Das verletzte Kind in uns befreien und unser inneres Feuer entfachen

Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

Der Geburtsschrei

Das erste, was ich mit Nabelschnur erlebe, mitten auf dem Zebrastreifen einer großen Kreuzung, ist ein Attentat auf mich. Die Fußgängerampel war gerade auf Rot umgesprungen, als ein von links kommender SUV-Taxifahrer – statt abzubremsen – aufs Gas drückt und mich aufs Korn nimmt. Ich kann mich nur durch einen Sprung retten. Durch den Schock formt sich tief aus meinem Inneren eine unglaubliche Energie zu einem Schrei: „Ich bring dich um!“ Ich habe den SUV Fahrer, der Tötungsenergie in mir freigesetzt hatte,  trotz Verfolgung zwar nicht mehr gekriegt, aber die Atembeklemmungen, die ich kurz vorher hatte, waren komplett weg nach dem Schrei und ich habe seitdem eine unglaubliche Power.

Nachdem ich jahrelang erschöpft war, muss ich morgens erstmal zwei Stunden Yoga machen, weil ich sonst gar nicht weiß, wohin mit meiner Kraft. (Zitat aus der Nabelschnur-Prüfung von Melissa Assilem: „Ich war immer total erschöpft. Nach der Nabelschnur strömte die Lebenskraft buchstäblich in mich zurück. Ich nehme wieder am Leben teil“). Kurioserweise sah mir der SUV-Fahrer auch noch zum Verwechseln ähnlich. Als hätte ich mich selber versucht, zu überfahren oder als hätte ein Teil von mir einen anderen Teil aufgeweckt, der da im emotionalen Koma über den Zebrastreifen kriecht (Prüfungs-Zitat: Nabelschnur  ist ein gutes Mittel für emotionales Koma).

Wir realisieren ja in der Regel unser Koma gar nicht, denken, uns geht´s doch gut und wir haben alle Probleme gelöst. Nabelschnur ist hier der ultimative Wake-Up-Call und der Geburtsschrei ist ein Urschrei, mit dem unsere Kraft wiederkommt. Dieser Schrei muss anscheinend provoziert werden, um wach und lebendig zu werden. Der mich da aufs Korn genommen hat mit seinem SUV, war also eigentlich ein Geburtshelfer. Wie dem auch sei, es sollte wohl nicht sein, dass ich meinen SUV-Attentäter erwische, sondern dass ich meinen Urschrei/Geburtsschrei ausstoße. 

Im Mutterbauch sind wir durch die intakte Nabelschnur mit allem versorgt, natürlich auch mit Sauerstoff. Wenn die Nabelschnur durchtrennt wird, dann ist dieser Schnitt vollständig, unumkehrbar und die Sauerstoffzufuhr wird plötzlich unterbrochen. Wenn wir dann nicht diesen Schrei ausstoßen, mit dem wir unsere Lungen entfalten, selber atmen und damit für uns selbst und für Sauerstoff sorgen, dann haben wir ein Problem. Dieser Schrei muss vielleicht auch jetzt noch einmal ausgestoßen werden, denn jetzt ist unsere zweite Geburt, unsere oft krasse Selbstgeburt. 

Corona ist ein gigantischer kollektiver Geburtsprozess

Mir fällt auf, dass die zentralen Atemsymptome im Arzneibild der Nabelschnur mit der Covid-Symptomatik identisch sind („Gefühl eines Eisenbandes um die Brust verhindert das Durchatmen; Gefühl, beim Atmen die Luft nicht bis runter in die tieferen Lungenabschnitte zu bekommen“). Corona führt uns also mit seiner Symptomatik gewissermaßen an unser Geburtstrauma heran. Die homöopathische Nabelschnur kann uns den Sinn und den Aufforderungscharakter solcher Symptome bewusst machen und so den Körper als Darstellungsebene entlasten. Wir befinden uns in einem gigantischen kollektiven Geburtsprozess, den wir bewusst für unsere persönliche Entwicklung nutzen können. Die Nabelschnur ist dabei DAS aktuelle homöopathische Mittel am Nerv der Zeit. Sie ermöglicht uns jetzt Jahrzehnte nach unserer körperlichen Geburt unsere Selbstgeburt.

Mit ihr reisen wir noch Mal zurück zum Anfang unserer irdischen Existenz noch vor unserer ersten Verwundung. Dabei reinigen wir uns spiralförmig von allen traumatischen Überfremdungen. Wir betreten uns selbst, drücken die Reset-Taste (zurück auf Null) und orientieren uns bei unserem Neuentwurf ausschließlich an unserer Seelen-Matrix, der ursprünglichen Vorlage unserer Person. In der Nabelschnur begegnet uns das radikalste homöopathische Mittel, wenn es darum geht, für sich und seine Wahrheit einzustehen und sichtbar zu werden! Das griechische Omphalus heißt übersetzt Nabel, aber auch Machtzentrum! Urvertrauen bedeutet hier: Alles, was aus diesem Sichtbar-Werden resultiert, auch „Negatives“, ist richtig.

Ich habe das absolute Vertrauen, dass meine Wahrheit, auch wenn sie Angriff, Verfolgung  und Sanktion nach sich zieht, das Optimale für meine Entwicklung ist. Ich habe mit Nabelschnur erfahren, dass dieselbe Realität mich hoffnungslos verzweifeln lassen oder auch mit Vertrauen und Zuversicht erfüllen kann. 

Abtrennung und Wiederanbindung

„Ich hatte das seltsame Gefühl, MICH selbst zu betreten.“
Ich finde, dieses Mittel-Prüfungs-Zitat bringt die Wirkung der homöopathischen Nabelschnur auf den Punkt. Die durchschnittene Nabelschnur, das ist also nicht nur die komplette und irreversible Trennung von der Einheit mit der Mutter, sondern gleichzeitig eine Anbindung an unsere eigene Seelenmatrix. Wir betreten uns selbst, vielleicht erstmalig?! Die homöopathische Nabelschnur thematisiert beides! Mit der Abnabelung von der Mutter erleben wir einen radikalen Identitätswechsel. Wir sind nicht länger ein Wesen, das in der Mutter und damit in der Natur geborgen ist, sondern wir individualisieren uns zu einem eigenständigen Ich, das sich harmonisch in das große Ganze integriert.

Erleben wir frühe Symbiosestörungen, dann ist diese Wiederanbindung oft irreversibel gestört und das unerlöste innere Kind in uns dominiert unser gesamtes Leben. Dann finden wir keine Heimat in uns selbst und tun alles, um im Außen dazuzugehören. Sich als Außenseiter ausgeschlossen fühlen; sich als Mitglied zugehörig fühlen – das sind zentrale Nabelschnurthemen! Jede 2G-Situation ist eine Nabelschnur-Situation!!! Wie viele Entscheidungen treffen wir seit Corona einzig und allein aus der archaischen Angst, nicht mehr dazuzugehören?! Denn was sind wir denn? Wir sind ein Konglomerat von Versuchen, den Erwartungen der Menschen zu entsprechen, die für uns vermeintlich überlebenswichtig sind. Wenn ich überleben will, muss ich mich anpassen! Das gilt es noch einmal zu spüren als Erwachsener, damit unser inneres Kind das Vertrauen ins Leben wiederfinden kann. So würdigen wir das verletzte Kind in uns. 

Weggehen, um zu überleben

Meine persönliche Überlebensstrategie heißt: Wenn ich überleben will, dann muss ich gehen!

Auch ich wurde in Gruppen, in denen ich mich heimisch fühlte, immer wieder vor die Wahl gestellt: „Entweder du verleugnest dich selbst oder du gehörst nicht zu uns dazu!“ Die Eintrittskarte war immer: Du musst dich verbiegen!  Dummerweise habe ich wenig Spielraum in Sachen Selbstverleugnung. Da ist schnell diese innere Stimme, die mich vor die Wahl stellt: Wahrheit oder Tod? So schuf ich früh die Legende vom einsamen Einzelgänger-Wolf, die lautet: Ich will gar nicht dazugehören! Nicht zufällig habe ich mir auch mit der Homöopathie eine umstrittene Therapieform gesucht. So ist die mediale Verunglimpfung immer mal wieder und für einen kurzen Moment auch jetzt, da die homöopathischen Ärzte mal wieder die „bösen Pandemietreiber“ sind, ein willkommener Anlass für meinen Fluchtreflex nach dem Motto: Teil so einer Gesellschaft will ich ja auch gar nicht sein… Doch dann meldet sich leider schnell die Stimme meines ayurvedischen Arztes aus Indien, der mir vor Jahren lächelnd sagte: „Du hast einen Heilerpuls. Wenn du deinen Job nicht machst, dann holt dich Gott wieder ganz schnell zu sich!“

Aus diesem Konflikt hat mich die Nabelschnur mit folgendem Traum befreit: Es ging um die Aufnahme in eine spirituelle, betont friedliche (Yoga-) Gruppe. Die Leiterin signalisierte mir schnell durch die Blume: So, wie du bist, bist du nicht okay. Wenn du hier dazugehören willst, musst du dich ändern. Ich habe sie auf ihre versteckte Aggression offen angesprochen und war dann natürlich der Böse. Ein Gruppenmitglied ging mit mir daraufhin in einen Gang und fasste mich dabei ständig an nach dem Motto, wir sind ja alle in Berührung. Ich merke aber, dass diese Berührung von ihm eigentlich Gewalt ist und sage zu ihm: „Ab jetzt fasst du mich nicht mehr an, sonst passiert was !“ Es kommt zum  Eklat. Ich hatte mal wieder eine Gruppe gesprengt. Ich war schon dabei wegzugehen und fühlte mich mal wieder darin bestätigt, dass es für mich keinen Platz gibt, da kommt aus der Gruppe eine Frau hinter mir her. Irgendwie fühle ich mich durch ihre Worte wahrgenommen, gesehen und plötzlich bricht dieser ganze Schmerz in mir auf und ich musste losheulen. Dann spürte ich eine ganz tiefe Sehnsucht, eben doch dazugehören zu wollen. Aber auch eine ganz starke Kraft, die nicht dazugehören will zum Preis der Selbstverleugnung. Das ist mein innerer Lebenskampf und den löst die homöopathische Nabelschnur!  

Die tieferen Wunden sichtbar machen

In der Nabelschnur-Prüfung träumt eine Teilnehmerin folgendes: „.. die Menschen drängelten sich darum, verwundet zu werden, um ihre tieferen Wunden zu „verstärken“, so als ob die tiefe Wunde sichtbar werden müsse, um ausgedrückt werden zu können.“ Corona ist so ein Trigger für unsere tieferen Wunden. Mir persönlich hat mein Nabelschnur-Traum gezeigt, dass es jetzt nicht mehr darum geht, immer wieder abzuhauen. Und das ist das Tolle an Corona. Es zwingt mich, dazubleiben und diesen Schmerz zu fühlen. Ich kann nirgends mehr hin fliehen, weil die Situation überall die Gleiche ist. Ich muss hierbleiben und mich auseinandersetzen und diesen Schmerz noch einmal spüren, der mich letztendlich heilt und zu mir selbst bringt. Das zu begreifen, ist das Geschenk der Nabelschnur an mich. Die Nabelschnur hat mir gezeigt, das es in mir einen Teil gibt, der sich unendlich sehnt, mit dem, was mich ausmacht, mit meiner Einzigartigkeit, mit meiner homöopathischen Gabe in einem größeren Ganzen meinen Platz zu haben. Und das genau ist dieses Wieder-angeschlossen-Werden, was die homöopathische Nabelschnur ja macht. Wir durchlaufen einen Prozess, der es uns ermöglicht, wir selbst zu sein, unser Potential ungehindert zu entfalten und damit unseren Platz im Ganzen zu finden. 

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathieLebenskraftGeburtSauerstoffCoronaGeburtstraumaUrvertrauenKindÜberleben  – Wesenskern

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer
auch als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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