Eine Heilkultur der Seele 29. März 2011 Gesundheit & Heilung Heilkunst bedeutet, die Tiefendimension unseres Menschseins zu verstehen“ sagt der spirituelle Lehrer Thomas Hübl. Für ihn geht es darum, in den Heilprozess mit einzubeziehen, „dass sich unsere Seele, dass sich Bewusstsein durch uns entwickelt. Wenn wir Systeme schaffen, in denen jeder daran interessiert ist, dass der andere sein Potenzial lebt, dann entsteht automatisch eine gesunde Gesellschaft.“ Ein Interview mit Thomas Hübl über die Heilkultur der Seele von Martin Bruders. Martin Bruders: Wir wollen uns heute über das Thema “Integrale Heilkunst” unterhalten. Kannst du zu Beginn diese zwei Begriffe näher erklären? Thomas Hübl: Im Prinzip bedeutet “Heilkunst”, die Tiefendimension unseres Menschseins zu verstehen, das heißt, den mystischen Aspekt und den menschlichen Aspekt unseres Hierseins und die Zusammenhänge tiefer zu begreifen. Wir erlangen ein tieferes Verständnis für alle Ebenen unseres Menschseins (physisch, emotional, mental, kollektiv und spirituell) und schauen dadurch mit mehr Weisheit auf Symptome, wie zum Beispiel Krankheiten. “Integral” bedeutet, dass wir die unterschiedlichen Bewusstseinsstufen, auf denen sich Menschen befinden, differenziert anschauen, so dass wir die verschiedenen Perspektiven erkennen können. Es gibt eine Art innere und auch äußere Landkarte, zu der jeweiligen Wirklichkeit, in der wir gerade sitzen. Unsere Erfahrung besteht aus unterschiedlichen Stufen oder Dimensionen unseres Menschseins, und die integrale Landkarte gibt uns einen Wegweiser durch diese Stufen. “Heilkunst bedeutet, die Tiefendimension unseres Menschseins zu verstehen“ Was genau wäre dann eine integrale Heilkunst? Also, die Menschheit hat sich, grob zusammengefasst, durch eine archaische, mythische und rationale Bewusstseinsstufe entwickelt. Auf jeder dieser Entwicklungsstufen wird Heilkunst neu interpretiert. Es entsteht quasi eine neue Perspektive unseres Menschseins, durch die wir hindurch schauen. Entwicklung heißt, dass neue Fähigkeiten oder neue Perspektiven entstehen. Gleichzeitig beinhaltet jede neue Perspektive alle vorherigen. Das Vehikel, durch das ich hindurchschaue, wird also immer komplexer, genauso wie die Fähigkeiten, die ich zur Verfügung habe, um im Leben zu sein. Unser Body-Mind-System (der Körper, die Emotionen und Gedanken) besteht aus all unseren Entwicklungsstufen. Eine archaische Entwicklungsstufe geht mit einem naturverbundenen Erleben einher. Aus ihr wird eine naturverbundene oder schamanische Medizin entstehen, die mit Geistwesen und sehr naturverbunden behandelt. Auf der nächsten Stufe, der mythologischen, werden auch die psychologischen Phänomene mit einbezogen. Sie werden durch mythologische Strukturen erklärt und behandelbar – der Radius wird größer. Jetzt sitzen wir, vor allem im Westen, in einer rationalen Gesellschaft, die eine wissenschaftliche Medizin hervorgebracht hat. Diese hat viele Stärken und ist eine große Bereicherung für unsere Lebensqualität. Aber sie birgt auch die Gefahr, dass die größeren Zusammenhänge unseres Menschseins in der Gesellschaft, mit der Natur, mit Gott – also die ganzen Beziehungen, die wir im Leben aufbauen – ein bisschen zu kurz kommen. Wenn wir über integrale Heilkunst sprechen, ist es wichtig zu sehen, dass diese westliche Medizin ein großer Gewinn und evolutionärer Fortschritt ist. Die Herausforderung ist jetzt, ihr die innere Wissenschaft von der Bewusstseinsentwicklung an die Seite zu stellen. Wie können wir diesem männlichen, wissenschaftlichen Weg, einen, sagen wir mal, feminineren Weg zur Seite stellen, der unserem westlichen Kulturkontext entspricht. Es geht darum zu sehen, dass sich unsere Seele entwickelt, dass sich Bewusstsein durch uns entwickelt. Ein tieferes Verstehen dieser inneren Entwicklungsstufen ist für uns fundamental wichtig, wenn wir von Gesundheit oder Krankheit, von Heilung oder Genesung sprechen. Erst wenn wir diesen evolutionären Aspekt unseres Selbst wirklich erkennen und uns auf ihn beziehen, kommen wir von einer symptom-orientierten Sichtweise zu einer wurzel-orientierten Sichtweise und schauen wirklich dorthin, wo die Symptome entstehen. „Es geht darum, zu sehen, dass sich unsere Seele entwickelt, dass sich Bewusstsein durch uns entwickelt.“ Symptome entstehen manchmal aus der individuellen Entwicklungsgeschichte, manchmal aus der kollektiven Entwicklungsgeschichte und manchmal aus karmischen Verstrickungen der Seele, die zuerst angeschaut werden müssen, bevor sich systemisch etwas verändern kann. Manche Symptome sind auch Ausdruck von kollektiven Bewegungen, die nicht mehr gesund sind. Solange wir die nicht sehen, wird das Individuum oder der einzelne Mensch nicht gesund werden. Man kann zwar Symptome oft lindern. Aber ist das sinnvoll, wenn die Symptome nur darauf hinzeigen, dass eine Entwicklung stattfinden möchte, die gerade nicht stattfindet? Um diese Dinge zu sehen, braucht es eine tiefere Bewusstseinsanbindung. Dann können wir die technologischen Fortschritte der Medizin mit einer Weisheit nutzen, die das Ganze auf eine höhere Ebene stellt. Integrale Heilkunst heißt, dass wir alle Perspektiven mit einbeziehen und schauen, was sie jeweils für einen besonderen Beitrag leisten und wie sie gemeinsam ein größeres Orchester ergeben können, das uns als Menschen gerechter wird. Was ist denn aus Deiner Sicht “Heilung”, Thomas? Bin ich geheilt, wenn es mir besser geht, wenn meine Symptome nachlassen? Und was ist Gesundheit? Es gibt in uns allen die Sehnsucht, in einem Fluss oder in einer Harmonie mit unserem Leben zu sein. Wenn die Harmonie nicht eine Vermeidung des Lebens ist, dann ist das auch ein gesunder Zustand. In der Medizin sagt man dazu “steady state”. Das heißt, dass der Organismus, durch den wir leben, permanent darauf ausgerichtet ist, sich in den höchstmöglichen Stabilisierungszustand zu begeben. In diesem Zustand kann sich unser Körper mit all seinen physiologischen Prozessen am besten den Anforderungen stellen, die gerade stattfinden. Rein physiologisch gibt es also eine Tendenz, sich in diese Zustände zu stabilisieren. Auch unsere Psyche spiegelt das wieder: Wir hätten alle gern, dass es uns gut geht. Das ist eine gesunde Tendenz. Natürlich kann diese Gewohnheit unserer Psyche auch dazu führen, dass wir auftretende Symptome so schnell wie möglich wieder weg haben wollen, weil sie diesen Zustand stören. Wenn wir allerdings wollen, dass wir in einem Fluss sind, dann müssen wir auch sehen, dass sich Druck aufbaut und sich Symptome entwickeln, wenn wir uns zu lange an Gewohnheiten festbeißen und die Entwicklung unseres Selbst verhindern. Wenn ich die Symptome nur lindere, ohne mich verändern zu wollen, dann überhöre ich die Botschaft, die diese Symptome für mich haben – nämlich einen Entwicklungsschritt zu machen. Kollektive Krankheiten oder “Volks”-Erkrankungen sagen uns, dass in dem System, in dem wir leben, irgendetwas nicht mehr am Platz ist. Solange wir nicht erkennen, dass die Symptome dazu da sind, uns dies zu zeigen, wird es schwierig. Dann verwechseln wir Heilung mit Symptomlinderung. Heilung heißt, einen Schritt zu machen in eine Veränderung, die oftmals auch eine Lebensveränderung bedeutet. Diese Lebensveränderung würde den Zustand auf einer neuen Bewusstseinsebene stabilisieren. Wenn auf einer alten Bewusstseinsebene Druck entsteht und wir versuchen den Druck wegzumachen, weil wir Angst haben unser Leben zu verändern, dann wäre Heilung die entgegen gesetzte Wirkung von dem, was wir wollen. Wenn ich die Tiefendimension deines Selbst sehen kann, dann erkenne ich auch, welche Entwicklung hier stattfinden möchte. Sobald diese stattfindet, integrieren sich die Symptome in eine neue Stufe der Entwicklung. Natürlich können Symptome so akut sein – und ich spreche jetzt nicht von Verkehrsunfällen – dass eine Akutversorgung zunächst sinnvoll ist. Wenn jemand einen Herzinfarkt hat, ist es gut, den erst mal zu versorgen. Doch dann geht es auch darum, in sich zu gehen und zu schauen: Was sagt mir das jetzt? Diese Dinge passieren ja nicht einfach so. Was ist in meinem Leben nicht am Platz? Bevor solche großen Dinge auftreten, gibt es meistens kleine Symptome, die nicht gehört werden. „Es gibt in uns allen die Sehnsucht, in einem Fluss, in einer Harmonie mit unserem Leben zu sein.“ Menschen, die professionell mit andern Menschen arbeiten, sind meiner Meinung nach ohne diese Tiefendimension des Wahrnehmens und des Hierseins, des Selber-authentisch-Lebens, nicht wirkungsvoll. Sie sind zwar zeitweilig wirkungsvoll, aber für unsere Entwicklung als Menschheit nicht “on the long run”. Eine Langzeitentwicklung wird von diesen Menschen fordern, dass sie einerseits sehr professionell sind, in dem was sie machen und andererseits auch in der Lage sind, die mystische Dimension, also die kosmische Landkarte eines Menschen und einer Gesellschaft, tiefer zu erfassen. Erst dann, glaube ich, werden wir eine zufrieden stellende Heilkunst erschaffen. Eine Heilkunst, die Symptome transzendiert, indem sie an der Wurzel der Symptome einen Entwicklungsschritt sieht und diesen Entwicklungsschritt verfolgt. Auf diese Weise würden wir auch Gesellschaftsstrukturen und Kulturen bilden, die permanent in diesem Wachstum mitgehen und dadurch weniger Druck entstehen lassen, das heißt, auch weniger Symptome und weniger “Volkskrankheiten”. Es hat ja einen Grund, dass es momentan eine so hohe Depressionsrate gibt. Das ist ein Ausdruck dessen, wie wir leben. Wenn wir das verändern, wird auch die Depression abnehmen. Doch das braucht Mut zur Veränderung. Und da stellt sich natürlich die Frage: Wollen die Menschen, die in den Systemen arbeiten, auch permanent daran mitwirken, dass sich die Systeme verändern? Sonst haben wir den Fehler schon im eigenen System. Es möchte sich nicht entwickeln. Doch nur so wird Heilkunst wirklich zu einer Kunst und zu einem Erwachens-Instrument. Wenn wir permanent aus einer Stufe unseres Selbst in die nächst höhere Entwicklungsstufe aufwachen, auf der wir uns wieder stabilisieren, bis wir in die nächste aufwachen. Funktioniert dieser Prozess auf gesunde Weise, würden wir sagen: Unser Leben ist im Fluss. Wir fließen, wir drücken uns aus und unser Lebenspotential kann wirklich leben. Kann unser Lebenspotential dagegen nicht leben, wird die evolutionäre Kraft Symptome erzeugen. Das muss sie auch, denn sie möchte gesehen werden. Dieses Potential von uns muss leben. Wenn wir die Ohren haben zu hören, dann kann ein phantastisches System entstehen, das Menschen und das ganze Kollektiv wirklich in die Gesundheit und damit zu einem authentischen Ausdruck zurückführt. Damit haben wir Krankheit und Gesundheit tiefer verstanden. „Kann unser Lebenspotential nicht leben, wird die evolutionäre Kraft Symptome erzeugen.“ Ist dieser fehlende Fluss, den du gerade angesprochen hast, für dich eine Begründung, warum es gerade auch bei den Therapeuten und Ärzten so häufig zum Burn-out oder zu Depressionen kommt? Menschen, die mit anderen Menschen arbeiten, stehen oft in Spannungsfeldern. Ein Arzt arbeitet zum Beispiel in einem System, dem er vielleicht zu einem Großteil zustimmt, doch gleichzeitig ist ein Teil davon für ihn schwierig und erschwert die Arbeit. Es gibt also eine Spannung aus dem System heraus. Andererseits gibt es auch eine Spannung durch die permanente Interaktion mit Menschen. Solange wir selber Schattenseiten haben, entsteht Spannung, wenn in einer Interaktion diese Schattenseiten berührt werden. Denn sobald ich ein unbewusstes Areal meines Selbst berühre, kann ich mit der jeweiligen Situation nicht authentisch umgehen und gelange in eine Stresssituation. In mir findet etwas statt, worüber ich mir nicht bewusst bin. Das braucht Energie. Es sieht so aus, als würde mir etwas Energie saugen. An diesem Punkt kann mit der Zeit ein Burn-out entstehen. Wir fühlen uns ausgebrannt und ausgelaugt, werden entweder Alkoholiker oder selber depressiv. An den Statistiken können wir sehen, dass dies bei Therapeuten- und Ärzteberufen verstärkt auftritt. Meiner Meinung nach liegt das an der fehlenden Beweglichkeit der Systeme und an einer ungenügenden Kompetenz zu erkennen, was gerade auf der Interaktionsbasis stattfindet. An beidem müssen wir arbeiten. Es geht darum, die interpersonelle Kompetenz so hoch wie möglich auszubilden, die eigenen Schattenaspekte sichtbar zu machen und neue Systeme zu erschaffen, die widerspiegeln was wir brauchen. Sonst kommen wir von diesem Burn-out nicht runter. Das ist für mich ein holistischer Ansatz. Um das umzusetzen braucht es aber Menschen, die sagen: Nein, in diesem System kann ich das nicht. Ich habe den Mut ein neues System mit aufzubauen, das mir den Raum gibt, so zu arbeiten, wie ich es für richtig empfinde. Würdest du dem zustimmen, dass wir Menschen viel mehr heilerisches Potenzial zur Verfügung haben, als wir nutzen? Wenn ja, wo wäre dann der Unterschied zwischen dem eigenen heilerischen Potenzial und Expertentum? In uns gibt es auf jeden Fall Selbstheilungskräfte. Wenn sich unser Organismus tief genug entspannen kann, dann entsteht aus diesem Zustand eine Reorganisation unseres Organismus. In der chinesischen Medizin nennt man diesen femininen Zustand “Yin-Zustand”. Wir tauchen ab in die Quelle und tauchen wieder auf mit einer frischen Information. Im Westen würden wir sagen, dass sich unsere Selbstheilungskräfte regenerieren, der Körper sich entspannt und unser Immunsystem und die Reparaturmechanismen am besten wirken können. Diese Kraft wirkt durch uns alle. Wenn wir diese in unseren Mitmenschen fördern können, dann ist das schon mal eine heilerische Tätigkeit auf einem Basisniveau. Es gibt aber auch Menschen, die den seelischen Ruf verspüren, mit anderen Menschen zu arbeiten. Diese Menschen haben gewisse Fähigkeiten in sich, die vielleicht andere Menschen nicht haben – die haben dafür dann künstlerische Fähigkeiten, technologische Fähigkeiten oder intellektuell-philosophische Fähigkeiten. Diese Kraft, um heilerisch, therapeutisch oder medizinisch tätig zu sein, kann man durch die Ausbildung der inneren Anbindung verstärken. Ich glaube auch, dass es für die meisten dieser Menschen ein Training braucht, um ihre Fähigkeiten so zu verfeinern, dass sie immer effektiver und effektiver werden. Es gibt also eine Art professionelles Niveau, von dem ich dann sagen kann: Ja, dieser Mensch ist wirklich fähig mit anderen Menschen kompetent zu arbeiten. Er weiß, wo seine Grenzen sind. Er kennt die Werkzeuge, die er braucht. Er ist angebunden und er weiß, dass seine größte Verantwortung die eigene Entwicklung ist, wenn er mit anderen Menschen arbeitet. Nur so kann er ein leeres Gefäß werden für die Kraft, die durch ihn wirkt. Es ist oberste Priorität, dass dieses Gefäß immer klarer und leerer wird, um gefüllt zu werden von dieser Weisheit. In der spirituellen Landschaft versuchen viele Menschen Heiler zu sein. Es gibt dort diese Annahme, dass wir alle gleich sind, dass sich jeder auf seine Weise ausdrückt und alles sowieso gut ist. Das ist meiner Meinung nach sehr gefährlich. Es ist wirklich notwendig auf die Professionalität, Kompetenz und Angebundenheit zu schauen. Sonst finden wir uns in einem riesigen Supermarkt wieder, wo jeder, der irgendein Buch gelesen hat, anfängt mit Menschen zu arbeiten. Das wird dann berechtigterweise von der rationalen, wissenschaftlichen Seite mit Argwohn beschaut und kritisiert. Schade ist nur, dass diese Kritik auch die Menschen, die von einer mystischen Ebene aus professionell mit anderen Menschen arbeiten, gleich mit abwertet. Für mich geht es darum zu zeigen, dass Mystik eine innere Wissenschaft ist, aus der Kompetenzen entstehen, die es wert machen, heilerisch tätig zu sein. Auf dieser Ebene sind wir nicht alle gleich. Es gibt Menschen, die sind kompetent. Und es gibt Menschen, die müssen noch viel lernen. „Wenn sich unser Organismus tief genug entspannen kann, dann entsteht aus diesem Zustand eine Reorganisation unseres Organismus.“ Wie kann ich denn Heilung und Einbildung unterscheiden, wenn ich zu einem Heiler gehe? Woran erkenne ich einen kompetenten, authentischen Heiler? Im Prinzip enthebt uns nichts der Verantwortung, dass wir eine eigenständige Intuition und ein eigenständiges Gefühl dafür entwickeln, ob Menschen wirklich aus dem sprechen, worüber sie gerade sprechen. Oder, ob sie zwar darüber sprechen, aber nicht wirklich damit verbunden sind. Dieses authentische Zuhören müssen wir irgendwie lernen. Jetzt hat nicht jeder diese Fähigkeit gelernt, der zu einem Heiler geht. Manche Menschen gehen genau aus dem Grund zu einem Heiler: Sie haben es nicht gelernt und stehen deswegen da, wo sie gerade stehen. Natürlich ist es so, dass jeder immer genau zu der Person gelangt, die irgendwas mit seiner Entwicklungsstufe zu tun hat. Wir treffen immer die Leute, die irgendwas mit dem zu tun haben, wer wir gerade sind. Doch diese Aussage kann man sehr leicht missbrauchen und sagen: Na ja, alles ist sowieso gleich und so gewollt, deswegen brauchen wir keine Kompetenzen. Zu wem du gelangst, das ist halt dein Schicksal. Doch das ist nicht so. Früher oder später wird sich die Wahrhaftigkeit von einem Heiler oder Therapeuten immer zeigen. Man sieht, ob die Menschen, die in seinem Feld sind, authentischer und gesünder werden, ob Entwicklung stattfindet. Und ob das Ganze, sowohl finanziell als auch ausdrucksmäßig, in einem gesunden Maß bleibt und in einer Balance mit allen Aspekten des Lebens steht. Das heißt, ich würde zuerst darauf schauen, wie die Früchte ausschauen, die der Baum hervorbringt. Und wenn das integere, ehrliche, authentische und wahrhaftige Früchte sind, dann würde ich sagen: „Ja, dieser Baum ist ein gesunder Baum“. Wenn ich aber sehe, dass dort rundherum irgendwie Eigenartiges passiert, würde ich mich schon einmal fragen, was mit dem Zentrum los ist. Es kann uns niemand abnehmen, dass wir uns informieren und genau anschauen, zu wem wir gehen. Nun ist in Krisenzeiten – die Zeit der Krankheit ist auch eine Krisenzeit – die Intuition oft erschüttert und wir sind offener für alles, was uns helfen kann. Diese Tatsache führt, glaube ich, auch dazu, dass inkompetente Menschen oft Zulauf haben. Menschen gehen dort aus der Not hin und sind nicht so klar, wie wenn sie ganz in ihrer Mitte wären. „Je mehr von mir wach lebt, je mehr von mir in einem hohen Bewusstsein lebt, desto mehr Aspekte des Lebens werde ich auf eine authentische Weise weitergeben können.“ Ich würde gerne noch einmal auf die Verantwortung des Therapeuten oder des Arztes zu sprechen kommen. Du hast es einmal so formuliert: Das Weitergeben der Einsichten ist die Vertiefung der eigenen Praxis. ‚Ich als Therapeut bin der Prozess’ oder ‚Wir sind der Prozess’. Kannst Du das noch etwas ausführen? Als Therapeut, Arzt oder Heiler bin ich nur ein Gefäß. Ich bin nicht etwas Statisches, sondern durch mich lebt der evolutionäre Prozess. Und das heißt, dass jede Interaktion ein Lernschritt für mich ist und auch ein Weitergeben von Erkenntnissen oder vertiefter Erfahrung an jemand Anderes. Dinge, durch die ich durchgegangen bin, die ich tiefer verstanden habe (auf intellektueller, emotionaler, körperlicher oder spiritueller Ebene), die strahlen von mir aus. Je mehr von mir wach lebt, je mehr von mir in einem hohen Bewusstsein lebt, desto mehr Aspekte des Lebens werde ich auf eine authentische Weise weitergeben können. Diese energetische Übertragung ist im Prinzip, was wirklich fundamentale Bewusstseinsentwicklung induziert und damit Heilung möglich macht – jenseits aller Methoden, die wir auch lernen müssen und die wir als Werkzeuge brauchen. Dieses Resonanzphänomen findet zwischen uns den ganzen Tag statt. Und wenn wir das wissen, verstehen wir auch, wie wichtig es ist, dass jeder, der mit Menschen arbeitet, sich permanent weiterentwickelt. Einerseits passiert das sowieso durch die Arbeit mit Menschen. Andererseits geschieht das auch durch die Konfrontation mit Menschen, die weiter entwickelt sind. Das heißt, wir sollten auch immer in Beziehung zu jemandem oder mehreren Menschen stehen, die gewisse Qualitäten ausgebildet haben, die wir gerne in uns weiter vertiefen wollen. Wenn wir mit Menschen arbeiten und Dinge weitergeben, dann braucht es Menschen, an denen wir weiter lernen können. Die uns auch mit Schattenseiten oder unbewussten Seiten unseres Selbst konfrontieren. Oder, wie man auch sagt: Das Wasser fließt vom Berg ins Tal hinunter. Wir stehen in diesem Fluss. Und wir sollten uns sehr bewusst darüber sein, wo wir auf diesem Berg stehen. Nicht jeder steht auf der gleichen Stufe. Auch wenn die Leute vom Gleichen reden, heißt dass nicht, dass sie vom Gleichen reden. Sie sagen zwar ähnliche Worte, aber die Energie, also der gelebte und wirkende Bewusstseinszustand, ist nicht unbedingt der gleiche. Wir können lernen, auf Resonanzen zu hören, das heißt, ob die Worte wirklich in uns schwingen, ob sie Bewegung in uns erzeugen oder ob das nur intellektuell verstandene Worte sind, die nicht mit Bewusstsein gefüllt sind. Das wird langsam die Spreu vom Weizen trennen. Der wirkliche Zug aus der Zukunft kommt nur aus dem gelebten Bewusstsein. Das heißt, wenn Du in gewissen Aspekten deines Lebens weiter entwickelt bist als ich, bedeutet das, dass du in diesen Aspekten, vielleicht in anderen Aspekten nicht, aber in diesen Aspekten in meiner Zukunft lebst und ich von dieser Zukunft lernen kann. Ich glaube, es fordert auch das westliche Ego heraus, diese Demut zu haben. Wir werfen gerne alle Lehrer über Bord. Damit schmeißen wir aber auch eine Zukunft über Bord, die physisch, emotional und intellektuell erfahren werden kann, weil sie von jemandem gelebt wird. Wenn ich auf die Uni gehe, dann nehme ich an, dass es dort einen Lehrer gibt, der mir etwas vermittelt, was ich noch nicht kann. Im Spirituellen oder Mystischen ist das genauso. Wenn wir das anerkennen, bedeutet das auf der einen Seite die tiefe Demut, sich dem hinzugeben. Auf der anderen Seite bedeutet es den Dienst am Ganzen. Kompetenz zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Menschen wissen, wo sie stehen und nicht gerne woanders wären, als sie gerade sind. Wenn sie wissen, das kann ich geben und das kann ich nicht geben. Es geht nicht um Perfektion, es geht um eine gesunde Wahrhaftigkeit. „Kompetenz zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Menschen wissen, wo sie stehen und nicht gerne woanders wären, als sie gerade sind.“ In dem, was Du als Lehrer vermittelst, spielt der transpersonale Raum eine große Rolle. Was unterscheidet den therapeutischen Raum, wie er bisher gesehen wird, und den transpersonalen Raum? Kannst du das näher beleuchten? Im Prinzip ist der Kontakt zu Menschen, was therapeutisch oder heilerisch wirkt. Der therapeutische Kontakt, wie wir ihn bisher kennen, beruht auf einer wissenschaftlichen Erforschung dessen, was wir menschliche Psyche nennen. Daraus haben sich verschiedene Methoden entwickelt, um mit den psychologischen Entwicklungsstufen so zu arbeiten, dass Integration und immer mehr Wohlbefinden und Ausdruck stattfinden können. Die Fähigkeit, sich gesund auf jemanden zu beziehen, das Wissen um die Entwicklungsstufen, durch die wir uns bewegt haben und die Fähigkeit, einen anderen Menschen empathisch tiefer zu erfassen: Das ist in der Therapieszene alles schon da. Was jetzt, meiner Meinung nach, noch dazu kommt, ist die Wissenschaft der Seele. Das Wissen darum, dass tiefere Informationsfelder vorhanden sind, auf denen unsere persönlichen Erfahrungen aufbauen. Dazu gehört die Fähigkeit, nicht mehr nur von meiner Perspektive aus empathisch deine Perspektive zu verstehen, sondern darüber hinaus zu gehen und den Bewusstseinsraum zu erfassen, der meiner und deiner Perspektive überhaupt erst den Raum gibt stattzufinden. Dieser Raum ist weder an meine noch an deine Individualität gebunden, sondern ist transpersonal. Er übersteigt den individuellen Bewusstseinsrahmen, bezieht aber alle individuellen Bewusstseinsrahmen mit ein. Das heißt, dass uns in dem Raum dazwischen eine hohe Intelligenz zur Verfügung steht, die mir als abgetrenntes Individuum, welches dir gegenüber sitzt, in dieser Weise nicht zur Verfügung steht. Öffne ich mich dem, also, kann ich von meiner Perspektiv so weit loslassen, dass ich nicht empathisch mit dir verbunden bin, sondern der Raum bin, der unsere Verbindung beinhaltet, dann entsteht eine Öffnung, durch die neue Informationen in diesen Kontakt mit einfließen können, die nicht aus meiner individuellen Erfahrung kommen und höchstwahrscheinlich auch nicht aus deiner. Das kann die Situation in eine neue Ebene von Bewusstheit heben. „Dieser Raum ist weder an meine noch an deine Individualität gebunden, sondern ist transpersonal. Er übersteigt den individuellen Bewusstseinsrahmen, bezieht aber alle individuellen Bewusstseinsrahmen mit ein“ Wenn ich mit diesem transpersonalen Raum verbunden bin und alle Entwicklungsstufen, durch die wir uns entwickelt haben, in mir als Therapeut, Arzt oder Heiler integriert sind, dann kann ich auf all diesen Ebenen mit dir mitschwingen und dich dort tiefer begreifen. Es gibt eine neue Wissenschaft von Entwicklungsstufen, die über das, was wir jetzt als Masse kennen, hinausgeht. Diese Wissenschaft ermöglicht mir zu begreifen, dass manche Menschen in gewissen Aspekten schon weit über der Masse entwickelt sind. Und das muss ich mit einbeziehen, wenn ich mit Klienten arbeite. Es kann sein, dass jemand zu mir kommt, der in frühen Entwicklungsstufen unintegriert ist, aber als Gesamtwesen weiter entwickelt ist als ich. Das heißt, ich begreife diesen Menschen dann nur so weit, wie ich entwickelt bin. Aber ich kann vielleicht auf diesem frühen Entwicklungsstadium eine Hilfestellung geben. Gleichzeitig muss ich wissen, dass dieser Mensch wahrscheinlich mehr sieht als ich. Als jemand, der die Demut hat, immer einen offenen Raum des Nichtwissens zur Verfügung zu stellen, werde ich mit so einem Menschen auch arbeiten können. Wenn ich der Star-Therapeut sein muss, der Heiler oder der Arzt, der das ultimative Wissen hat, dann lasse ich mich nicht auf die Situation ein, wie sie wirklich ist. Dass heißt, ich werde diesem Menschen nicht ganz gerecht, weil mein Ego mitspielt und die Macht der Situation in der Hand behält. Deswegen, so glaube ich, braucht es eine Wissenschaft von der Entwicklung der Seele. Diese ermöglicht uns zu sehen, dass manche Menschen auf einer höheren oder profunderen Entwicklungsstufe stehen als andere. Wenn wir das anerkennen, dann ist das sehr gesund und es kann ein schöner Austausch entstehen. Denn bei Heilung geht es um Beziehung. Unintegrierte Anteile sind nur deshalb entstanden, weil sie nicht die adäquate Beziehung im Außen hatten, die sie gebraucht hätten, um das Potential zu entwickeln. Jedes unintegrierte Areal in uns ruft nach einer gesunden Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Welt und der Gesamtheit. Diese Beziehung kann jemand, der professionell mit Menschen arbeitet, zur Verfügung stellen. Und je weiter ich in der Tiefendimension entwickelt bin, desto umfangreicher wird der Radius sein, den ich als Heiler, Therapeut oder Arzt bedienen kann. „Jedes unintegrierte Areal in uns ruft nach einer gesunden Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Welt und der Gesamtheit.“ Die Arbeit am eigenen Schatten oder an sich selbst ist also für Menschen, die im heilerischen Bereich tätig sind, unerlässlich? Absolut, ja. Es gibt natürlich auch Menschen, die sich transpersonalen Kräften zur Verfügung stellen. Die eine Energie, oder sagen wir mal, ein überbewusstes oder göttliches Licht durch sich wirken lassen. Manche dieser Menschen sind energetisch nicht ganz integriert. Das ist möglich. Wir können eine Umleitung schaffen, so dass wir von einer transpersonalen Ebene aus arbeiten, die heilerische Wirkung erzeugt. Bloß glaube ich, dass wir auf diesem Weg keine nachhaltige, gesunde Kultur aufbauen können. Dafür müssen sich Menschen, die heilerisch tätig sind wirklich mit der Integration ihrer eigenen Schattenseiten beschäftigen, so dass sie durch all diese Entwicklungsstufen hindurch wirken können. Damit will ich sagen, die Spiritualität am Marktplatz braucht das. Die Spiritualität in der Höhle braucht das eventuell nicht. Das kann man dort auch umgehen. Doch dann wirken wir nicht mehr an der Matrix der Gesellschaft mit. Dann sind wir nicht mehr in der Gesellschaft. Sind wir in der Gesellschaft und wollen wir, dass die Menschen, die um uns leben, auch an der Gesellschaft mitwirken, dann ist es sehr sinnvoll und sogar verantwortlich, sich um die eigenen Themen zu kümmern. Ich würde gerne noch mal auf ein ganz konkretes Beispiel zu sprechen kommen. Ich stelle mir einen Arzt vor, der eine Zwölf-Stunden-Schicht hat. Kannst du sagen, wie es für diesen Arzt umsetzbar ist, zum einen das System ein bisschen zu verändern, zum anderen auf die Leute so einzugehen, wie du es benennst und dann auch noch an sich selbst zu arbeiten. Das hört sich nach einer Menge an. Ich glaube, dass es einerseits eine Herausforderung ist und gleichzeitig auch gewisse Dinge leichter macht. Wenn wir eine hohe interpersonelle Kompetenz trainieren, dann wird uns das in vielen Situationen zu Gute kommen. Wenn wir als Arzt das Innenleben unseres Patienten erkennen können und aus einer guten Anbindung heraus wirken, dann werden wir von einer anderen Energie getragen. Wir werden nicht so schnell müde, wir durchblicken Situationen schneller, wir haben eine stärkere Intuition und wir halten uns weniger mit Symptomen auf. Die Auseinandersetzung mit Symptomen raubt oftmals viel Energie und macht müde. Wenn ich klarer werde und schneller zum Punkt komme, erspare ich mir das. Der Stress des Systems wird davon nicht weggehen, weil wir ja in dem System arbeiten. Doch es wird einen anderen Umgang damit geben. Durch das Angebundensein empfangen wir auch Informationen, die wir normalerweise durch unser rationales Wissen nicht zur Verfügung haben. All das macht meinen Alltag um einiges effizienter und lässt mich weniger aus der Mitte kommen. Auch in der Interaktion mit Kollegen, Vorgesetzten, Krankenschwester oder Krankenpflegern. Denn es ist ja nicht nur die Interaktion mit den Patienten, die schwierig sein kann. Es ist nicht nur die Arbeit, die Energie frisst, sondern auch das Ego. Wenn wir das mehr transzendieren und höhere Perspektiven entwickeln, dann fällt uns das Arbeiten in diesem Umfeld leichter. Natürlich braucht es auch den Mut, dass sich einige dieser Ärzte, Ärztinnen oder Therapeuten zusammentun und neue Projekte in die Welt bringen. Wir können sehen, dass sich unser Gesundheitssystem weiter entwickeln möchte und dass es einen Ruf von vielen Patienten nach Mehr gibt. Dieses Mehr suchen sie bislang in alternativen Heilmethoden, in der Esoterik, Spiritualität und so weiter. Ich glaube, es braucht ein Gesundheitssystem, das auch darauf eine Antwort ist. Und diese Antwort liegt, meiner Meinung nach, in der Verbindung der äußeren mit der inneren Wissenschaft. Sie liegt in dem, was Menschen für ihre Seele suchen. Du hast einmal gesagt: ‚Heilung ist praktizierte Liebe’. Das hört sich sehr schön an. Was bedeutet das für dich? Liebe ist die Fähigkeit, Bewusstseinsräume zu umarmen, Situationen, Kulturen, andere Menschen zu umarmen. Mit umarmen meine ich, sie mit dem Bewusstsein erfassen zu können. Das heißt, mein Bewusstseinsraum ist so groß, dass ich deinen, den einer Gruppe, den einer Klinik umfassen kann. Und dass ist mehr, als ihn nur intellektuell zu umfassen. Ich muss ihn physisch, emotional, intellektuell und spirituell umfassen können. Wenn ich das kann, dann trage ich diese Wirklichkeit in mir. Dann trage ich dich, dein Innenleben, in mir. Das bedeutet eine hohe Intimität, die ich so mit dem Leben aufbaue. Und das ist praktizierte Liebe. Es ist auch das Wesen von Liebe in einer Partnerschaft. Es ist diese tiefe Intimität, die ich aufbaue, ohne dass ich andere Menschen abwerten oder weg halten muss. Denn genau das steht ja Intimität im Weg. Wenn ich es schaffe, in dieser Offenheit im Leben zu stehen, dann beinhalte ich die Wirklichkeit in mir. Aus dieser Intimität entsteht eine hohe Weisheit. Es bedeutet, dass ich andere Menschen sehr tief erfassen kann, weil ich sie in mir trage. In diesem tieferen Erfassen wirkt Liebe. Liebe ist der tiefe Kontakt und das tiefe Gesehenwerden. So tief im Austausch zu stehen, wünscht sich jeder Mensch sein Leben lang. Auf einer Ebene sind wir sehr soziale Wesen und Liebe ist die Intelligenz, die uns als Menschheit ausmacht. Deswegen glaube ich, dass Liebe auch der beste Katalysator für Intelligenz ist. Da, wo die Liebe wirklich umarmt, kann sich die Kreativität oder das Potential von zwei oder mehreren Menschen entfalten. Das heißt, dass wir dann wirklich in unserem Licht stehen und unser Licht in die Welt scheinen lassen. Die schmerzhaften Aspekte unserer Entwicklung, kollektiv und individuell, die wir bis jetzt durchgemacht haben, integrieren sich in einer liebevollen Praxis oder in einem liebevollen Feld. „Liebe ist die Fähigkeit, Bewusstseinsräume zu umarmen“ Thomas, in deinem Buch betonst du sehr stark die Möglichkeit, Gruppenintelligenz für das Erwachen des Einzelnen zu nutzen. Kannst du dazu im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung von Heilung etwas sagen? Ist es Zeit, mehr die Gruppenheilung in den Vordergrund zu rücken? Heilung ist, um das noch mal zu betonen, das Freisetzen von evolutionärer Intelligenz, die als Potential in uns schlummert. Teilweise kann sie in uns wirken und teilweise nicht. Wenn sie nicht wirken kann, verursacht sie Symptome, denn sie sucht die ganze Zeit eine Integration. Integration heißt, dass das Potential erkannt wird und dass es sich weiterentwickeln kann. Auch in unserer Gesellschaft verhält es sich auf diese Weise. Die Kraft, die durch uns alle wirkt, wird ja durch die Gesellschaft aufgebaut. Das heißt, all das was in uns nicht leben kann, wird gesellschaftlich nicht leben können und gesellschaftliche Symptome hervorrufen. Was wir jetzt brauchen ist eine Heilkunst, mit der wir erkennen können, wo wir stehen. Mit der wir einen Blick für evolutionäre Potentiale in Individuen und in gesellschaftlichen Strukturen entwickeln. Jeder Mensch hat eine Intelligenz, die sich aus sich selbst heraus entwickelt. Ich muss dazu nichts beitragen. Manchmal muss ich einfach nur da sein und diese Energie, diese Intelligenz kontaktieren, damit sie ein Feedback bekommt und sich weiterentwickeln kann. Das ist, was unsere heilerische Arbeit ausmacht. Wenn wir Systeme schaffen, in denen jeder daran interessiert ist, dass der andere sein Potential lebt, dann entsteht automatisch eine gesunde Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der Menschen in ihrem Licht stehen und wir dafür sorgen, dass die Menschen, die um uns sind, in ihr Potential gelangen, weil es uns am Herzen liegt. Das ist ein Grundprinzip einer wachen Kultur. Wenn wir Systeme aufbauen, die das fördern, gelangen wir in eine Intensitätsstufe, in der eine neue Perspektive des Menschseins aufdämmert. Diese evolutionäre Stufe entsteht nur, wenn wir so intensiv leben. Dann tauchen plötzlich Fähigkeiten auf, die nur auf dieser Ebene existieren. Das bezieht den transpersonalen Raum mit ein. Es ist überindividuell, aber fördert sehr stark den individuellen Ausdruck, also das Potential jedes Individuums. Es ist eine Art Gruppenerwachen. Wir können das nur gemeinsam realisieren. Einer alleine kann zwar einen transpersonalen Raum betreten, aber er kann nicht mit anderen gemeinsam in diesem Raum sein. Das geht erst, wenn wir uns alle dieses Raumes bewusst sind. Und dann tauchen wir in eine viel höhere Intelligenzstufe ein. Ich glaube, die brauchen wir für die Fragen, die sich uns gerade als Menschheit stellen. Diese Fragen fordern von uns schon seit längerer Zeit einen Sprung in unserer Bewusstseinsentwicklung. Eine integrale Heilkunst kann dazu beitragen, dass wir realisieren was für ein Potential wir haben, wenn wir in diese neue Perspektive des Menschseins eintauchen. Das gibt uns schlussendlich auch die Kraft, die Erkenntnis, die Einsicht und die Verbundenheit, kollektiv mit den Fragen so kreativ umgehen, dass wir neue Systeme entwickeln und auch ausdrücken können. „Wenn wir Systeme schaffen, in denen jeder daran interessiert ist, dass der andere sein Potential lebt, dann entsteht automatisch eine gesunde Gesellschaft.“ Das ungekürzte Interview ist als CD mit dem Titel „Integrale Heilkunst“ über www.thomashübl.com erhältlich. Dauer: 59 Min Abb: © Foxy_A – Fotolia.com Thomas Hübl ist ein zeitgemäßer spiritueller Lehrer mit der Vision, eine erleuchtete Wir-Kultur zum Vorschein zu bringen. Seine Arbeit „Sharing the Presence“ ist eine Einladung zu der herausfordernden Praxis, unser gewohntes Selbstgefühl zu hinterfragen und ein Tor in unbekannte Territorien unseres Lebens zu öffnen. Thomas Hübl hat 2008 die Academy of Inner Science (AIS) gegründet: eine Forschungsstätte der Mystik des 3. Jahrtausends und eine Plattform, auf der 3-Jahres-Trainings (TWT), Workshops, Forschungsgruppen und gemeinnützige Veranstaltungen stattfinden. Ziel dabei ist, die Weisheiten der inneren Welt mit dem Wissen der äußeren Welt zu verbinden. www.inner-science.info Thomas Hübl ist auch der Initiator des jährlichen, jetzt bereits zum achten Mal stattfindenden Celebrate Life Festivals in Oberlethe bei Oldenburg. Vom 28. Juli bis 7. August 2011 widmet sich das Non-Profit-Festival dem Dialog zwischen evolutionärer und traditioneller Spiritualität. Das genaue Programm und eine Liste der renommierten Referenten gibt es auf www.celebrate-life.info Mehr Infos unter Tel. 089-39 29 22 73 oder welcome@celebrate-life.info www.thomashübl.com Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. 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