Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Pantanal, zu Deutsch „Sumpf“, ist das größte, nur wenig erschlossene Feuchtgebiet der Erde. Es befindet sich im Sommer 2014 aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft im Fokus der Weltaufmerksamkeit. Dort im südwestlichen Brasilien ist die Heimat des Jaguar, der größten Raubkatze des amerikanischen Kontinents. Er ist der amerikanische Tiger. „Der Räuber, der seine Beute mit einem einzigen Sprung erlegt“, so die indianische Bedeutung des Begriffs yaguar. Muskulös, massiv, kompakt und kraftvoll ist diese drittgrößte Raubkatze der Welt. Sie verfügt über eine enorme Beißkraft, knackt mühelos und mit Vorliebe Schildkrötenpanzer und tötet ihre Beute durch einen Biss mit den langen Eckzähnen durch die Schädeldecke. Ihr Fell, die homöopathische Ausgangssubstanz, ist goldgelb.

Der obere menschliche Eckzahn (Dens caninus, Hundszahn) hat die längsten Wurzeln und erinnert noch an den Eckzahn beim Raubtier, der wegen seiner Funktion beim Beuteschlagen zum Fangzahn vergrößert ist. Interessanterweise korrespondiert der Lebermeridian der Akupunktur nicht nur mit dem Organ Leber, sondern auch mit den Eckzähnen, mit Ärger und Frustration, dem Eiweißstoffwechsel, mit einem Teil des Kniegelenks sowie mit den Augen. Die gallebildende Leber ist der Sitz unserer Wut und unserer Ur-Aggressionen, Wut im Sinne von Rage.

In der Leber sitzen Wut und Lebenskraft

Die Leber ist unser Zentrum des Hasses und der Rache. All unsere nicht bearbeitete, abgespeicherte Verbitterung über all das, was wir leben wollten, aber nicht konnten, somatisiert und komprimiert sich hier. Hier manifestieren sich unsere Selbstzerstörungsprogramme angesichts kindlicher Versprechen, die Wünsche der Eltern immer loyal zu erfüllen, und angesichts ebensolcher – oft unausgesprochener – Verträge mit unseren Eltern, die wir bis heute nicht gekündigt haben. In uns sitzt eine tiefe unterdrückte Wut angesichts all dessen, was wir an Lebenswünschen nicht umgesetzt haben, und wir hadern mit dem Schicksal. Eine festgefahrene Verbitterung, sicherlich nicht minder toxisch für die Leber als Alkohol.

Selbstverwirklichung, das Erkennen unserer Lebensaufgabe und Leberkraft gehen Hand in Hand. Überall da, wo uns unsere Aggression, unser „Aggredi – Zugehen auf“ und damit unsere schöpferische Tatkraft aberzogen und unser Tatendrang wegkonditioniert wurde, wo wir in Planung und Unentschlossenheit steckengeblieben sind, wo gesunder Aggression unser Mangel an Selbstwert, unsere Feigheit oder ein andauernder Zweifel im Wege stehen, bleiben Cholerik, Zynismus, Selbsthass und Verbitterung auf das Leben zurück. Leber ist Lebensmut – und wenn der fehlt, glauben wir an den Mangel.

Jeder Mensch hat eine ihm innewohnende Autorität aufgrund seiner Gaben und Fähigkeiten. Haben wir diese Autorität verwirklicht oder kompensieren wir unser verstecktes Minderwertigkeitsgefühl, indem wir Macht ausüben? Tief in unserem Lebensgefühl hat sich ein oft Jahrzehnte alter Frust darüber verankert, dass sich das, was aus unserem Innersten nach außen drängt, in der Welt nicht manifestieren darf. Nicht nur wir sind stinksauer, auch unser Körper rutscht ins saure Milieu ab – mit allen Folgen einer beleidigten Leber, wie Gallensteinbildung, verlangsamtem Leberstoffwechsel mit etlichen Verdauungsstörungen, Blutverschlackung, Harnsäureablagerungen in den Gelenken und Immunschwäche. Auch Schulter-Armsyndrome sind häufig in einer eingeschränkten Entgiftungsfunktion der Leber und resultierender Übersäuerung begründet. Der Jaguar ist hier ein gutes Mittel zum Kämpfen in dem Sinne, dass wir im Vertrauen auf die Zukunft unseren Fokus auf unser Potenzial richten und unsere Möglichkeiten realisieren.

Wut im Bauch – Homöopathische Strategien für unsere abgespeicherte Verbitterung

Jaguar
Nux Vomica
Lycopodium

Was auch immer der Grund dafür ist, dass wir unsere Selbstverwirklichung unterdrücken: Die Leber ist das Organ, welches diesen Konflikt am deutlichsten anzeigt. Hier werden Hass und Gewalt gegen andere geboren, die letztendlich für die Verbitterung darüber stehen, das wir uns nie zu unserer vollen Größe aufgerichtet haben. Homöopathie unterstützt dabei, die transformatorische Kraft unserer Leber zu befreien. Nux vomica klärt unser Verhältnis zur Aggression – verneinen wir diese, sind wir frustriert vom alltäglichen Lebensk(r)ampf, der unseren Blutdruck in die Höhe treibt. Homöopathisch befreite Nux-Aggression steckt in der Begeisterung, die befähigt, ein Ziel zu erreichen, und ermöglicht die Selbstfindung, indem sie die eigene Energie in die Welt bringt und diese so mitgestaltet. Etwas Gebrochenes findet sich oft in der Biographie des Lebermittels Lycopodium. Wir weichen aus einem Gefühl von Schwäche und aus Mangel an Selbstvertrauen der Verantwortung und Konfrontation aus und wählen den Weg des geringsten Widerstandes – aus Angst vor Neuem und dem nächsten Schritt.

Weitere Lebermittel: Chelidonium, Carduus marianus, Chionanthus und Pneumus boldo.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich auch

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