Auch Insekten könnten ein Bewusstsein und Intelligenz besitzen

Tiere sind intelligenter als gedacht. In den letzten Jahren treten immer mehr erstaunliche Forschungsergebnisse zutage, die eindeutig belegen, dass unsere „kleinen Geschwister“ über erstaunliche Fähigkeiten verfügen. Sie können rechnen, komplexe Probleme lösen, Werkzeuge benutzen, erkennen sich selbst im Spiegel und besitzen genau wie wir ein „Ich-Bewusstsein“.

Nun könnte ein weiteres Forschungsergebnis uns erneut zu einer drastischen Korrektur unserer Meinung über Tiere zwingen: Eine neue Studie britischer Wissenschaftler belegt, dass Insekten trotz ihres extrem kleinen Gehirns individuelles tierisches Bewusstsein und Intelligenz entwickeln könnten.

Das Team von Forschern um Professor Lars Chittka vom „Queen Mary’s Research Centre for Psychology“ glaubt nachgewiesen zu haben, dass hohe Intelligenz und Bewusstsein sich auch in kleinsten neuronalen Schaltkreisen herausbilden können. Nicht die Größe des neuronalen Netzes sei entscheidend, sondern die Art der Verschaltung. Schon wenige Nervenzellen scheinen demnach zu genügen, um ein komplexes Bewusstsein hervorzubringen.

 

Auf die Größe kommt es nicht an

Auch wenn es zunächst logisch erscheinen mag: Die Größe eines Gehirns sagt über die Intelligenz seines Trägers tatsächlich wenig aus. Sonst wären uns zum Beispiel Wale haushoch überlegen. Ihr Hirn wiegt bis zu neun Kilogramm und beinhaltet mehr als 200 Milliarden Nervenzellen – während ein Menschenhirn durchschnittlich gerade einmal 1,3 Kilogramm wiegt und nur 85 Millionen Neuronen aufweist.

„Tiere mit größeren Gehirnen sind nicht notwendigerweise auch intelligenter“, bestätigt Professor Lars Chittka. „Wir wissen, dass zwar die Körpergröße der beste Weg ist, um auf die Größe des Hirns zu schließen. Aber entgegengesetzt zur allgemeinen Annahme, können wir anhand der Hirngröße nichts über die Möglichkeit intelligenten Verhaltens aussagen.“

Größere Hirne sind nicht notwendigerweise komplexer, sondern ermöglichen vielmehr einerseits die Steuerung eines größeren Körpers und andererseits eine genauere Wahrnehmung und ein besseres Gedächtnis – für komplexe kognitive Fähigkeiten ist die Größe jedoch nicht entscheidend.

„Um es mit einer Analogie aus der Computertechnologie zu sagen, könnte man größere Hirne etwa mit größeren Festplatten, aber nicht zwangsläufig auch mit besseren Prozessoren vergleichen“, so Chittka.

 

Schlaue Bienen

Dass Insekten erstaunliche kognitive Fähigkeiten haben, ist schon länger bekannt. Sie können zählen, ähnliche Objekte in Kategorien einteilen, Regeln erlernen, Kontexte erkennen, die Abfolge von Wegen und Objekten in großen Räumen von mehreren Quadratkilometern erkennen und erinnern, „gleiche“ und „verschiedene“ Formen unterscheiden und einem Objekt verschiedene Eigenschaften zuschreiben. All dies sind Fähigkeiten, die auch Menschen erst im Kleinkindalter erwerben.

 

Gute Nachricht für die künstliche Intelligenz

Die neuen Erkenntnisse könnten aber nicht nur für unser Verhältnis zu Insekten von Bedeutung sein, sondern auch für die Computertechnologie. Für die Erzeugung von künstlicher Intelligenz wäre es damit nämlich gar nicht mehr notwendig, riesige neuronale Netze zu simulieren. Schon kleinere Netze könnten mit der richtigen Verschaltung kognitive Leistungen in Maschinen ermöglichen.

 

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Eine Antwort

  1. moepoet

    erstaunlich dass die information für viele immer noch überraschend erscheind, meine nichte konnte im alter von 3 jahren verstehen dass es kein leben ohne bewustsein gibt!

    Antworten

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