt zur Trägheit, er beginnt zu zweifeln und zu zögern. Dinge werden hinausgeschoben, und am Ende geht man die Sache halbherzig an und die Ergebnisse bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Als Kind dagegen haben wir uns nie darüber Gedanken gemacht, ob etwas realistisch sei und wie wir bestimmte Träume erreichen wollen. Veränderungskraft innerer Bilder Unser Unbewusstes kann zwischen inneren Bildern, Fantasien und äußerer Realität nicht unterscheiden. Wenn ein Bild oder Motiv (wir sprechen ja auch von MOTIVation) oft genug wiederholt wird, wird das Unterbewusstsein entsprechend handeln. Wir können annehmen, dass unser Unterbewusstsein unsere Träume als neue Wirklichkeit akzeptiert und erkennt, dass die gegenwärtige von der neuen Wirklichkeit abweicht. Es wird Menschen, Orte und Möglichkeiten – die berühmten “Zufälle” in unser Leben bringen, die es uns ermöglichen, unsere Ziele zu erreichen. Ein wunderschönes Beispiel zur Überwindung der eigenen Komfortzone liefert die Entfaltung von der Raupe zum Schmetterling. “Wie wird man ein Schmetterling?”, fragte die Raupe nachdenklich. Antwort: “Du musst so sehr fliegen wollen, dass du bereit bist, deine Existenz als Raupe aufzugeben.” Seminar: Erfolgsgedanke Mentaltraining, 6./7.11.2010 Impuls Workshops:29.09.10, 18 Uhr: ”Voll ins Schwarze – Ziele finden und erreichen”13.10.10, 18 Uhr: ”Think positive – wenn’s so einfach wäre, die Komfortzone zu verlassen!”27.10.10, 18 Uhr: ”Die Ameise auf dem Elefanten – Probleme mental lösen” Info und Anmeldung unter Tel.: 030 – 555 767 280 oder info@erfolgsgedanke.com, www.erfolgsgedanke.com Abb: © Dmitri MIkitenko – Fotolia.com Eine Antwort Katrin 6. Juni 2015 Traum Ein wunderbarer Artikel…Traum…was ist…wenn es da keinen Traum gibt. Manchmal spüre ich Unruhe aber ich kenne die Richtung nicht, ich spüre aber da gibt es noch mehr. Dann wieder gähnende langeweile, eine Art nicht gesehen werden gleichzeitig aber die Angst davor gesehen zu werden, die Angst sich zu zeigen und dann aber zum einen möglicherweise abgelehnt (nicht geliebt) zu werden oder geliebt zu werden, anerkannt…mit der Angst nur deswegen geliebt zu werden. Ich trete auf der Stelle und weiß keinen Ansatz, verbringe Tage mit nachdenken und habe das Gefühl das Leben geht an mir vorbei, ist Schmerz. Was und wo anfangen??? Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
Katrin 6. Juni 2015 Traum Ein wunderbarer Artikel…Traum…was ist…wenn es da keinen Traum gibt. Manchmal spüre ich Unruhe aber ich kenne die Richtung nicht, ich spüre aber da gibt es noch mehr. Dann wieder gähnende langeweile, eine Art nicht gesehen werden gleichzeitig aber die Angst davor gesehen zu werden, die Angst sich zu zeigen und dann aber zum einen möglicherweise abgelehnt (nicht geliebt) zu werden oder geliebt zu werden, anerkannt…mit der Angst nur deswegen geliebt zu werden. Ich trete auf der Stelle und weiß keinen Ansatz, verbringe Tage mit nachdenken und habe das Gefühl das Leben geht an mir vorbei, ist Schmerz. Was und wo anfangen??? Antworten