Yoga und Meditation – Seit meiner Yogalehrausbildung beginnt für mich jeder Tag mit einer BenefitYoga®- Praxis. Ich stimme mich mit einem Mantra ein und mache einen fünfminütigen Check meiner momentanen körperlichen Befindlichkeiten, meiner Stimmungslage und meines geistigen Zustands. Alles, was ich spüre, registriere ich, ohne es zu bewerten, zu kommentieren, zu vergleichen, zu verknüpfen und auch nicht zu begründen. So entstehen Momente inneren Abstands zu allem, was ich erlebe, fühle und denke. Der Teil in mir, der wertfrei zu beobachten vermag, wird stärker, eine wichtige Voraussetzung für die körperliche Übungspraxis, das Atembewusstsein und die Meditation. Mit Asanas bereite ich den Körper auf einen aufrechten, entspannten und meinen körperlichen Möglichkeiten angemessenen Meditationssitz vor. Denn wie soll man meditieren, wenn der Rücken, die Hüftgelenke oder die Knie beim Sitzen wehtun?

Von Ilona Exner

Gewaltfrei, konzentriert und achtsam erforschen

Im Yoga-Sutra des Patanjali (Grundlagentext des Yoga) steht, dass die Sitzhaltung stabil und angenehm sein soll. Diese Qualität strebe ich in jeder Haltung an. Dazu gehört ein freundlicher, gewaltfreier Umgang mit meinem Körper. Gewaltlosigkeit oder Nicht-Verletzen (Ahimsa) ist die erste der zehn ethischen Regeln, die Patanjali aufführt. Auf den Körper bezogen bedeutet Ahimsa, dass ich ihn nicht in die Haltungen zwinge, sondern ihm erlaube, seine momentane Bewegungsmöglichkeit zu erspüren und die Haltung in einer für ihn angemessenen Variante einzunehmen – die wichtigste Grundregel auch im BenefitYoga®.

Dieses Vorgehen erfordert Konzentration und Achtsamkeit. Ahimsa gelingt nur, wenn ich mich nicht vom Spüren des Körpers ablenken lasse, sondern ihm sanft und entspannt meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenke. Das ist Konzentration.

So erforsche ich meinen Körper von innen her. Ich achte auf alles, was passiert, so als würde ich es zum ersten Mal bemerken. Ich achte auch auf Momente, in denen scheinbar nichts passiert – die Pause nach dem Ausatmen. Alles ist plötzlich frisch und neu, ohne Wertung, wie bei einem kleinen Kind, das einen unbekannten Gegenstand entdeckt und noch nicht weiß, wie er heißt und wie man damit umgeht. Das ist Achtsamkeit.

Den Körper seinen Weg finden lassen

Gelingt es mit Hilfe von Ahimsa, Konzentration und Achtsamkeit, den Körper für Momente seinen Weg finden zu lassen, dann geben Muskeln nach, die aus Gewohnheit übermäßig angespannt sind. Das geschieht ohne willentliche Anstrengung. Neue Bewegungsspielräume entstehen in den Gelenken. Die Wirbelsäule findet ihren Weg in die optimale Ausrichtung, und ein unerwartetes Hineinsinken in die Haltung geschieht. Sie wird stabil und angenehm.

Durch die ausgewogene Asana-Praxis, die alle Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule umfasst und meinem aktuellen körperlichen Zustand angepasst ist, werden alle Muskeln gekräftigt. Ein längeres Verweilen in den Haltungen kräftigt besonders die Tiefenmuskulatur. Die Aufrichtung der Wirbelsäule wird in allen Haltungen erlebbar. Die äußeren Muskeln entspannen und der Meditationssitz geschieht mit verblüffender Leichtigkeit. Es entwickelt sich ein Feingefühl für eine Energie, die von innen her den Körper ausfüllt, aufrichtet und trägt. Diese Energie wird im Yoga als Prana bezeichnet. Es ist Lebensenergie. Getragen von Prana entspannt der Körper im Meditationssitz. Die Muskeln richten sich in einer Wohlspannung ein. Der Geist kommt zur Ruhe.

Ich lerne in der Tradition des BenefitYoga®, den Träger von Prana, den Atem, als ständigen Begleiter der Asana-Praxis zu beobachten und geschehen zu lassen, ohne ihn willentlich zu beeinflussen. Durch Bewegungsabläufe im Rhythmus des natürlichen Ein- und Ausatmens, durch Atemachtsamkeit während des Verweilens in Asanas und durch Tönen vertieft, verlängert und verfeinert sich mein Atem auf natürliche, dem Organismus entsprechende Weise. Ein langer, feiner Atem entsteht, den auch Patanjali benennt. Das Erreichen dieser Atemqualität ist eine wichtige Grundlage, um dem Atem in der Meditation in immer feinere Schichten des Bewusstseins folgen zu können. Er verbindet die verschiedenen Bewusstseinsebenen vom Gröbsten, dem physischen Körper, über das Feinere, die Emotionen und das Denken, mit dem Allerfeinsten, dem Bewusstsein unseres wahren Wesens. Nur ein verfeinerter Atem kann uns in Berührung mit diesen feinsten Bewusstseinsschichten bringen.

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