Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Wir alle haben Angst vor dem Fallen, in unserem Leben abzustürzen.
Wollen Engel auf Erden bleiben. Aber wer wirklich lebt, der fällt auch – aus der Unschuld in die tiefe Spaltung der Dualität dieses Lebens. Wir alle sind gefallene Engel. Und ist es nicht letztendlich das, was unserer Seele hilft, hier Substanz und seelisches Gewicht aufzubauen, voll und ganz zu inkarnieren und damit hier auf der Erde anzukommen? Inkarnieren heißt, sich ganz ins Carne, in unser Fleisch, ganz in die Körperrealität und auch die körperliche Liebesbeziehung zum Anderen fallen zu lassen. Die Unsterblichkeit unserer Seele lässt sich in die Sterblichkeit der Erde hineinfallen.

Wir müssen lernen, diese Angst vor dem Fallen in den eigenen Abgrund, vor dem Aufschlagen zu verlieren. Wie sagte Rilke so schön: Wir alle fallen… und sieh dir andre an: es ist in allen… und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält... Oder etwas aktueller hat es auch Till Lindemann in seinem neuen Lied „Meine Welt“ mal wieder gut auf Punkt gebracht: Irgendwie und irgendwann – fängt ein neues Leben an – irgendwie und irgendwo – lichterfüllt und hoffnungsfroh… wenn der Mensch vom Himmel fällt, wird er keine Engel zählen… ich zeig dir meine Welt – ein Ort für verirrte Seelen… wenn die Nacht so endlos ist – einzig Freund die Einsamkeit – Dunkelheit alle Zeit – alle Zeit…

Solange wir leben, fällt unsere Seele immer tiefer in unseren Körper hinein. Unsere einzige Möglichkeit: sich hingeben und (zer-)fallen. Leben heißt fallen, und fallen heißt zerbrechen im Sinne des Verlustes der seelischen Unschuld. Wir alle haben diese schwarzen/dunklen Momente bereits durchgemacht in unserem Leben. Es sind die biographischen Tiefpunkte unserer Seele – durch den enormen Druck biographischer Traumata, in denen wir auf grausame und sinnlose Weise gebrochen wurden. Ein nicht enden wollendes Martyrium und eine Abfolge seelischer Katastrophen, die uns die seelische Unschuld genommen haben.

Willkommen in meiner tiefsten Hölle

Durch den enorm hohen Druck kristallisieren wir irgendwann. Und das führt dazu, dass etwas sehr Lebendiges, sehr Reaktionsfreudiges in uns, das sich verbinden will, sehr reaktionsträge und unlöslich wird. So landen wir irgendwann in unserer dichtesten und stabilsten Modifikation, sind kaum noch entflammbar durch das Leben. Das ist unsere tiefste Hölle, von Gott verlassen und aus seiner Gnade gefallen, wo uns für einen biographischen Moment lang jeder Schutz, Halt und Sinn verloren geht. „Vater, warum hast du mich verlassen?“, ruft Jesus am Kreuz. Die drei Tage ohne Gott zwischen Kreuzigung und Auferstehung waren seine ganz persönliche Dunkelkammer, sein biographischer Folterkeller. Um diese Hölle und die damit einhergehenden Gefühle zu überleben, verlassen wir uns selbst und unsere Lebendigkeit, wir „dissoziieren“!
Fortan spüren wir uns selbst nicht mehr und verlieren damit gleichzeitig das zentrale, das uns mit anderen verbindet: unser Mitgefühl. Der Verlust des Mitgefühls ist eine Überlebensstrategie und gehört mit zur Dissoziation. Nahezu gefühllos geworden, sind wir in unserem Dissoziationsraum, der uns einstmals in höchster Not vom Leben abgetrennt hat, damit wir überhaupt überleben, gefangen. 

Meine Dunkelkammer ist meine Schatzkammer

Homöopathie kann uns helfen, das Dissoziierte und Starre wieder in Bewegung zu bringen, Schicht für Schicht zu integrieren und damit auch zum Mitgefühl zurückzufinden – und zu verstehen, dass gerade unsere Traumata unvermeidlich sind, um uns tief in unserem Körper und auf der Erde zu verankern. Die schockierende biographische Erfahrung, die wir schon einmal gemacht haben, noch einmal neu seelisch zu verarbeiten, um die zu werden, als die wir eigentlich gemeint waren. Ohne diese heilsame Reaktivierung bleiben wir lebenslang eingemauert und lebendig begraben in dem, was die Seele als Katastrophe, als Bremsklotz abgespeichert hat, und kommen nicht an das Potential heran, das in dieser Erfahrung liegt.

 

6 homöopathische Tages-Kleingruppen im Oktober

Folgende 9 homöopathische Arzneien werden im November in Kleingruppen trainiert, zum Teil gemeinsam in der Gruppe eingenommen und zum Teil (in den passenden Potenzen) mitgegeben, um den zeitlich exakt richtigen individuellen Einsatz selbstverantwortlich zu ermöglichen und unsere ganz persönliche Dunkelkammer im November 2025 zur Schatzkammer werden zu lassen.

Die Wurzel der Alraune steht seit Jahrhunderten im Ruf, exorzistische Kräfte zu haben. Homöopathisch ist sie angezeigt bei Erlebnissen, die wir radikal unterdrücken mussten und ist der Nachtschatten mit dem stärksten Kontrollzwang. Mit ihr können wir unser aufgelöstes Trauma auch für eine gewaltige Selbsterneuerung nutzen.

Mit ihrem einzigartigen Ortungssystem ist die Fledermaus der perfekte homöopathische Lotse, auch in unserer tiefsten biographischen Dunkelheit die Orientierung nicht zu verlieren und so die Geheimnisse aufzudecken, die uns zu unserem Licht führen. Ihre Sinne sind gefragt, wenn unsere Sinne versagen. Sie hilft uns bei der Wahrnehmung, wenn wir gerade etwas wirklich Wichtiges, Zentrales in unserem Leben übersehen, weil wir im Außen abgelenkt sind durch „wichtige Unwichtigkeiten.“

Neptunium, eine künstlich hergestellte radioaktive Substanz, ermöglicht es homöopathisch, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Neptunium geht in die Tiefe und nimmt den Schleier weg! Eine unbezahlbare homöopathische Entschärfung unbemerkt in uns tickender Zeitbomben.

Die homöopathische Arznei Psilocybe löst das Default Mode Network im Gehirn auf. Diese Hirnregion beheimatet das Selbst und Annahmen über das Selbst, das, was wir über uns selbst erzählen. Diese Geschichten, traumabedingte Verteidigungsreaktionen auf Unsicherheit, scheinen uns selbst ein Gefühl der Gewissheit und Kontrolle auf der Welt zu geben. Unter der homöopathischen Information Psilocybe lösen sich diese Geschichten auf, wir durchschauen sie und können alte Überzeugungen und Vorurteile aus dem Weg räumen.

Ein existentielles Bedrohtheitsgefühl von außen ist das übergreifende Thema des israelischen Skorpions. Homöopathisch führt uns diese Arznei zurück zu traumatischen Ohnmachtssituationen und absolutem Ausgeliefertsein – und da will keiner von uns freiwillig hin. Der Skorpion untergräbt unsere derzeitige Identität so lange, bis wir unsere wahre Natur wiederentdecken. Er sensibilisiert dafür, dass die Zerstörungswut, die wir nach außen oder gegen uns selbst richten, in Verbindung steht mit unserem tiefsten Schmerz und dem unerträglichsten Trauma unseres Lebens.

Homöopathische Syphilinum geht mit uns auf die Suche nach genetischen Belastungen, die uns den Stempel spezifischer Stigmata aufdrücken. Die ehemals von unseren Vorfahren erworbene Syphilis ist nicht mit dem damaligen Träger gestorben, sondern entfaltet sich von Generation zu Generation wie Ansteckungszunder (Zitat Hahnemann) und zeigt sich in unserer Generation als kollektive Taubheit der Gefühle. Syphilinum hilft, diese unserem Geist innewohnende Lebensfeindlichkeit zu transformieren in Liebesfähigkeit.

Schwarzer Phosphor sprengt unsere traumatischen Ketten. Seine homöopathische Botschaft:
Erst wenn der innere Teufel zu seinem Recht kommt und sein darf, kann auch wieder Mitgefühl fließen. Und unser innerer Teufel ist nichts anderes als das, was sich im Schatten über die Jahre anhäufen musste, damit wir der Gutmensch sein konnten, der gefällt. Schwarzer Phosphor, das ist der Weg vom nur sympahtischen Menschen zum wirklichen Sym-pathein, wörtlich einem Mit-Leidenden, Mitfühlenden.

In der keltischen Mythologie führt der Hirsch die Seelen durch die Dunkelheit. Er ist das Wesen, das mit Hilfe seines Geweihes in der Mittwinternacht die Sonne aus der Unterwelt holt. Es gibt Momente im Leben, in denen das, was wir stets im Innersten verborgen halten wollten, öffentlich wird oder der Öffentlichkeit preisgegeben wird. Homöopathisch gibt der Hirsch viel Raum für Unerwartetes und hilft damit, zu erkennen, dass auch oder nur Öffentlichkeit bestimmte Verletzungen heilen kann.

Anacardium, die schwarze Milch vom Tintenbaum thematisiert den Wahn eines eskalierenden Kampfes auf Leben und Tod zwischen „Gut und Böse“. Tief gespalten zwischen einem guten und einem bösen Willen beleuchtet es homöopathisch die dunkelsten Ecken unserer Seele, genährt aus einer lange tief im Innern verborgenen, ursprünglich primitiven kindlichen Wut und konfrontiert uns mit der eigenen Gewaltbereitschaft, die in einem tiefgreifenden traumatisch bedingten Minderwertigkeitsgefühl wurzelt.

6 November-Kleingruppen Termine:
Sa, 8.11; So, 9.11; Sa, 15.11; So, 16.11; Sa, 22.11; So, 23.11.

(jeweils 13-19 Uhr, 100,- Euro, Anmeldung erforderlich,
Praxis in 10999 Berlin-Kreuzberg, Reichenberger Str. 114)

Die Kleingruppen beinhalten eine lebendige homöopathische Mitteldarstellung & Arzneigabe.

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

Über 30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit“ 
(mit Themenregister) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .
Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

Hinweis zur Anfahrt mit der BVG zu Praxis und Ort der Kleingruppen:
U Kochstraße, Moritzplatz oder Görlitzer Bhf.,
–> BUS M29, Glogauer oder Ohlauer Straße

 

Über den Autor

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Werner Baumeister ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

Über 30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin. Einzeltermine nach Vereinbarung

Die im SEIN regelmäßig veröffentlichte Fortsetzungsserie „Homöopathie am Puls der Zeit“ versteht sich auch immer als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

Webseite mit Artikel-Register und aktuellen Ankündigungen / Terminen:
Homöopathie am Puls der Zeit

Tel.: 0172 – 391 25 85
E-mail: w.baumeister{at}gmx.net

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