Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Auf einem meiner homöopathischen Workshops im Frühsommer letzten Jahres – es ging um den Nachtschatten und das Ekstasemittel Stramonium – platzte es plötzlich aus mir heraus: „Leute, ich habe die Schnauze voll. Jahrelang haben wir diese kleinen Schritte gemacht. Ich will Freiheit und zwar jetzt!“ Es war, als hätte sich etwas in mir erhoben mit den Worten: „So, jetzt reicht´s! Jetzt bin ich dran und jetzt mache ich diesen Schritt in die Freiheit, egal was es kostet. Mein Leidensdruck über die Jahrzehnte ist so groß geworden, dass ich lieber alles riskiere als so weiter dahinzuvegetieren wie ein Zombie. Ich werde mein Leben nicht mehr von der existentiellen Angst vor Verlust und Verlassensein leiten lassen. Nie mehr! Und ALLES kommt auf den Prüfstand.“

Dabei musste ich mir eingestehen: Auch meine Artikel in der SEIN schrieb ich inzwischen primär nur noch deshalb jeden Monat, weil ich Angst hatte, ersetzt zu werden, wenn ich mal vier Wochen pausiere. Gut, okay, dachte ich, dann werde ich jetzt genau in diesen Abgrund der Angst springen. Das, wovor ich am meisten Angst habe, nämlich, dass mir die Seite genommen wird, das initiiere ich jetzt selber und steige als Autor aus. Und diesen Realitäts-Check – „Mache ich etwas aus Freude oder aus Angst?“ – habe ich mit allen Lebensbereichen gemacht. Ich war bereit, alles loszulassen, bei dem ich die Angst als Grundmotivation erkannte.

Ich weiß nicht, wann ich diesen radikalen Entschluss gefasst habe, aber der Druck des Leidens war zu groß, um weiterzumachen wie bisher. Der Punkt war erreicht, an dem ich gemerkt habe: „Wenn das mein Leben sein soll und wenn die Angst praktisch mein einziger Antrieb ist – fuck it, ich lass´ es jetzt drauf ankommen und höre auf, die Angst zu bedienen und ihr Sklave zu sein. Auch wenn das, was ich mein Leben genannt habe, dadurch vollkommen zusammenbricht und ich allen Halt verliere.“

Ich weiß nicht, ob diese Radikalität bei jedem Menschen not-wendig ist. Bei mir war es so! Daher musste ich eben ein halbes Jahr aufhören, Artikel zu schreiben und auch viele andere Sachen loslassen, um mir meine Freiheit des „das will ich und mache es auch – das will ich nicht und mache es eben auch nicht“ wieder zurückzuholen. Ja – ich bin froh, dass in mir letztendlich wieder diese Radikalität und Ehrlichkeit die Führung übernommen hat. Denn so kenne ich mich auch von früher.

Alles loslassen

Wenn ich frei sein will, muss ich bereit sein, loszulassen!
Mit dieser Stramonium-Entscheidung begann 2022 ein Prozess. Die homöopathische Information von Ayahuasca hat es mir danach überhaupt erst einmal ermöglicht, meiner inneren Stimme zu folgen, die mir zeigt, wie ich das verwirklichen kann, was ich im Innersten wirklich will – und dieser inneren Stimme mehr zu vertrauen als aller äußeren Autorität. Das hat mir Kraft gegeben, mich aus jahrelangen Abhängigkeiten und krankmachenden Umständen zu befreien. Der homöopathische Psilocybin-Pilz hat mich dann noch mal zu meiner ganz individuellen Sucht geführt und mir gezeigt, wie ich mich selbst durch mein Suchtverhalten – meine immer noch kindliche Sehn-„Sucht“ nach Vater-/ Mutterliebe – selbst zum Opfer diverser Missbrauchsstrukturen durch andere mache. Und er hat mich befreit aus solch ungesunden Symbiosen.

Homöopathische Iboga-Rinde war dann der Terminator aller meiner überlebten Strukturen und Glaubenssätze, an denen ich noch geklammert habe. In Afrika initiiert Iboga den Übergang vom „Kind, das noch glaubt“, zum „Erwachsenen, der sieht (wie es ist)“. Die Einnahme ist eine rituell gelenkte Nahtoderfahrung, in der das Kind stirbt und als erwachsenes vollwertiges Mitglied des Stammes wiedergeboren wird. Homöopathisch beendet Iboga unser „Leben auf der Flucht“. Wir verlieren dauerhaft jegliches Interesse an unserer ganz persönlichen Droge (ob nun Substanzen, Arbeitssucht, Sexsucht oder die Sucht, ständig helfen zu wollen etc…) und stehen für andere auch für solche Interaktionen nicht mehr zur Verfügung. Iboga repariert das Belohnungssystem unseres immer noch ungestillten Kindes, indem wir erneut prägnante Situationen unseres Lebens durchleben und unserer persönlichen Sucht zugrundeliegende Ängste erkennen und überwinden. Mit Iboga ERLEBEN wir das Erwachsenwerden!

Das Ende kindlicher Bedürftigkeit

Mit diesen homöopathischen Arzneien wurde mir klar: Mein bisheriges Ringen, anderen nahebringen zu wollen, was und warum ich etwas mache, resultiert einzig und allein aus einer Sucht-Motivation (Bedürftigkeit) nach Bestätigung, und das ist kindliche Abhängigkeit. Um das wirklich zu realisieren, musste ich dann mit homöopathischer Elefantenmilch noch einmal ganz klein und zittrig werden, die Kontrolle komplett abgeben und, gehalten von einer Frau, den ganzen Schmerz aus mir rausbrechen lassen und weinen wie noch nie im Leben. Als Erwachsener regredieren wir in unserer Suche nach Geliebtwerden zu einem abhängigen Kind, das bereit ist, alles für diese Liebe zu tun und sich sogar vollkommen zu verbiegen – nur, um nicht (von anderen Menschen und vom Leben selbst) verlassen zu werden und das bisschen, was wir haben, auch noch zu verlieren. Und genau dieser touchdown to the ground, das klare innere Verstehen und Fühlen meiner wackeligen Suchtstrukturen, war der Absprungboden, den ich brauchte, um mich freizumachen.

Wir alle leben in einer kindlichen Gesellschaft und es lebt immer noch das Kind in uns, das sich den Eltern gegenüber für sein Sosein rechtfertigen muss – und genau da ist für mich der eigentliche Hebel, um auch homöopathisch anzusetzen. Ich sehe inzwischen viel deutlicher jeden in seiner kindlichen Überlebensstrategie, die er ums Verrecken verteidigt, solange sich ihm da noch keine neue Option eröffnet und das Vertrauen in die Realität einer neuen Verhaltensmöglichkeit geboren ist. Das heißt für mich aber auch, dass ich es nicht mehr zulasse, dass jemand aus seiner Angst heraus meine Freiheit einschränkt. Denn eins ist mir auch klar: Jedes Mal, wenn ich die Vorstellungen oder „gut gemeinten“ Ratschläge meines Gegenübers nicht umsetze, destabilisiere ich für einen Moment immer auch dessen Überlebensstrategie. So hat das „Ego“ eines Klienten verständlicherweise genaue Vorstellungen davon, bis wann ich ein störendes Symptom mit Homöopathie zu beseitigen habe. Auch wenn ich einen Behandlungsverlauf nicht vorhersehen kann, eines weiß ich sicher: Beschwerdefreiheit entsteht nicht, wenn das „Ich“ das will, sondern wenn das Symptom durch bewusste Integration überflüssig wird – und das ist in der Regel ein Prozess. Ohne diese Klarheit mache ich mich zum Verbündeten der Egostrukturen des Klienten, aufgrund derer das Symptom überhaupt erst entstanden ist. Insofern verhandle ich nicht mehr mit „Egos“, verbiege mich nicht mehr, weder privat noch als homöopathischer Arzt in meiner Praxis.

Ich lasse es nicht mehr zu, dass andere in meinem Leben in irgendeiner Weise kontrollierend eingreifen können und dafür bin ich notfalls auch bereit, alles loszulassen. Weil ich das Vertrauen habe, dass dann, wenn ich wirklich authentisch bin, mir das Leben sofort einen neuen Raum anbietet, der für dieses Mehr an Freiheit viel, viel passender, besser und weiter ist als der Raum, in dem ich vorher diese ganzen Deals gemacht habe. Dieses Vertrauen habe ich inzwischen! Dazu ermutigt mich homöopathisch auch immer wieder Plutonium. Dieses Mittel entspricht eigentlich dem, wie ich hier in dieser Welt leben möchte – und zwar radikal aus meiner „Radix“, aus meiner Wurzel, aus meinem Wesenskern heraus und dabei alles vertrauensvoll annehmend, was daraus resultiert. Wenn ich so lebe, dann ist es völlig egal, was passiert. Dann ist es nicht mehr relevant, wie es mir geht. Und das ist keine Verherrlichung eines schrecklichen Lebens oder Leidens, sondern es bedeutet, dass ich dieser Bewegung, die eben manchmal auch schlimm oder unangenehm ist, trotzdem eine Sinnhaftigkeit unterstelle, deren Zweck es ist, dass ich wachse und mich entwickele. Es ist wie ein Vertrauensvorschuss ans Leben.

Homöopathie ist dabei für mich seit 30 Jahren ein Werkzeug, das dieses spezifische Schlechtgehen in eine neue, bewusste Handlungsoption übersetzt und die bisherige Leidensebene damit überflüssig macht. Selbstverleugnung, also Ablehnung von Aspekten meiner selbst, muss sich dann beispielsweise nicht mehr unbewusst durch ein körperliches Leiden darstellen. Mit jeder Projektion, die wir zurückzunehmen in der Lage sind, indem wir diesen Projektions-Aspekt selbstverantwortlich in uns klären, kommen wir unserem vollen Kernpotential ein Stück näher und müssen unsere konstruktive Schöpfungsmacht nicht dazu verwenden, uns selbst klein zu halten oder sogar zu zerstören…

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer
auch als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

Homöopathische Tages-Workshops am Nerv der Zeit:

(jeweils 13-19 Uhr, 90,- Euro, Anmeldung erforderlich,
Praxis in 10999 Berlin-Kreuzberg, Reichenberger Str. 114)

Die Workshops beinhalten eine lebendige homöopathische Mitteldarstellung & Arzneigabe.

März-Workshops:
Verjüngung und Erneuerung mit Königslachs und Fischauge
Termine: Sa, 4.3.; Wiederholung So, 5.3. & Sa, 11.3. & So, 12.3.
& Sa, 18.3. & So, 19.3. & Sa, 25.3. & So, 26.3.

April-Workshops:
Dimensionssprung mit Leoparden- & Tigerblut, Jaguarfell u. Pumamilch
Termine: Sa, 1.4.; Wiederholung So, 2.4. & Sa, 8.4. & So, 9.4.
& Sa, 15.4. & So, 16.4. & Sa, 22.4. & So, 23.4. & Sa, 29.4. & So, 30.4.

Mai-Workshops:
Einbruch in die Freiheit mit Stramonium, hom. Ayahuasca (Santo Daime),
hom. Psilocybinpilz, Ibogarinde und Plutonium
Termine: Sa, 6.5.; Wiederholung So, 7.5. & Sa, 13.5. & So, 14.5.
& Sa, 20.5. & So, 21.5. & Sa, 27.5. & So, 28.5.

 

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