Sie tragen uns durchs Leben, aber die meisten Menschen beachten sie nur dann, wenn sie schmerzen: unsere Füße. Ursula Maria Pfund hatte schon seit ihrer Kindheit ein besonderes und lust­volles Verhältnis zu ihnen. Nach verschiedenen therapeutischen Ausbildungen rund um die Füße entwickelte sie die ­tantrische Fußmassage – ein sinnliches Erlebnis von tiefer Entspannung und Loslassen.

 

Aufgewachsen in einer Familie mit zwei Beinamputierten – einer davon mein Vater – war mir von klein auf klar, wie wichtig, aber nicht selbstverständlich es ist, schmerzfrei auf eigenen Füßen zu gehen. Seine Phantomschmerzen und seine damit einhergehende jähzornige Wesensveränderung zeigten mir, dass da energetische Zusammenhänge mit allen Ebenen seines Seins existierten.

Alles ist eins. In deinen Füßen spiegelt sich dein ganzes Leben. In ihnen wurzeln die Nervenbahnen aller Organe und Körperteile als reflektiertes Abbild. Der Fuß wird in die drei Segmente Geist, Seele, Körper oder Kopf, Brust, Bauch unterteilt. Diese werden über die Massage ganzheitlich berührt, entspannt, gekräftigt. Wir können dabei über den Körper auch die Seele berühren. Während meiner Massageausbildung brach mir fast die Hand an der ­betonharten Schulter meines Vaters. Bei der Behandlung seines Fußes war ich allerdings von seiner Weichheit und Gepflegtheit berührt und erkannte endlich sein sensibles Wesen. Damals wurde mir klar, dass über die Fußmassagen neben den körperlichen auch seelisch-geistige Prozesse in Gang gesetzt werden. Erfahren habe ich das auch am eigenen Körper. Als Kind liebte ich es, an meinen Füßen herumzuspielen, dabei entspannte ich mich, wurde liebevoller, sah schöner aus. Damals war mir noch nicht bewusst, dass ich meine Kraftquelle und Wurzel gefunden hatte und mein ganzes Wesen über die Füße öffnen und heilsam behandeln konnte.

 

Berührung genießen

Irgendwann begann ich Gutscheine zu verschenken und stellte fest, dass Fußbäder, Pediküre und Fußmassage die Menschen glücklich und freundlich stimmten. In jungen Jahren machte ich eine Ausbildung zur Fuß-Reflex-Zonen-Therapeutin nach Hanne Marquardt und übte auch viel an meinen eigenen Füßen. Innerhalb von zirka zwei Monaten veränderten sich diese zu ihrem Besten, wurden eine Schuhnummer größer bzw. breiter. Depressive Verstimmungen und Kopfschmerzen lösten sich auf. Ich spürte eine stärkere Erdung, was mit einem besseren Selbst-Bewusstsein und Auftreten einherging. Da die Fuß-Reflex-Zonen-Therapie zu dieser Zeit noch relativ unbekannt, ja, fast suspekt war, erlernte ich auch die medizinische Fußpflege und arbeitete unter anderem in Krankenhäusern und psychiatrischen Einrichtungen, wo mir allerdings untersagt wurde, die Füße zu massieren, da die Patienten unter starkem Medikamenteneinfluss standen.

Sobald sich die Menschen beim Fußbad entspannten, genossen sie die Berührungen, und nach der medizinischen Fußpflege massierte ich auf ihre inständige Bitte hin ihre Füße, die manchmal so deformiert waren, dass ich weinen musste. Nach jeder Behandlung waren die Menschen entspannter und schmerzfreier und baten mich, sie weiter so zu behandeln. Auf Dauer war es mir allerdings nicht möglich, die starke Medikamentierung durch eine einmal monatliche Fußbehandlung aufzuweichen. Ich bin seitdem aber überzeugt, dass regelmäßige Fußmassagen viele Psychopharmaka etc. ersetzen können. Da das allerdings nicht im Interesse des „Gesundheitssystems“ war, machte ich nur noch Hausbesuche und baute meine eigene Praxis auf.

 

Licht und Liebe in die Füße

Im Laufe meiner über 30-jährigen Praxis habe ich mich in verschiedenen Massage- und Heilkünsten weitergebildet, unter anderem auch im tantrischen Sky Dancing Institute von Margo Anand und Aman Schröter. Durch den dortigen Feuerlauf entdeckte ich, dass meine größte Angst in meine größte Lust verwandelt werden kann. Anstelle der gefürchteten verkohlten Füße erlebte ich ein stundenlanges ekstatisches Pulsieren, das von meinen Füßen ausgehend meinen Körper und meine Sinne durchströmte. Das war die Geburtsstunde der tantrischen Fußmassage, die ich im Laufe der Jahre immer mehr zu einer tiefgehenden, ganzheitlichen Behandlung verfeinerte.

Ein Aromafußbad, unter anderem mit Ingwer, Anis, Himalayasalz, Damiana etc., lässt meine Besucher erst einmal in eine entspannende Wärme abtauchen. Die ­Füße und der ganze Mensch ­entkrampfen und Gifte, die sich, durch die Schwerkraft bedingt, besonders in den Füßen ablagern, werden durch die blutreinigende Wirkung des angereicherten Wassers ausgeschieden.

Im bequemen Liegen erleben die Menschen dann eine leichtere Fuß-Reflex-Zonen-Massage, da die ­intensive Fuß-Reflex-Zonen-Therapie sehr schmerzhaft sein kann und der Entspannung nicht förderlich ist. Fußreiki löst Blockaden auf, lässt Licht und Liebe in die Füße fließen und stärkt das komplette Körper-Seele-Geist-System.

In diesem Stadium der Massage sind meine Klienten sehr entspannt und können den tantrischen Höhepunkt der Behandlung hingebungsvoll genießen. Zarte Federn und weiche Pinsel streichen die sensibilisierten Füße, sanfte Seide umschlingt und massiert sie. Ein Wohlgefühl und tiefe Geborgenheit geht mit diesen Genüssen einher. Eine vitalisierende Ölmassage löst alte Verkrustungen und bringt Festgefahrenes wieder in Gang. Geerdet und doch leichtfüßig – so fühlen sich meine Gäste nach der tantrischen Fußmassage. Ein Blick in den ­Spiegel zeigt, wie schön tiefe Entspannung und Loslassen macht. Walk in Beauty!


Abb: © schwede-photodesign – Fotolia.com

Über den Autor

Avatar of Ursula Maria Pfund

arbeitet neben ihren therapeutischen ­Tätigkeiten auch künstlerisch als ­Malerin, Sängerin und Schauspielerin.

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