Dieses Jahr habe ich mir wieder etwas Besonderes für die Weihnachtszeit gegönnt. Etwas Neues, Unbekanntes, das aber doch zugleich in vielen deutschen Wohnzimmern zu Hause ist. Nun liegt dieser zapfenförmige Fruchtstand in meiner warmen Küche auf dem Tisch. Und ich warte und warte… Denn diese Frucht ist zwar köstlich, aber auch sehr eigenwillig. Langsam, Tag für Tag, platzen nun die kleinen Schuppen von der Oberfläche auf und fallen herab. Stück für Stück enthüllt die Monstera deliciosa ihr sahnigweißes Fruchtfleisch…

von Illian Sagenschneider

Das Fensterblatt (Monstera deliciosa) gehört zu den beliebtesten deutschen Zimmerpflanzen. Die immergrüne tropische Kletterpflanze mit den großen, löchrigen Blättern bildet sowohl lange Luft- als auch Kletterwurzeln aus und wuchert so munter durch unsere Wohnungen. Ranken die Wurzeln dabei zufällig in ein Aquarium hinein, filtern sie hier das Nitrat und Nitrit aus dem Wasser und machen die Fische glücklicher. Bekommt Monstera ausreichend Licht und Nährstoffe, bildet sie riesige, bis zu einem halben Meter breite Blätter aus. Man sagt, je wohler sie sich an ihrem Standort fühlt, desto mehr Löcher befinden sich in ihren Blättern. Während meines Studiums war ich sehr oft im Botanischen Garten und habe den Fensterblättern beim Wachsen zugesehen und sie dabei gezeichnet. Wenn sich so ein hellgrünes, bereits stark durchlöchertes Blattbaby aus den Achseln der Stengel schiebt und sich langsam entrollt, ist das für mich immer ein unglaubliches Wunderwerk an Falttechnik. Täglich bewegt sich so ein junges Blatt um ein paar Zentimeter und spannt sich immer mehr auf – ein wunderschöner Vorgang, wenn man ihn kontinuierlich verfolgt.

Eine seltsame, exotische Delikatesse

Hier habe ich auch zum ersten Mal ihre maiskolbenartig geformten Fruchtstände gesehen. Unter normalen Umständen bringt man Monstera nicht zum Blühen. Nur die perfekte Simulation ihrer Heimatbedingungen, wie sie in den Urwäldern Südamerikas vorkommen, führt zur Blütenbildung. Und dann bräuchten wir noch die passenden Käfer, um das Ganze ordentlich zu befruchten. Es ist also kein Wunder, dass die meisten von uns zwar die Blätter kennen, aber von ihren wunderbaren Früchten noch nie etwas gehört (oder gesehen) haben. Damals, während meines Studiums, wusste ich zudem auch nicht, wie unfassbar lecker diese Früchte sind. Jahre später habe ich mir über einen exotischen Spezialversand ein paar dieser Fruchtkolben bestellt – und sie einfach an einem warmen Ort in Ruhe rumliegen lassen. Mit ihrem eigenwilligen Reifungsverhalten ähneln sie fast schon einem Adventskalender: Man kann diese Frucht nämlich nicht einfach als Ganzes sofort essen. Solange die äußeren Schuppen des Fruchtstandes verschlossen sind, ist das darunterliegende Gewebe noch leicht giftig. Der unreife Teil enthält Oxalsäurekristalle und Calciumoxalatnadeln, die beim zu frühen Genuss zu unangenehmen Reizungen führen würden.

Erst wenn die kleinen Schuppen von ganz alleine abfallen, sind diese Substanzen auch abgebaut. Dann kann man von diesem Bereich die reifen, weißen Fruchtstückchen rauslösen und essen. Anschließend muss man wieder ein paar Tage geduldig sein, bis weitere Schuppen abfallen. Aber das darunterliegende, reife Fruchtfleisch macht dem lateinischen Namen des Fensterblatts „deliciosa“ nun alle Ehre: Das lange Warten wird mit einem süßen Geschmack von Pfirsich, Ananas, Banane und anderen undefinierbar-köstlichen Aromen belohnt. Die reifen Stellen der manchmal auch als „Ananasbanane“ bezeichneten Frucht kann man jetzt wie einen frischen Maiskolben abknabbern.

Die unbekannten Köstlichkeiten der Urwälder

Etwas zu erleben, was man noch nie zuvor im Leben gemacht hat, ist immer ein ganz besonderes Abenteuer. Und völlig unbekannte Urwaldfrüchte das allererste Mal zu essen, ist vor allem für Kinder etwas ganz Besonderes. So viele süße, aromatische Überraschungen sind in den alten Regenwäldern der Tropen verborgen. Und manche dieser Pflanzen, die hier nur kleinwüchsig zwischen unseren Schrankwänden stehen, entfalten sich dort erst richtig, wo damals die Wiege der Menschheit stand. An diese fruchtigen Schätze sind wir genetisch perfekt angepasst und sie helfen uns, unser volles Potential zu entfalten. Denn bei so ursprünglichen, natürlichen Lebensmitteln sind großer Genuss und Gesundheit noch eins. In meiner Kindheit bestand das besondere Essen an Weihnachten leider zu einem großen Teil aus hochverarbeiteten Schokoladen- und Fabrikzucker-Süßigkeiten, die mich weder besonders glücklich gemacht, noch mir gesundheitlich besonders gutgetan haben. Erst als ich viele Jahre später die wilden Regenwaldfrüchte kennenlernen durfte, wurde mir klar, was für eine große Vielfalt an Geschmack und Genuss uns unsere Supermarktnahrung vorenthält. Denn von der Geschmackstiefe und den euphorisierenden Wirkungen dieser Exoten war ich schlicht überwältigt. Egal, ob es der Cempedak aus Wildsammlung mit seinen natürlichen Nougat- und Schokoladenaromen war, die Jackfrucht mit ihrem phantastischem Weingummigeschmack, die Mangostane mit ihrem überirdischem Joghurtaroma, eine Litschi mit ihrem herrlichen Saft, die nach Buttercreme und Sahnetorte schmeckenden Duriane oder die unterschiedlichsten Sorten wirklich vollreifer Mangos – ich war zum allerersten Mal beim Essen tiefgreifend glücklich und hatte einen Genuss wie nie zuvor in meinem Leben.

Völlig neue, ursprüngliche Erfahrungen machen…

Seitdem begreife ich so langsam, welch enorme Bedeutung die Pflanzenvielfalt dieser alten Wälder für unsere Gesundheit hat. Daher ist es bei mir Tradition geworden – insbesondere zur Weihnachtszeit –, mir diese tropischen Köstlichkeiten zu gönnen. So kann ich mich jedes Jahr mehr von den Fabrikzuckersüßigkeiten entkonditionieren und auf echte Lebensmittel einlassen. Denn wie sollen wir und unsere Kinder fühlbare Gründe haben, den Regenwald zu schützen, wenn wir die Wirkung von wirklich ursprünglicher Nahrung nie richtig erlebt haben? Wenn wir im Grunde genommen nur groß geworden sind mit dem üblichen künstlichen Geschmacksentertainment von Gummibärchen, Chips und Schokolade? Wenn wir überwiegend nur konservierte Industriesüßigkeiten ohne Vitamine futtern, die uns letztlich krank machen?

Wir schützen das, was wir lieben. Und wir können nur die Dinge lieben, die wir kennengelernt haben. Wenn wir unseren Kindern und Liebsten solche natürlichen Erfahrungen schenken, schaffen wir echtes Glück und Erinnerungen, die uns wieder mit der Natur verbinden.

Ich werde meine erste Monstera-deliciosa-Frucht nie vergessen. Zu sehen, wie die Schuppen täglich weiter aufbrechen, als würde ein kleines Tierchen aus seinem Kokon ausbrechen. Und dann dieser Geschmack – noch viele Stunden nach dem Essen war ich regelrecht glücklich. Ein Gefühl, das ich bei normalen Süßigkeiten so nie hatte. Zusammen mit all dem anderen tropischen Obst wurde es das kulinarisch schönste Weihnachten, das ich je hatte. Danach spukten mir nur noch zwei Fragen im Kopf herum: Warum um alles in der Welt lerne ich so etwas Wunderbares erst jetzt kennen, und wo gibt es noch mehr davon…? 

Alle der oben genannten Exoten kann man bei „Jurassic Fruit“ bestellen. Mit Bio- und Rohkostqualität, fairen Preisen und der Unterstützung von Kleinbauern schaffen sie hier die Grundlage für den Erhalt der Wälder und unserer Gesundheit. www.jurassicfruit.com

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www.abenteuer-ernährung.com

Über den Autor

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gibt die grundlegenden Prinzipien einer gesunden wohlschmeckenden Ernährung in Wochenendseminaren weiter (und ab jetzt jeden zweiten Monat auch in SEIN).

Per Lichtbildvortrag, kombiniert mit einem großen Büffet aus tropischen Früchten, seltenen Pflanzen und Wildkräutern, möchte er das Thema Ernährung mit Spaß und Genuss erfahrbar machen, so dass sich das Wissen mit der Freude an neuen Lebensmitteln verbindet und Veränderungen der Essgewohnheiten leichter fallen.

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Tel. 0176-84484333

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