Wüstenstrom – Von der Vision zur Wirklichkeit 29. Mai 2009 Nachhaltigkeit Greenpeace-Studie zeigt die Perspektiven solarthermischer Kraftwerke Solarthermische Kraftwerke, die Strom aus der Wüste erzeugen können künftig bis zu ein Viertel des weltweiten Strombedarfs umweltfreundlich, preiswert und zuverlässig decken – das errechnet eine neue Greenpeace-Studie. Die erforderlichen Kraftwerke, Speicherkapazitäten und die Übertragungsnetze sind technisch ausgereift und erprobt. Für die umfassende Nutzung von Wüstenstrom fehlt nur noch ein deutliches politisches Signal. Die Nutzung des Energiepotentials der Sonne ist eine der klügsten Antworten auf die globalen Umwelt- und Wirtschaftsprobleme dieser Zeit, erklärt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace. Solarthermische Kraftwerke können zukünftig dreimal mehr Strom produzieren als alle Atomkraftwerke weltweit. Und dies sauber, sicher und ohne Folgekosten. Bis 2050 könnten Solarkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 1.500 Gigawatt installierter Leistung bis zu 7.800 Terrawattstunden Strom produzieren. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 haben alle 439 Atomkraftwerke der Welt gemeinsam 2.600 Terrawattstunden Strom erzeugt. Eine Fläche von der Größe Bayerns könnte die Welt mit Strom versorgen Nur zwei Prozent der Sahara-Fläche könnten den weltweiten Strombedarf decken, erklärte der Autor der Greenpeace-Studie, Christoph Richter. Auch das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), das im Auftrag des Bundesumweltministeriums über das Thema forscht, hat errechnet, dass mit Parabolrinnenkraftwerken in der Sahara auf einer Fläche von rund 65.000 Quadratkilometern – das ist weniger als die Größe Bayerns – der Strombedarf der Welt gedeckt werden könnte. Die Greenpeace-Studie „Globaler Ausblick auf die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke 2009“ zeigt zudem, dass solarthermische Kraftwerke bis 2050 den Ausstoß von 4,7 Milliarden Tonnen klimaschädlichen Kohlenstoffdioxides verhindern könnten. Diese Einsparung entspricht dem sechsfachen Volumen des derzeitigen CO2-Ausstoßes in Deutschland. Zwei Millionen neue Arbeitsplätze Für die Weltwirtschaft wäre die Technologie ein Konjunkturmotor: 15 Milliarden Euro könnten pro Jahr an zusätzlichen Investitionen ausgelöst und damit bis 2050 über zwei Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Bereits 2020 könnte die Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze auf mehr als 200.000 steigen. Frau Merkel muss das Thema Wüstenstrom endlich aus der Forschungsecke herausholen und auf die internationale Agenda der Klimakonferenzen und des nächsten G8-Gipfels setzen, sagt Böhling. Solarthermische Kraftwerke können nach der Windkraft und der Photovoltaik zum dritten globalen Exportschlager der Erneuerbaren Energien werden. Solarthermische Kraftwerke benötigen im Gegensatz zu Atom- und Kohlekraftwerke nur für wenige Jahre eine Anschubfinanzierung. Folgekosten für Atommüll oder Zertifikate für CO2-Emissionen fallen nicht an. Deutschland kann vom Wüstenstrom in doppelter Weise profitieren: als Importeur sauberen Stroms und als Exporteur für die Technik. Deutsche Anlagenbauer sind bereits weltweit führend. Greenpeace fordert weltweit alle Regierungen auf, gemeinschaftlich Konzepte für den Bau von Solarkraftwerken in Wüsten und erforderliche Stromverbundnetze zu entwickeln. Deutschland und Europa sollten zudem mit den Staaten der MENA-Region (Nahost und Nordafrika) gemeinsam eine Roadmap für den Bau von Wüstenkraftwerken und dem erforderlichen Stromverbundnetz erarbeiten. Zudem sollte der Forschungsetat für solarthermische Kraftwerke von derzeit acht Millionen Euro jährlich an das Niveau der Kernfusionsforschung von über 130 Millionen Euro angepasst werden. Das Verfahren Im Gegensatz zu Photovoltaik-Analagen wandeln solarthermische Kraftwerke die Wärme der Sonne nicht direkt in Strom um, sondern bringen mit ihrer Hilfe Wasser zum Sieden, das dann über eine Turbine Generatoren antreibt, die den Strom erzeugen. Bei einigen Verfahren läuft der Betrieb sogar nachts: Die Wärme der Sonne erhitzt dabei ein flüssiges Salz, das mehr Energie speichern kann als Wasser, auf 380 Grad Celsius. Nach Sonnenuntergang wird der Wasserdampf für den Antrieb der Turbinen dann nicht mehr mit der Wärme der Sonne, sondern mit der Wärme aus diesen Salztanks erzeugt. Solarthermie startet durch Schon jetzt gibt es zahlreiche Großprojekte: Auf der südspanischen Hochebene La Calahorra nahm im Oktober vergangenen Jahres „Andasol 1“, das erste Parabolrinnenkraftwerk Europas, den Testbetrieb auf. Amerika ist schon sehr viel weiter: In der Mojave-Wüste sind die derzeit größten Solarthermie-Kraftwerke in Betrieb – viele weitere sind im Bau und nehmen in den nächsten Jahren den Betrieb auf. Weitere große Kraftwerke werden im nächsten Jahr in Afrika, Australien, Israel und Argentinien in Betrieb gehen. Mehr Informationen zum Thema Greenpeace (PDF): Factsheet: Wüstenstrom – von der Vision zur Wirklichkeit Greenpeace (PDF): Studie: Sauberer Strom aus den Wüsten – Globaler Ausblick auf die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke 2009 DESERTEC (PDF): Zusammenfassung des DESERTEC-Konzepts Quellen Bilder: Greenpeace.de , Mlino76/ Wikimedia Text: Greenpeace.de, taz.de, epo.de Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.