Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Ich habe dieses Jahr auf Kreta nicht nur Urlaub gemacht,
… sondern auch ein Chakra-Flow-Seminar homöopathisch begleitet.

Drei Tage vor Seminarbeginn hatte ich der Seminarleiterin einen Mix verschiedener homöopathischer Säuren gegeben. Innere „Säureschritte“, das muss man wissen, sind meist auch ziemlich krass. Homöopathische Säuren übernehmen einen fiesen, ätzenden, aber eben oft notwendigen Part, indem sie trennen, was nicht mehr zusammengehört. Aber eine Entbindung aus überlebten Strukturen, die uns zwar lange getragen haben, aber jetzt zum Gefängnis geworden sind, ist nun mal nicht angenehm. Das braucht Kraft, und die kommt homöopathisch aus den Säuren. Trennung ist nie harmonisch, hat immer auch diesen Aspekt von De-strukt-ion, also Zerstörung einer Struktur.

Am Abend vor Seminarbeginn gab´s eine Einführung in den Wochenplan:
Meditation vorm Frühstück, danach die Chakrameditation des Tages und abends noch Übungen. Alles natürlich ganz freiwillig. Aber dann ging´s los…. Wer nicht teilnimmt, der solle sich jedoch zumindest bewusst sein, dass er gerade flüchtet. Und abmelden müsse man sich auch vorher bei ihr. Am nächsten Tag, bevor es losging, in der Herzrunde, habe ich dann klar gesagt, dass ihre Regeln bei mir Druck und Widerstand erzeugt hätten. Ich möchte einfach frei sein und nur das machen, was ich wirklich will. Ich möchte mich auch nicht vorher abmelden – und morgens vor dem Frühstück werde ich definitiv nicht zum Meditieren im Raum sitzen, da bin ich immer draußen in meiner Bucht und mache meine private Meeresmeditation. Meinen Vorschlag, stattdessen ein paar Minuten zu warten, zu schauen, wer da ist, und dann anzufangen, hat die Seminarleiterin als Anregung aufgegriffen. Dann ging´s los mit der Wurzelchakra-Meditation. Alle stehen im Kreis mit Augenbinde, die geführte Meditation vom Band beginnt, Trommeln im Hintergrund. Ich drehe mich um – zwar noch im Kreis, aber mit Blick raus aufs Meer –, nehme die Augenbinde ab und merke: Das ist gefühlt für mich die richtige Position. Plötzlich steht die Seminarleiterin neben mir und sagt leise zu mir: „Du, Werner, wenn du möchtest, kannst du jetzt auch rausgehen aus dem Raum, weil manchmal kann das total befreiend sein, wenn man einfach ganz rausgeht.“ Ich antworte ihr, dass ich mich genau so, wie ich jetzt bin, völlig richtig fühle.

Nach der Meditation in der Herzrunde gebe ich folgendes Feedback: „So sehr ich die Seminarleiterin wirklich liebe, aber mir während der Meditation quasi zu sagen, `wenn du hier nicht mitspielen willst, kannst du auch ganz gehen´, empfinde ich als absolut übergriffig und den `gut gemeinten Rat´ als in Geschenkpapier eingewickelte Aggression.“ Die Seminarleiterin ringt mit der Fassung: „Dein Feedback trifft einerseits auf die souveräne Seminarleiterin, die ich auch bin, aber was ich gerade ganz stark spüre, ist das Kind in mir, das alles richtig machen will, damit sich alle wohlfühlen, und das die ganze Nacht nicht geschlafen hat.“ Dann bricht sie zusammen und fängt an zu weinen. Beendet das Seminar und verschwindet blitzschnell in ihrem Zimmer. Abends kommt ihr Partner zu uns mit den Worten: „Es geht ihr sehr schlecht und sie hat mich gebeten, sie zu vertreten.“ Dann ging bei mir voll der Film ab. Scheiße, war ich zu krass? Hab´ ich´s übertrieben? Ich bin wieder mal der Zerstörer, Scheiß-Gruppen und ich hab´ sowieso nirgends einen Platz… In meinem Kopf jagten sich tausend Gedanken wie der, dass sie mir den Mund verbietet, wenn ich weiter teilnehmen will, etc… Innerlich hatte ich mich schon längst selber rausgeschmissen – auch wenn überhaupt gar keine Sanktion kam.

Die Mutter retten, dem Vater gefallen

Am nächsten Morgen dann mein Ritual in meiner wunderschönen Bucht.
Nach dem ersten Durchgang im Meer lege ich mich auf einen Felsen. Kein Mensch da. „Die sitzen jetzt alle im stickigen Raum und ich hab´ meine Meditation in der Natur, ungestört“, denke ich mir. Plötzlich höre ich jemanden sagen: „Ach, bist du auch hier?“ Ich öffne die Augen, und da steht vor mir eine tiefenentspannte Seminarleiterin. Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass die Seminarleiterin, vertreten von ihrem Partner, zusammen mit mir in der Bucht ihr eigenes Seminar schwänzt. „Weisste was, Werner“, sagt sie, „das hat eigentlich seit deinem Säuremix schon die ganze Zeit in mir gebrodelt. Ich möchte, dass es allen gut geht, möchte Licht und Liebe in die Welt bringen, möchte immer noch die Mutter retten und dem Vater gefallen. Und dann kam dein Bumms und alles ist zusammengebrochen. Mir wurde klar: In dieser Leitung des Seminars komme ich gar nicht vor als Person, gehe völlig unter. Ich bin so extrem feinfühlig, spüre alle anderen, nehme alles wahr in der Gruppe, aber gehe selber verloren in meiner Arbeit. Für mich ist es eine unglaubliche Befreiung, dass ich jetzt während meines eigenen Seminars in der Bucht bin.“

Nach zwei Tagen hat sie dann noch mal angesetzt, das Seminar wieder übernommen, woraufhin ihr am Strand eine Biene in die Schläfe sticht. Abends beim Ecstatic-Dance hat sie dann noch schön das Gift im Körper verteilt. Morgens um vier ruft mich ihr Partner zu Hilfe, weil sie dabei war, einen anaphylaktischen Schock zu entwickeln. Auf allen vieren am Boden kauernd in Todesangst konnte sie nicht mal den Kopf heben. In drei Schritten (Angst unterbrechen, Blutdruck stabilisieren und Gift ausleiten) konnte ich sie mit einer homöopathischen Notfallintervention in 30 Minuten stabilisieren.

Vom Leben auf den Boden gedrückt

Beim letzten Chakra, dem Kronenchakra, hat sie es dann noch mal versucht und ihre Lieblingsmeditation abgespielt. Das vernichtende Feedback der Gruppe daraufhin konnte sie da aber schon nehmen. Sie hatte die Botschaft endgültig verstanden. Am letzten Tag standen wir in der Bucht, sie hat mich umarmt, laut gelacht und gesagt: „Werner, ich war diese Woche so richtig Scheiße! Das war mein letztes Seminar, das ich auf Kreta gegeben habe. Ich werde jetzt nur noch Einzelbehandlungen geben und Menschen punktuell unterstützen. Aber diese Führung von Seminaren mit dem Versuch, zu helfen und zu retten, das überfordert mich völlig und ist überhaupt nicht mein Ding! Der kindliche Wunsch in mir, Liebe zu bekommen und dafür diese Rolle zu erfüllen, war so stark – ich musste wirklich vom Leben bis auf den Boden gedrückt werden – so, dass ich nicht mal mehr den Kopf heben konnte –, um diese Struktur wirklich loszulassen.“

Es hat mich tief berührt, so hautnah mitzuerleben, was es wirklich heißt, sich aus einer überlebten Struktur zu emanzipieren. Wir gehen mit diesen ganzen kindlichen Gefühlen, mit dieser ganzen Angst da durch. Und mir selbst ist noch mal klargeworden: Ich war schon immer ein Zerstörer der überlebten Struktur, worunter ich mein Leben lang gelitten habe. Ich bin sozusagen ein Ortungssystem für völlig marode Strukturen, individuell und kollektiv. Was ich lernen muss, ist mich für diese „Zerstörung“ nicht schuldig zu fühlen, sondern die Qualität darin zu sehen. Denn aus der bisherigen Erfahrung dieser Rolle habe ich die Legende vom einsamen Wolf entwickelt, der gar nicht erst Teil einer Gruppe sein will, um so dem Schmerz des Ausgeschlossenwerdens zu entgehen. Deshalb war diese Woche für mich eine sehr heilsame Erfahrung: Ich durfte erleben, wie sich jemand bei mir bedankt, dass ich seine tragende Struktur zerstört habe. Wir waren im selben Moment „Arschengel“ (= wenn jemand deine wunden Punkte trifft) füreinander. Sie war mit ihrer Bemerkung „Wenn du nicht mitspielst, dann geh doch gleich ganz raus“ genau die Projektionsfläche, die ich für meinen Prozess brauchte, und ich habe ihren Versuch, den Vater zufriedenzustellen, geschrottet. Aber wir waren glücklicherweise beide so bewusst, dass wir nicht alte Bilder der Feindschaft wieder aus der Mottenkiste geholt haben, sondern gemeinsam durchs Nadelöhr gegangen sind.

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer
auch als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

Homöopathische Tages-Workshops am Nerv der Zeit:

(jeweils 13-19 Uhr, 90,- Euro, Anmeldung erforderlich,
Praxis in 10999 Berlin-Kreuzberg, Reichenberger Str. 114)

Die Workshops beinhalten eine lebendige homöopathische Mitteldarstellung & Arzneigabe.

September-Workshops:
Homöopathie aus dem Meer – Tauchgang in die Dunkelkammer der Seele

Nirgends sind wir so berührbar wie in unseren Wunden. Sich zu trauen, diese auch zu zeigen, dazu ermutigen die homöopathischen Meeresmittel (Wal, Delphin, Tintenfisch, Tigerhai, Meeresschildkröte, Meerwasser, SALZ, Meerschwamm und Rote Koralle).

Wenn kämpfen keinen Sinn mehr hat, man gar nichts mehr machen, nur noch geschehen lassen kann und keine Wahl mehr bleibt, als zu akzeptieren, was ist – was passiert dann? Einsatzgebiet der Meeres-Homöopathie ist ein im Tiefsten gestörtes Urvertrauen.

Homöopathie aus dem Meer hilft dabei, sich zu ergeben, allen Widerstand fahren zu lassen, sich der Fügung zu fügen, mit Demut statt Mut in unsere Seelentiefe zu kommen und uns direkt aus unserer Kraftzentrale Unterbewusstsein heraus zu orientieren.

Termine: Sa, 2.9.23, Wiederholung: So, 3.9. / Sa, 9.9. / So, 10.9. / Sa, 16.9. / So, 17.9.

2 Responses

  1. Claudine
    Super

    Danke Werner💜, immer wieder neu..für s Teilen Deiner persönlichen und doch übergreifenden und berührenden Schilderungen

    Antworten
  2. Bettina Fuchs

    Für mich ist W.B der begnadetste Homöopath in seiner Art! Mit absoluter Zielsicherheit für die Themen in der Zeit stellt er sich zur Verfügung, hinzuschauen und zu spüren!Um vertrauensvoll den eigen verschlungenen Weg zur inneren Mitte zu gehen.

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