„Nationen haben eine mystische Dimension.“ Manche Zeit­genossen fühlen sich bei Aussagen dieser Art unbehaglich. Das scheint verständlich. Aber nicht, weil die Aussagen falsch sind, sondern weil sie von der falschen Seite vertreten, das heißt, für eigene, andere ausgrenzende Zwecke missbraucht und dadurch in ihrem wahren evolutionären Bezug verkannt werden. Ein Workshop zeigt, wie wir unsere Nationalität, unsere „Nationenseele“, verwirklichen und zugleich über sie hinauswachsen können.

 

Es ist ein fast tabuisiert scheinendes Thema, das uns gleichwohl alle betrifft: Was ist der künftige Platz für nationale Identität, in unserem Fall für unser “Deutsch-Sein”? Und warum sollten wir uns als spirituelle und moderne Menschen überhaupt noch um “nationale Identität” kümmern?

Vielleicht, weil etwas vollendet werden will, was mit Nationen begonnen hat. Vielleicht gilt es, unser nationales Seelenschicksal zu erfüllen und am Schatten unseres Landes zu arbeiten. Diese innere Arbeit eröffnet uns die Möglichkeit, auf tieferer Ebene das Schicksal unseres jeweiligen Heimatlandes in Verbindung mit unserer eigenen Seele zu verstehen. Es schafft zugleich Verständnis für die entsprechenden Aufgaben der Menschen anderer Länder und lässt uns mehr Klarheit gewinnen zu der oft vorschnell beschworenen Vision einer globalen oder europäischen Einheit. Das sind die kommenden Ziele, aber sie können nur dann nachhaltig Gestalt annehmen, wenn die beteiligten Länder zuvor im genügenden Ausmaß ihre spezifischen seelischen Aufgaben verwirklicht und ihre ebenso unverkennbaren Schatten geklärt haben.

Obwohl wir hier von Ländern und Nationen sprechen, liegt diese Transformation zunächst beim Einzelnen. Sie beginnt bei jedem von uns, die wir alle Angehörige von Nationen sind. Jeder von uns hat seine eigene individuelle Seele und verkörpert weit mehr als nur die Qualitäten und Schatten seines Landes. Aber wir sind karmisch mit dessen Seele und dessen Schicksal verbunden. Wie in einem homöopathischen Prozess reicht deshalb schon die Arbeit weniger, um einen anstehenden evolutionären Entwicklungsschritt anzustoßen. Es ist möglich, die Seelenqualitäten wie auch die Schattenanteile unseres Heimatlandes in uns zu entdecken und in unsere spirituelle und integrale Praxis miteinzubeziehen. 

 

Die deutsche Doppelnatur

Deutschland, so sagen etwa so unterschiedliche in- und ausländische Beobachter wie Thomas Mann und Sri Aurobindo, hat neben seinem bekannten, praktisch-nüchternen Ingenieurs- und Organisationstalent auch eine starke sehnsuchtsvoll-musisch-geistorientierte Tiefe. Spuren dieser deutschen Doppelnatur kann jeder Einzelne in sich entdecken. Doch ist der Zugang gerade zum letztgenannten deutschen Anteil heute verstellt, da die Nazis beide Seelenhälften zu einer der schrecklichsten Schattengestalten der deutschen Geschichte zusammenfügten. Für Nationen gilt wie für den Einzelnen: Die schlimmsten Schatten- und Egoformationen bestehen aus entstellten Seelenqualitäten.

Wir können jedoch in unseren Meditationen die von der deutschen Seele „geerbten“, wirklichen Qualitäten in Dankbarkeit anerkennen und würdigen. Wir können und müssen zugleich aber auch lernen, in unserer Schattenarbeit die Ego-Projektionen dieses Landes zu unterscheiden und aufzulösen. Wir realisieren damit nicht nur uns selbst, sondern tragen dank des gemeinsamen morphogenetischen Feldes auch zur Transformation unserer nationalen Gesellschaft bei. Mit anderen Worten: Durch die seelische Verbundenheit mit seinem Land kann jeder Einzelne mit zum homöopathischen Agens der Heilung werden.

Es ist ein neues und hochaktuelles Trainingsfeld, das sowohl kollektiv wie individuell angegangen werden kann. Für den Einzelnen bedeutet diese Erfahrung einen zutiefst befreienden und befriedigenden Gewinn an Klarheit, Dankbarkeit und kritischem Verständnis gegenüber dem Land, das so vieles in seinem Leben bewirkt und geprägt hat. Für das Land selbst erschließen sich neue politische Möglichkeiten – im Verhältnis zu anderen Ländern ebenso wie für die Kommunikation mit seinen Minderheiten oder auch mit extremen Nationalisten. Deutschland mit seiner furchtbaren ­Vergangenheit zeigt in der Gegenwart ­ermutigende Anzeichen eines in diese Richtung gehenden kollektiv-seelischen Läuterungsprozesses. Die deutsche „Vergangenheitsbewältigung“, so spät sie kam und so unperfekt sie noch sein mag, wurde zum Modell für andere Länder.

 

Aneignung der Seelenqualitäten

Ein neuentwickelter Workshop zu „Seele und Schatten der Nationen“ wurde bisher mit großem Erfolg mit Teilnehmern aus über 16 Nationen durchgeführt. Die Teilnehmer können dabei entdecken, wie sich im eigenen Selbst die jeweiligen Anteile der nationalen Seele und ihrer Schatten integrieren und heilen lassen. Diese Klärung schafft die Plattform für eine wunderbare Erfahrung und Aneignung der Seelenqualitäten des Landes (oder der Länder), das wir in diesem Leben gewählt haben. Wir erfahren auf konkrete Weise, dass und wie wir ein durchgehendes Kontinuum von Sein und Identität verkörpern. Die im Workshop angewandten Übungen der Hladina-Methode lassen uns in unserem feinstofflichen Körper die jeweiligen Räume unserer äußeren Persönlichkeit, unseres seelischen Zentrums sowie unserer transpersonalen Bewusstheit erspüren und in ihrer Gleichzeitigkeit und Verbundenheit erleben. Weitere Mittel des Workshops sind Gruppenübungen, Kontemplation und Arbeit in Paaren sowie kreative Ausdrucksformen, Diskussionen und gemeinsamer Austausch.

In Deutschland fanden die ersten Veranstaltungen besondere Resonanz. In den Worten einer Teilnehmerin: “Dieser Workshop ist wunderbar für alle, die ein geheilteres Heimatgefühl mit mehr ‚deutschem Selbstvertrauen‘ und einem klareren Mut verbinden wollen, um innerhalb dieser Nation etwas Wichtiges für die Entwicklung der Welt tun zu können.“


Abb: © Alex_Mac – Fotolia.com

Workshops
Die Seminare zu ­Seele und Schatten Deutschlands finden am Wochenende vom 2. und 3. März in Schloss Heynitz bei Dresden und zuvor am 23. und 24. Februar in Königswinter bei Bonn statt.

Geleitet werden die Seminare von Wolfgang Schmidt-Reinecke sowie von Soleil Lithman, der Begründerin der Hladina-Methode (“Die Hladina Methode”, Via Nova Verlag, 2008).

Bei Anmeldung bis 10. bzw. 15. Februar und ab 12 Teilnehmern (Schloss Heynitz) betragen die Kosten 150 bzw. 140 Euro.
Mehr Infos und ­Anmeldung über wjsr@gmx.net oder auf www.sunwolfcreations.com

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